Vorlage - VO/19/15853/45  

 
 
Betreff: Positionspapier "Hüter von Traditionen und Labore der Zukunft: Welterbe-Städte setzen Impulse" des Arbeitskreises UNESCO-Welterbe-Altstädte beim Deutschen Städtetag
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Kulturreferent Dersch
Federführend:Amt für Archiv- und Denkmalpflege   
Beratungsfolge:
Kulturausschuss Entscheidung
02.10.2019 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Kulturausschusses ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

Sachverhalt:

 

1. Sachverhalt
UNESCO-Welterbe Altstädte zeichnen sich einerseits durch einen besonders wertvollen oder auch besonders dichten Bestand an Denkmälern aus und sind andererseits im besonderen Fokus der Öffentlichkeit. Tourismus spielt in der Regel eine besondere Rolle. Diese drei Faktoren führen an einigen Orten zu einer besonderen Verdichtung von Herausforderungen und einem nicht immer leichten Ausgleich unterschiedlicher Interessen. Vor dem Hintergrund einer trotzdem, oder gerade deshalb angestrebten nachhaltigen Stadtentwicklung hat der Arbeitskreis UNESCO-Welterbe Altstädte beim Deutschen Städtetag in einem Positionspapier sowohl die aktuellen Herausforderungen für Welterbe-Altstädte analysiert als auch Impulse und politische Forderungen daraus entwickelt. Der Kulturausschuss des Deutschen Städtetags hat das Papier in seiner Sitzung am 4. und 5. April begrüßt.

 

2. Nachahmenswerte Impulse
Das Papier zeigt auf, was Welterbe-Städte leisten und welche Impulse vielleicht auch für andere Städte nachahmenswert sein können. Folgende Bereiche werden herausgehoben:

 

Impulse für die Stadtentwicklung: Die Welterbe-Städte müssen gesellschaftliche Entwicklungen wie demografischer Wandel, Migration und Klimawandel bewältigen und sind den globalen Nachhaltigkeitszielen besonders verpflichtet. Sie stellen sich der Herausforderung des Bauens im Bestand besonders erhaltenswerter Bausubstanz und tragen durch den Schutz und die Bewahrung des kulturellen Erbes zur städtischen Resilienz maßgeblich bei.

Impulse für die Wirtschaft: Welterbe und Denkmäler wirken als Standortfaktoren, sind aber auch unmittelbare Felder des wirtschaftlichen Handelns durch arbeitsintensive Aufträge, einen hohen Qualitätsanspruch und die Umsetzung von Nachhaltigkeit. Natürlich stellt der Tourismus einen besonders bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar.

Impulse für die Umwelt: Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels, die Nutzung regenerativer Energien und energetische Maßnahmen stellen Welterbe-Altstädte vor besondere Herausforderungen, führen aber auch zu innovativen Lösungen.

Impulse für den Zusammenhalt: Welterbe ist gelebte Partizipation vor Ort und stiftet in besonderer Weise Identität, Identifikation und Teilhabe. Besonders wichtig ist die Funktion der Welterbe-Vermittlung als Werte-Bildung. Außerdem wirken Welterbe-Städte als Schnittstellen für Migration, kulturelle Vielfalt und Integration.

Impulse für die Zusammenarbeit: Kulturelles Erbe wirkt interdisziplinär und erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise. Die Anforderungen an das Welterbe-Management als Querschnittsaufgabe bedingen daher eine integrierte, fachbereichsübergreifende Vorgehensweise vor Ort und überregional.
 

Beim Welterbe gehe es um das kulturelle Erbe der ganzen Menschheit, so dass es sich um eine übergreifende, internationale Aufgabe handele, für die neben den Ländern auch der Bund Verantwortung trage.

 

3. Verstetigung der finanziellen Förderung erforderlich

Die finanziellen Herausforderungen für den Erhalt des Welterbes sind umfangreich und um-fassend. Die Welterbe-Städte leisten durch den notwendigen welterbebedingten Aufwand einen zusätzlichen Beitrag zum Schutz des kulturellen Erbes und seiner Erlebbarkeit. Dieses Mehr an Aufwand ergibt sich nicht nur bei der Entwicklung von Verkehrskonzepten, direkten Sanierungsmaßnahmen oder der Gestaltung von geschützten Anlagen und aus den

besonderen Anforderungen und Auflagen, die der Welterbe-Titel über den reinen Denkmalstatus hinaus mit sich bringt. Oftmals sind darüber hinaus auch vergleichsweise teure Lösungen, zum Beispiel bei der Straßenführung zu wählen, wenn das Welterbe in seiner Substanz und Wirkung nicht beeinträchtigt werden (Pufferzonen, Sichtachsen) und der Welterbe-Status erhalten bleiben soll.

Neben speziellen kommunalen Maßnahmen leisten die Denkmalförderprogramme der Länder und zum Teil des Bundes wichtige Hilfestellungen, um den Aufwand zu bewältigen. Statt spezieller temporärer Förderprogramme ist jedoch eine gleichmäßige, kontinuierliche Förderung für die Städte mit Welterbe erforderlich. Städte und Gemeinden müssen finanziell in die Lage versetzt werden, neben anderen freiwilligen Aufgaben auch im Bereich des erweiterten Denkmalschutzes nach eigenem Ermessen Verantwortung zu übernehmen.
 

4. Weiterentwicklung der Welterbe-Koordinierung

Es gibt in der Deutschland zahlreiche Fachnetzwerke, die sich mit Themen rund um das UNESCO-Welterbe beschäftigen. Jedoch gibt es bislang keine Plattform, auf der sich alle Site-Managerinnen und -Manager der deutschen Welterbestätten regelmäßig austauschen können und über die eine Koordination und Unterstützung der Aktivitäten vor Ort erfolgen kann. Eine solche Plattform sollte:

 

  • ein einheitliches Verständnis der Zuständigkeiten der Welterbe-Managerinnen und -Manager fördern,
  • einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch zu Themen, die für alle Welterbestätten relevant sind wie zum Beispiel Welterbevermittlung, Finanzierungsfragen, Umsetzung neuer Schutzinstrumente etc. organisieren,
  • gemeinsame fachpolitische Anforderungen formulieren und an die zuständigen Akteure auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene herantragen,
  • als inhaltlicher Partner bei entsprechenden europäischen Initiativen analog zu anderen EU-Staaten mitarbeiten (z. B. regelmäßige Treffen der europäischen Welterbestätten-Vereine),
  • noch stärker als bisher gegenseitig zur Lösung von lokalen Herausforderungen z. B. durch entsprechende Beratung beitragen,
  • gemeinsam die praktischen Erfahrungen und Problemstellungen in den wissenschaftlichen Diskurs einzubringen und
  • in der Öffentlichkeit das Bewusstsein sowohl für die Chancen als auch für die Herausforderungen der deutschen Welterbestätten zu fördern.

 

Die Einrichtung einer solchen Plattform und die Verstetigung und Ausweitung der Fördermittel für UNESCO-Welterbestätten auch im Rahmen der derzeit stattfindenden Neustrukturierung der Städtebauförderung würde ganz im Sinne der „Welterbestätten als Labore der Zukunft“ den Geist des Europäischen Kulturerbejahrs 2018 fortführen. Darüber hinaus könnte mit solch einer Struktur das Potential gestärkt werden, sowohl konzeptionell als auch ganz konkret innovative und übertragbare Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu entwickeln.
 

 

 


Der Kulturausschuss nimmt das Positionspapier „Hüter von Traditionen und Labore der Zukunft: Welterbe-Städte setzen Impulse“ des Arbeitskreises UNESCO-Welterbe-Altstädte beim Deutschen Städtetag zur Kenntnis.

 

 


Anlagen:

 

Positionspapier „Hüter von Traditionen und Labore der Zukunft: Welterbe-Städte setzen Impulse“.

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Positionspapier_Hueter_von_Traditionen (575 KB)