Vorlage - VO/20/16889/52  

 
 
Betreff: Fortsetzung des Bundesprogramms "KiTa Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung" an den Standorten
Kinderhaus Pestalozzi und KiTa Ostpreußenstraße
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Referent für Bildung Dr. Hage
Federführend:Amt für Tagesbetreuung von Kindern   
Beratungsfolge:
Ferienausschuss
25.08.2020 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ferienausschusses ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag

Sachverhalt:

1. Allgemeine Informationen zum Bundesprogramm

Im Fokus des Bundesprogramms stehen Kinder und Familien, die bisher nicht oder nur unzureichend Kindertagesbetreuung als Form der frühen Bildung nutzen.

Dies können Familien sein, die in ökonomischen Risikolagen, familiärer Bildungsbenachteiligung oder stark belasteten Sozial- und Wohnverhältnissen leben. Auch Kinder mit Fluchthintergrund finden bislang trotz des bestehenden Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz- nur schwer Zugang zur Kindertagesbetreuung. Dabei profitieren gerade sie vom Besuch einer Kita oder einer Kindertagespflege. In der Kindergemeinschaft lernen sie schnell die deutsche Sprache und knüpfen Kontakte.

Das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend fördert seit 2017 einen niedrigschwelligen Zugang zu Angeboten der Kindertagesbetreuung. Jeder geförderte Standort erhält bis zu 150.000 Euro im Jahr. Die Kommunen nutzen die Mittel für die Finanzierung von Koordination, pädagogischem Personal und Sachbedarf zur Umsetzung der Angebote. 

Seitens der Bundesregierung wurde entschieden, Mittel für eine Fortsetzung des Bundesprogramms „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ bereitzustellen. Das Bundeskabinett hat am 18. März 2020 einen entsprechenden Eckwertebeschluss für das Haushaltsjahr 2021 gefasst. Dieser sieht zusätzlich 22 Millionen Euro für  die Fortführung des Bundesprogramms „Kita-Einstieg“ vor. In der ebenfalls beschlossenen Finanzplanung des Bundes sind für das Jahr 2022 ebenfalls 22 Millionen vorgesehen. Die Mittel sollten im Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2021 und im Finanzplan des Bundes am 17. Juni 2020 entsprechende abgebildet sein. Nach telefonischer Rücksprache mit einem Vertreter des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend am 07. Juli 2020 wurde mitgeteilt, dass, bedingt durch die Corona-Pandemie, der Beschluss des Bundeshaushalts auf September 2020 verschoben wurde. Damit ist die Förderung der bisherigen Standorte des Bundesprogramms „Kita-Einstieg“, vorbehaltlich der Zustimmung des  Haushaltsgesetz-gebers, in gleichbleibender Höhe von bis zu 90% Fördervolumen voraussichtlich weiterhin sichergestellt.

2. Struktureller Aufbau:

2.1. Personal:

Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ wird derzeit in Regensburg an zwei Standorten umgesetzt. und ist mit unterschiedlichem Fachpersonal ausgestattet. Die Personalkosten setzen sich wie folgt zusammen:

 

Wochenstunden

Stellenbezeichnung

Eingruppierung

Arbeitsplatzkosten

Kinderhaus
Pestalozzi:

 

 

 

19,5

Koordinierungsstelle

S 12

45.675,- €

19,5

Erzieherin

S 8 b

40.650,- €

19,5

Erzieherin

S 8 b

40.650,- €

19,5

chin

EG 5

31.225,- €

 

 

 

 

KiTa Ostpreußenstraße:

 

 

 

19,5

Koordinierungsstelle

S 12

45.675,- €

19,5

Erzieherin

S 8 b

40.650,- €

19,5

Tagesmutter

S 2

28.175,- €

 

Sachkosten geschätzt:     21.000,00 €   

Gesamtkosten:     293.700,00 €

Zuwendung geschätzt:    150.000,00 €   

Eigenanteil der Stadt Regensburg pro Jahr:  143.700,00 €

 

Im Haushaltsjahr 2020 stehen ausreichend Haushaltsmittel zur Verfügung. Die erforderlichen Mittel werden auch in den zukünftigen Haushalts- und Finanzplanungen berücksichtigt.

2.2. Qualitätssicherung:

 

Alle Standorte von „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ werden fachlich begleitet und beraten durch die Servicestelle des Bundes in Berlin. Niederschwellige Angebote, Info-Veranstaltungen und fachliche Qualifikation von Mitarbeitern werden vor Beginn einer neuen Maßnahme auf deren Projektrelevanz überprüft, nach Abschluss dokumentiert, ausgewertet und reflektiert. Neben der Qualitätssicherung leistet die Servicestelle über die telefonische Fachberatung auch Unterstützung bei konkreten Anliegen vor Ort.

 

Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation finden durch Mitarbeiter der Universität Paderborn statt. Dadurch wird eine gleichbleibend hohe Qualität der inhaltlichen Arbeit von „Kita-Einstieg“ gewährleistet.

