Vorlage - VO/18/14469/41  

 
 
Betreff: Projekte zum Jahresthema 2019 "Stadt und Gesellschaft"

Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Kulturreferent Unger
Federführend:Kulturamt   
Beratungsfolge:
Kulturausschuss Entscheidung
11.07.2018 
Öffentliche Sitzung des Kulturausschusses ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

Sachverhalt:

 

 

1.Ausgangslage und Konzeption des Jahresthemas 2019

 

Die Jahresthemen des Kulturreferats orientieren sich in den Jahren 2016 bis 2019 an bedeutenden historischen Jubiläen, die in der Stadt Regensburg gefeiert werden bzw. deren erinnert wird. Gleichzeitig wurde in der Konzeption der mehrfach geäerte Wunsch der Kulturszene umgesetzt, die Jahresthemen, wenn es um ihre konkrete Ausgestaltung geht, zu öffnen und nicht allein historisch, sondern auch mit Bezug zur Gegenwart zu definieren, um eine Beteiligung möglichst vieler Kulturakteure und Kooperationspartner zu ermöglichen.

 

Der historische Anlass für das Jahresthema 2019 ist der 500. Jahrestag der Vertreibung der Juden aus Regensburg. Der Titel des Jahresthemas lautet „Stadt und Gesellschaft“.

 

Das Jahr 2019 wird im Zeichen der Erinnerung an eines der dunkelsten Kapitel der Regensburger Geschichte stehen: die Auslöschung der jüdischen Gemeinde des Mittelalters 1519. Sie hatte über Jahrhunderte das wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Leben der Stadt entscheidend mitgeprägt daran wird zu erinnern sein. Dies geschieht insbesondere durch eine intensive wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas.

Es wird aber nicht nur um Erinnerung gehen, sondern das Kulturreferat möchte sich auch mit der Gegenwart auseinandersetzen und in die Zukunft schauen. Die Regensburger Kulturakteure werden aufgerufen, das Thema aus heutiger Sicht zu bearbeiten: Wie ist es in der Gegenwart um das Verhältnis von Mehrheiten und Minderheiten bestellt? Um Toleranz und Akzeptanz? Welche kreativen Potenziale ergeben sich aus der städtischen Diversität? Was ist das überhaupt, die „Stadtgesellschaft“? Wer lebt in Regensburg, wie schaut der Alltag dieser Menschen aus, welche berühmten Regensburgerinnen und Regensburger haben die Stadt geprägt? Wie schaut eine gute Nachbarschaft aus und wie wird sie gelebt? Diese sind nur einige Beispiele für mögliche Fragestellungen, die aufgegriffen werden können.

 

 

2. Beteiligung des Kulturamtes am Jahresthema 2019

 

Das Kulturamt übernimmt die Gesamtkoordination und das Gesamtmarketing. Dazu gehört unter anderem die Veröffentlichung des kompletten Programms in der Broschüre „Kulturleben Regensburg“, die zweimal im Jahr erscheint und jeweils ca. 120 Seiten umfasst. Auch weitere Kanäle der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit werden regelmäßig bedient, darunter Internetseite, Social Media, Newsletter sowie Pressemitteilungen. Die Eröffnung des Jahresthemas, die voraussichtlich im Februar 2019 in der Neupfarrkirche stattfinden wird, wird ebenfalls vom Kulturamt in Kooperation mit mehreren Partnern veranstaltet.

Um die historische Dimension zu bearbeiten, werden mehrere wissenschaftliche Vortragsreihen stattfinden, ein CD-Führer zum Thema „disches Regensburg“ wird veröffentlicht und das Kulturamt wird die Aktionen der Jüdischen Gemeinde Regensburg unterstützen. Das Kulturamt wird zudem einige Veranstaltungen selbst als Veranstalter durchführen; geplant sind unter anderem ein Konzert des Ensembles Stimmwerck oder das Projekt „A Wall is a Screen“. Andere Veranstaltungen und Projekte, die im Rahmen eines „open calls“ eingereicht werden, werden vom Kulturamt beratend und bei Bedarf finanziell unterstützt, wie zum Beispiel die Regensburger Stummfilmwoche, die sich 2019 mit „Christlich-jüdischen Themen im Stummfilm“ beschäftigen wird. Die finanzielle Unterstützung der Beiträge von Regensburger Kulturakteuren und Institutionen, die das Jahresthema aus der heutigen Sicht bearbeiten, stellt einen wichtigen Schwerpunkt sowohl in der koordinierenden Rolle des Kulturamts als auch hinsichtlich der Kosten dar.


Übersicht der geplanten Aktivitäten mit Kosten: Veranstaltungen

 

Eröffnung des Jahresthemas in der Neupfarrkirche 5.000 €

Wissenschaftliche Vortragsreihen (Referenten-Honorare, Mieten,
Fahrtkosten, Übernachtungen)

Unterstützung von Aktionen der Jüdischen Gemeinde Regensburg15.000 €

Veranstaltungen des Kulturamtes (z. B. Konzerte, A Wall is a Screen)25.000 €

Zeitgenössische Umsetzung: Aktionen von Kooperationspartnern

(Ausstellungen, Musik und Tanz, Lesungen, Führungen usw.)42.000 €

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Gesamt87.000 €

 

Übersicht der geplanten Aktivitäten mit Kosten: Öffentlichkeitsarbeit

 

Zwei Ausgaben der Broschüre „Kulturleben Regensburg

CD-Führer „disches Regensburg“

Roll-ups, Plakate, Flyer, Anzeigen für die Veranstaltungen

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Gesamt31.000 €

 

Geplante Einnahmen: 7.300 € (Eintrittskarten, Verkauf von Publikationen)

 

 

3. Beteiligung der Museen der Stadt am Jahresthema 2019

 

