Vorlage - VO/09/5083/61  

 
 
Betreff: Umgang mit der Studie Stadtsilhouette und Verfahrensablauf bei der Beurteilung von hohen Gebäuden in Regensburg
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Stadtplanungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Entscheidung
20.04.2010 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen zurückgestellt   
18.05.2010 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen geändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                            

 

 

Sachverhalt: 

 

 

Verfahrensablauf und Umgang mit hohen Gebäuden in Regensburg

 

1. Sachstand

Als städtebauliche Grundsatzstrategie zum Umgang mit Profilprägenden Gebäuden in Regensburg wurde 2006 eine Studie an das Architekturbüro Trojan Trojan + Partner vergeben. Diese Studie wurde in mehreren Verfahrensschritten entwickelt, an denen die Fachstellen der öffentlichen Verwaltung, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und Vertreter von Interessengruppen, wie z. B. der BDA, die IHK, der Stadtmarketing e. V., beteiligt waren. Am 03.12.2008 hat der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen den Entwurf der städtebaulichen Studie zur Kenntnis genommen und die Verwaltung beauftragt, nach Durchführung einer Informationsveranstaltung und der Fachstellenbeteiligung über das Ergebnis zu berichten. Die Informationsveranstaltung fand am 09.12.2008 statt, die Fachstellen wurden im Zeitraum September bis Oktober 2009 beteiligt. Zudem wurde die Studie im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung im Architekturkreis ausführlich diskutiert.

 

Beim Treffen im September 2009 anlässlich der 10. Weltkonferenz der Organization of World Heritage Cities (OWHC) in Quito, Ecuador, wurde den Bürgermeistern und Experten aus aller Welt unter anderem auch die Studie Stadtsilhouette vorgestellt, und hat positive Resonanz erfahren. Auch bei der Tagung des Deutschen Instituts für Urbanistik (difu) zum Thema „Welterbestätten und Stadtentwicklung“ erfuhr die Studie hohe Akzeptanz. Die Studie wurde dabei als geeignete strategische Grundlage bei der Diskussion über das stadtstrukturelle Leitbild für prägende Orte und Bauten im Dialog mit der Welterbestätte bestätigt.

 

Am 24.03.2010 wurde die Studie im Welterbe-Steuerungskomitee vorgestellt.

 

 

2. Ergebnis der Öffentlichkeits- und Fachstellenbeteiligung

 

Der Studie wird bestätigt, dass sie sich mit den Profilbildenden Orten auf der Ebene einer stadtmorphologischen Untersuchung explizit auseinander setzt und einen wertvollen städtebaulichen Orientierungsrahmen sowohl bei Anfragen von Investoren als auch für die Gesamtstrategie für die künftige Stadtentwicklung darstellt. Auch besteht grundsätzlich Konsens mit der Definition der Kultur- und Kristallisationspunkte als besondere Orte innerhalb der Stadtstruktur. Es ist jedoch eine eindeutige Position der Stadt zum Thema hohe Gebäude erforderlich, die einerseits die jeweiligen Entwicklungsbereiche festlegt und andererseits auch einen städtebaulichen Spielraum für Investoren offen lässt. Die Flexibilität und Lebendigkeit einer Stadtentwicklung muss erhalten bleiben. Zur Beantwortung der damit zusammenhängenden Detailfragen sind vertiefende Untersuchungen, in Form von Stadtstruktur- und Masterplänen, sowie ein verbindlicher und für alle Beteiligten nachvollziehbarer Verfahrensweg erforderlich. Als vertiefende Planungsgrundlage soll noch dieses Jahr für die gesamte Stadtlandschaft eine Dokumentation und Analyse der historischen Sichtachsen in Auftrag gegeben werden.

 

Mit der Aussage der Studie, dass innerhalb dieser Orte städtebauliche Dominanten als Hochpunkte möglich sind, wurde im Rahmen des Beteiligungsprozesses jedoch auch eine mögliche Gefährdung des Stadtkerns und Schutzgebiets des Welterbes in Verbindung gebracht. Es bestanden Bedenken, ob die Altstadt bei neuen Hochbauten im Stadtraum in ihrer Einzigartigkeit geschützt bleibt und die stadtgeschichtliche Besonderheit Regensburgs durch neue Hochbauten aufgegeben wird.

 

Aufgrund dieser Anregungen wurde die Studie in einigen Teilbereichen konkretisiert und schlüssige Verfahrensabläufe zur Prüfung von Hochhausplanungen erarbeitet.

 

In der Sitzung des Welterbe-Steuerungskomitees am 24.03.2010 wurde die Studie als fundierter methodischer Ansatz für alle weiteren städtebaulichen Planungen gewürdigt.

 

 

3. Verfahrensschritte bei der Beurteilung von Hochhäusern

 

Aufgrund der gesamtstädtischen Bedeutung dieser Thematik und der unterschiedlichen, vielfältigen Belange bei der Prüfung der Anträge ist ein transparenter Verfahrensablauf erforderlich. Es wurde daher ein Standard-Verfahren mit sogen.  „Prüfbausteinen für Hochhausplanungen in Regensburg“ entwickelt. (vgl. Anlage 2).

Dieses Verfahren baut auf die Untersuchungsergebnisse und Empfehlungen, wie sie im Rahmen der Studie erarbeitet wurden, auf.