 

Zusätzlich werden an beiden Regensburger Standorten, je nach Angebot, zusätzliche projektspezifische Dokumentationen erstellt.  Alle Dokumentationsformen haben einen gleich hohen Stellenwert und werden kontinuierlich weiterentwickelt.

 

2.3. Zielgruppe:

 

Es hat sich gezeigt, dass familiäre  Unterstützungs- und Beratungsangebote dann besonders hilfreich sind, wenn sie wohnortnah und niederschwellig organisiert sind. Die Angebote von „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ sind offen für alle Familien im Sozialraum. Sie haben zum Ziel, die Selbsthilfe- und Selbstwirksamkeitspotentiale von Eltern und anderen an der Erziehung beteiligten Personen zu aktivieren.

 

2.3.1. Kinderhaus Pestalozzi:

 

Das Kinderhaus Pestalozzi befindet sich im inneren Osten von Regensburg, der im Vergleich zu anderen Stadtteilen relativ stark besiedelt ist. Der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund ist mit ca. 25 % überdurchschnittlich hoch. Dies bedingt sich zum einen durch die Belegung der ehemaligen Kasernengebäude mit Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften für geflüchtete Menschen, zum anderen durch den hohen Anteil an Wohnungen mit Sozialbelegung. Kinder die das Kinderhaus Pestalozzi besuchen, weisen derzeit zu über 80 % einen Migrationshintergrund auf. 

 

2.3.2. Kindertagesstätte Ostpreußenstraße:

 

Die Kindertagesstätte Ostpreußenstraße liegt im Norden von Regensburg, der Konradsiedlung. Im Umfeld der Einrichtung befinden sich Wohnungen mit äerst hoher Sozialbelegung. Ungefähr 75 % der Kinder haben einen Migrationshintergrund. Die Kindertagesstätte verfügt über 5 Gruppen und bietet Platz für 118 Kinder, davon haben ca. 30 % einen besonderen Förderbedarf.

 

3. Umsetzung:

 

3.1. Bedarfsanalyse:

 

Sowohl im Kinderhaus Pestalozzi als auch in der KiTa Ostpreußenstraße wurde im Rahmen der Konzeptionsentwicklung durch die Koordinierungs- und Netzwerkstelle in Kooperation mit den pädagogischen Fachkräften eine Sozialraumanalyse erstellt und daraus resultierend eine entsprechende Vorgehensweise bei der Angebotserstellung entwickelt. Für beide Standorte trifft folgendes zu:

 

  • Aufgrund ihrer schwierigen Lebenslage haben viele Kinder einen erhöhten Förderbedarf der sich nur durch passgenaue Zusatzangebote abdecken lässt.
  • Zugangshindernisse für Familien bestehen aufgrund von Sprachbarrieren oder sozialen Notlagen.
  • Die betroffenen Familien haben zu wenige Informationen über das deutsche bzw. bayerische Bildungs- und Sozialsystem und nehmen deshalb nicht alle Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch, die zur Verfügung stehen.

 

3.2. Angebotsstruktur:

 

Resultierend aus den Ergebnissen der Bedarfsanalyse wurden Angebote für Familien mit Kindern in folgenden Bereichen installiert:

 

  • Bildung und Betreuung

z. B. Eltern-Kind-Turnen, Spielgruppen, Musik und Tanz, Vorlesepaten, Deutschkurs

  • Begegnung und Mitgestaltung

z. B. Familienfrühstück, Internationales Kochen, Spiel & Spaß im Park

  • Information und Selbstwirksamkeit

z. B. Themenfrühstück, offenes Familienzimmer, Info-Wand, Künstler-Workshop

  • Beratung und Service

z. B. Gesundheitsberatung, begleitende Hilfen, Erziehungsberatung, Verschenk-Schrank

  • Gemeinsame Feste und Veranstaltungen

 

3.3. Weiterentwicklung:

 

Durch die in den letzten zwei Jahren geschaffenen Strukturen haben sich die Angebote von „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ oft als erste Anlaufstelle für Familien in schwierigen Lebenslagen entwickelt. Vielen Kindern konnte ein besserer Zugang zu institutioneller Bildung und Betreuung ermöglicht werden. Die begleitenden Maßnahmen für Eltern stärken deren Bewusstsein für die Bedeutung frühkindlicher Bildung und schaffen die Basis für eine gute Integration in die Gesellschaft.

Die guten Kontakte zu vielen verschiedenen Netzwerkpartnern vor Ort können genutzt werden, um schnell und unbürokratisch auf Bedarfe von Familien zu reagieren und deren Selbstwirksamkeit zu stärken.


Der Ferienausschuss beschließt:

Die Fortführung des Bundesprogramms KiTa Einstieg für die Jahre 2021 und 2022 wird vorbehaltlich der weiteren Bundesfinanzierung für die Standorte Pestalozzi Kinderhaus und KiTa Ostpreußenstraße genehmigt. Die Stadt übernimmt die notwendigen zusätzlich anfallenden Kosten.