Sachverhalt: 1.
Anlass Die
rasante Entwicklung der Stadt Regensburg seit den 80er Jahren hat zu der Frage
geführt, ob eine Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs in und um
Regensburg die Einführung einer modernen Stadtbahn bzw. Regio-Stadtbahn nach
Karlsruher Vorbild berechtigt. Insbesondere der Berufsverkehr (über. 60.000
Berufs- und Ausbildungspendler), aber auch ein Teil des Kunden- und
Besucherverkehrs in die Innenstadt sollen auf die öffentlichen Verkehrsmittel verlagert
werden, damit das künftige Straßenverkehrsaufkommen in Regensburg weitestgehend
mit dem vorhandenen Straßennetz bewältigt werden kann. Für die Einführung einer
Regio-Stadtbahn spricht auch die wesentlich höhere Attraktivität gegenüber dem
Bus, die schon mehrfach empirisch nachgewiesen wurde. Mit ihrem
Beschluss zum Verkehrsentwicklungsplan hat sich die Stadt Regensburg 1997 zum
Ziel gesetzt, im Stadt-Umland-ÖPNV alle Möglichkeiten für die Ertüchtigung des
Schienenverkehrs auf den vorhandenen Trassen auszuschöpfen und des weiteren die
Realisierung eines Stadtbahnsystems im Stadtgebiet als Option zu sichern und
bei anstehenden Planungen zu berücksichtigen. In den
zurückliegenden Jahren wurde auf dieser Grundlage die Einführung einer
Regio-Stadtbahn bei allen relevanten Baumaßnahmen im Stadtgebiet berücksichtigt
(z. B. Nibelungenbrücke, Galgenbergbrücke, Einkaufszentrum Arcaden,
Entwicklungsmaßnahme Burgweinting). Ferner wird die Neueröffnung der
Haltepunkte Burgweinting (2006/2007) und Walhallastraße angestrebt. Als
Leitprojekt ist die Regio-Stadtbahn mit einer vorläufigen Linienführung im
Regensburg-Plan 2005 enthalten. Angesichts
der erfolgten Vorleistungen ist es notwendig zu prüfen, ob die Einführung einer
Regio-Stadtbahn oder Stadtbahn technisch und wirtschaftlich im Raum Regensburg
darstellbar ist. 2.
Konzeptstudie Regio-Stadtbahn Regensburg 2.1
Aufgabenstellung Die Stadt
Regensburg hat parallel zur Erstellung eines regionalen Nahverkehrsplanes
Regensburg eine Konzeptstudie Regio-Stadtbahn vergeben, die Aufschluss über die
künftige Rolle des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) und des Bussystems geben
soll. Unter Berücksichtigung verkehrlicher und verkehrswirtschaftlicher Aspekte
sollten drei Varianten geprüft werden: • S-Bahn,
die ausschließlich auf der heute vorhandenen Eisenbahninfrastruktur fährt
(Regensburg-Stern) • Regio-Stadtbahn,
die in Anlehnung an das Karlsruher Modell sowohl auf der vorhandenen
Eisenbahninfrastruktur als auch auf einer neu zu errichtenden
Stadtbahninfrastruktur im Raum Regensburg verkehrt. • Stadtbahn, die auf einer
komplett neu zu errichtenden Stadtbahninfrastruktur fährt. Ferner
sollte die Konzeptstudie folgende Fragen beantworten: • Welche
verkehrlichen Auswirkungen hätte die Realisierung eines (Regio-)
Stadtbahnkonzeptes? • Sind
die Investitionen in eine Stadtbahninfrastruktur aus gesamtwirtschaftlicher Sicht
zu rechtfertigen und wären damit die Voraussetzungen für eine Förderung nach
dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) erfüllt? • Mit
welchen Folgekosten müsste die Stadt Regensburg als Aufgabenträger für den ÖPNV
bei Realisierung eines derartigen Konzeptes rechnen? Mit der
Erstellung wurde das Büro Intraplan Consult, München beauftragt, das auch die
Nutzen-Kosten -Untersuchung Busbrücke Regensburg erstellt hat und daher über
entsprechende Vorkenntnisse (aktualisiertes Netzmodell) verfügt. Die Erstellung
der Konzeptstudie wurde von einem Arbeitskreis begleitet, der sich u. a. aus
Vertretern des Regensburger Verkehrsverbundes (RVV), der Gesellschaft zur
Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis Regensburg (GFN),
der Regensburger Verkehrsbetriebe (RVB) und der Verwaltung zusammensetzte. 2.2 Ergebnisse der Konzeptstudie (s.
Anlage 1) S-Bahn Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) beabsichtigt im nächsten Jahr die Leistungen für einen S-Bahnähnlichen Betrieb auf den elektrifizierten Zufahrtstrecken zum Regensburger Hauptbahnhof auszuschreiben. Für folgenden Strecken ist damit ein attraktiveres Angebot zu erwarten (weitgehend durchgehender Stundentakt mit Verdichtung in der HVZ): Parsberg – Beratzhausen – Regensburg, Ingolstadt – Neustadt (Donau) – Regensburg, Landshut – Neufahrn – Regensburg, Straubing – Sünching – Regensburg. Damit steht voraussichtlich ab 2009
für die Region ohne Zusatzkosten für den öffentlichen Personennahverkehr ein
Angebot zur Verfügung, das durch ein ergänzendes Regio-Stadtbahn-System für das
Umland nur geringfügig verbessert werden könnte. Es ist insbesondere auch zu
berücksichtigen, dass eine Regio-Stadtbahn geringere Reisegeschwindigkeiten
erreicht und damit in der Regel langsamer ist als der Zug. Ferner können die
fahrgaststarken Hauptstrecken Neumarkt – Regensburg – Straubing und Landshut –
Regensburg nicht in ein Regio-Stadtbahn-Konzept einbezogen werden, da diese
Strecken schon heute so stark frequentiert sind, dass zusätzliche
Regio-Stadtbahnzüge auf den vorhandenen Gleisstrecken nicht mehr möglich sind. Regio-Stadtbahn Unter Berücksichtigung der oben
dargestellten Rahmenbedingungen und der bereits für die Region geplanten
Verkehrsprojekte wurde ein „Stadtbahn-max-Netz“ entworfen, das ein
Regio-Stadtbahn-Netz nach Karlsruher-Modell auf der Relation Kelheim –
Regensburg – Burglengenfeld mit Außenästen nach Hainsacker, Donaustauf und
Neutraubling enthält. Die prognostizierten Fahrgastpotentiale liegen allerdings
– das zeigt die nun vorliegende Untersuchung - insbesondere auf den Außenästen
im Umland unter den für einen wirtschaftlichen Betrieb erforderlichen
Schwellenwerten von 4.000 bis 5.000 Fahrgästen pro Tag (Summe aus Richtung und
Gegenrichtung). Vor diesem Hintergrund muss aus heutiger Sicht die Einführung
einer Regio-Stadtbahn in Regensburg als unrealistisch angesehen werden. Das schlechte Abschneiden ist darauf
zurückzuführen, dass die doch erheblichen Aufwendungen für den Stadtbahnbetrieb
nicht durch Einsparungen im Buskonzept kompensiert werden können. Auch die
nutzenrelevanten Teilindikatoren (MIV-Betriebskosten, Reisezeitnutzen,
Abgasemissionen, Unfallschäden) fallen relativ gering aus, weil die Stadtbahn
gemessen an der Bezugssituation nur vergleichsweise geringe Vorteile
hinsichtlich Reisezeiten und ÖPNV-Bedienungsqualität bietet. Stadtbahn Auch ein reduziertes
„Stadtbahn-max-Netz“, das sich nur auf die fahrgaststarken Äste im Stadtgebiet
bezieht und das als „Reduktionskonzept“ bezeichnet wurde, erzeugt nur
ca. 9.000 zusätzliche Personenfahrten am Tag mehr im Vergleich zu einem Netz
ohne Stadtbahn. Das durchgeführte Standardisierte Bewertungsverfahren zeigt,
dass der Gesamtnutzen, der durch das „Reduktionskonzept“ erzielt wird, die
erforderlichen Investitionen in Fahrweg und festen Einrichtungen nicht
annähernd rechtfertigt. Eine Förderung nach GVFG ist damit auszuschließen.
Ferner würde sich der Kostendeckungsfehlbetrag für den ÖPNV in der Stadt
Regensburg um 4,3 Mio. Euro im Jahr erhöhen. Stadtbahn „Dienstleistungsachse“ Dem gegenüber zeigen die erstellten Netzmodelle herausragende Fahrgastpotentiale auf der „Stadtbahn-Achse“, die weitgehend identisch ist mit der sog. „Dienstleistungsachse“ aus der Stadtentwicklung. Hier liegen heute bereits Fahrgastaufkommen in einer Größenordnung vor, die in anderen Städten mit schienengebundenen Verkehrsmitteln abgewickelt werden. (weit über 10.000 Fahrgäste am Tag). Eine „Stadtbahn-Achse“ hier wäre gut ausgelastet. Ob diese singuläre Achse als Ausgangsbasis für ein Stadtbahnnetz dienen kann, ist weiter zu untersuchen. Für diese Fragestellung sind aber betriebliche Abläufe ebenso detailliert zu erfassen wie erreichbare Reisezeitgewinne. Auch die Frage des einzusetzenden Fahrzeuges spielt eine Rolle. 3.
Weiteres Vorgehen Die
vorliegende Konzeptstudie zeigt deutlich, dass die sonst übliche Vorgehensweise
zur Begründung von Infrastrukturmaßnahmen im ÖPNV in Regensburg nicht zum
Erfolg führen wird. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die
Bezugssituation (Ohnefall) kaum noch Gestaltungsspielräume lässt. Eine
„langsame“ Regio-Stadtbahn kann nicht mit einer „schnellen“ Regional-S-Bahn
konkurrieren. Eine Regio-Stadtbahn hat aber nur dann eine Chance, wenn diese
auch wirklich offensiv zum Ersatz von heutigen Bahnverkehren eingesetzt wird,
d. h. wenn zumindest Regionalbahnverkehre auf ihrem kompletten heutigen
Linienweg ersetzt werden können. Die
Verwaltung hält es angesichts der noch offenen Fragen für sinnvoll, den oben
skizzierten Fragestellungen außerhalb der rein finanziellen Betrachtung einer
standardisierten Bewertung nachzugehen. Bisher blieb unberücksichtigt, dass in
den kommenden Jahren ja auch Optimierungen und Investitionen erforderlich
werden, die zur Sicherstellung bzw. Aufrechterhaltung eines attraktiven ÖPNV
notwendig sind. So stößt die innerstädtische Busbedienung auf einigen Strecken
bereits heute an ihre Kapazitätsgrenze, und es stellt sich die Frage, wie auf
weitere Fahrgaststeigerungen reagiert werden soll. Außeracht
blieb bisher auch, dass die Stadtbahn als städtebauliches und
stadtentwicklungsplanerisches Element eingesetzt werden kann. Von einer
schnellen und attraktiven Stadtbahn-Verbindung zwischen bevölkerungsstarken
Wohngebieten (z.B. Konradsiedlung, Burgweinting) und der Innenstadt sowie wichtigen
öffentlichen und privaten Dienstleistungseinrichtungen (Agentur für Arbeit,
Finanzamt, Hochschuleinrichtungen, Kliikum, Donaueinkaufszentrum, Regensburg
Arcaden) können neue städtebauliche Entwicklungsimpulse ausgehen. In vielen
anderen Städten im In- und Ausland wird mit der Einführung oder dem Ausbau von
Stadtbahnkonzepten Stadtentwicklung und z. T. auch Stadtreparatur betrieben. In
Regensburg könnte die Stadtentwicklung an einer Linie mit hohen
Fahrgastpotentialen ausgerichtet werden (s. Abb. Stadtbahn-min-Konzept). Außerdem
wären zunächst noch alternative technische Lösungen zu prüfen, wie z.B. in
Clermont-Ferrand eingesetzt. Dort sind die Stadtbahnwagen mit Reifen
ausgestattet und werden über eine Mittelschiene geführt. Dadurch lassen sich
ggf. die notwendigen Investitionen in den Fahrweg reduzieren, zumal
gummibereifte Fahrzeuge hinsichtlich Steigungen und Radien einen flexibleren
Einsatz erlauben (vgl. Bild: Tramway Clermont-Ferrand). Der
Ausschuss beschließt: Der
Ausschuss nimmt das Ergebnis der Konzeptstudie zur Kenntnis. Die
Verwaltung wird beauftragt weitergehende Untersuchungen – wie in der Vorlage
dargestellt – durchzuführen.
Anlagen: Konzeptstudie Regio-Stadtbahn Regensburg – Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse Stadtbahn-min-Konzept Bild: Tramway Clermont-Ferrand
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