Ausstellung zu 1519

 

2019 jährt sich die Vertreibung der Regensburger jüdischen Gemeinde aus der Stadt  zum 500. Mal. Bereits seit dem frühen Mittelalter sind Juden in Regensburg dokumentiert; sie wohnten im Zentrum der Stadt um den heutigen Neupfarrplatz, auf dem ehedem auch eine Synagoge und eine Talmudschule standen. Eine Ausstellung soll die Entstehung und Topographie des jüdischen Viertels mit Funktionen der einzelnen Gebäude, den Alltag der Juden, ihr Verhältnis zur christlichen Umwelt, ihre Berufe, ihr religiöses Leben, ihre Friedhöfe, ihren rechtlichen Status wie ihre Rechtsprechung und die Vertreibung im Jahr 1519 nach dem Tod Kaiser Maximilians dokumentieren. Die Bedeutung der Regensburger jüdischen Gemeinde im Mittelalter steht jenen in Mainz, Worms oder Speyer in Nichts nach. Die Gelehrten Isak ben Mordechai und Efraim ben Isaak verfassten Talmudkommentare und 1196 gründete der renommierte Jehuda ben Samuel he-Chasid eine hoch angesehene Talmudschule. Die Aufzeichnungen des Regensburger Juden Petachja über eine Reise nach Persien im 12. Jahrhundert mündeten in eine noch im 16. Jahrhundert gedruckte Reisebeschreibung.

Die Ausstellung konzentriert sich auf die historischen Belege jüdischen Lebens in der mittelalterlichen Stadt vom 10. Jahrhundert bis 1519: Urkunden, Gerichtsbücher, Prozessakten, Steueraufzeichnungen und Pläne. Damit ergänzt sie das document Neupfarrplatz, in dem originale Baureste im Umfeld der Synagoge erlebbar werden, und das Kunstwerk von Dani Karavan auf dem Neupfarrplatz, das den Grundriss der Synagoge nachzeichnet. 

Astrid Riedler-Pohlers, die bei Prof. Dr. Eva Haverkamp an der Ludwig Maximilians-Universität Regensburg eine von der Stadt Regensburg geförderte Dissertation über „Medizin in der Stadt Christen und Juden in Regensburg“ verfasst hat, wird mit einem Werkvertrag bei den Museen der Stadt Regensburg die Konzeption der Schautafel-Ausstellung vorbereiten, den Aufbau begleiten und neben einer ausstellungsbegleitenden Broschüre eine zweite zu Orten jüdischer Präsenz in Regensburg verfassen.


Übersicht der geplanten Aktivitäten mit Kosten

 

Texttafeln am Neupfarrplatz aktualisieren2.000

Film im document Neupfarrplatz aktualisieren

und Entwicklung von Sonderführungen(geschätzt)    15.000 €

Ausstellung

Honorare(brutto)       21.000 €

Öffentlichkeitsarbeit und Druck des CD Führer zur Ausstellung5.700

Digitalisate und Ausstellungsgestaltung (Design)7.000

MedieninstallationTopographie Neupfarrplatz“(geschätzt)    30.000 €

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Insgesamt geschätzt80.700 €

 

 

4. Beteiligung des Amtes für Archiv und Denkmalpflege am Jahresthema 2019

 

Das Amt für Archiv und Denkmalpflege beteiligt sich an der Vermittlung der jüdischen Geschichte Regensburgs im Jahr 2019 in folgender Hinsicht:

Den Auftakt bildet bereits das diesjährige Regensburger Herbstsymposion (23. bis 25. November), das sich unter dem Arbeitstitel „disches Regensburg Zeugnisse und Spuren im Stadtbild“ vor allem mit dem baulichen Erbe der jüdischen Einwohner Regensburgs beschäftigt. Nach dieser Auftaktveranstaltung wird es ab Januar 2019 eine über das ganze Jahr verteilte öffentliche Vortragsreihe zu unterschiedlichen Aspekten jüdischer Geschichte und Kultur in Regensburg quer durch alle Epochen geben. Diese Vortragsreihe wird aktuell vom Amt für Archiv und Denkmalpflege gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde konzipiert, von deren Seite bereits konkrete Ideen für Vorträge vorliegen. Involviert in die wissenschaftliche Vorbereitung der Reihe ist ebenfalls Frau Prof. Dr. Eva Haverkamp, Inhaberin des Lehrstuhls für mittelalterliche jüdische Geschichte an der LMU München. Im Blickpunkt steht dabei nicht nur die bedeutende jüdische Gemeinde des Mittelalters und ihr Ende 1519, sondern auch das Regensburger Judentum im 19. und 20. Jahrhundert. Als Referenten werden sowohl lokale Experten wie auch renommierte ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue Erkenntnisse zu verschiedenen Aspekten der wechselvollen jüdischen Stadtgeschichte einem breiten Publikum präsentieren. Als Ort für einen Teil der Veranstaltungen wie auch als Vortragsgegenstand selbst wird der neu eröffneten Synagoge eine wichtige Funktion zukommen.

 

Die Kosten für die öffentliche Vortragsreihe werden vom Kulturamt übernommen.

 

 

5. Beteiligung des Amtes für musische Bildung am Jahresthema 2019

 

Auch im Jahre 2019 wird es passend zum Jahresthema „Stadt und Gesellschaft“ ein Konzert unter Beteiligung von Cantemus-Chor, Orchester und Solisten geben.

 

Geschätzte Kosten: 22.000 €


Der Kulturausschuss nimmt vom Sachverhalt Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, mit der Konzeption und Durchführung des Jahresthemas 2019 im Rahmen der eingeplanten Haushaltsmittel wie im Sachverhalt dargestellt fortzufahren.


Anlagen: