Sachverhalt:
Ausgangslage Die östliche historische Altstadt zwischen Ostengasse im Norden und dem Minoritenweg im Süden ist seit 2006 Bestandteil des Welterbe-Ensembles. Im Zusammenhang mit dem Bau des Museums “Haus der Bayerischen Geschichte (HdBG)“ und der Gestaltung der Platzflächen im Umgriff des HdBG mit dem St.-Georgen-, Hunnen-, und dem Schwanenplatz wurden bereits wichtige stadtgestalterische Maßnahmen umgesetzt. Die angrenzenden Verbindungsgassen zur Donaupromenade mit der Trunzer-, Klostermeyer-, und der Gichtlgasse wurden in diesem Zuge im Rahmen der folgenden Beschlussvorlagen (Planungsbeschluss v. 07.10.2010 VO/10/5997/61, Maßnahmenbeschluss v. 23.09.2014 VO/14/10210/65) neu gestaltet und ausgebaut.
Stadtgestaltung Den nächsten Schritt zur Aufwertung der östlichen Altstadt stellt die Neugestaltung der “Bertoldstraße“ und der “Trothengasse“ im Jahr 2020 dar. Die Bertoldstraße verläuft am südlichen Ende des Schwanenplatzes und verbindet weitere Anschlussgassen in Richtung Osten. Die Trothengasse zweigt nördlich von der Bertoldstraße ab und stellt eine Verbindungsachse zur Ostengasse und der Donaupromenade dar. Der Ausbau dieser beiden Gassen soll das Konzept zur Neugestaltung des öffentlichen Raumes der bereits fußgängerfreundlich gestalteten Straßen und Plätze weiter verdichten und die Aufenthalts- und Wohnqualität in der östlichen Altstadt weiter erhöhen. Die Gestaltung der Straßen folgt dem Konzept des Planungsbeschlusses vom 14.03.2012 (vgl. VO/12/7446/61) zur Neuordnung der südöstlichen Altstadt.
Für die Neugestaltung ist eine niveaugleiche Pflasterung zwischen den Häuserwänden mit warmtonigem, gesägtem, kleinformatigem Granitpflaster mit Entwässerung über eine Mittelrinne aus Hirschlinger Pflaster vorgesehen, um eine attraktive und qualitätsvolle Fläche im historischen Altstadtgefüge zu schaffen. Insgesamt werden die Gassen durch den Ausbau sowohl gestalterisch als auch funktional aufgewertet.
Straßenbau
Bertoldstraße und Trothengasse Die Bertoldstraße zwischen Schwanenplatz und Hallergasse sowie die in nördlicher Richtung einmündende Trothengasse sollen im Jahr 2020 auf einer Länge von insgesamt 243 m als Mischverkehrsfläche ausgebaut werden. In der Trothengasse wurde der öffentliche Sammelkanal bereits mit Inliner saniert und die Anschlussleitungen erneuert. Der Sammelkanal in der Bertoldstraße weist keinen dringenden Sanierungsbedarf auf. Die Anschlussleitungen in der Bertoldstaße westlich der Trothengasse wurden bereits erneuert. Im östlichen Teil der Bertoldstraße zwischen der Trothengasse und der Hallergasse werden bei Bedarf Erneuerungen an den Anschlussleitungen durchgeführt und Schächte im Rahmen des Kanalunterhalts eingebaut. Die REWAG wird in beiden Gassen an einzelnen Stellen die Niederspannungsleitungen erneuern. Die Gas- und Wasserleitung in der Trothengasse wurden im Zuge der Kanalbaumaßnahme bereits erneuert.
Die Bertoldstraße und Trothengasse verfügen derzeit noch über einen Fahrbahnbelag aus breitfugigem und unebenem Natursteinbelag, eingefasst von Bordsteinen und angebauten Gehwegen mit Betonplattenbelag.
Die Fahrbahn und Gehwege sind durch Kanalbaumaßnahmen und Leitungsverlegungen in ihrem Gefüge verbraucht und wurden bis zum geplanten Ausbau mittels Asphalt provisorisch befestigt. Aufgrund der verbrauchten Straßenoberfläche und der vorhandenen Bordsteinkanten sind die Bertoldstraße und die Trothengasse heute für Mitmenschen mit Behinderung sowie für Rollstuhlfahrer nur sehr schwer zu bewältigen.
Für die Straßenentwässerung werden Straßenabläufe einschließlich der Anschlussleitungen neu hergestellt, die bisherige Straßenentwässerung wird aufgelassen. Die Trothengasse wird im Anschlussbereich zur Ostengasse mit einem durchgehenden abgesenkten breiten Granitbordstein und einem durchgehenden Gehwegbelag angeschlossen. Durch die Neugestaltung beider Gassen werden die Bedingungen für Mitmenschen mit Behinderung deutlich verbessert.
Schwanenplatz – westliche Bertoldstraße In der Verlängerung der westlichen Bertoldstraße wurde der Schwanenplatz bereits im Jahr 2018 niveaugleich ausgebaut. Der Schwanenplatz bietet mit seinen Freisitzen, Möblierungen, Baumquartieren und Gestaltungselementen im öffentlichen Raum eine hohe Aufenthaltsqualität. Im Jahr 2020 wird zudem ein Servicegebäude am Schwanenplatz entstehen, welches die Platzfläche funktional weiter aufwerten wird.
Technische Bauausführung
Die neue niveaugleiche Pflasterdecke besteht aus einem 12 cm starken, geschnittenen Granitkleinsteinpflaster. Die Oberflächenentwässerung erfolgt über eine Entwässerungsrinne aus 2-zeiligem Großsteinpflaster mit Anschluss an den öffentlichen Abwasserkanal. Für die Entwässerungsrinnen steht gebrauchtes im Bauhof eingelagertes Material zur Verfügung. Das ausgebaute Hirschlinger Pflaster in der Bertoldstraße wird im Bauhof zur weiteren Verwendung eingelagert.
An den Gebäudekanten wird aus gestalterischen Gründen, wie in der Altstadt üblich, ein Traufstreifen mit einem 1-Zeiler aus Granitkleinsteinpflaster verlegt. Da die Trothengasse in Zukunft Mischverkehrsfläche ist, wird der südliche Gehweg der Ostengasse durchgezogen und abgesenkt. Die Bertoldstraße wird im Westen an den bereits niveaugleich ausgebauten Schwanenplatz, im Osten an die niveaugleich gepflasterte Hallergasse / Fahrbeckgasse angeschlossen. Unter dem Oberflächenbelag aus geschnittenem Naturstein wird eine 20 cm starke durchgehende Dränbetontragschicht eingebaut. Die Verfugung der Steine erfolgt mit einem zementgebundenen Spezialmörtel. Näheres ist den beigefügten Straßenquerschnittsplänen zu entnehmen. Die PKW-Stellplätze werden mit in der Pflasterung eingelegten dunklen Markersteinen gekennzeichnet.
Barrierefreiheit Orientierungshilfe für sehbehinderte Mitmenschen / Belange der Menschen mit Mobilitätseinschränkung.
Die Planung erfolgt unter Beachtung der Belange mobilitätseingeschränkter Personen. Als Pflasterbelag wurde ein ebenflächiger, fußgängerfreundlicher Pflasterbelag mit gebundenen Fugen gewählt. Eine durchgehende Entwässerungsrinne dient als Orientierungshilfe im öffentlichen Raum. Der Zugang des Arbeitgerichtes in der Bertoldstraße, derzeit über eine 3-stufige Treppenanlage zugänglich, soll im Zuge der Baumaßnahme barrierefrei umgebaut werden. Mit dem Staatlichen Bauamt wird rechtzeitig vor Beginn der Baumaßnahme eine entsprechende Vereinbarung für den Bau einer Rampe abgeschlossen.
Die Planung und Gestaltung erfolgt in Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt, dem Amt für Archiv und Denkmalpflege, dem Staatlichen Bauamt und unter Beteiligung des Inklusionsbeauftragten der Stadt Regensburg.
Ausführung und Ablauf der Gesamtmaßnahme
Bauablauf Es ist beabsichtigt, im nächsten Jahr unmittelbar nach Ausschreibung und Vergabe im 1. Quartal 2020 mit der Durchführung der Maßnahme zu beginnen. Die Maßnahme erfordert eine Bauzeit von Frühjahr bis Herbst 2020, da im Vorgriff mit der Verlegung der Stromleitungen durch die Rewag und den partiellen Aufgrabungen für den städtischen Kanal begonnen wird. Während der Baumaßnahme sind der Anlieger-, Liefer- und Handwerkerverkehr nur eingeschränkt möglich. Ein Konzept von zweckmäßigen Bauabschnitten und der Erschließung während der Bauzeit wird erarbeitet.
Baumpflanzungen / Möblierung Der Bedarf an Fahrradabstellanlagen in der Trothengasse und der Bertoldstraße ist groß. Um dem Bedarf gerecht zu werden, ist der Einbau von insgesamt 14 Fahrradbügeln geplant. Davon entfallen 6 Fahrradbügel auf die Bertoldstraße und 8 Fahrradbügel auf die Trothengasse. In der Trothengasse werden zusätzlich zwei Baumstandorte mit begehbaren Baumscheiben realisiert. In der Bertoldstraße können aufgrund der Feuerwehranfahrtsrouten keine Baumquartiere umgesetzt werden. An der Einmündung zur Ostengasse wird eine Sitzbank nach den Grundsätzen des Möblierungskonzeptes Altstadt umgesetzt. Am östlichen Ende der Bertoldstraße wird die bestehende Durchfahrtsperre durch umlegbare Metallpoller ersetzt.
Beleuchtung Als Leuchtentyp kommt die Altstadtleuchte Ratisbona mit energieeffizienter LED-Technik als Wandleuchte zur Ausführung. Das Konzept der Straßenbeleuchtung folgt den Grundsätzen des Stadtlichtplanes. Im Vorfeld der Baumaßnahme wird mit den betroffenen Eigentümern Kontakt aufgenommen.
Verkehrsplanerische Ziele In der Trothengasse und in der Bertoldstraße bestehen gegenwärtig 18 Anwohnerstellplätze, 8 freie Stellplätze und 3 Behindertenstellplätze. Es bestehen derzeit keine Lade- und Anlieferzonen. In der Neuplanung sollen der Anliegerverkehr und das Anliegerparken weiterhin zugelassen werden. Der ruhende Verkehr soll dabei reduziert und neu geordnet werden. Die Stellplätze werden frei in der Straßenfläche angeordnet und bislang zugeparkte Hausfassaden wieder freigestellt. Zukünftig stehen 13 Anwohnerstellplätze, 4 freie Stellplätze sowie 3 Behindertenstellplätze zur Verfügung. Ein kompletter Verzicht ist wegen des erhöhten Parkdrucks in der östlichen Altstadt nicht vertretbar. Um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass von Osten kommende Lieferfahrzeuge den Bereich Kalmünzergasse/Schwanenplatz über die Bertoldstraße/Trothengasse wieder verlassen müssen, ist eine Durchfahrt der Trothengasse in Nord-Südrichtung in Richtung Bertoldstraße nicht mehr möglich.
Denkmalschutz Die Gassen liegen innerhalb des denkmalgeschützten Ensembles Altstadt Regensburg mit Stadtamhof. Die für die Aufgrabungen, Oberflächenbefestigungen und für den behindertengerechten Zugang des Arbeitsgerichtes erforderlichen Erlaubnisse gemäß Art. 6 Abs.1 bzw. Art. 7 Denkmalschutzgesetz werden bei der unteren Denkmalschutzbehörde beantragt.
Anliegerinformation Am 29. November 2018 fand eine Anliegerinformationsveranstaltung zur Neugestaltung der Bertoldstraße und Trothengasse statt. Eingeladen hatte die Stadt Regensburg, um den Eigentümern die Umgestaltung vorzustellen und zu erläutern. In der Informationsveranstaltung wurde eine Fassadenbegrünung und ein zusätzlicher Baumstandort in der Bertoldstraße angeregt. Die Anregungen wurden geprüft. Wegen beengter Platzverhältnisse sowie bestehender Spartenleitungen ist eine Realisierung nicht umsetzbar.
Kosten und Finanzierung Die geschätzten Straßenausbaukosten belaufen sich auf insgesamt 1,45 Mio. €. Grunderwerb ist nicht erforderlich. Die Kosten der Rampe sind in den Gesamtkosten enthalten und werden gemäß Planungs- und Baudurchführungsvereinbarung durch das Staatliche Bauamt übernommen.
Die Mittel für den Straßenausbau in Höhe von 1,45 Mio. € sind im Investitionsprogramm 2018 - 2022 bzw. im Entwurf des Investitionsprogramms 2019 - 2023 bei UA 6370/01 auf der Haushaltsstelle 1.6370.9501 berücksichtigt.
Die Erhebung von Straßenausbaubeiträgen ist nicht mehr möglich.
11.09.2019 1/5 Der Ausschuss empfiehlt / Der Stadtrat beschließt:
Die Bertoldstraße und die Trothengasse werden entsprechend der Beschlussvorlage und nach Maßgabe der verfügbaren Haushaltsmittel im Jahr 2020 ausgebaut.
Anlagen:
Nr. 1:Übersichtslageplan vom 06.06.2019 – unmaßstäblich Nr. 2:Lageplan vom 06.06.2019 – unmaßstäblich Nr. 3:Straßenquerschnitte Bertoldstraße u. Trothengasse vom 06.06.2019 – unmaßstäblich
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