Vorlage - VO/20/16847/70  

 
 
Betreff: Vorhabenbeschreibung für das Projekt "Mobilitätsmanagement für die Stadtverwaltung Regensburg - MobiRe"
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Bürgermeister Artinger
Federführend:Amt für Abfallentsorgung, Straßenreinigung und Fuhrpark   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umweltfragen, Natur- und Klimaschutz Entscheidung
02.07.2020 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, Natur- und Klimaschutz ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag

Sachverhalt:

 

Mobilitätsmanagement für die Stadtverwaltung Regensburg MobiRe

 

Die Stadt Regensburg unterhält zur Durchführung kommunaler Aufgaben sowie Dienstleistungen eine Fahrzeugflotte von derzeit insgesamt 231 Fahrzeugen (84 Transport- bzw. Nutzfahrzeugen, 62 Klein-Lkw inkl. Kombi und Transporter sowie 85 Personenkraftwägen). Die Fahrzeuge bzw. Pkws werden durch das städtische Fuhramt zentral beschafft, bewirtschaftet und den übrigen Ämtern der Stadt Regensburg im Rahmen eines klassischen Fuhrparkmanagements zur Verfügung gestellt. Im Rahmen eines Projekts sollen Strategien und Maßnahmen entwickelt werden, die eine Entwicklung hin zum Mobilitätsmanagement ermöglichen. Ziel dabei ist, zum einen eine effizientere Einsatzplanung der Fahrzeuge sowie effektivere Auslastung zu gewährleisten, zum anderen Mobilität als Commodity auch innerhalb der Stadtverwaltung weiter zu etablieren und Kapitalbindung durch wenig genutzte Fahrzeuge zu minimieren. Es soll weiterhin erfasst werden, in welchem Umfang Fahrzeuge ämterübergreifend komplementär eingesetzt werden können, sodass durch eine geeignete technische (Mehr-)Ausrüstung der Anteil an Spezialfahrzeugen minimiert wird. Ebenfalls steht der kulturelle Wandel im Mobilitätsverhalten im Vordergrund, um das Konzept von „Mobility-as-a-Service“ (MaaS) an geeigneten Stellen innerhalb der Stadtverwaltung zu entwickeln und zu verankern bzw. mit bereits bestehenden generellen Angeboten im Stadtgebiet zu verknüpfen. Die Stadtverwaltung als Nutzer von berufsbedingter Mobilität wird dabei inklusive der bestehenden städtischen Töchter verstanden, damit ein möglichst hoher Skalen- bzw. Optimierungseffekt erzielt werden kann. In Ergänzung zu bereits vorhandenen Projekten, basierend auf dem Programm „Saubere Luft 2017 2020“, soll mit dem Vorhaben ein weiterer Baustein für eine nachhaltige CO2-Reduktion im Raum Regensburg gesetzt werden. Ebenso zahlt das Projektvorhaben auf die Zielfunktion der UN-Nachhaltigkeitsagenda „Agenda 2030“ ein, zu der die Bundesregierung konkrete nationale Ziele mit messbaren Indikatoren abgeleitet hat. Die Durchführung des Vorhabens soll auf Basis eines nach Möglichkeit zu 100% geförderten Projekts erfolgen.

 

 

1. Ausgangssituation

 

Die Stadt Regensburg unterhält ein Fuhrparkmanagement, das für alle Fahrzeuge der Stadt Regensburg die Beschaffung sowie Bewirtschaftung unternimmt (mit Ausnahme der Fahrzeuge der städtischen Berufsfeuerwehr). Der Fuhrpark umfasst derzeit 231 Fahrzeuge, die sich über ca. 30 verschiedene Ämter bzw. Funktionsbereiche verteilen. Der Einsatz der Fahrzeuge erfolgt dabei nach unterschiedlichen Nutzungsszenarien. Eine Gruppierung stellt sich wie folgt dar:

  • 41 Arbeitsmaschinen
    (Kleinkommunalfahrzeuge, Traktoren, Kleinkehrmaschinen, Unimog und Hubsteiger)
  • 62 Leicht-Lkw
    (Lkw bis 7,5 Tonnen, Kombis und Transporter)
  • 43 Lkw
    (Lkw > 7,5 Tonnen, Großkehrmaschinen, Sinkkastenreinigung und Müllfahrzeuge)
  • 85 Pkw
    (Klein-, Mittel- und Oberklasse Pkw)

 

Die Praxis der vergangenen Jahre zeigt, dass die Auslastung sehr unterschiedlich zu bewerten ist, einige Fahrzeuge sogar im unwirtschaftlichen Bereich gehandhabt werden. Wegen der aktuellen Corona-bedingten Pandemiesituation ist auch zu erwarten, dass gerade Personenfahrzeuge weniger zum Einsatz kommen, da der Anteil an Telefon- und Videokonferenzen steigt.

 

 

2. Zielesetzung des Projekts

 

Ziel des Projekts ist die Entwicklung weg von einem Fuhrparkmanagement (Abbildung 1) hin zu einem Mobilitätsmanagement (Abbildung 2). So soll das primäre Verfügbarmachen von Fahrzeugen weiterentwickelt werden hin zu einem Ermöglichen von Mobilität.

 

Abbildung 1: Ausgangspunkt


  Abbildung 2: Ziel

 

Damit lassen sich weitere Ziele verknüpfen, die in Summe einen umfassenden Wertbeitrag für die Stadt Regensburg selbst leisten sollen aber auch über die Stadtgrenzen hinweg modellhaft wirken können:

  • Fuhrparkanalyse zur Ermittlung des tatsächlichen Fahrzeugbedarfs,
  • Effiziente/bedarfsgerechte Fahrzeugbeschaffung und -bewirtschaftung
    (das richtige Fahrzeug für jeden Zweck),
  • Kostenreduktion durch Optimierung innerbetrieblicher Verkehrsvorgänge und Parkraumoptimierung,
  • Effizient organisierter Fahrzeugpool (z.B. über „Corporate Carsharing“) statt persönlich zugeordneter Dienstfahrzeuge,
  • Steigerung der Mitarbeitermotivation; effizientere Leistung für den Bürger,
  • Aufbau/Einführung einer Buchungs- und Dispositionssoftware,
  • Einbindung von E-Fahrzeugen; Lademöglichkeiten auch für private E-Fahrzeuge, (attraktiv gestaltete) Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge,
  • Beitrag zur Reduktion u. a. von CO2, Lärm und Feinstaub,
  • Effektivere Verknüpfung von stadteigenen sowie öffentlich angebotenen Mobilitätsangeboten und
  • Vorbildfunktion der Stadtverwaltung für Weiterentwicklung von nachhaltiger Mobilität.

 

 

3. Projektbeteiligte sowie relevante Vorarbeiten

 

Die Stadt Regensburg hat bereits in den vergangenen Jahren immer wieder geprüft, inwieweit Fahrzeuge effizienter eingesetzt werden können bzw. die Elektrifizierung der Flotte weiterentwickelt werden kann. So wird etwa die Neubeschaffung von Fahrzeugen stets dahingehend geprüft, inwieweit auf Verbrennungsmodelle verzichtet werden kann, sofern die notwendige durchgehende Nutzungsdauer nicht beeinträchtigt ist. Ebenfalls finden aktuell Pilottests mit Lastenrädern statt, um deren Einsatz im Bereich der Straßenreinigung oder Garten- und Parkpflegetätigkeitenhrend der Sommermonate zu prüfen. Weiter führt die Stadt Regensburg derzeit Projekte für eine optimierte Verkehrsführung durch (Modernisierung des städtischen Verkehrsrechners sowie die effektive Umsetzung optimaler Steuerungsstrategien durch neueste Ampeltechnik), die durch das Sofortprogramm „Saubere Luft 2017 2020“ gefördert werden und zu einer nachhaltigeren und emissionsärmeren Mobilität beitragen sollen. Seit Mitte März 2020 hat die Stadt Regensburg eine zentrale Stelle zur Koordination von kommunaler Entwicklungspolitik eingerichtet. Basis der Koordination ist der Handlungsrahmen der UN-Nachhaltigkeitsagenda „Agenda 2030“. Die „Agenda 2030“ umfasst 17 Ziele sowie 169 Unterziele, die eine sozioökologische Transformation zu einer nachhaltigeren Weltgemeinschaft ermöglichen soll. Der Aufbau eines Mobilitätsmanagements für die Stadt Regensburg lässt sich in die Zielfunktion der „Agenda 2030“ einordnen, insbesondere mit Hinblick auf die Weiterentwicklung nachhaltiger urbaner Mobilität und des öffentlichen Nahverkehrs (Ziel 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ und Ziel 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“).

