Vorlage - VO/14/9536/61  

 
 
Betreff: Sachstandsbericht zur Mitgliedschaft der Stadt Regensburg in der Organization of World Heritage Cities und zur Arbeit des Regionalsekretariats unter Federführung der Welterbekoordination
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Stadtplanungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Entscheidung
13.02.2014 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                            

 

 

Sachverhalt:             

 

1. Stadtratsbeschlüsse

 

Am 31.01.2008 hat der Stadtrat die Mitgliedschaft der Stadt Regensburg in der „Organization of World Heritage Cities“ (OWHC)  beschlossen. (VO/08/3041/61)

 

Die Verwaltung wurde beauftragt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv in der „Organization of World Heritage Cities“ (OWHC)  mitzuwirken.

 

Am 14.3.2012 hat der Stadtrat die Übernahme des Regionalsekretariats Nordwesteuropa in der „Organization of World Heritage Cities“ (OWHC) durch die Welterbekoordination der Stadt Regensburg beschlossen. ( VO/12/7432/61)

 

 

2. Hintergrund Regensburg in der OWHC

 

 

2.1 Organization of World Heritage Cities“ (OWHC)

Die Organisation der Welterbe-Städte (Organisation of World Heritage Cities, OWHC) wurde am 8. September 1993 in Fez, Marokko, gegründet. Ziele des Städtenetzwerks sind neben der Umsetzung des "Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" (UNESCO-Welterbekonvention) auch die Förderung der Zusammenarbeit von Welterbe-Städten, insbesondere der Austausch von Informationen und Fachwissen im Bereich Denkmalpflege und Kulturerbemanagement.

 

Derzeit sind 250 Städte aus fünf Kontinenten Mitglied der OWHC. Das Netzwerk hat seine Zentrale in Quebec, Kanada, und wird über acht Regionalbüros vor Ort in den Regionen Afrika und Mittlerer Osten, Ostafrika, Zentral- und Osteuropa, Eurasien, Lateinamerika, Nordwesteuropa, Südeuropa und den asiatisch-pazifischen Raum verwaltet.

 

Die Solidarität unter den Welterbe-Städten soll auf diese Weise gestärkt werden. Diesem Ziel dienen internationale Kongresse, Konferenzen, Seminare und Workshops, die den Umgang und die Strategien zur Erhaltung und Weiterentwicklung der Welterbe-Städte thematisieren. Hier arbeiten Fachleute und Bürgermeister der Mitgliedsstädte Hand in Hand.

 

2.2 Mitgliedschaft in der OWHC und Übernahme des Regionalsekretariats

Seit 2008 ist Regensburg Mitglied bei der OWHC. Im selben Jahr fand die  6. Nordwest-Europäische Regionalkonferenz in Regensburg statt. An der internationalen Fachtagung vom 16. bis 18. September 2008 zum Thema „Feuer, Wasser, Erde, Wind - Naturrisiken als Herausforderung für Welterbe-Städte“ (Earth, Wind, Water, Fire - Environmental Challenges to Urban World Heritage) nahmen Experten aus über fünfzehn europäischen Ländern teil. Gemeinsam erarbeiteten sie ein Strategiepapier zum Schutz historischer Städte vor Naturrisiken.

 

Bereits auf dem Weltkongress der OWHC in Quito/Ecuador im September 2009 signalisierte Regensburg die Bereitschaft zur Übernahme des Regionalsekretariates. Dies geschah auf ausdrücklichen Wunsch der Partnerstädte in der Region, die sich eine aktive Aufgabenwahrnehmung des Regionalsekretariats wünschten. Die offizielle Bewerbung reichte Regensburg am 30. September 2011 bei einem informellen Treffen im Vorfeld der OWHC-Vollversammlung in Sintra ein. Auf der OWHC-Vollversammlung im portugiesischen Sintra wurde am 21. November formal beschlossen, Leitung und Sitz des Sekretariats nach Regensburg zu geben.

 

2.3 Entwicklung des Regionalsekretariats

Seit der Übernahme des OWHC Regionalsekretariats Nord-West Europe durch die Stadt Regensburg zeichnet sich hier eine durchweg positive Entwicklung ab. Die Leitung des Sekretariats bewies vor allem durch die prompte Umsetzung der gesteckten Arbeitsziele, dass das große Vertrauen der Mitgliedsstädte durchweg gerechtfertigt ist. So stieg die Zahl der zahlenden Mitglieder in der Region von 11 (2011) auf 17 (2013) Städte an. Je mehr Mitgliedsstädte eine Region hat, desto mehr kann auch an Projekten umgesetzt werden, da ein Teil der Mitgliedsbeiträge in die Region zurückfließt. Zu den beigetretenen Städten gehören unter anderem auch Wien und Warschau. Dies zeigt, dass Regensburg in dieser hochkarätigen Umgebung den internationalen Vergleich  bezüglich des Welterbemanagements nicht scheuen muss. Regensburg hat hier eine Vorreiterrolle inne und ist international anerkannt und hochgeschätzt.

 

 

3. Arbeitsergebnisse während der Mitgliedschaft in der OWHC

 

 

Seit Jahren setzt die Stadt Regensburg bei ihrer Netzwerkarbeit auf einen integrativen Ansatz, der möglichst viele Interessensgruppen einbindet. Insbesondere die Erfahrungen mit dem gesamten Erstellungsprozess des Welterbe-Management-Plans inklusive einer intensiven Bürgerbeteiligung und die guten Rückmeldungen zu dem EU-Projekt HerO sind in die Arbeit des Regionalsekretariats Nordwesteuropa eingeflossen. Das Arbeitsprogramm des Sekretariats sah folgende Projekte vor: Die internen Abläufe sollten optimiert und neu strukturiert werden. Außerdem waren mehrere Publikationen geplant, sowie die Förderung direkter Städtebesuche in Form von Expertenaustausch. Alle geplanten Projekt konnten bisher realisiert werden.

 

3.1 Publikationen

Im Rahmen der OWHC-Regionalkonferenz im Jahr 2008 in Regensburg wurde der Tagungsband „Feuer, Wasser, Erde, Wind - Naturrisiken als Herausforderung für Welterbe-Städte“ herausgegeben. Als Autoren konnten renommierte Fachleute unter anderen der damalige Präsident von ICOMOS Michael Petzet und die damalige Leiterin der Europa und Nord-Amerika Sektion der UNESCO Mechthild Rössler gewonnen werden. Auch die „Regensburg Recommendation“ war ein Ergebnis dieser Tagung. Das Papier gibt Handlungsvorschläge für den Umgang mit Naturrisiken und ihre Auswirkungen auf Welterbestätten.

 

r die spätere Arbeit des OWHC Regionalsekretariats waren folgende Publikationen essentiell: Nach der Bewerbung gab das Sekretariat eine Informationsbroschüre zur OWHC und zur Arbeit des Regionalsekretariats heraus (2012). Diese Broschüre wurde international gestreut und traf auf großes Interesse. Auch der auf dem Weltkongress in Oaxaca 2013 vorgestellte Status Report weckte das Interesse vieler potentieller Beitrittskandidaten. Zum innerhalb des Regionalsekretariats entwickelten „Position Paper Cultural Heritage“ ist wegen seiner Relevanz ein gesonderter Punkt unter 4.2 beigefügt.

 

 

3.2 Öffentlichkeitsarbeit und Vermittlung

Wie auf lokaler und kommunaler Ebene ist auch international die Öffentlichkeitsarbeit und die Vermittlung der Inhalte des Netzwerks ein zentraler Arbeitsbereich. Vorträge zur Arbeit des Regionalsekretariats werden häufig angefragt und sind ein Teil seiner Arbeit.

 

Eine an die Broschüre angelehnte Wanderausstellung informierte ab 2013 bei den Mitgliedsstädten vor Ort die lokale Bevölkerung über die OWHC und das Regionalsekretariat. Fast alle Mitgliedsstädte der Region Nordwesteuropa nutzten dieses Instrument. Derzeit ist die Ausstellung in Bamberg zu sehen. Vorher wurde sie in Bath gezeigt. Begleitend veröffentlicht das Sekretariat regelmäßige Newsletter, aktualisiert die internationale OWHC Website und kommuniziert die Aktivitäten der OWHC lokal.

 

2012 konzipierte das Sekretariat einen Fotowettbewerb, dessen Ziel die Einbindung der lokalen Bevölkerung war. Es sollten Bilder des jeweiligen Welterbes mit den Buchstaben OWHC eingereicht werden. 2013 wurde dieser Wettbewerb („Literally OWHC“/“Buchstäblich OWHC“) mit Erfolg und mehreren sehr guten Ergebnissen durchgeführt. Ebenfalls 2013 konnte der erste Teil eines großangelegten OWHC-Filmprojekts realisiert werden. Der Film zeigt Stadtporträts aus den OWHC Regionen, die in eine Infoklammer zur OWHC eingebettet sind. Als Pilotfilm wurde ein Stadtporträt von Regensburg gedreht.

 

 

3.3. Austausch

Zur Abstimmung und zum Austausch über international relevante Entwicklungen sind auch Netzwerkaktivitäten auf Konferenzen angesetzt. So erfolgte die Teilnahme des Oberbürgermeisters Hans Schaidinger an den Weltkongressen in Quito (2008), Sintra (2011) und in Oaxaca (2013). Die OWHC legt großen Wert auf die Einbindung der politischen Ebene, um die Verwurzelung der Aktivitäten vor Ort sicherzustellen. Neben den Weltkongressen finden auch regelmäßige Regionalkonferenzen statt. Regensburg

plante und konzipierte bislang zwei Regionalkonferenzen in Regensburg (2008) und Beemster (2012) sowie diverse Vorbereitungstreffen.

