Vorlage - VO/17/13479/51  

 
 
Betreff: Weiterentwicklung der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS);
Anpassung einer Fördervereinbarung mit der EJSA
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer
Federführend:Amt für Jugend und Familie   
Beratungsfolge:
Jugendhilfeausschuss Vorberatung
21.09.2017 
Öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses ungeändert beschlossen   
Ausschuss für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen Vorberatung
28.09.2017 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen ungeändert beschlossen   
Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung
28.09.2017 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

Sachverhalt:

 

In der Stadt Regensburg wurde bereits an 27 Schulen Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) realisiert - an allen sechs Mittelschulen, den beiden Sonderpädagogischen Förderzentren, allen drei städt. Berufsschulen, den beiden Realschulen und an 14 Grundschulen. Diese JaS-Stellen werden vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration(StMAS) gefördert, und zwar in Höhe von 16.360 Euro für eine Vollzeitstelle.

An der Gerhardinger-Grundschule und am Von-Müller-Gymnasium findet schulbezogene Sozialarbeit statt. Diese Schulen werden vom StMAS nicht gefördert. Somit wird in der Stadt Regensburg an 29 Schulen Sozialarbeit geleistet.

 

Die langjährigen Erfahrungen mit dem Einsatz von sozialpädagogischen Fachkräften an Schulen haben gezeigt, dass sich das Konzept der Jugendsozialarbeit an Schulen außerordentlich gut bewährt. So schreibt die Bayerische Staatsregierung in ihrem Kinder- und Jugendprogramm 2013: „Die positiven Wirkungen der Angebote der Jugendsozialarbeit an Schulen sind nachweisbar und evaluiert. So erreicht JaS frühzeitig junge Menschen mit erhöhtem sozialpädagogischen Unterstützungsbedarf durch Einzelberatung, Krisenintervention, Hilfe bei der beruflichen Orientierung sowie bei der Vermittlung und Förderung von Bewältigungskompetenzen.“

 

Die Jugendsozialarbeiterinnen und Jugendsozialarbeiter an den Schulen haben in den letzten Jahren tausende von Fällen betreut. Dabei handelt es sich um sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler mit den unterschiedlichsten Problemlagen. In Grundschulen und den Sonderpädagogischen Förderzentren stehen Erziehungsfragen oder Trennungsängste wegen Scheidung der Eltern, aber auch häusliche Gewalt und Kindesvernachlässigung im Vordergrund. Ältere Schülerinnen und Schüler klagen häufig über Mobbing, Probleme im Elternhaus und materielle Probleme in der Familie. Berufsschülerinnen und schüler konfrontieren die JaS-Fachkräfte oft mit psychischen Problemen (z. B. Essstörungen, autoaggressives Verhalten wie Ritzen auf der Haut, Depressionen, etc.), aber auch mit Konflikten an der Lehrstelle bis hin zu sexuellen Übergriffen durch Mitarbeiter der Lehrstelle.

 

Es ist festzustellen, dass Jugendsozialarbeit an Schulen nicht nur Schülerinnen und Schülern hilft, deren körperliches und seelisches Wohl bereits gefährdet ist, sondern auch dafür sorgt, dass Gefährdungssituationen möglichst vermieden werden. Somit werden durch Jugendsozialarbeit an Schulen wirksam Kinderschutzaufgaben übernommen. Gleichzeitig gelingt es in nicht wenigen Fällen, krisengeprägte Familien zu stabilisieren und damit letztlich die Herausnahme von Kindern zu vermeiden.

 

Die Evangelische Jugendsozialarbeit (ejsa) Regensburg beantragt mit Schreiben vom 31.03.2017 an die Stadt Regensburg Amt für Jugend und Familie und die Regierung der Oberpfalz die Aufstockung der Stelle der Jugendsozialarbeit am Sonderpädagogischen Förderzentrum Jakob-Muth-Schule.

 

Die Problembelastungen und der Arbeitsaufwand an der Schule haben sich dort seit Einführung von JaS im Jahr 2009 deutlich erhöht. Im Schuljahr 2015/16 wurden ca. 53 Einzelfallhilfen geführt. 233 SchülerInnen wurden in den Klassenstufen 1-9 insgesamt beschult. In Kooperation mit einem freien Träger werden 27 SchülerInnen in einem offenen Ganztagesschulangebot im Schulhaus in der Isarstr. und 88 SchülerInnen in 7 Ganztagsklassen im Schulhaus am Sallerner Berg betreut. 13 SchülerInnen besuchen zudem externe Einrichtungen. Alle SchülerInnen verfügen über einen sonderpädagogischen Förderbedarf im Bereich Lernen und / oder Sprache und meist auch in der sozial-emotionalen Entwicklung. Viele der Familien, deren Kinder die Jakob-Muth-Schule besuchen, haben einen Migrationshintergrund und / oder kommen aus einem schwachen sozialen Milieu, mit niedrigem Bildungshintergrund. Für die Zusammenarbeit bedeutet dies eine sehr intensive Betreuung und Begleitung durch die JaS-Fachkräfte.

 

In der Regel wird in der Einzelfallhilfe das ganze Familiensystem miteinbezogen. Aufgrund der vielen Jugendhilfemaßnahmen in den Familien ist der Bedarf an intensiver Netzwerkarbeit bzw. Kooperation mit verschiedenen Partnern in den meist sehr komplexen Hilfesystemen (Kinder- und Jugendpsychiatrie, Heilpädagogische Tagesstätten, Erziehungsbeistandschaft, Sozialpädagogische Familienhilfe, Stadtteilprojekt, etc.) sehr hoch und zeitintensiv.

 

Die Jakob-Muth-Schule deckt hinsichtlich des Sprengels den gesamten Stadtnorden ab. Dort befinden sich mehrere Sozialräume, nach Kriterien der Jugendhilfe überdurchschnittlich bis deutlich überdurchschnittlich belastet sind, teils traditionell (Stichpunkt „sozialer Brennpunkt“). Dies soll beispielhaft an Zahlen des Jahres 2016 verdeutlicht werden, konkret sollen die Belastungen nach sog. Blockgruppen dargestellt werden:

 

Familiengerichtshilfefälle

ufigkeit

betroffene Minderjährige (anteilig)

Blockgruppe / Viertel

sehr Hoch

 

8%

Danziger Freiheit,

Gewerbegebiet Reinhausen,

Schwabelweis-West

hoch

 

6 7%

Schlesierstr.-Pommernstr.

 

Kindeswohlgefährdungsmeldungen

ufigkeit

betroffene Minderjährige (anteilig)

Blockgruppe / Viertel

sehr Hoch

 

4 und mehr %

Sallerner Berg,

Isarstr.-West,

Weichs

hoch

 

3 - 4%

Schlesierstr.-Pommernstr.,

Gewerbegebiet Reinhausen

überdurchschnittlich

 

2 3%

Wutzlhofen,

Brandlberg,

Nordheim Egerstr.

 

Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen

ufigkeit

betroffene Minderjährige (anteilig)

Blockgruppe / Viertel

sehr Hoch

 

8 und mehr%

Schwabelweis-Ost,

Nordheim Egerstr.,

Siebenbürgener Str.,

Schlesierstr. Pommernstr.

hoch

 

6 - 8%

Ardennenstr. Vogesenstr.,

Danziger Freiheit,

Gewerbegebiet Reinhausen,

Weichs

überdurchschnittlich

 

4 - 6%

Wutzlhofen,

Flachlberg,

Isarstr.-West,

Sallern,

Sallerner Berg

 

Der Stadtrat hat in seinen Sitzungen vom 16.12.2010 und 25.07.2013 den Abschluss von Fördervereinbarungen mit der ejsa beschlossen. Zuletzt erfolgte eine ähnliche Erhöhung des Stellenumfangs der JaS-Stelle am Förderzentrum Bajuwarenstraße.

 

Die Fördervereinbarung bzgl. der Jakob-Muth-Schule bedarf einer weiteren Anpassung hinsichtlich der personellen Kapazität. Vorbehaltlich der staatlichen Förderung sollten die Wochenarbeitsstunden gemäß dem Antrag der ejsa von 30 auf 50 Wochenstunden erhöht werden. Dabei sind 0,75 Stellenanteile, wie bislang auf der Mittelschulstufe, und 0,5 Stellenanteile auf der Grundschulstufe anzusiedeln.

 

Die Maßnahme finanziert sich aus einem Zuschuss des StMAS in Höhe von 20.450 Euro, dem Anteil von 10% an Eigenmitteln des Trägers in Höhe von 7.408,92 Euro und den städtischen Mitteln in Höhe von 46.230,32 Euro. Diese Mittel sind im Entwurf des Haushaltsplanes 2018 bei Haushaltsstelle 0.4705.7099 eingestellt.

 

 


Der Ausschuss empfiehlt / Der Stadtrat beschließt:

 

Die Fördervereinbarung mit der Evangelischen Jugendsozialarbeit (EJSA) Regensburg im Bereich der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) werden insofern fortgeschrieben, als der Stellenumfang am Sonderpädagogischen Förderzentrum Jakob-Muth-Schule – vorbehaltlich der staatlichen Förderung – von 30 auf 50 Wochenstunden erhöht wird.

 

 


Anlagen: