Vorlage - VO/10/5493/61  

 
 
Betreff: Wettbewerbsvorbereitungen zum Neubau einer ÖPNV-Ersatztrasse
Welterbeverträglichkeitsgutachten - Ergebnisbericht
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Stadtplanungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Entscheidung
08.07.2010 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                            

 

 

Sachverhalt: 

 

 

Planungsauftrag

 

Die Verwaltung wurde im Februar 2009 mit der Vorbereitung und Durchführung eines Planungswettbewerbes zur Realisierung einer altstadtnahen Donaubrücke für Linienbusse beauftragt. Ziel ist es, für die beiden ÖPNV-Brückentrassen östlich und westlich der Steinernen Brücke städtebaulich qualitätvolle Lösungen zu finden.

 

Mit Beschluss 33 COM 7B.105 des UNESCO- Welterbekomitees in Sevilla wurde im Juni 2009 dem vorgesehenen Wettbewerbsverfahren grundsätzlich zugestimmt. Ergänzend wurde eine zusammenfassende Darstellung und Evaluierung sämtlicher relevanter Planungsunterlagen im Rahmen eines Welterbeverträglichkeitsgutachtens gefordert.

 

Die Erforderlichkeit eines Welterbeverträglichkeitsgutachtens vor der Wettbewerbsauslobung wurde mit Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst vom August 2009 bekräftigt.

 

 

Büroauswahlverfahren

 

Im Rahmen eines freien Verhandlungsverfahrens wurde aus einer Reihe von international renommierten Gutachterteams die Bürogemeinschaft

§         terra.nova Landschaftsarchitektur / Stadtplaner, München mit

§         EISENLAUER VOITH Architekten und Stadtplaner, München

ausgewählt und im Februar 2010 mit der Erstellung eines Welterbeverträglichkeitsgutachtens für ÖPNV-Ersatztrassen in Regensburg beauftragt.

 

 

Gutachtenerstellung

 

Bei einer Auftaktveranstaltung im Februar 2010 wurden die Grundlagen zur Erstellung des Welterbeverträglichkeitsgutachtens aufgestellt und ein gemeinsam erarbeiteter Kriterienkatalog entwickelt. Weitere Abstimmungsgespräche zwischen mit den Gutachtern und den städtischen Fachstellen fanden im März und April 2010 statt.

 

Am 23. März 2010 wurden die Mitglieder des Regensburger Welterbesteuerungskomitees in einem Zwischenbericht zur Welterbeverträglichkeitsstudie für eine mögliche altstadtnahe Donauquerung durch die Gutachter informiert. Das Welterbesteuerungskomitee hat hierbei den methodischen Ansatz der Studie bestätigt.

Am 12. Mai 2010 wurde die Endfassung des Gutachtens an Herrn Prof. Lipp und alle Mitglieder des Welterbesteuerungskomitees weitergeleitet. Am 28. Mai wurde die Endfassung des WEV-Gutachtens mit einem Begleitschreiben der Stadt Regensburg an die UNESCO übergeben.

 

Ergebnis des Gutachtens

 

In der Betrachtung der wesentlichen Kriterien zur Sicherung des außergewöhnlich universellen Wertes des Welterbes „Altstadt Regensburg mit Stadtamhof“ (outstanding universal value) kommen die Gutachter zu der Aussage: „Die vorliegende Studie widmet sich der zentralen Frage, ob der außergewöhnliche universelle Wert (AUW / engl. OUV) der Welterbestätte Regensburg durch das Errichten einer ÖPNV-Ersatztrasse, zu der zwei alternative Konzepte und zwei Standortoptionen vorliegen, maßgeblich herabgesetzt oder dauerhaft beschädigt wird. Beide Trassenvarianten entfalten aufgrund ihrer jeweils spezifischen Lagen im städtischen Kontext sehr unterschiedliche Wirkungsmechanismen in Bezug auf das Erscheinungsbild des Welterbes.

 

Die Westtrasse besitzt durch ihre Nähe zum historischen Zentrum grundsätzlich einen beachtenswerten Einfluss und Beeinträchtigungspotenzial gegenüber den zentralen Bestimmungsfaktoren des Weltkulturerbes. Bei der Bewertung möglicher Auswirkungen auf die Authentizität und Integrität des schützenswerten Gutes und seinen außergewöhnlichen universellen Wert ist zu beachten, dass der südliche Anschlussbereich der Trassenlage West im Mittelalter ein robuster Verkehrs- und Wirtschaftsraum war. Die Donau war ein bedeutender Verkehrsweg und die entlang des Donausüdufers angelegten Holz- und Weinländen waren Orte des Güterumschlags, die Anlieferungszone der Stadt. Mit seiner Lage im Norden, vor den Mauern der Stadt, diente dieser Stadtbereich vorwiegend funktionalen Bedürfnissen und besaß keinen repräsentativen Charakter.

 

Für den Standortbereich der Osttrasse ist keine vergleichbare Bedeutung innerhalb des mittelalterlichen Stadtgefüges bekannt. Sie befindet sich zudem in einer Randposition zu Stadt-amhof und insbesondere zum baulichen Ensemble der Regensburger Altstadt. Aufgrund der bestehenden räumlichen Distanzen und der eingeschränkten Sichtbarkeit der Osttrasse ist sie in Bezug auf das Erscheinungsbild der Stadt nahezu wirkungslos und damit ohne maßgeblichen Einfluss auf den außergewöhnlichen universellen Wert des Weltkulturerbes.

 

Da die ausführlichen Untersuchungen zu den visuellen Auswirkungen der beiden Trassenoptionen im Stadtbild auch für die Westtrasse das Ergebnis erbrachten, dass ihre Trassenführungen in der dargelegten Form keine massiven Störungen des Stadtbilds oder der Wirkung des Altstadtensembles entfalten und dadurch keine unverträglichen Beeinträchtigungen des außergewöhnlichen universellen Werts des Guts verursachen, werden seitens der Gutachter beide Optionen als welterbeverträglich beurteilt. Sie werden zudem als Maßnahmen im nominierten Gebiet eingestuft, die geeignet erscheinen, die Lebensfähigkeit der Altstadt nachhaltig zu stärken. Sie entsprechen damit einem wichtigen Eckpunkt im Bemühen um den dauerhaften Erhalt des außergewöhnlichen universellen Werts der Welterbestätte Regensburg mit Stadtamhof“.

 

 

Weiteres Vorgehen und Zeitplanung

 

Die Welterbeverträglichkeitsgutachten soll im Juli 2010 dem UNESCO-Welterbekomitee auf seiner Sitzung in Brasilia vorgestellt werden.

 

Das Verfahren zur Realisierung der ÖPNV-Ersatztrasse kann danach, in Abhängigkeit von der Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitees, mit der Auslobung eines Realisierungswettbewerbs weitergeführt werden.

 

Der Ausschuss beschließt:

 

Der Ausschuss beschließt:

 

Der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen nimmt den Sachstandsbericht zu den laufenden Wettbewerbsvorbereitungen zum Neubau einer ÖPNV-Ersatztrasse sowie das vorliegende Welterbeverträglichkeitsgutachten vom 28. Mai 2010 zur Kenntnis.

 

Anlagen:

 

Anlagen:

 

- Welterbeverträglichkeitsgutachten „ÖPNV-Ersatztrassen Regensburg“

- Begleitschreiben der Stadt Regensburg vom 28. Mai 2010 an die UNESCO

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Begleitschreiben_WEV_engültig (148 KB)    
Anlage 2 2 139_Welterbeverträglichkeitsgutachten (51650 KB)