 

 

4. Das Positionspapier des Regionalsekretariats und Mehrwert für Regensburg

 

 

Um den Nutzen und die Effekte der Netzwerkarbeit der Stadt Regensburg noch deutlicher zu machen, folgt eine genauere Vorstellung des Positionspapiers des Regionalsekretariats und eine Darstellung des Mehrwerts der Netzwerkarbeit für die Stadt Regensburg.

 

4.1 Das Positionspapier des Regionalsekretariats

 

In der Präambel des Positionspapiers des Regionalsekretariats Nordwesteuropa heißt es:

 

In UNESCO-Welterbestädten trifft ein besonders schutzwürdiger Gebäudebestand auf eine häufig hohe Nutzungsintensität durch eine breite Zahl an städtischen Funktionen. Neben dem Wohnen, der gewerblichen Nutzung durch Einzelhandel und Dienstleistungseinrichtungen treffen öffentliche und kirchliche Funktionen auf touristische, verbunden mit verkehrlichen Nutzungen. Dies führt zu Konflikten und bedarf einer besonders sorgfältig abgestimmten integrierten Planung. Neben daraus resultierenden Herausforderungen, wie etwa der anstrebenswerten Balance zwischen Wohn- und Veranstaltungsnutzungen, beinhaltet diese Mischung aber auch ein großes Potenzial durch den UNESCO-Weltwerbestatus wirtschaftliche Entwicklungen voranzutreiben, und so im Wettbewerb der Städte das eigene Profil zu entwickeln. Neue externe Herausforderungen wie demografischer Wandel, Klimawandel, Migrationsbewegungen und daraus resultierende Integrationsbedarfe können nur durch integrierte Ansätze und entsprechende administrative Rahmenbedingungen bewältigt werden.“

 

Dieses Positionspapier ist inhaltlich an ein Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft Welterbestädte des Deutschen Städtetages 2013 angelehnt. Auf internationaler Ebene gleicht die Veröffentlichung dieses Papiers einer eigenverantwortlichen Standortbestimmung der Welterbestädte. Die Forderungen nach mehr Unterstützung, Vernetzung und Professionalisierung der Arbeit im Kulturerbemanagement sind so konkret festgehalten und können direkt kommuniziert werden. Dies ist unerlässlich, um für eine Verankerung des Themas bei den entscheidenden Organisationen zu sorgen. Erreicht werden kann so nicht nur eine Platzierung im politischen Bewusstsein, sondern die ebenen übergreifende Integration des Kulturerbethemas in den Kanon der gesellschaftsrelevanten Herausforderungen der Zukunft.

 

4.2 Mehrwert für die Stadt Regensburg

Regensburg profitiert von seinem Engagement in der Netzwerkarbeit nicht nur durch den formellen Austausch. Es ergeben sich auch Synergieeffekte zwischen verschiedenen Netzwerken oder Interessensgruppen und der Bekanntheitsgrad der Stadt steigt international. Dies erleichtert die Arbeit sowohl in den Netzwerken als auch in der Rolle als Lobbyist für das Welterbe. Des Weiteren genießt Regensburg eine erhöhte Aufmerksamkeit der Medien auf internationaler Ebene und eine gestärkte Position gegenüber höheren Verwaltungsebenen. Essentiell für das Kulturerbemanagement ist zudem der finanzielle Aspekt: Eine gute internationale Vernetzung verbessert den Zugang zu internationalen Organisationen und zu potentiellen Fördermitteln. Mit einer gemeinsamen Stimme können die Welterbestädte auch Verbesserungen bei der Abstimmung zu baulichen Großprojekten gegenüber dem UNESCO-Welterbezentrum  und Institutionen wie ICOMOS zum Ausdruck bringen.

 

Informationen zur OWHC:

www.welterbe-regensburg.de

www.ovpm.org

 


Der Ausschuss beschließt:

 

Der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen nimmt den Sachstandsbericht zur Mitgliedschaft der Stadt Regensburg in der Organization of World Heritage Cities und zur Arbeit des Regionalsekretariats unter Federführung der Welterbekoordination zur Kenntnis.

 

 


 

Anlagen:

 

OWHC-Broschüre (2012)

 

Weitere Informationen:

 

Bewerbung um Regionalsekretariat (2011)

OWHC Status Report (englisch) (2013)

OWHC Position Paper (englisch) (2013)

 

Unter:

 

http://www.regensburg.de/de/welterbe/welterbekoordination/service-downloads

 

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 OWHC-Broschuere (2012) (1274 KB)    
Anlage 2 2 Positions Papier (2013) (1379 KB)    
Anlage 3 3 Status Report (2013) (3369 KB)