Vorlage - VO/22/19059/54  

 
 
Betreff: Stadtteilorientierte Seniorenarbeit - Einrichtung eines Treffpunkt Seniorenbüro - Aktivzentrums im Generationenzentrum Hohes Kreuz
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Bürgermeisterin Dr. Freudenstein
Federführend:Seniorenamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Soziales und allgemeine Stiftungsangelegenheiten Vorberatung
02.06.2022 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und allgemeine Stiftungsangelegenheiten geändert beschlossen   
Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung
06.07.2022 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag

Sachverhalt: 

 

1. Ausgangslage:

Das Seniorenamt der Stadt Regensburg ist verantwortlich für die Umsetzung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes und für die Koordination, Moderation und Steuerung der Angebote der Seniorenarbeit. Die hauptamtlichen Beratungsangebote der Bereiche „Fachstelle für pflegende Angehörige“, „Fachstelle Wohnen und Technik“, „Anlaufstelle für ältere Menschen“ sowie des Pflegestützpunktes sind zentral in der Johann-Hösl-Str. 11/11b angesiedelt. Weitere Standorte sind der „Treffpunkt Seniorenbüro“ im Mehrgenerationenhaus, das Beratungsbüro „SelbstBestimmt im Alter“ in der Kumpfmühler Straße 52 und der „Treffpunkt-Seniorenbüro-Aktivzentrum“ am Theodor-Heuss-Platz.

Grundlage kommunalen Handelns sind gesetzliche Bestimmungen. Im Sozialgesetzbuch (SGB XII) ist die Altenhilfe bundesrechtlich wie folgt geregelt:

Alten Menschen soll außer den Leistungen nach den übrigen Bestimmungen dieses Buches Altenhilfe gewährt werden. Die Altenhilfe soll dazu beitragen, Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern und alten Menschen die Möglichkeit zu erhalten, selbstbestimmt am Leben in der Gemeinschaft teilzunehmen und ihre Fähigkeit zur Selbsthilfe zu stärken 71 SGB XII).“

 

r Bayern ist die rechtliche Grundlage in Artikel 69 AGSG festgelegt, u.a. werden die Kommunen verpflichtet, ein integratives, regionales seniorenpolitisches Gesamtkonzept zu erstellen. In welchem Rahmen und in welchem Ausmaß die beschlossenen Maßnahmen umgesetzt werden, entscheidet jede Kommune nach den örtlichen Gegebenheiten im Rahmen ihres Selbstverwaltungsrechts.

 

2. Weiterentwicklung der Seniorenarbeit der Stadt Regensburg

Das aktuelle Seniorenpolitische Gesamtkonzept 2022 für die Stadt Regensburg orientiert sich am Quartiersansatz. Demnach ist handlungsleitend, dass ältere Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt und selbstständig in der eigenen Wohnung bzw. dem Wohnumfeld verbleiben können und eine selbstbestimmte und solidarische Teilhabe am Leben gewährleistet werden muss.

Der Quartiersansatz wird aktuell mit dem Treffpunkt Seniorenbüro Aktivzentrum am Theodor-Heuss-Platz für den Stadtsüden verfolgt. Im Zuge der demographischen Entwicklung ist künftig ein weiterer Standort im Stadtosten am Hohen Kreuz geplant.

Zusammen mit dem Amt für Jugend und Familie sollen Räumlichkeiten im Hohen-Kreuz-Weg angemietet werden. Die Weiterentwicklung des Stadtteilprojektes Ost und Einrichtung eines eigenständigen Stadtteilprojektes Hohes Kreuz-Ostenviertel wurde vom Stadtrat bereits am 26.01.2017 beschlossen (Drucksachennummer VO/19/16014/51).

Synergieeffekte ergeben sich durch die gemeinsame Nutzung der Besprechungs-/ Veranstaltungsräume. Konzeptionell wäre dies das erste generationsübergreifende Quartiersangebot in Regensburg. Es ist geplant, gemeinsame Projekte zu realisieren.