 

 

4. Sonderweg zur Anfrage zum Projekt Ostenturm

 

Diese Anfrage lag bereits seit Ende 2004, also deutlich vor Beauftragung der Studie 2006 vor. Nur deshalb begründet sich ein projektbezogenes Sonderverfahren (siehe Anlage 3). Dieses Prüfverfahren für den Ostenturm wurde vom Welterbe-Steuerungskomitee bestätigt. In seinem Beschluss fordert das Komitee die Durchführung einer Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung, die durch die Stadt Regensburg beauftragt wird. Dabei ist das angestrebte Bauvolumen in zwei Varianten, jeweils von markanten Stadtpanoramen und frequentierten Aussichtsbereichen (z. B. Galgenberg im Süden, Dreifaltigkeitsberg und Keilberg im Norden)  aus zu untersuchen. Zudem ist die Wirkung des hohen Gebäudes auf Blickachsen innerhalb des Welterbes zu überprüfen, beispielsweise auf die Achse Ostengasse/ Ostentor und von höher gelegenen Standorten, wie z. B. der Dreieinigkeitskirche.

 

Dabei sind zwei Varianten in der Höhenentwicklung des Gebäudes zu untersuchen:

  • Zielvorstellung des Investors mit einem 98 m hohen Gebäude (Ostenturm),
  • Höhenentwicklung mit 60 m, gemäß Empfehlung der Studie bzw. der Höhe des Domhauptbauwerks.

 

Erst nach Vorliegen dieser Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung, deren Vorstellung im Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen und der Abstimmung mit dem Welterbe-Steuerungskomitee sowie einer ggfs. modifizierten Gebäudeplanung des Antragstellers, soll über das weitere planungsrechtliche Verfahren (Aufstellung eines Bebauungsplanes, Bürgerbeteiligung, Genehmigungsverfahren) entschieden werden.

 

 

5. Zusammenfassung und weiteres Vorgehen

 

  • Die Erfahrung mit den konkreten Vorhaben zeigt, dass der Verwaltung mit der Studie eine wertvolle Grundlage für den Dialog mit den Investoren, Bauherren und Architekten zur Verfügung steht. Die öffentliche Diskussion (Bürgerinformation, Informationsveranstaltung mit den Interessensgruppen, Verbänden, etc., Fachstellenbeteiligung) spiegelt deutlich die differenzierte und auch kontroverse Auseinandersetzung mit dem Thema wider.     

  • Es geht hier um eine Grundsatzentscheidung der Stadt, ob auf der Basis der Studie hohe Gebäude im Bereich der untersuchten Standorte (qualitativer Mantel) in einer – an diesem Ort untersuchten – maximalen Höhenentwicklung verwirklicht werden können.

 

  • Die Situierung eines Projekts innerhalb eines der städtebaulich bedeutenden Orte sowie die Einhaltung der dort vorgegebenen maximalen Höhenentwicklung erzeugt noch kein Baurecht.     

  • Die Spielräume der Möglichkeiten, sowohl aus baurechtlicher als auch städtebaulicher und denkmalpflegerischer Sicht, werden erst bei der individuellen Beplanung der in der Studie lokalisierten Orte konkretisierbar.          

  • Die Studie schafft die Grundlage für eine angemessene langfristige Würdigung der Schutzbedürfnisse des Welterbeareals und eröffnet gleichzeitig die Entwicklungsräume für eine angemessene Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Regensburg im 21. Jahrhundert.

 

Deshalb soll die Studie als Rahmenplan für künftige städtebauliche Planungen über Profilbildende Gebäude beschlossen werden. Der aus den Vorgaben der Studie entwickelte Verfahrensablauf soll als verbindliche Vorgehensweise bei der Prüfung und Beurteilung von Vorhaben über der Hochhausgrenze der BayBO beschlossen werden.

 

Es ist beabsichtigt, die Studie in der Reihe „Regensburg plant und baut“ zu dokumentieren und zu veröffentlichen.

 

Zur abschließenden Information werden alle Teilnehmer, die bei Workshops an der Studie mitgewirkt haben, über das Ergebnis der Beschlussfassung informiert.

 

Der Ausschuss beschließt:

 

Der Ausschuss beschließt:

 

               I.      Die Studie „Stadtsilhouette – Profilbildende Gebäude und Bauwerke in Regensburg“ wird als Rahmenplan für die weiteren städtebaulichen Entwicklungen und Planungen beschlossen (vgl. Anlage 1).

             II.      Der im Bericht dargestellte Standard- Verfahrensablauf zur Prüfung und Beurteilung von Anfragen für Hochhäuser wird als verbindliche Vorgehensweise beschlossen (vgl. Anlage 2). Das Projekt Ostenturm wird nach dem im Bericht dargestellten gesonderten Prüfverfahren beurteilt (vgl. Anlage 3).

 

Anlagen:

 

Anlagen:

 

- Anlage 1 Studie Stadtsilhouette – „Profilbildende Gebäude in Regensburg“

- Anlage 2 Standard-Verfahrensablauf und Prüfbausteine bei Hochhausplanungen

- Anlage 3 Verfahrensablauf und Prüfbausteine Ostenturmprojekt

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Beschlussvorlage 20.04.10-2 (88 KB)    
Anlage 2 2 Beschlussvorlage 20.04.10-3 (85 KB)    
Anlage 3 3 Stadtsilhouette (177304 KB)