Vorlage - VO/15/11483/31  

 
 
Betreff: Solardachkataster
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Bürgermeister Huber
Federführend:Umweltamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umweltfragen, Natur- und Klimaschutz Vorberatung
17.11.2015 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, Natur- und Klimaschutz ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

Sachverhalt:             

 

 

1. Energienutzungsplan

 

Am 25.06.2014 hat der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen den Energienutzungsplan für die Stadt Regensburg zur Kenntnis genommen und die Verwaltung beauftragt, dessen Umsetzung einzuleiten. Der Energienutzungsplan zielt darauf ab, Potenziale im Stadtgebiet für das Einsparen von Energie, für mehr Energieeffizienz und einen stärkeren Einsatz regenerativer Energieformen zu identifizieren und auszuschöpfen, um damit möglichst viel CO2 einzusparen. Eine Reihe von Möglichkeiten zur Erzeugung von Strom und Wärme aus regenerativen Energieträgern wie etwa Windkraft oder Biomasse sind auf dem Stadtgebiet nicht oder nur sehr untergeordnet umsetzbar. Dagegen ist die Stadt Regensburg mit ihrer großen Zahl an Gebäuden und Dachflächen geradezu prädestiniert für die Nutzung der Sonnenenergie.

 

Nach den Ergebnissen des Energienutzungsplans betrug das gesamte Dachflächen-Fotovoltaik-Potenzial im Jahr 2012 etwa 424 GWh/a. Ausgeschöpft wurden aber nur etwa 4,2 % des gesamten Fotovoltaik-Potenzials. Bei vollständiger Umsetzung des Fotovoltaik-Potenzials ließen sich jährlich 189.100 Tonnen CO2 einsparen. Würden nun beispielsweise 8 % der nutzbaren Dachfläche durch Solarthermie (Brauchwassererwärmung und Heizungsunterstützung) und 92 % durch Fotovoltaik (Strom) genutzt, so wäre dies mit CO2-Einsparungen von 31.174 Tonnen pro Jahr für die Solarthermie und 173.600 Tonnen für die Fotovoltaik verbunden.

 

Die vorgestellten Kennwerte zeigen deutlich, dass im Bereich der Gewinnung von Strom und Wärme aus Sonnenenergie noch jede Menge „Luft nach oben“ besteht. Solaranlagen verursachen zudem keine störenden Emissionen, sind dezentral anzuordnen und gestalterisch in der Regel verträglich einmal abgesehen vom denkmalgeschützten Altstadtensemble oder in anderen denkmalsensiblen Bereichen. Im Rahmen der Umsetzung des Energienutzungsplans bildet die erneuerbare Energieerzeugung eines von sieben Kernthemen, die mit Nachdruck vorangebracht werden sollen. Das Umsetzungskonzept wurde am 2.10.2014 im Ausschuss für Umweltfragen, Natur- und Klimaschutz beschlossen.

 

 

2. Solardachkataster als Baustein zur Förderung der Nutzung der Sonnenenergie

 

Um die Potenziale der Gewinnung von Strom und Wärme aus Sonnenenergie besser nutzen zu können, plant die Verwaltung als einen Baustein die Erstellung eines sog. „Solardachkatasters“. Solardachkataster sollen Gebäudeeigentümer dazu anregen, auf ihren Dächern Solarenergie zu nutzen. Es handelt sich in der Regel um internetgestützte Kartenwerke, die durch ihre farblichen oder grafischen Darstellungen deutlich machen, welche Dächer sich für die Solarenergienutzung eignen.

 

r Regensburg schlägt die Verwaltung die Erarbeitung eines Solardachkatasters vor, bei dem die nutzbaren Solarpotenziale für alle Dachflächen interaktiv abfragbar sind. Darüber hinaus soll ein Solarrechner integriert werden, der umfangreiche Wirtschaftlichkeitsanalysen ermöglicht. Das Portal soll dabei über eine einfache und intuitiv zu bedienende Benutzeroberfläche verfügen, die auch den Bedürfnissen ungeschulter Nutzer entgegen kommt. Auf diese Weise können für jedes Gebäude in Regensburg schnell und gleichzeitig sehr detailliert alle wesentlichen technischen und wirtschaftlichen Fragen zur Investition in eine Fotovoltaik- oder Solarthermieanlage geklärt werden. Gelungene Beispiele von Solardachkatastern finden sich unter folgenden Internetadressen:

http://solardachkataster-suedniedersachsen.de

www.solare-stadt.de/lindenberg

www.solare-stadt.de/aschaffenburg

In der Stadt Aschaffenburg gibt es seit wenigen Wochen ein Solardachkataster. Nach Auskunft der dortigen Stadtverwaltung gab innerhalb der ersten 24 Stunden folgende Zugriffszahlen auf die Homepage: Rund 1.400 Zugriffe mit 17.500 Klicks.

Außerdem gab es vielfältige Resonanz in der Presse und bei der Wirtschaft.

 

Grundlage für das geplante Solardachkataster ist die Erarbeitung eines sog. „digitalen Oberflächenmodells“, welches aus Laserscan-Daten gewonnen wird. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur großflächigen Erfassung von Höheninformationen der Erdoberfläche. Vom Flugzeug aus wird die Erdoberfläche mit einem Laserscanner flächenhaft „abgetastet“. Laserimpulse werden ausgesendet, von der Geländeoberfläche oder auf ihr befindlichen Objekten (z. B. Gebäude, Bäume) gestreut und reflektiert und durch einen entsprechenden Sensor im Laserscanner wieder empfangen. In mehreren Arbeitsschritten werden aus der Vielzahl der gewonnenen Messpunkte die einzelnen Gebäude und deren Dachlandschaften exakt herausgearbeitet. Auf diese Weise lassen sich die Exposition und Neigung der Dächer bestimmen. Gleichzeitig werden auch Verschattungseffekte ermittelt und die Sonneneinstrahlung im Jahresverlauf berechnet.

 

Das Bayerische Landesamtr Digitalisierung, Breitband und Vermessung plant in den kommenden Monaten eine neue Laserbefliegung, so dass die notwendigen Datengrundlagen zeitnah bereitstünden und von der Stadt Regensburg erworben werden könnten. Eine Sonderbefliegung durch den späteren Auftragnehmer wäre damit nicht mehr notwendig.

 

Aus Datenschutzgründen muss den Gebäudeeigentümern die Möglichkeit eingeräumt werden, Daten über das Solarpotenzial ihres Grundeigentums aus dem Kataster löschen zu lassen.

 

 

3. Nutzen

 

 

Die Erstellung eines Solardachkatasters hat verschiedene Vorteile:

 

-              Umfassender Service für Bürgerinnen und Bürger sowie für Unternehmen zur Stärkung der Erneuerbaren Energien.

-              Das Solardachkataster hält neben den eigentlichen Berechnungen auch einen umfangreichen Wirtschaftlichkeitsrechner bereit, der die jeweilige aktuelle Fördersituation berücksichtigt.

-              Das vorhandene Photovoltaikpotential wird anschaulich und verständlich dargestellt.

-              Der Nutzer kann die Wirtschaftlichkeit seines Daches neutral prüfen, bevor ein PV-Unternehmen kontaktiert wird.

-              Wirtschaftsförderung: Portal zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft (Banken, REWAG, etc.).

-              Stärkung im regionalen Wettbewerb: Das Solardachkataster kann durch den verstärkten Ausbau von Photovoltaik und Solarthermie auf klimafreundliche Weise einen erheblichen Kapitalfluss in die Region bewirken.

-              Marketingtool: Präsentation der Stadt Regensburg als aktiv, zukunftsorientiert und umweltbewusst.

-              Umfassende Planungsgrundlage für den Ausbau von Erneuerbaren Energien innerhalb der Stadt

-              CO2-Einsparpotentiale werden flächendeckend aufgezeigt und greifbar gemacht.

 

 

4. Kosten

 

r die Erstellung eines Solardachkatasters muss ein externes Fachbüro beauftragt werden. Nach ersten Recherchen der Energieagentur Regensburg dürften sich die gesamten Kosten für ein Solardachkataster einschließlich der Datenbeschaffung für das digitale Oberflächenmodell auf ca. 20.000 €r das Stadtgebiet Regensburg belaufen. Das benötigte Fachbüro ist im Rahmen einer Ausschreibung zu ermitteln.

 

 

5. Kooperation mit der REWAG

 

Stellungnahme der REWAG:

-              Die REWAG wird in ihr Portfolio ein Portal (vgl. Stadtwerke Hamm, solarDACH) aufnehmen, in welchem Kunden durch Eingabe der PLZ, der Dachfläche, Dachneigung, des Energieverbrauchs ein Angebot für eine PV-Anlage, falls gewünscht mit Batteriespeicher, erstellt wird. Im Hintergrund treten Fachpartner auf, welche die Installation ausführen. Die REWAG wird ein Leasing bzw. einen Kauf der PV-Anlage anbieten.

-              Ein mögliches Solardachkataster der Stadt Regensburg wäre ein erster (Planungs-)Schritt zur Entscheidungsfindung

-              Durch Verknüpfung des Solardachkatasters mit dem Portal der REWAG kann dies ein Potential und ein weiteres Akquise-Instrument für die REWAG darstellen.

-              Das Solardachkataster als neutrales Informationsportal stellt für die Stadt Regensburg eine Möglichkeit dar, sich im Bereich der EE zu positionieren

-              Ggf. können künftig auch Maßnahmen zur Nutzung von Solarenergie seitens der Stadt Regensburg gefördert werden. Beispielsweise hat die Stadt Ulm diesen Weg beschritten.

 

Angebot der REWAG am Beispiel der Stadtwerke Hamm:

http://www.stadtwerke-hamm.de/privatkunden/strom/energiedach/

 

 

6. Fazit:

Anfang Oktober 2015 fand bei der Energieagentur eine Besprechung zum Thema „Erneuerbare Energien“ statt. Die Vertreter der Energieagentur, der REWAG und der Stadtverwaltung halten die Einführung eines Solardachkatasters für sinnvoll.

 

Die Angebote der REWAG und der Stadt (Solardachkataster) ergänzen sich ideal.

Schritt 1: Solardachkataster (Grundlagenentscheidung)

Schritt 2: REWAG-Portal für weiterführende Maßnahme/Kauf einer PV-Anlage

 

 


Der Ausschuss empfiehlt

 

Für das Gebiet der Stadt Regensburg ist ein Solardachkataster zu erstellen. Das zu beauftragende Fachbüro ist durch Ausschreibung zu ermitteln. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel.