Vorlage - VO/14/10312/66  

 
 
Betreff: Fördervereinbarung Jugendbauhütte Regensburg
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Amt für Stadtentwicklung   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen Vorberatung
07.10.2014 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

Sachverhalt:             

 

Der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen beschloss am 27.02.2009, die Einrichtung einer Jugendbauhütte in Regensburg auf den Weg zu bringen.

 

Am 26.05.2009 wurde die Verwaltung beauftragt, mit dem damaligen Verein „Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ (jetzt: „Verein zur Förderung der Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz e.V.“) eine Fördervereinbarung abzuschließen, mit dem Ziel, eine Jugendbauhütte in Regensburg aufzubauen und zu fördern.

 

Die Fördervereinbarung zwischen der Stadt Regensburg und dem damaligen Verein wurde im Herbst 2009 unterzeichnet. Die Jugendbauhütte in Regensburg wurde Ende 2009 eröffnet und ist die bisher einzige in Bayern.

 

Entsprechend der Fördervereinbarung war die Vertragslaufzeit bis 31.12.2014 festgeschrieben und verlängert sich jeweils für ein Jahr, sofern nicht drei Monate zum Jahresende gekündigt wird.

 

Deutsche Stiftung Denkmalschutz e.V. und die Einrichtung „Jugendbauhütte“

 

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz e.V, die die Trägerschaft über die Jugendbauhütte hat, wurde 1985 als private Stiftung gegründet und ist inzwischen zur größten Bürgerinitiative in Sachen Denkmalschutz in Deutschland gewachsen. Der Bundespräsident ist Schirmherr dieser Denkmalstiftung.

 

Die von dieser Stiftung ins Leben gerufenen Jugendbauhütten bieten in der Trägerschaft des Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst e.V. (ijgd) den Rahmen für ein "Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege“ (FJD). Der Dienst wird in Anlehnung an die Bundesgesetze zum Freiwilligen Sozialen Jahr und Freiwilligen Ökologischen Jahr gestaltet.

 

In den jeweiligen Jugendbauhütten werden die Jugendlichen praktisch und theoretisch an das Thema Denkmalpflege herangeführt. Das FJD bietet die Möglichkeit, die Wartezeit auf einen Studien- oder Ausbildungsplatz zu nutzen oder es kann auf eine handwerkliche Ausbildung angerechnet werden.

 

Die erste Jugendbauhütte wurde 1999 in Quedlinburg eingerichtet. Bis 2009 kamen weitere Jugendbauhütten in Wismar, Hessen-Marburg, Duisburg, Soest, Görlitz, Mühlhausen und Stralsund/Szczecin (Kooperation zwischen Deutschland und Polen) hinzu. Derzeit bestehen im Bundesgebiet dreizehn Jugendbauhütten, davon nur eine in Bayern in Regensburg.

 


Die Ziele und Inhalte des „Vereins Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz e.V.“ sind in der Fördervereinbarung mit der Stadt Regensburg wie folgt beschrieben:

 

Der „Verein Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz e.V.“ übernimmt die Trägerschaft für die Jugendbauhütte Regensburg, die Jugendlichen die Möglichkeit bietet, ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege abzuleisten. Der Verein übernimmt die Betreuung der Jugendlichen durch die Anstellung eines Hüttenbaumeisters/einer Hüttenbaumeisterin, dem/der die Leitung der Institution übertragen ist.

 

Eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme im Freiwilligen Jahr der Denkmalpflege ist die Bereitschaft, im Bereich der Denkmalpflege motiviert tätig zu sein. Besondere Schulabschlüsse und Ausbildungen sind nicht erforderlich.

 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen ein monatliches Taschengeld, einen Verpflegungskostenzuschuss und teilweise einen Unterkunftszuschuss sowie eine sozialversicherungsrechtliche Absicherung. Seminarkosten entstehen den Jugendlichen nicht. Die Tätigkeit erfolgt an dezentralen Einsatzstellen. Die Einsatzstellen werden von den Jugendbauhüttenleitern geprüft und ausgewählt und der/die "passende" Teilnehmer/Teilnehmerin an die favorisierte Einsatzstelle vermittelt.

 

Die Einsatzstellen, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitarbeiten, sind Einrichtungen, die in ihrer Aufgabenstellung und Arbeit einen konkreten Bezug zur Denkmalpflege haben.

 

Die Jugendbauhütte in Regensburg

 

Seit 2009 ist eine Geschäftsstelle der Jugendbauhütte in Regensburg in der Innenstadt eingerichtet;  Herr Christoph Bücker ist deren Hüttenbaumeister, dem die Organisation und die Betreuung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen obliegt.

 

Die Größe der Gruppen variierte in den zurückliegenden Jahren zwischen 20 bis 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Auch aus dem nichteuropäischen Ausland gehen Bewerbungen für die Jugendbauhütte Regensburg ein und werden in die Einsatzstellen vermittelt.

 

In der Vereinbarung über die Ableistung des Freiwilligen Sozialen Jahres in der Denkmalpflege sind neben den Verpflichtungen der Einsatzstelle, den Verpflichtungen der/des Freiwilligen auch die Leistungen des Trägers geregelt: Er  verpflichtet sich, durch pädagogische Begleitung unter anderem die sozialen, kulturellen,  interkulturellen und  denkmalpflegerischen Kompetenzen, die Persönlichkeitsbildung und das Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl zu fördern.

 

Die Einsatzstellen sind im gesamten Gebiet Bayerns, beispielweise in den Regierungsbezirken Oberpfalz, Niederbayern, Oberbayern, Unter- und Mittelfranken verstreut. Die meisten Einsatzstellen liegen jedoch im Großraum Regensburg.


Die Einsatzstellen umfassen ein breites Spektrum aus sämtlichen Bereichen der Denkmalpflege, wie:

 

  • Archäologie und Bodendenkmalpflege,
  • Denkmalbehörden,
  • Museen und sonstige kulturelle Einrichtungen,
  • Restaurationsbetriebe für die Bereiche Stein, Holz, Metall und Glas und
  • Freilandmuseen.

 

Die Arbeiten in den Einsatzstellen sind folglich sehr unterschiedlich, hier einige Beispiele:

 

Aufbau eines städtischen Bildarchivs, Mitarbeit in einer Stuckwerkstatt, Arbeitseinsätze bei der Sanierung von Gebäuden, der Restaurierung historischer Glasfenster, Türen und Möbeln, die Beteiligung an archäologischen Grabungen, die Pflege historischer Garten- und Parkanlagen nach historischen Vorlagen, die Anfertigung von musealen Führungskonzepten oder die Mitarbeit bei der Realisierung eines Kinderkirchenführers.

 

Der jeweilige Ausbildungszyklus der Jugendbauhütte Regensburg beginnt im September und endet im August des darauf folgenden Jahres. In vertiefenden sieben gemeinsamen Seminarwochen während des Jahres (ein Einführungs-, fünf Fach- und ein Abschlussseminar) wird die praktische Tätigkeit ergänzt.

 

In diesen Seminaren werden Gemeinschaftsarbeiten durchgeführt, wie z.B. die Erarbeitung von Ausstellungskonzepten und deren späterer Realisierung.

So wurde die Ausstellung über das Leben und Werk von Jacob Christian Schäffer “Schöpfungen aus Papier Eine Hommage an Jakob Christian Schäffer“ konzipiert und in der Minoritenkirche in Regensburg gezeigt. Schäffer war ein vielseitig begabter Theologe und Naturforscher, der Ende des 18. Jahrhunderts als Pastor an der Neupfarrkirche in Regensburg tätig war. Sein Buch über die Heilwirkung von Pflanzen ist ein praktischer Leitfaden für Ärzte und Apotheker. Von großer Bedeutung ist jedoch seine Auseinandersetzung mit der Papierherstellung.

Außerdem wurden die bedeutenden Baudenkmäler im Bereich Obermünsterstraße in einem Plan zusammengestellt. Der Schwerpunkt lag auf den Gebäuden, in denen sich Lokale und Diskotheken befinden. Dieser „Quartiersplan“ wurde dann dort verteilt um die Besucher dieser Vergnügungsstätten für dieses Viertel zu sensibilisieren.

 

Ein weiteres Projekt war auch das Arbeiten mit historischen Materialen. So konnte innerhalb von zwei Fachseminaren ein historischer Lehmbackofen nachgebaut werden.

 

 


Kosten

 

Der Mittelbedarf für die Jugendbauhütte in Regensburg wurde für das Jahr 2013 mit rund 230.000 € angegeben. Die Kosten werden durch rderer (u.a. den Bezirk und das Landesamt für Denkmalpflege), durch Bundesmittel, insbesondere des Bundesamts für Zivilschutz und Eigenmittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz abgedeckt.

 

Die Jugendbauhütte wird von der Stadt Regensburg derzeit durch einen Zuschuss in Höhe von maximal 40.000,-- €hrlich unterstützt. Die Haushaltsmittel hierfür sind bei der Stadt Regensburg bei der Haushaltsstelle 0.6200.7181 veranschlagt.

