Vorlage - VO/16/11942/61  

 
 
Betreff: Verbesserung der Busverbindung zwischen dem Stadtnorden bzw. dem nördlichen Landkreis und der westlichen Altstadt
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Stadtplanungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen Entscheidung
26.04.2016 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen geändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

Sachverhalt:

 

Einleitung

Seit Jahren setzt sich die Stadt Regensburg dafür ein, dass westlich des Eisernen Stegs eine Brücke für den Umweltverbund errichtet werden kann. Diese wird für erforderlich erachtet, weil die Steinerne Brücke für den ÖPNV als Verbindung zwischen dem Stadtnorden und der Altstadt nicht mehr zur Verfügung steht. Die Linienführung über die Nibelungenbrücke führt zu erheblich ngeren Fahrzeiten, so dass in den vergangenen Jahren der Betriebskostenzuschuss erheblich gestiegen und die Fahrgeldeinnahmen deutlich zurückgegangen sind. Damit die zusätzliche finanzielle Belastung beim RVV begrenzt wird, wurden die Fahrtwege der Linien 12 und 13 so gestrafft, dass diese über die D.-Martin-Luther-Straße und nicht mehr über den Arnulfsplatz geführt werden. Die Erreichbarkeit der westlichen Altstadt mit dem ÖPNV hat sich hierdurch merklich verschlechtert.

 

Die Verwaltung hat sich, mit dem jeweils amtierenden Oberbürgermeister an der Spitze, nachdrücklich beim Landesamt für Denkmalpflege, bei ICOMOS und bei der UNESCO dafür eingesetzt, eine Ersatzbrücke westlich des Eisernen Stegs errichten zu dürfen. Neben der Erschließung der westlichen Altstadt wurde auch mit den städtebaulichen Chancen für die Achse Kepler-/Thundorferstraße argumentiert, die spürbar vom ÖPNV entlastet werden könnte. Gerade hier befinden sich herausragende historische Bauten, u.a. der Salzstadel, die Kirche St. Oswald oder das Runtingerhaus.

 

Eine Entlastung dieser Achse käme auch der Verknüpfung der Steinernen Brücke mit der Altstadt zugute. Durch die Steigerung der Aufenthaltsqualität könnte die Altstadt näher an die Donau „wachsen“. Der Eiserne Steg könnte durch eine barrierefreie Querung ersetzt werden, so dass das Welterbe auch für Menschen mit Handicaps oder sonstigen Mobilitätseinschränkungen (z. B. Kinderwagen) besser erlebbar wäre. Aber insbesondere die Bevölkerung Regensburgs würde von dieser Maßnahme profitieren, weil verbesserte Angebote im Umweltverbund einen Umstieg vom MIV für viele erleichtern würden.

 

Um den Nachweis zu erbringen, dass ein Brückenbauwerk an dieser Stelle keine wesentlichen Auswirklungen auf den außergewöhnlichen universellen Wert des Welterbe-Ensembles hat, wurde ein entsprechendes Welterbeverträglichkeitsgutachten im Auftrag der Stadt Regensburg erstellt.

 

Trotz dieses Gutachtens sowie vielen verschiedenen Schreiben, Stellungnahmen, Gesprächen und Ortsbesichtigungen stimmen weder das Landesamt für Denkmalpflege noch die zuständigen Stellen bei der UNESCO/ICOMS einem Brückenbauwerk zwischen Schopperplatz und Holzndestraße in welcher Form auch immer zu.

 

Der Welteerbetitel ist für die Stadt Regensburg von besonderer Bedeutung. Erst durch die Verleihung des Welterbetitels ist den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und Region so richtig bewusst geworden, welchen Schatz Regensburg in seinen Stadtgrenzen besitzt. Die Menschen sind stolz auf das historische Erbe, viele setzen Altstadt und Regensburg gleich. Dabei ist die Altstadt mit Stadtamhof kein Museum, keine Fassade, sondern ein „lebendiger Organismus“.

 

Die Verwaltung steht weiterhin zu der Einschätzung, dass die Westtrasse den außergewöhnlichen universellen Wert nicht wesentlich beeinträchtigen würde, sich aber durch die Brücke große verkehrsplanerische und städtebauliche Chancen ergeben würden. Aufgrund des Votums der o. g. Stellen hat die Verwaltung verschiedene Alternativen geprüft:

 

1.Westtrasse als Tunnel

  1. Osttrasse als Brücke und als Tunnel

3.Brücke in Verlängerung der Altdorferstraße

  1. hrung über die Steinerne Brücke
  2. alternative Verkehrsmittel, etwa eine Fähre

 

mtliche Alternativen können im Vergleich zur Westtrasse in Form einer Brücke nicht überzeugen. Eine Tunnellösung, die nur im Osten realisierbar wäre, ist nicht geeignet, da die gewünschte Erreichbarkeit der westlichen Altstadt nicht die Folge wäre und aus diesem Grund die damit verbundenen unverhältnismäßig hohen Kosten nicht zu rechtfertigen wären. Auch die städtebauliche Integration der Rampenbauwerke ist problematisch. Die Osttrasse führt kaum zu Linienwegsverkürzungen, die Busse erreichen weiterhin nicht die westliche Altstadt. Eine weiter westlich gelegene Trasse führt bei den Bussen, die über die Lappersdorfer Straße fahren, zu unnötigen Umwegen. Die westliche Altstadt würde nur über den Bismarckplatz, aber nicht über den Arnulfsplatz erreicht.

 

Die Steinerne Brücke wird denkmalgerecht saniert. Dabei wurde vom Stadtrat beschlossen, dass die baulichen Maßnahmen darauf ausgerichtet sind, dass keine Kfz die Brücke befahren. Würde nun wieder Busverkehr zugelassen, hätte dies gravierende Folgen für die Bausubstanz. Zuschüsse in Millionenhöhe wären ggf. zurückzuzahlen. Die Brüstungen sind nicht auf die erforderlichen Anpralllasten ausgelegt. Aufgrund der hohen Anzahl an Fußngern und Radlern wäre mit ständigen Konflikten zu rechnen.

 

hrverbindungen, Seilbahnen oder ähnliche Angebote würden von den Busnutzern kaum angenommen, da diese zum mehrmaligen Umsteigen zwingen. An beiden Donauuferseiten wären entsprechende Umsteigeanlagen erforderlich. Busse müssten hier länger halten und wenden können.

 

rgertrasse“

Das BürgerBündnis hat im Zuge der Ersatztrassendiskussion 2005 einen Vorschlag für eine Liniennetzalternative, die sog. Bürgertrasse eingebracht. 2008 brachte dann der Verein Donauanlieger e. V. eine modifizierte Variante ein. Gemeinsam ist beiden Lösungsvorschlägen, dass eine zusätzliche Donaubrücke abgelehnt wird und die Busse über die Nibelungenbrücke geführt werden sollten. Die seinerzeit durchgeführte Nutzen-Kosten-Betrachtung zeigte, dass die verkehrliche Wirksamkeit negativ wäre und zu Fahrgastverlusten führen würde. Die vergangenen Jahre haben die Prognose bestätigt, der ersatzlose Entfall einer altstadtnahen Donauquerung hat zu deutlichen Fahrgastverlusten geführt.

Abweichend vom Status-Quo sollten nach der Bürgertrassen-Variante die Buslinien konsequent über den Stobäusplatz zum Hauptbahnhof geführt werden. Das hätte zur Folge, dass die Altstadterschließung durch den Busverkehr deutlich schlechter würde. Daher ist eine weitreichende Verlegung der Buslinien von der Eisernen Brücke hin zum Stobäusplatz abzulehnen.

 

Handlungsvorschlag:

 

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse ist davon auszugehen, dass Die Westtrasse nicht durchgesetzt werden kann und die Busverbindungen zwischen dem Stadtnorden bzw. dem nördlichen Landkreis und der Altstadt bzw. dem Hauptbahnhof in der heutigen Form auf längere Sicht im Wesentlichen bestehen bleiben werden. Die Verwaltung schlägt daher ein Bündel an Maßnahmen vor, um die Situation für den ÖPNV auf diesen Linienwegen zu verbessern und um die teils massiven Verspätungen in Zukunft zu verringern oder sogar zu vermeiden.

 

1.Verlegung der Linie 12

Die Linie 12 fährt aus Pettendorf kommend durch Winzer und trifft dann auf die ehemalige B 8, jetzt Staatsstraße St 2660. Weiter verläuft der Linienweg über die Frankenstraße und Nordgaustraße zur Eisernen Brücke und über den Dachauplatz zum Hauptbahnhof. Die Busse verkehren  werktags bis gegen 20 Uhr im Stundentakt.

 

Eine Verlegung des Linienwegs auf die Route Pfaffensteiner Brücke Clermont-Ferrand-Allee Platz der Einheit Kumpfmühler Straße hätte folgende Vorteile:

  • umsteigefreie schnelle Verbindung zur westlichen Altstadt
  • Umfahrung der Staus auf der Nibelungenbrücke und Frankenstraße
  • schnellere Erreichbarkeit der Schulen im Stadtwesten
  • direkte Verknüpfung Stadtwesten Hauptbahnhof

Die Maßnahme könnte bereits zum nächsten Fahrplanwechsel Jahreswechsel 2016/17 umgesetzt werden.

 

  1. Busschleuse DEZ

Insbesondere nachmittags ist das Verkehrsaufkommen des in die Frankenstraße links abbiegenden Verkehrs sehr hoch. Busse, die aus der Haltestelle „Weichs-DEZ“ ebenfalls links abbiegen müssen, haben große Probleme, in die Linksabbiegestreifen einzufädeln. Es sind regelmäßig Konflikte zu beobachten. Zudem wird der geradeaus fahrende Verkehr behindert, was sich wiederum auf den gesamten Streckenverlauf der Nibelungenbrücke negativ r den MIV und den ÖPNV auswirkt.

 

Abhilfe kann eine zusätzliche LSA schaffen, die den Stauraum bis zum Knoten Frankenstraße freihält. Busse können sich so leichter aus der am rechten Fahrbahnrand liegenden Haltestelle in die Linksabbiegestreifen einfädeln.

Langfristig könnte ein kreuzungsfreier Ausbau in diesem Bereich erhebliche Verbesserungen mit sich bringen.

 

  1. Busspur Frankenstraße

Der Neubau der Frankenbrücke sieht eine Busspur auf der Nordseite stadtauswärts vor. Sie geht auf eine Empfehlung eines Gutachtens des Büros Transver, München zurück. Dieses Büro hat ebenso empfohlen, in der Frankenstraße zwischen Nordgaustraße und Holzgartenstraße eine Busspur zusätzlich zu den beiden bestehenden Fahrstreifen auszubauen. Diese Busspur ist trotz des geplanten Baus der Sallerner Regenbrücke erforderlich. Es wird auf den Bericht verwiesen, der am 20.11.2012 Grundlage für den Beschluss zum Neubau der Frankenbrücke war.

 

4.hrdstraße

In der Wöhrdstraße ist das Parken auf der Fahrbahn auf langen Strecken erlaubt. Die verbleibende Fahrbahnbreite von 5,50 m brutto ist nicht ausreichend, damit sich Busse und Pkw oder gar Busse und Busse begegnen können. Die Wöhrdstraße ist eine der wichtigsten Routen für den Busverkehr im Stadtgebiet. Gleichzeitig ist die Wöhrdstraße wichtiger Bestandteil des Radwegenetzes. Radverkehrsanlagen fehlen jedoch, wären aber angesichts des hohen Schwerverkehrsanteils dringend angezeigt.

 

Zu lösen ist diese Thematik nur durch die Verlagerung der Stellplätze. In der Folge könnten auf der Fahrbahn Schutzstreifen r Radler markiert werden. Diese wären im Begegnungsfall für Busse oder andere Kfz überfahrbar.

 

5.Weitere Alternativen

Ein Wassertaxi-System (elektrisch betrieben) ähnlich den venezianischen Vaporetti wäre grundsätzlich als ergäzendes Angebot denkbar. Dabei könnte in einem Zickzack-Kurs zwischen Altem Schlachthof/Marina Forum Altem Eisstation/Mobilitätstreff Donaumarkt Wurstkuchl - Schopperplatz/Dultplatz ein vor allem touristisch interessantes Verkehrsmittel angeboten werden. Erste Gespräche mit möglichen Betreibern wurden geführt, bedürfen aber noch weiterer Konkretisierung.

 

 

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die o. g. Maßnahmen die Nichtrealisierung der Westtrasse nicht kompensieren können. Umso wichtiger ist es jedoch, die Maßnahmen schnell anzugehen und umzusetzen, damit ein weiterer Fahrgastrückgang im ÖPNV verhindert werden kann.

 


Der Ausschuss beschließt:

 

In der Abwägung zwischen dem Erhalt des Status der Regensburger Altstadt mit Stadtamhof als UNESCO-Weltkulturerbe und der Herstellung einer Donauquerung für den Umweltverbund westlich des Eisernen Stegs ist die Stadt Regensburg gezwungen, auf die Weiterführung der Planungen für eine so genannte Westtrasse zu verzichten. Der Beschluss vom 14.10.2008 unter dem TOP „Donauquerung für Linienbusse bei Sperrung der Steinernen Brücke - Untersuchung Liniennetzalternative ohne altstadtnahe Donauquerung“ wird insofern aufgehoben.

Um die Busverbindung zwischen dem Stadtnorden bzw. dem nördlichen Landkreis und der westlichen Altstadt zu verbessern, wird die Verwaltung beauftragt, folgende Maßnahmen einzuleiten:

  1. Eine Führung der 12 über die Pfaffensteiner Autobahnbrücke, die Clermont-Ferrand-Allee, die Altdorferstraße, die Gumpelzhaimerstraße, die Dr.-Johann-Maier-Straße, die Jakobstraße, die Schottenstraße, die Kumpfmühler Straße, die Fritz-Fend-Straße und die Bahnhofstraße bzw. die Albertstraße und die Margaretenstraße – in beiden Richtungen – ist zu prüfen.
     
  2. Auf der Rampe der Nibelungenbrücke ist in Fahrtrichtung Norden vor dem Knoten Walhallaallee eine zusätzliche Lichtsignalanlage zur Beschleunigung des in die Frankenstraße linksabbiegenden Busverkehrs zu planen und umzusetzen („Busschleuse“).

    Die Verwaltung wird beauftragt, Untersuchungen vorzunehmen, mit dem Ziel langfristig durch Unter- bzw. Überführung einer Straßenstrecke einen kreuzungsfreien Ausbau an dieser Stelle vorzunehmen.
     
  3. Für die Frankenstraße ist auf der Nordseite zwischen Nordgaustraße und Holzgartenstraße eine Busspur zusätzlich zu der vierspurigen Straße für den Individualverkehr zu planen. Ziel ist eine Umsetzung unmittelbar nach Fertigstellung des Ersatzbaus der Frankenbrücke.
     
  4. Sobald auf dem Unteren Wöhrd eine Parkgarage errichtet wurde, die ausreichende Kapazitäten für Bewohner im Sinne einer Quartiersgarage bereitstellt, ist das Parken auf der Fahrbahn der Wöhrdstraße in Teilbereichen oder ganz zu unterbinden, um hier Platz für Busse im Begegnungsverkehr und für Schutzstreifen für Radler zu schaffen.
     
  5. Die Einführung eines elektronisch betriebenen Wassertaxis wird gemäß der Berichtsvorlage kurzfristig auf seine Realisierbarkeit geprüft.

 

 

 


Anlagen:

 

Planskizze aus der Präsentation

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage VO Ersatztrasse (567 KB)