Sachverhalt:
1. Anlass Bereits in der Vergangenheit wurden zur Unterstützung und Stärkung der Altstadt als Einkaufs-, Wohn- und Arbeitsplatzstandort Maßnahmen zur Verbesserung der Parkierungssituation durchgeführt. So wurde beispielsweise 1996 der Verkehrsentwicklungsplan beschlossen und 2003 die Parkraumbewirtschaftung im öffentlichen Raum neugeordnet.
Mit der Generalsanierung des Parkhauses Dachauplatz ging zeitweise ein eingeschränktes Parkplatzangebot einher. Fünf Monate musste dieses zentrale Parkhaus komplett gesperrt werden, was sich nach Aussagen der verschiedenen in der Altstadt agierenden Straßen- und Standortgemeinschaften auch in rückläufigen Passantenzahlen und damit niedrigeren Umsätzen in der Altstadt deutlich bemerkbar machte. Mit dem Abriss und Neubau des Parkhauses St. Petersweg Anfang 2011, aber auch mit der geplanten Bebauung des Donaumarktes, sind in naher Zukunft weitere temporäre, teilweise auch dauerhafte Auswirkungen auf die Stellplatzsituation in der Regensburger Innenstadt verbunden. Verschiedenste Interessenvertretungen und Standortgemeinschaften, z. B. die Aktionsgemeinschaft Altstadt, die Interessengemeinschaft Königsstraße oder die Interessengemeinschaft Obermünsterviertel, befürchten Frequenzrückgänge in der Altstadt und damit Umsatzeinbußen für den Einzelhandel und die übrigen Gewerbetreibenden, wenn ein ersatzloser Wegfall der Stellplätze erfolgen sollte.
Mit der Verabschiedung des Leitbildes für den Einzelhandel in der Regensburger Altstadt hat sich die Stadt unter anderem dem Leitziel „Die Altstadt ist offen für alle Verkehrsteilnehmer/innen“ verpflichtet. Zur Optimierung des fahrenden und parkenden Pkw-Verkehrs gilt es deswegen, entfallende Parkierungsmöglichkeiten adäquat und zeitnah zu ersetzen. Vor diesem Hintergrund sollen die gegenwärtige Parkierungssituation in der Altstadt, die beabsichtigte Zeitschiene der Maßnahmen / Projekte aufgezeigt und mögliche Strategien / Lösungswege für die Zukunft dargelegt werden.
2. Parkmöglichkeiten in der Innenstadt / Auslastung der Stellplätze Am Rande der Regensburger Altstadt bzw. in unmittelbarer Nähe befinden sich insbesondere folgende Parkhäuser / Parkmöglichkeiten (siehe Tabelle 1).
Die Parkhäuser weisen derzeit bei der Betrachtung eines normalen Werktages noch Freikapazitäten auf. An den Samstagen sind die Parkhäuser zwar stärker ausgelastet, allerdings bestehen auch hier noch Freikapazitäten. Dabei ist auffällig, dass insbesondere das Castra Regina Center im Süden der Altstadt kaum wahrgenommen und dementsprechend nur unzureichend genutzt wird (rund 250 frei zur Verfügung stehende Stellplätze an einem Werktag). Darüber hinaus bestehen aber auch in den westlichen Tiefgaragen (Arnulfsplatz) und beim Parkhaus Petersweg vor allem wochentags, aber auch an Wochenenden noch ungenutzte Kapazitäten, während die östlich der zentralen Altstadt gelegenen Stellplätze insbesondere an den Wochenenden überwiegend ausgelastet sind. Gerade in der Vorweihnachtszeit kommt es zu Engpässen in fast allen Parkierungseinrichtungen.
Tabelle 1: Parkierungsanlagen in der Innenstadt
(u. a. http://www.regensburg.de/parkinfo/index.php)
Parkhaus St. Petersweg Die Auslobung des Realisierungswettbewerbes zum Abriss und Neubau eines öffentlichen Parkhauses in der südlichen Altstadt von Regensburg mit Ideenteil zur Gestaltung angrenzender Straßen und Plätze erfolgte im April 2009. Im November / Dezember 2009 folgte die Ausstellungseröffnung / Preisverleihung zu den Ergebnissen, wobei zwei Entwürfe noch einmal überarbeitet und im Januar 2010 präsentiert wurden. Für die sich daran anschließende Werkplanung mit Baugenehmigung und Vergabe veranschlagen die Stadtwerke rund ein Jahr, so dass im Januar 2011 der Abriss des Parkhauses erfolgen wird. Für den Abriss und Neubau des Parkhauses wird mit einer Dauer von rund 18 Monaten gerechnet. Vor dem Weihnachtsgeschäft, das heißt im November 2012, soll nach Aussage der Stadtwerke Regensburg das neue Parkhaus den Altstadtbesuchern wieder zur Verfügung stehen. Nach dem Wettbewerbsergebnis soll die Kapazität des Parkhauses Petersweg von 450 auf circa 560 Stellplätze erhöht werden. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass etwa 40 Stellplätze am Jesuitenplatz und im Bereich der ehemaligen Tankstelle am Parkhaus ebenfalls in den Neubau verlagert werden. Gemäß dem Stadtratsbeschluss vom 19.06.2007 „Bedarf an Quartiersgaragen in der Altstadt von Regensburg und Bereitschaft möglicher Nutzer an der Anmietung oder an der Finanzierung bzw. dem Kauf der Stellplätze“ ist vorgesehen, dass ein Teil der Stellplätze aus dem Obermünsterviertel (ca. 80 bis 100) im Parkhaus St.-Peters-Weg Anwohnern zur Verfügung gestellt wird.
In der Bauzeit sind sowohl für die insgesamt rund 170 dauervermieteten Stellplätze (gemäß Auskunft Stadtwerke, Stand 19.04.2010) als auch für die Altstadtkunden und -besucher geeignete Ersatzstellplätze bzw. Ausweichmöglichkeiten aufzuzeigen.
Donaumarkt
Für die geplanten Nutzungen (Einzelhandel, Wohnen, Dienstleistungen) am Donaumarkt müssen Stellplätze in Form einer Tiefgarage realisiert werden. Insgesamt bedarf es jedoch aufgrund des dauerhaften Wegfalls der rund 360 Kurzzeitparkplätze einer Kompensation an anderer Stelle.
Wöhrdstraße / Jacobigelände Für das Jacobigelände ist ein Hotel bzw. eine Jugendherberge mit Parkhaus angedacht. Rund 480 planungsrechtlich mögliche Stellplätze sollen in einem Parkhaus realisiert werden, ein geringer Teil davon ist an die Hotelnutzung bzw. an die Jugendherberge gebunden. Für die insgesamt rund 230 vorhandenen Stellplätze am Jacobigelände müssen zumindest temporär Ausweichmöglichkeiten aufgezeigt werden.
In dem neu zu schaffenden Parkhaus sind neben den Stellplätzen für Beherbergungsgäste insbesondere auch Anwohnerstellplätze vorgesehen. Grundsätzlich ist das Vorhaben zur Kompensation der am Donaumarkt entfallenden Stellplätze infolge der Lage zur Altstadt und räumlichen Nähe geeignet. Um die Stellplatzsituation nicht zu verschärfen, wird empfohlen, mit der Maßnahme am Jacobigelände erst im Anschluss an die Fertigstellung des Parkhauses Petersweg zu beginnen, d. h. Anfang 2013. Rund 1,5 Jahre werden für die Bauzeit veranschlagt.
4. Empfehlung und Strategie zur Kompensation der entfallenden Stellplätze Nachfolgend wird die Strategie zur Kompensation der entfallenden Stellplätze dargelegt. Diese wird in einer Karte, siehe Abbildung 2, zusammengefasst:
0 Unterer Wöhrd / Nibelungenbrücke
Aus Sicht der Verwaltung ist es unbedingt notwendig, im Vorfeld aller Maßnahmen den bestehenden Parkplatz am Unteren Wöhrd (ehem. Eisstadion) viel stärker in die Überlegungen miteinzubeziehen. Er kann als Ersatz / Kompensation für das Jacobigelände, aber auch den Donaumarkt dienen. Im vorliegenden Parkleitsystem wird der Untere Wöhrd als P&R-Platz vermarktet. Dies ist nicht ganz korrekt, da dies die Lage an einer Autobahn und nicht in unmittelbarer Nähe zur Altstadt vermuten lässt. Gerade für Touristen, die durchaus bei entsprechender Parkleitung auch etwas entferntere Stellplätze anfahren, birgt dieser Parkplatz Potentiale. Mit dem Erfolg der Vermarktung des Unteren Wöhrds unmittelbar verbunden und auch dessen ganz besonderer Reiz ist der Fußweg von rund acht Minuten in die Altstadt mit dem typischen Stadtpanorama Regensburgs. Eine städtebaulich attraktivere Gestaltung der Werftstraße als Donaupromenade und interessante Fußwegeverbindung wäre dringend geboten. Des Weiteren befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Parkplatz die Bushaltestelle Jugendherberge.
Wegfall von 490 Stellplätzen ab Frühjahr 2011 bis Herbst / Winter 2012 1 Eine Option stellt die Verlagerung der Dauermieter ins Castra Regina Center dar, damit stünde das Parkhaus am Dachauplatz überwiegend den Altstadtkunden und -besuchern zur Verfügung. Die Altstadtkunden werden ebenfalls verstärkt an das Castra Regina Center verwiesen (durch entsprechende Informationen); mit dem Betreiber sollte zumindest für den Zeitraum der Bauphase versucht werden, eine Einigung darüber zu erreichen, dass auch hier die gleichen Konditionen wie in den Altstadtparkhäusern vorliegen. Entsprechende Gespräche wurden bereits geführt, die konkreten Ergebnisse stehen noch aus. Sowohl für den Betreiber als auch die Stadt ist hiermit eine win-win-Situation vorhanden: Das Parkhaus wäre besser ausgelastet und zur Verfügung stehende Kapazitäten werden effizienter genutzt. Derzeit sind im Durchschnitt mehr als 250 Stellplätze nicht belegt! Ein Grund für die bisherige geringe Nutzung und Akzeptanz dieses Parkhauses war sicherlich die baulich schlecht gelöste Einfahrtssituation. Diese hat der neue Betreiber der Parkgarage Castra Regina Center mittlerweile behoben.
è Das Parkhaus am Petersweg wird auf insgesamt circa 560 Stellplätze vergrößert. Diese zusätzlichen Stellplätze müssen sinnvollerweise auch für eine teilweise Deckung des Anwohnerbedarfs (der im Zuge der Quartiersgestaltung entfallenden Anwohnerstellplätze) genutzt werden. Diese „Anwohnerstellplätze“ sollten, sofern nicht belegt, zumindest am Tag auch den Altstadtkunden und -besuchern zur Verfügung stehen.
2 Jacobigelände / Wöhrdstraße
voraussichtlicher Wegfall von 230 Kurzzeitstellplätzen ab Anfang 2013 bis Mitte 2014 2 2 Æ Durch den Bau eines Hotels / einer Jugendherberge mit Parkhaus mit insgesamt rund 480 planungsrechtlich möglichen Stellplätzen könnten die wegfallenden Anwohnerstellplätze kompensiert und auch zusätzliche Stellplätze für die Öffentlichkeit geschaffen werden.
Wegfall von insgesamt 360 Kurzzeitstellplätzen (Frühjahr 2013 Verlust von zunächst 150 Stellplätzen, Anfang 2014 Verlust von 170 und Ende 2015 / Anfang 2016 Verlust der restlichen Stellplätze) 3 3 3 für einen Teil der Anwohner können in einer Quartiersgarage südlich der Ostengasse Stellplätze geschaffen werden Æ durch das Projekt werden von den entfallenden 360 Stellplätzen zwar wieder Stellplätze in einer Tiefgarage realisiert. Diese stehen jedoch nicht mehr der Öffentlichkeit, sondern den neuen Anwohnern / Nutzungen zur Verfügung.
§ Verbesserung des dynamischen Parkleitsystems (numerische Restplatzanzeige) und dessen Vermarktung. § Der Dultplatz ist zu veranstaltungsfreien Zeiten mit seinen rund 2.400 Stellplätzen intensiver zu nutzen. § Ausschöpfung des Potentials der P+R Plätze: 334 Stellplätze stehen beim P+R West, beim Krankenhaus Barmherzige Brüder in der Prüfeninger Straße, zur Verfügung. Das Parkticket ist zugleich ein Busticket für bis zu vier Personen in die Innenstadt und zurück. Auch das E.ON-Parkhaus bietet zumindest bis Ende 2011 am Wochenende weitere P+R Kapazitäten, das Parkticket gilt ebenfalls als Busticket. Eine bessere Vermarktung dieser besonderen Konditionen ist erforderlich. § Private Stellplätze / Überlassung von Behördenstellplätzen außerhalb der Dienstzeiten: Es wurden unterschiedliche Möglichkeiten geprüft, ob und in welchem Maße altstadtnahe Stellplätze öffentlicher Institutionen für Kunden und Anwohner zur Nutzung herangezogen werden könnten. Das nachfolgende Ergebnis liegt derzeit vor: 4 Die Osteuropa-Institute (Landshuter Straße 4) und die Regierung der Oberpfalz (Ägidienplatz Süd) stellen ihre Stellplätze weiterhin in der Vorweihnachtszeit der Öffentlichkeit zur Verfügung. 4 Das Parkhaus in der Bahnhofstraße 16 ist vollständig ausgelastet, so dass keine Öffnung möglich ist. 4 Mit dem Landesamt für Finanzen an der Bahnhofstraße 7 finden noch Gespräche statt. § Die Stadt Regensburg wird im Parkhaus Dachauplatz für die Dauer des Neubaus des Parkhauses Petersweg ebenfalls Stellplätze frei machen und den Altstadtkunden und -besuchern zur Verfügung stellen.
Zusätzlich notwendige Maßnahmen im ÖPNV Im Zusammenhang mit der stärkeren Einbeziehung der Stellplätze am Unteren Wöhrd wird empfohlen, den günstigen Altstadtzonentarif des ÖPNV in eine Innenstadtzone auszuweiten (Abgrenzung vgl. Abb. 2 und Abb. 3). Mit dieser Maßnahme wäre das Parken am Jacobigelände / Wöhrdstraße und am Unteren Wöhrd / Nibelungenbrücke attraktiver.
Darüber hinaus hätte der erweiterte Altstadtzonentarif zur Folge, dass Kunden sowohl des Donaueinkaufszentrums als auch der Arcaden an den Einkauf im Einkaufszentrum einen Einkaufsbummel oder einen Gastronomiebesuch in der historischen Altstadt kostengünstig anschließen könnten. Die Altstadt wird durch diese Maßnahme gestärkt, die oberzentralen Standorte der Stadt besser miteinander verknüpft. Diese Maßnahmen und Verbesserungen im ÖPNV bedürfen selbstverständlich einer entsprechenden Vermarktung und Werbung.
Von enormer Bedeutung für die Akzeptanz und die Nutzung des Tickets ist die gezielte Vermarktung dieser Neuerung mit all ihren Vorteilen in der Stadt, insbesondere aber im Umland (Einzugsgebiet der Stadt Regensburg).
Mögliche weitere Maßnahmen im ÖPNV Insbesondere in der Vorweihnachtszeit bestehen Engpässe der öffentlichen Stellplatzkapazitäten in der Regensburger Altstadt bzw. Innenstadt, so dass bereits in der Vergangenheit auf die Bereitschaft der öffentlichen Institutionen zurückgegriffen wurde, die Behördenstellplätze außerhalb der Dienstzeiten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. In den kommenden Jahren werden darüber hinaus noch weitere Maßnahmen notwendig sein, werden doch die Stellplatzkapazitäten durch die Baumaßnahmen in der Weihnachtszeit reduziert sein. Eine Möglichkeit besteht in der Wiedereinführung des Regensburger Weihnachtsbusses mit der entsprechenden Vermarktung. Es wird daher intensiv zu prüfen sein, ob ab 2011 der Weihnachtsbus wieder eingeführt werden sollte, um den Engpässen der Stellplatzsituation in der Vorweihnachtszeit zu begegnen.
5. Fazit Grundsätzlich ist die Grundausstattung der Regensburger Innenstadt mit Stellplätzen als gut zu bewerten. Durch die aufgezeigten Möglichkeiten der Nutzung von bisher unzureichend ausgeschöpften Potentialen, der vorübergehenden Aktivierung von zusätzlichen Stellplatzpotentialen von Seiten der städtischen Verwaltung sowie den aufgezeigten Maßnahmen im ÖPNV (Innenstadtzone, ggf. Weihnachtsbus) können die Stellplatzsituation und die Erreichbarkeit der Regensburger Altstadt insgesamt als zumindest befriedigend bewertet werden. Entscheidend wird sein, die einzelnen Baumaßnahmen so einzutakten, dass keine größeren Engpässe über einen längeren Zeitraum entstehen.
6. Weiteres Vorgehen / Zukunft
Bestandteil der anstehenden Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans wird auch die Untersuchung der Parkraumsituation in der Regensburger Altstadt, inklusive einer genaueren Betrachtung des Parkleitsystems, sein.
1. Vom Bericht der Verwaltung wird Kenntnis genommen.
2. Die aufgezeigten Maßnahmen sollen, sofern sie von der Stadt beeinflussbar sind und die notwendigen Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, umgesetzt und mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden; Maßnahmen Dritter sollen, sofern erforderlich, im Rahmen verfügbarer Haushaltsmittel unterstützt werden.
Anlagen: |
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