Sachverhalt:
Der Ausschuss für Umweltfragen, Natur- und Klimaschutz hat die Verwaltung mit Beschluss vom 24.03.2015 beauftragt, die verschiedenen Varianten für eine getrennte Entsorgung des derzeit im Restmüll verbleibenden Bioabfalls gutachterlich untersuchen zu lassen.
Die Verwaltung hat daher zur Vorbereitung der Biomüllerfassung und zur Ermittlung des Wertstoffpotentials in der Restmülltonne eine Hausmüllanalyse im Herbst und Winter 2015 durchführen lassen. Die Analyse wurde durch das bifa Umweltinstitut durchgeführt. Dieses Institut besitzt in Bayern die größte Erfahrung mit Hausmüllanalysen und wird auch vom LfU als Sachverständiger herangezogen. Die Stichprobe wurde über alle relevanten Bewohnerstrukturen der Stadt Regensburg gelegt: Innenstadt 12,2% der Einwohner, städtisch dichtes Wohnen Altbestand (bis 1990 errichtet) 66,9 % der Einwohner, städtisch dichtes Wohnen Neubestand (ab 1990 errichtet) 11,9 % der Einwohner ländliche Bereiche 7,6 % der Einwohner Gewerbe 1,4 % der Einwohner Mit Datum vom 06.04.2016 hat das bifa Umweltinstitut gemeinsam mit der AU Consult GmbH einen Wertstoffpotenzialbericht (Hausmüllsortier-Anlagen und Auswirkungen bzgl. Biomüll) und einen Abschlussbericht (Zusammensetzung des Restmüllabfalls der Stadt Regensburg und Auswirkungen einer getrennten Bioabfallerfassung) vorgelegt.
- 87,1 kg/EW*a Grüngut zur stofflichen Behandlung in einer Kompostierungsanlage. Das entspricht einer Menge von ca. 13.753 t. - 29 kg/EW*a Grüngut zur energetischen Behandlung im Biomasse-HKW. Das entspricht einer Menge von ca. 4.578 t. - 44 kg/EW*a Bioabfall zur stofflichen Behandlung in der Eigenkompostierung und sonstige Entsorgungswege. Das entspricht einer Menge von ca. 6.953 t. - 35,9 kg/EW*a Bioabfall im Restabfall zur Beseitigung im MHKW des ZMS Schwandorf. Das entspricht einer Menge von ca. 5.664 t.
Wobei die Erfassung von Glas und LVP im Wirkungsbereich der Verpackungsverordnung liegen und ein Zugriff durch die Kommunen nicht möglich ist, da hier die Systembetreiber (zehn Duale Systeme) tätig sind. Die Stadt kann nur in Form der Abfallberatung auf die Bürgerinnen und Bürger einwirken. Anders sieht es bei der Sammlung von PPK aus. Hier ist die Stadt im Auftrag der Systembetreiber tätig und verkauft nur den von einer Clearingstelle ermittelten Anteil (§6 Abs. 7 VerpackV) an das jeweilige Duale System. Der restliche Anteil an PPK wird nach Ausschreibung verkauft und dient je nach Marktsituation zur Kostendämpfung der Müllgebühren.
Ein Großteil der Bioabfälle (Grüngut, Nahrungs- und Speisereste aus dem gewerblichen Bereich, Biotonnen über private Anbieter) wird bereits jetzt getrennt erfasst und zu Kompost verarbeitet, vergärt oder im Biomasseheizwerk entsorgt. Die in der Restmülltonne derzeit verbleibenden Bioabfälle (gemäß Hausmüllanalyse 5664 Tonnen) sollen ebenfalls einer gesonderten Entsorgung zugeführt werden. Um die ökologisch effektivste, ökonomisch sinnvollste und für die Bürgerinnen und Bürger akzeptabelste Variante zu eruieren, wurde ein Gutachten des bifa Umweltinstituts in Kooperation mit AU Consult GmbH beauftragt. Das Gutachten hat für die Biomüllverfassung zwei Varianten ermittelt.
Holsystem: Flächendeckende Einführung einer Biotonne mit einem Anschlussgrad von 70 % oder mehr der Regensburger Haushalte und Beibehaltung der Grünguterfassung. Die Abholung erfolgt 14-täglich, Tonnengrößen liegen zw. 60-240 l, Umschlag des gesammelten Biomüll im Stadtgebiet, Transport der Bioabfälle max. 70 km, Verarbeitung in einer Vergärung oder Kompostierung.
Bringsystem: Flächendeckende Einführung eines Bringsystems und Beibehaltung des Grüngutsammelsystems. Max. Entfernung von den Wohnhäusern 100 m, Gemeinschaftstonnen 240 l, alle Bürgerinnen und Bürger können sich beteiligen, Anschlussgrad ca. 11 % (Verhältnis Biobehälter zu Restmüllbehälter) ca. 2100 Standplätze und zusätzlich Recyclinghof, Grüngutsammelstellen, Nachbarschaftstonne, Leerung wöchentlich, Verarbeitung in einer Vergärungsanlage (Pfropfenstromanlage).
Die beiden vorgeschlagenen Möglichkeiten zur Bioabfallerfassung haben sich bei einem Vergleich in einer ökobilanziellen Betrachtung als vorteilhaft gegenüber dem IST-Zustand herausgestellt. Es wurde eine biogene Abfallmenge von 30.912 t bei 157.672 EW angenommen.
Die Einführung einer Biotonne mit einem Anschlussgrad von 70 % würde zu jährlichen Mehrkosten von 1,85 Millionen € oder ca. 12 € pro Einwohner und Jahr führen. Bei einer gleichmäßigen Verteilung der Entsorgungskosten incl. Vergärung aus der Biotonne auf alle Gebührenzahler errechnet sich eine Müllgebührensteigerung von voraussichtlich 25 %. Unabhängig von der prognostizierten Gebührensteigerung bei Einführung der Biotonne ist zum heutigen Zeitpunkt mit einem Anstieg der Abfallentsorgungsgebühren im neuen Kalkulationszeitraum ab dem 01.01.2018 zu rechnen.
Die Einführung einer Biotonne mit geringeren Anschlussgraden 30 % oder 50 % kann laut Gutachter nicht empfohlen werden, da die ökologischen Vorteile nicht mehr gegeben sind. Ökonomisch ist ein Holsystem auch immer teurer wie ein Bringsystem.
In einem weiteren Schritt ist das bifa Umweltinstitut in Kooperation mit der AU Consult GmbH mit der konkreten Ausgestaltung des erweiterten Bringsystems (Erbringung der Dienstleistungen durch die Stadt oder Fremdvergabe, Kalkulation, Ausschreibungstexte) zu beauftragen. Diese Leistungen sind bereits im bisherigen Auftrag als optionaler Teil enthalten. Haushaltsmittel für die Beauftragung dieses Teils sind vorhanden.
Die Hausmüllsortieranalyse und die darauf aufbauenden gutachterlichen Feststellungen haben wichtige Erkenntnisse für die Abfallentsorgung bei der Stadt Regensburg gebracht. Oberste Priorität muss nach wie vor die Abfallvermeidung haben. In diesem Bereich müssen verstärkte Anstrengungen unternommen werden. Unter dem Motto „Müll vermeiden – Lebensqualität gewinnen“ wird die Verwaltung in nächster Zeit verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Auch die Abfallberatung muss intensiviert werden. Diese Abfallberatung ist sowohl wichtig, um die getrennte Erfassung von Bioküchenabfällen wirksam umzusetzen, aber auch um die Wertstoffanteile (vor allem PPK, Glas, Kunststoffe) im Restmüll zu minimieren. Für den Haushalt 2017 wurde bereits ein Antrag auf Schaffung einer zusätzlichen Stelle im Bereich Abfallberatung gestellt. Das gut funktionierende System der Sammlung von Grünabfallsammelstellen soll beibehalten werden. Die derzeit noch im Restmüll verbleibenden Bioabfälle sollen mit einem verdichteten Bringsystem erfasst werden.
Der Ausschuss beschließt:
Anlage:
1 Kurzbericht bifa Umweltinstitut in Kooperation mit AU Consult GmbH vom 06.04.2016
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||