Sachverhalt:
1. Information: Das Fraunhoferinstitut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik – Umsicht hat in einer Studie zum Thema Kunststoffe in der Umwelt, Mikroplastik/Makroplastik vom Juni 2018 die Problematik von Kunstrasenplätzen in diesem Umfeld aufgegriffen. Demnach sei der Eintrag in die Umwelt durch das sog. Infill-Material sehr hoch. Die Studie geht dabei von einer jährlichen Nachfüllmenge von durchschnittlich 7-10 Tonnen Granulat pro Platz aus. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat am 11. Januar 2019 einen Beschränkungsvorschlag gemäß Anhang XV der REACH-Verordnung (1907/2006/EG) veröffentlicht, mit dem das Inverkehrbringen von „bewusst zugesetztem“ Mikroplastik verboten werden soll. Darunter fällt auch das als Füllstoff („Infill“) verwendete Kunststoffgranulat für Kunststoffrasensysteme. Das Verbot soll nach derzeitigem Stand bereits 2021 in Kraft treten.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Deutsche Fußballverband (DFB) haben dazu bereits eine Stellungnahme abgegeben, in der eine Übergangsfrist von sechs Jahren gefordert wird.
Im Stadtgebiet Regensburg gibt es zurzeit sechs Kunstrasenplätze, davon ein Kleinfeld.
- Das Kleinfeld wird von der Universität Regensburg betrieben, dazu haben wir keine weiteren Informationen. - Großspielfeld Alfons-Auer-Straße 5.400 qm, Verfüllt mit Kunststoffgranulat, Unterhalt und Betrieb durch Sportclub Regensburg - Großspielfeld Kirchfeldallee, 7.630 qm, Verfüllt mit Kunststoffgranulat – Unterhalt und Betrieb durch SV Burgweinting - Großspielfeld Kaulbachweg, 7.140 qm, Verfüllt mit Kunststoffgranulat – Menge unbekannt, Unterhalt und Betrieb durch SSV Jahn Regensburg - Großspielfeld Glashüttenstraße, 6.500 qm, Verfüllt mit EPDM-Neu-Granulat und Quarzsand, Unterhalt und Betrieb durch Ballspielclub Regensburg – Inbetriebnahme Feb. 2019 - Großspielfeld Weinweg, 6.500 qm, gebaut schon 2001, nicht verfüllt, Kurzflor für Hockey, Betrieb durch Stadt Regensburg, Amt für Sport und Freizeit
Nach Auskunft der Betreiber der Regensburger Kunstrasen, liegen die Nachfüllmengen erheblich unter der vom Institut angenommenen Menge von 10 Tonnen sondern real bei 400 - 500 kg/Jahr. Außerdem wird das durch den Spielbetrieb ausgetragenen Granulat i.d.R. zum größten Teil aus den Rinnen am Spielfeldrand wieder gesammelt oder zusammengekehrt und wieder eingebracht oder falls verschmutzt in den Restmüll gegeben. Das Granulat ist teuer, so dass die Vereine selbst darauf achten, den Verbrauch gering zu halten. Ob und wieviel Granulat in die Umwelt gelangt lässt sich nicht feststellen, ist aber wohl verhältnismäßig wenig. Trotzdem ist dies nicht zu vernachlässigen und soll deshalb durch folgende Maßnahmen nochmals verringert werden.
a. Kritische Prüfung von Neubauanträgen: Ein für alle zugängliches und umfangreiches Sportangebot ist – vor allen Dingen in Ballungsgebieten wie der Stadt Regensburg – nur durch die Verfügbarkeit von ganzjährig nutzbaren Sportanlagen zu gewährleisten. Kunststoffrasenplätze spielen hierbei, insbesondere für den Fußball, eine wichtige Rolle, da sie eine intensivere Nutzung als Sportrasenplätze oder Tennenplätze erlauben. Auch der aktuelle Sportentwicklungsplan der Stadt Regensburg empfiehlt die Ausweitung von Kunstrasenplätzen um in den Übergangszeiten die unbespielbaren Rasenplätze und die Hallen zu entlasten.
Die Verwaltung wird jedoch bei Neubauanträgen alle Alternativen wie Hybridrasen oder unverfüllte Kunstrasen prüfen bevor einem Neubau zugestimmt wird.
b. Alternative Füllstoffe zu Kunststoffgranulat Sollte ein Neubau eines Kunstrasenplatzes als unumgänglich eingeschätzt werden, so sollen alternative Füllstoffe genutzt werden, die weniger Kunststoffeintrag erwarten lassen.
Neben dem häufig genutzten Kunststoffgranulat existieren für Kunststoffrasensysteme alternative Füllstoffe, die in Teilen auch bereits beim Betrieb von Sportanlagen genutzt werden. So werden in Deutschland aktuell Kunststoffrasenplätze teilweise mit Sand und/oder Kork verfüllt. Neu auf dem Markt sind auch Kunststoffverbunde mit natürlichen Stoffen, die ebenfalls gut belastbar sind aber nur 25% Kunststoffanteil haben. Zudem gibt es auch Kunststoffrasensysteme, die ohne elastischen Füllstoff betrieben werden können. Es existieren bisher allerdings nur wenige belastbare Studien darüber, wie sich diese Alternativen qualitäts- und kostenmäßig (z.B. hinsichtlich Bespielbarkeit und Lebensdauer) vergleichen lassen. Zudem müsste untersucht werden, ob und wie sich die Bespielbarkeit oder das Verletzungsrisiko der alternativ befüllten Kunststoffrasenflächen bei den verschiedenen Alternativfüllungen verändert. Die Verwaltung prüft alle Alternativen und wägt Vor- und Nachteile ab. Die Umweltverträglichkeit ist dabei der wichtigste Faktor.
c. Handlungsempfehlungen für Sportvereine und Sportanlagenbetreiber, um kurzfristig den Austrag von Mikroplastik in die Umwelt zu verringern. Für die bestehenden Kunstrasenplätze gibt das Amt für Sport und Freizeit für die betreibenden Vereine Handlungsempfehlungen heraus, wie diese den Austrag in ihrem Einflussbereich auch kurzfristig durch gezielte Risikomanagementmaßnahmen signifikant reduzieren können.
In Frage kommen dazu: - Technische Maßnahmen zur Zurückhaltung eines Materialaustrags vor Ort (z.B. Rinnenfilter mit Sedimentationsstrecken an Abläufen, Schmutzfangmatten, Schuhbürsten am Ausgang) - und organisatorische Maßnahmen beim Betrieb der Sportplätze (z. B. regelmäßige Reinigung der Spielfeldränder, Auffangsiebe, Information Spieler und Platzwarte)
Die Verwaltung unterstützt die Betreiber der Kunstrasenplätze bei evtl. notwendigen Investitionen durch Zuschüsse.
Der Ausschuss beschließt:
Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen. Anlagen:
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