Sachverhalt:
Vorbemerkungen
Die Verkehrsplanungen der 1950er bis 1970er Jahre mit dem Abbruch von etwa 15 Häusern und dem Ausbau der Verkehrsachse D.-Martin-Luther Straße haben den Schwanenplatz zu einer Rest- und Parkplatzfläche reduziert. Die starke verkehrliche Beanspruchung prägt den Schwanenplatz und stellt eine unbefriedigende Situation dar. Er ist als städtischer Platz nicht erkennbar und wird als Verkehrsfläche ohne jede Aufenthaltsqualität erlebt.
Die Minoritenkirche, Bestandteile der Römermauer und weitere denkmalgeschützte Gebäude deuten die Wertigkeit des Stadtraums an. Die Platzfolge Hunnenplatz – St.-Georgen-Platz – Schwanenplatz bildet zukünftig die Schnittstelle zwischen Kernaltstadt mit Altem Kornmarkt, Dom, Altem Rathaus und den Entwicklungen am Donaumarkt und der Museumslandschaft mit dem neuen Museum der Bayerischen Geschichte.
Durch die Nähe zu Bahnhof, Parkhäusern und Personenschifffahrtslände ist der Ort wichtiger Ankunftsort für Besucher der Stadt.
Mit Beschluss des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen vom 19.11.2013 wurde die Verwaltung beauftragt, für den öffentlichen Raum zwischen St.-Georgen-Platz und Schwanenplatz einen Wettbewerb auszuloben. Gegenstand des Wettbewerbs waren die Frei- und Verkehrsanlagenplanungen sowie die Bauwerksplanung einer Bushaltestelle für Reisebusse mit ergänzenden Infrastruktureinrichtungen.
Erster Preisträger ist das Büro TDB Landschaftsarchitektur Thomanek Duquesnoy Boemans, Berlin. Das Wettbewerbsergebnis wurde dem Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen am 20.01.2015 zur Kenntnis gegeben. Das Büro TDB arbeitet zusammen mit dem Regensburger Ingenieurbüro U.T.E., das die Verkehrsanlagenplanung durchführt. Die Büros haben zwischenzeitlich die Arbeiten aufgenommen.
Das Wettbewerbsergebnis sieht eine Neuordnung des öffentlichen Raumes und der Verkehrsbeziehungen im Bereich des Schwanen- und Georgenplatzes vor. Dies betrifft insbesondere den Nord-Süd-Verkehr, der nur noch – in beiden Richtungen – durch die Adolph-Kolping-Straße geführt wird. Über die damit weitgehend vom Verkehr freiwerdende Kalmünzergasse wird die zukünftige Fußwegeverbindung zwischen der geplanten Reisebushaltestelle Schwanenplatz und dem Donaumarkt mit dem neuen Museum der Bayerischen Geschichte verlaufen.
A Verkehrskonzept
A.1 Altstadterschließung
Das aktuelle System der Altstadterschließung geht zurück auf das in den 80er und 90er Jahren entwickelte und beschlossene Konzept zur Verkehrsberuhigung der Altstadt. Weiter entwickelt und konkretisiert wurde das Konzept im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans (VEP), der 1997 vom Stadtrat verabschiedet wurde.
Die Altstadt soll nach diesem Konzept nach und nach vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Wesentliche Maßnahmen wurden hierzu in den vergangenen Jahrzehnten bereits umgesetzt, zuletzt die Entlastung der Donauparallele durch die Einbahnstraßenregelung für den MIV in der Thundorferstraße. Andere Maßnahmen, etwa die Unterbrechung der Verbindung Emmerams- / Ägidienplatz, stehen noch aus.
Die D.-Martin-Luther-Straße sowie die angrenzenden Ortsstraßen – Minoritenweg, Ostengasse, Thundorferstraße – übernehmen die Erschließungsfunktion für die Altstadt. Über diese Straßen soll vorrangig der Quell- und Zielverkehr abgewickelt werden. Das Hauptstraßennetz übernimmt die Verbindungsfunktion innerhalb des Stadtgebiets und darüber hinaus. Zu dem Hauptverkehrsstraßennetz der Innenstadt zählen insbesondere im Westen die Kumpfmühler Straße und Wittelsbacherstraße, im Süden die Friedenstraße und Furtmayrstraße sowie im Osten die Hermann-Geib-/Weißenburgstraße.
Ebenfalls im VEP 97 wurde die Situation des ÖPNV analysiert und ein neues Buslinienführungskonzept im Altstadtbereich vorgeschlagen. Mittlerweile wurde der Busverkehr in der Achse D.-Martin-Luther-Straße massiv gebündelt. Hier verkehren rund 1.000 Busse pro Werktag. Das Einwohner- und Arbeitsplatzwachstum in Regensburg wird zukünftig einen Ausbau des ÖPNV erforderlich machen. Umso mehr ist die bereits 1997 gemachte Feststellung zutreffend, dass die Störungen des ÖPNV in dieser wichtigen ÖPNV-Achse durch die Verlagerung des Durchgangsverkehrs beseitigt werden müssen.
Die Altstadt ist ein wichtiges Ziel – für Bewohner, Besucher, Kunden, Beschäftige, Schüler usw. Täglich enden etwa 115.000 Wege in der Altstadt, davon 40.000 Kfz-Fahrten (ca. ein Drittel). Die Erreichbarkeit der Altstadt muss aus allen Richtungen erhalten bleiben. Die Attraktivität der Altstadt wird aber in hohem Maße durch den Durchgangsverkehr beeinträchtigt. Es gilt daher das Verkehrsberuhigungskonzept weiter fortzuführen und den Verkehr, der in der Altstadt kein Ziel hat, auf andere Routen zu verlagern.
Im Wettbewerbsverfahren wurde davon ausgegangen, dass nach Abschluss der Baumaßnahme Museum der Bayerischen Geschichte der vorherige Zustand der Verkehrsführung am Hunnen-/St.-Georgen-Platz wieder hergestellt wird. Dadurch werden ab 2018 über das Museumsvorfeld wieder rund 10.000 Kfz pro Werktag fahren und damit die Verknüpfung Museum / Altstadt deutlich erschweren.
A.2 Anpassungen Verkehrskonzept
Am Knotenpunkt St.-Georgen-Platz wird seit Längerem der Bedarf für eine Bushaltestelle gesehen, die den Umsteigebedarf zwischen den Linien in der Ost-West- und der Nord-Süd-Relation abdeckt. Viele Busnutzer sind heute gezwungen, von Norden kommend bis zum Dachauplatz zu fahren, um dort in Linien umzusteigen, die über die Thundorferstraße nach Westen fahren. Genauso verhält es sich in umgekehrter Richtung. Zudem wird der Bedarf für eine Haltestelle für den Zielverkehr Museum der Bayerischen Geschichte, Kolpinghaus, Donaulände, Ostengasse etc. gesehen.
Aufgrund der Flächenverfügbarkeiten müssen die Busse in Fahrtrichtung Norden auf der Fahrbahn halten. Infolgedessen sind hier – gegenüber dem Vorher-Zustand ohne Haltestelle – gegenseitige Behinderungen zwischen dem allgemeinen Kfz-Verkehr, dem Radverkehr und dem Busverkehr zu erwarten. Busse müssen auch dann an der Haltestelle halten, wenn die Ampel in Höhe der Thundorferstraße „grün“ zeigt. An der „rot“ zeigenden Ampel stehende Kfz wiederum behindern die Anfahrbarkeit der Haltestelle durch die Busse.
Die Verwaltung schlägt daher ein, in Weiterentwicklung gegenüber der Wettbewerbsauslobung modifiziertes, Gesamtkonzept vor, das eine Teilverlagerung des Durchgangsverkehrs bewirken soll. Im Einzelnen sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
Daher wird vorgeschlagen, die Ostengasse abschnittsweise in eine Einbahnstraße in Fahrtrichtung Osten umzuwandeln. Ziele im Stadtwesten oder Stadtsüden sind von der Ostengasse aus über die Gabelsbergerstraße erreichbar.
Durch die nachfolgend im Einzelnen beschriebene Regelung kann die Ostengasse teilweise vom Durchgangsverkehr entlastet werden:
In Höhe der Trothengasse ist keine Wendemöglichkeit vorhanden. Um den Verkehr ableiten zu können, wird in der Trothengasse sowie dem westlichen Teil der Bertoldstraße die Wohnverkehrsstraßenregelung durch einen verkehrsberuhigten Bereich (umgangssprachlich „Spielstraße“) ersetzt. Somit kann der Quell- und Zielverkehr Ostengasse auch zur A.-Kolping-Straße abfließen, ohne den Museumsvorplatzbereich Hunnenplatz zu belasten.
Der begrenzte Verkehrsraum sowie die Gestaltung und verkehrsrechtliche Anordnung für den Bereich Trothengasse / Bertoldstraße lassen nicht erwarten, dass hier Schleichverkehre entstehen.
Der Busverkehr, (Linien 10 (10‘-Takt), 29, 36 und 37 (zusammen 10 Fahrten pro Tag)), der nur in Richtung Osten durch die Ostengasse und in Richtung Westen durch den Minoritenweg verkehrt, wird im Minoritenweg gebündelt. Ob hierzu der Wegfall einzelner Stellplätze erforderlich ist, wird im weiteren Verfahren mit der RVB geprüft.
Die Verwaltung erhofft sich von diesem Maßnahmenpaket eine Entlastung des Straßenzugs D.-Martin-Luther-Straße – Eiserne-Brücke – Wöhrdstraße. Darüber hinaus werden folgende Anpassungen im Straßenraum vorgenommen:
Die Wettbewerbsauslobung sah noch einen Verzicht auf eine separate Abbiegespur vor. Detaillierte Betrachtungen (Leistungsfähigkeitsuntersuchungen) haben jedoch gezeigt, dass der komplette Verzicht auf Abbiegeflächen erhebliche Auswirkungen auf den Linienbusverkehr hätte. Insofern soll hier nun die Fahrbahn aufgeweitet werden. Diese Modifikation des Wettbewerbsergebnisses wird als vertretbar angesehen, zumal in der Verlängerung der Abbiegemöglichkeit eine Querungshilfe für Fußgänger in Form einer Mittelinsel installiert werden kann.
Grundsätzlich wird seitens der Verwaltung die zweite Variante befürwortet, auch wenn damit der Bereich Dachauplatz nicht mehr über diese Linie erschlossen wird. Am Dachauplatz verkehren jedoch bereits die Linien 6, 6 S und 11, mit denen der Hochschulcampus erreichbar ist. Die Maßnahme ist noch abschließend mit der RVB abzustimmen.
B Planungstand Entwurfskonzept
Auf Grundlage des Konzeptes aus dem Wettbewerb vom Juli 2014 wurde die Planung weiterentwickelt und präzisiert:
Verkehr
- Anpassung der Fahrbahnbreite Adolph-Kolping-Straße an einen reibungslosen Ablauf des ÖV’s - Einfassung von Teilbereichen der Fahrbahn Adolph-Kolping-Straße mit Bordsteinen zur Erhöhung der Sicherheit für Fußgänger - Anlage zweier Querungshilfen für Fußgänger auf der Adolph-Kolping-Straße - Einführung eines Linksabbiegers in die Pfluggasse - Öffentlicher Nahverkehr
- Reisebusverkehr
- Stellplätze
Gestaltung
- Neugestaltung der drei Platzflächen durch Interpretation der Gestaltprinzipien für öffentliche Räume in der Regensburger Altstadt - Herstellung eines kontinuierlichen Freiraums zwischen neuem Museum und Minoritenkirche durch einheitliche, niveaugleiche Pflasterung - Ersatz der empfindlichen Rasenfläche auf dem Schwanenplatz durch einen robusten wassergebundenen Belag mit Bäumen - Verbreiterung des Bordes vor der Minoritenkirche und Hervorhebung des Kirchenportals durch einen Plattenbelag - Ausstattungselemente (Wasserbank, Sitzbänke, Plattenband Kalmünzergasse) aus Beton
Baumpflanzungen
- Verbesserung der stadtklimatologischen Situation durch Erhöhung der Baumanzahl
Servicegebäude
- Verschiebung des Servicegebäudes nach Osten zur Vergrößerung der Ein- und Ausstiegszone für die Busreisenden
Weitere Aussagen zum Entwurf können dem beiliegenden Lageplan des beauftragten Planers TDB Landschaftsarchitektur Thomanek Duquesnoy Boemans entnommen werden.
C Anliegerinformation und Behindertenbeirat
Die Anlieger des beplanten Bereiches werden im Rahmen einer Anliegerinformationsveranstaltung über die Neugestaltung des Schwanen- und St.-Georgen-Platzes im September informiert. Dies wird auf Grundlage der Entwurfsplanung erfolgen. Die Neugestaltung des Schwanen- und St.-Georgen-Platzes wird in Teilbereichen nach KAG beitragspflichtig sein.
Das Projekt wurde dem Behindertenbeirat in seiner Sitzung am 30.06.2015 vorgestellt.
Der Ausschuss beschließt:
1. Das in der Sachverhaltsdarstellung beschriebene Verkehrskonzept für den Bereich Schwanenplatz und Hunnen-/St.-Georgenplatz wird als Grundlage für die weitere Bearbeitung der Umgestaltungsplanung beschlossen. Die Entwurfs- und Ausführungsplanung ist auf Grundlage des Verkehrskonzeptes sowie der in der Anlage beigefügten Vorplanung weiter zu betreiben.
2. Auf der Basis der Entwurfsplanung ist die Anliegerinformation durchzuführen.
Anlagen:
Anlage 1: Verkehrskonzept Schwanenplatz Übersichtsplan Anlage 2: Verkehrskonzept Schwanenplatz - Ostengasse Anlage 3: Verkehrskonzept Schwanenplatz Fahrstreifenordnung Dachauplatz Anlage 4: Entwurfsplanung
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||