 

Mit dem städtischen Zuschuss werden insbesondere die laufenden Bürokosten der Geschäftsstelle der Jugendbauhütte, die Miet- und Mietnebenkosten sowie die Personalkosten für eine Verwaltungskraft auf Teilzeitbasis abgedeckt.

 

 

Fazit und Ausblick

 

Die Jugendbauhütten sind eine große Chance, Jugendliche und junge Erwachsene an das Thema Denkmalpflege heranzuführen und sie für die Bewahrung des kulturellen Erbes zu begeistern. Im Besonderen in der UNESCO-Welterbestadt Regensburg bietet sich hier eine ausgezeichnete Möglichkeit, ihnen die Ergebnisse dieser Bestrebungen an Ort und Stelle zu vermitteln.

 

Viele Jugendliche und junge Erwachsene bewerben sich um die Teilnahme, besonders begehrt sind die Einsatzstellen, die handwerkliche Arbeiten anbieten können. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer verlassen die Jugendbauhütte hoch motiviert hinsichtlich ihres zukünftigen Berufes in der Denkmalpflege bzw. es ergaben sich aus diesem Freiwilligen Denkmalpflegerischen Jahr auch feste Ausbildungsverhältnisse für eine Vielzahl von ihnen.

 

Durch die enge Zusammenarbeit zwischen der Jugendbauhütte Regensburg und den verschiedenen Fachämtern der Stadt Regensburg sowie den Einsatzstellen können gegenseitige Impulse gegeben werden, wie Beiträge oder die Teilnahme der Jugendbauhütte am

UNESCO Welterbetag und am Tag des offenen Denkmals.

Exemplarisch wurden vom zuständigen Fachamt, dem Amt für Stadtentwicklung, mehrere Einsatzstellen der Regensburger Jugendbauhütte hinsichtlich ihrer Zufriedenheit mit der Motivation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und der Betreuung durch die Jugendbauhütte befragt. Von den Befragten wurden ausschließlich positive Bewertungen zur Regensburger Jugendbauhütte abgegeben. Sowohl die hohe Motivation der Jugendlichen als auch die Betreuung und Organisation durch die Regensburger Jugendbauhütte wurde geschätzt. Somit haben sich die Erwartungen an die Jugendbauhütte in Regensburg ausnahmslos erfüllt.

 

Die Jugendbauhütte Regensburg ist seit einigen Jahren bestrebt, ein Projekt auszuführen, bei dem die Gruppe während mehrerer Seminare unter der Anleitung von Fachreferenten ein Denkmal restaurieren beziehungsweise vor dem endgültigen Verfall bewahren soll. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können dabei, neben einem verantwortlichen Gemeinschaftserlebnis, auch die verschiedenen Aspekte der Denkmalpflege kennen lernen. Darüber hinaus tragen diese Projekte die Idee der Jugendbauhütten in die Öffentlichkeit. Ein mögliches Projekt wäre die Erforschung und Erschließung der Regensburger Burgfriedensäulen.

 

Die Regensburger Jugendbauhütte hat eine hohe Akzeptanz in Politik und Gesellschaft gefunden und leistet auch überregional einen wichtigen Beitrag zur Außenwirkung der Stadt Regensburg, sei es durch die Berichte in den regionalen und überregionalen Medien (aktueller Beitrag in der Süddeutschen Zeitung vom 18. August 2014), oder durch die Beiträge in Broschüren, die umfangreich über die Jugendbauhütte berichten und publiziert werden.

 

Zusätzlich geben umfangreiche Jahresberichte einen ausführlichen Bericht der zurückliegenden Bauhüttenjahre.

 

Die Fördervereinbarung der Jugendbauhütte Regensburg und der Stadt Regensburg sollte für weitere fünf Jahre (2015 bis einschließlich 2019) weitergeführt werden. Der Zuschuss kann dabei auf 35.000 €hrlich verringert werden, da nach den bisherigen Erfahrungen damit die wesentlichen Kosten für Miete- und Mietnebenkosten, die Personalkosten r die Verwaltungskraft und die laufenden Bürokosten (siehe Fördervereinbarung) abgedeckt sind.

 


Der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen beschließt:

Die Förderung der Jugendbauhütte Regensburg wird gemäß der Fördervereinbarung mit dem Verein zur Förderung der Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz e.V., die Bestandteil des Beschlusses ist, für fünf Jahre weiter geführt.

 

 


Anlagen:

 

Fördervereinbarung vom 07.10.2014:

zwischen der Stadt Regensburg und dem „Verein zur Förderung der Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz e.V.“

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Fördervertrag Jugendbauhütte letzter Stand- 24 9 2014 (23 KB)