Ältere Menschen könnten Kinder und Jugendliche unterstützen, indem sie ihre Kompetenzen und Ressourcen einbringen. So könnten sie z.B. als Hausaufgabenhelfer, Ausbildungspaten, Patengroßeltern etc. Kinder und Jugendliche und deren Eltern unterstützen. Ebenso könnten jedoch auch Kinder und Jugendliche insbesondere im Bereich der digitalen Medien ihre Kenntnisse an ältere Menschen weitergeben. Mit dem Aufbau einer Taschengeldbörse könnten Jugendliche ältere Menschen z.B. beim Einkauf etc. unterstützen. Gemeinsame Angebote und Aktionen stärken die Intergenerativität mit dem Ziel, das Verständnis füreinander aufzubauen und zu stärken und für die jeweiligen Bedarfe und Bedürfnisse zu sensibilisieren.

In der neuen Einrichtung soll auch das Projekt einer „Stadtteil-Nurse“ nach dem Vorbild einer „Community Health Nurse“ erprobt werden. Ziel ist, die gesundheitliche und pflegerische Versorgung im Quartier zu verbessern. (*)

 

 

3. Zielgruppe und Angebotsgestaltung

Das Hohe Kreuz ist ein kleiner Stadtteil, der von allen Seiten durch verkehrliche Barrieren geprägt ist. Im Westen und Süden wird er durch Bahngleise begrenzt, im Norden und Westen durch Hauptverkehrsstraßen wie die Straubinger Straße und den Odessa-Ring. An den Rändern des Stadtteils haben sich daher oftmals Gewerbeeinheiten angesiedelt, im Westen befindet sich mit dem Business-Park sogar ein größeres zusammenhängendes Gewerbegebiet im Stadtteil. Dieser Umstand bewirkt an vielen Punkten ein direktes Aufeinandertreffen von Wohnen und Gewerbe. Die Bevölkerungsstruktur ist, auch geschichtlich bedingt, stark migrantisch geprägt, was für das soziale Miteinander im Stadtteil eine besondere Herausforderung ist.

Der Stadtteil ist von den umliegenden Stadtteilen aus per ÖPNV gut erreichbar.

Die sozialen Einrichtungen im Inneren Südosten sollen weiter gestärkt werden. Dabei werden bedarfsgerechte Angebote für alle Altersgruppen und Lebensformen geschaffen. Besonderes Augenmerk gilt der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und der Stärkung dazugehöriger Organisationen.

Insgesamt werden sowohl generationsübergreifende Angebote als auch zielgruppenspezifische Angebote und Treffpunkte vorgesehen.

Das Einzugsgebiet des Seniorentreffpunktes Hohes-Kreuz-Ostenviertel soll die Bevölkerung folgender Bereiche umfassen:

Westhafen

Orleansstraße

östl. Reichsstraße

Zuckerfabrik

Sedanstraße

Stobäusplatz

Öl- und Osthafen

Mit dem Generationenzentrum Hohes Kreuz sollen Angebote sozialraumbezogen und ganzheitlich erfolgen und u.a. folgende Ziele verfolgen:

  • Treffpunkt für ältere Menschen im Quartier rderung der sozialen Teilhabe durch Schaffung von Angeboten für ältere Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, sowohl heterogen als auch zielgruppenspezifisch
  • Stärkung von Nachbarschaften auch und gerade im Hinblick auf den Bedarf von tragfähigen sozialen Netzwerken
  • Ermöglichungsstrukturen für ehrenamtliches Engagement
  • Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention
  • Beratungsangebote ortsnah und ggfs. im Sinne von präventiven Hausbesuchen zugehend
  • Unterstützung des selbstbestimmten Lebens in der eigenen Häuslichkeit bzw. im vertrauten Wohnumfeld
  • Aufbau generationsübergreifender Angebote Synergieeffekt durch gemeinsame Anmietung der Räumlichkeiten mit dem Amt für Jugend und Familie
  • Netzwerkarbeit

 

4. Kosten:

Die Inbetriebnahme des Generationenzentrums ist frühestens 2025 geplant. Im Hinblick auf die Anmietung der Räumlichkeiten ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt eine Entscheidung erforderlich.

4.1 Personalkosten

Das Generationenzentrum Hohes Kreuz soll im Rahmen seiner Aufgaben sowohl individuelle präventive Beratungen auch im Rahmen von Hausbesuchen, als auch gruppenspezifische Angebote vor Ort und die erforderliche Netzwerkarbeit übernehmen. Aufgrund der vielfältigen Aufgaben ist die Besetzung mit 2 Vollzeitstellen erforderlich. Es entstehen Kosten gem. VA 11.21 je Vollzeitstelle in S 11b i.H.v. derzeit 91.550 Euro inkl. IUK-Arbeitsplatz.

 

4.2 Sachkosten

Die Besprechungs- und Veranstaltungsräume werden gemeinsam mit dem Amt für Jugend und Familie genutzt und entsprechend eingerichtet. Hierfür wurden bereits für die Erstausstattung rd. 15.000 € (Büroeinrichtung, Küche, Ausstattung andere Räume) im Finanzplan 2021-2025 für das Jahr 2025 veranschlagt, die weiteren Sachkosten auf rd. 3.500 4.000 €hrlich geschätzt (VO/19/16014/51). Zusätzliche Kosten für den Seniorentreffpunkt werden mit ca. 6.000 Euro für die Erstausstattung der Büros und weiteren 3500 4000 Euro jährlich geschätzt.

Die Mietkosten werden vom Liegenschaftsamt mit dem Vermieter vereinbart und orientieren sich an der Größe der Räumlichkeiten bzw. an den zusätzlichen Aus- bzw. Umbauplänen, die für die Nutzung der Immobilie für einen gemeinsamen Treffpunkt notwendig erscheinen.

 

5. Zusammenfassung und Empfehlung:

Das Ziel, die selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung älterer Menschen bis ins hohe Alter in der eigenen Häuslichkeit zu unterstützen, ist Ziel des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes für die Stadt Regensburg. Auch der Regensburg Plan 2040 beschreibt einen Perspektivenwechsel in der Altenhilfe. Neben der Bereitstellung von besonderen Wohnangeboten wie Alten- und Pflegeheime ist die Gestaltung der Wohnsituation in der eigenen Wohnung aber auch die seniorengerechte Gestaltung des Wohnquartiers die Hauptaufgabe einer zukunftsorientierten Altenpolitik (Regensburg Plan 2040). Mit der Etablierung des Generationenzentrums für den Bereich Hohes Kreuz-Ostenviertel würde der Quartiersansatz verfolgt und im Stadtgebiet Regensburg ein zweiter Seniorentreffpunkt als Angebot der sozialen Teilhabe entstehen. Der Aufbau von Engagementstrukturen, Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten würde dem handlungsleitenden Ziel des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes entsprechen, das Wohnen und Leben und die soziale Teilhabe älterer Menschen in der eigenen Häuslichkeit, im Quartier zu unterstützen.

Insbesondere der Stadtosten ist geprägt von teilweise engen und kleinräumigen Wohnverhältnissen. Herausforderungen ergeben sich durch einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Gleichzeitig entstehen neue Wohngebiete. Hier ist es Aufgabe, durch Begegnungsangebote die alteingesessenen Bürger als auch die Neubürger zu erreichen. Der Ausbau von Treffpunkten sowie auch Nachbarschaftshilfen ist hier förderlich.

Der generationsübergreifende Ansatz, der durch die Kooperation mit dem Amt für Jugend und Familie umgesetzt werden könnte, wäre zukunftsweisend. Das gegenseitige Verständnis von Jung und Alt zu fördern und darüber hinaus die Ressourcen und Kompetenzen gegenseitig einzusetzen, würde das Miteinander der Generationen stark unterstützen.

 

 

 

 

 

(*) Die Ergänzung des Beschlussvorschlags/des Sachverhalts wurde im Rahmen der Debatte im Ausschuss für Soziales und allg. Stiftungsangelegenheiten vereinbart/beschlossen.


 

Der Ausschuss empfiehlt / Der Stadtrat beschließt:

 

Die Einrichtung eines Treffpunkt Seniorenbüro - Aktivzentrums im Generationenzentrum Hohes Kreuz wird nach Maßgabe der Darstellungen im Sachverhalt befürwortet.

Das Projekt einer „Stadtteil-Nurse“ soll in der neuen Einrichtung erstmals erprobt werden. (*)