 

Die Ostbayerische Technische Hochschule hat in den vergangenen beiden Dekaden die Kooperations- und Forschungsaktivitäten im Themenfeld Logistik kontinuierlich forciert. Neben einer Vielzahl von gemeinsamen Projekten mit der lokalen Industrie (z.B. BMW, Continental, Krones) und Logistik-Dienstleistern (z.B. Kühne + Nagel) wurde im kürzlich abgeschlossenen, vom BFS geförderten, Konsortial-Projekt Truck 2030 gemeinsam mit der Technischen Universitätnchen die Fragestellung bearbeitet, welche Kriterien der Lkw der Zukunft erfüllen muss.

 

Die drei Lehrstühle der Technischen Universität München  Lehrstuhl für Ergonomie (LfE), „Lehrstuhl für Verkehrstechnik (VT) sowie „Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik (FTM) beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit verschiedensten Themen rund um das Thema Mobilität. Einerseits in öffentlich geförderten Forschungsprojekten der zugehörigen Ministerien (z.B. BMVI, BMBF, BMWI, BMU), europäischen Ausschreibungen und andererseits im Rahmen der Grundlagenforschung in DFG-geförderten Projekten. Hierbei werden Themen zu Individualmobilität, öffentlichem Verkehr, Verkehrsmanagement, intelligenten Fahrzeugkonzepten, Verkehrsmodellierung, Verkehrs- und Fahrsimulation, Steuerung der Verkehrsnachfrage, Antriebskonzepte, Fahrzeugkonzepte, Fahrerassistenz und smarter Mobilität adressiert, um nur einige zu nennen.

 

Die „das Stadtwerk.Regensburg GmbH“ ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Regensburg und die geschäftsführende Holding der „das Stadtwerk.Regensburg Mobilität GmbH“. Das Unternehmen steht mit seinen Bussen sowie den Konzepten E-Carsharing und Park&Ride für eine ökologische und ökonomische Fortbewegung im Stadtgebiet Regensburg. Seit 2017 betreibt die „das Stadtwerk.Regensburg GmbH“ mit fünf Midi-Bussen eine der ersten vollelektrischen Buslinien in Bayern. Der Aufbau einer nzlich emissionsfreien Busflotte wird weiter verfolgt und in den kommenden Jahren vorangetrieben. Im Bereich Sharing-Mobility wurde im Jahr 2016 das standortbasierte Carsharing-Angebot „das Stadtwerk.Earl“ ins Leben gerufen. Als perfekte Ergänzung zum ÖPNV stehen den über 1500 Kunden aktuell fünf E-Fahrzeuge zum Ausleihen zur Verfügung. Aufgrund der hohen Nachfrage soll die Fahrzeugflotte noch bis Ende 2020 auf voraussichtlich insgesamt 20 Fahrzeuge erweitert werden. Neben weiteren Projekten im Bereich Smart Parking und einem Carsharing-System für regionale Einzelhändler, wird die „das Stadtwerk.Regensburg GmbH“ voraussichtlich ab Herbst 2020 ein Bikesharing System pilotieren und dieses voraussichtlich ab 2021 flächendeckend ausrollen. Das Angebot wird 600 Räder, davon 300 Pedelecs, umfassen und ist für die Integration von Lastenfahrdern vorgerüstet.

 

Das E-Mobilitätscluster Regensburg ist eine Plattform, die von der R-Tech GmbH betrieben wird. Dieses Unternehmen der Stadt Regensburg hat die Aufgaben, die Innovationsfähigkeit regionaler Technologieunternehmen zu fördern und kann in Projekten, Kooperationen und Netzwerken auch überregional bzw. international agieren. Angegliedert ist eines der größten Bayerischen Gründer- und Innovationszentrum - die TechBase. Das E-Mobilitätscluster vernetzt Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung sowie Politik mit dem Ziel,  Transfer von Wissen über Technologien zu realisieren und Erfahrungen aus der Praxis zu teilen auch europaweit. Zusammen mit den Regionen Ile-de-France und Aragon leitet das Cluster die „Smart Specialisation Platform: Safe and Sustainable Mobility“. Das Hauptziel dieser Plattform ist die Stärkung der überregionalen Innovationskapazität im Mobilitätssektor.

 

 

4. Vorgehensweise

 

Der zeitliche Ablauf der geplanten Arbeitsschritte ist in Abbildung 3 dargestellt. Im Rahmen einer Vorstudie (Q3/2020) werden in einer ersten (ungeförderten) Projektphase im Sommer/Herbst 2020 das Mobilitätsverhalten einer ausgewählten Stichprobe städtischer Verwaltungsbediensteter pilothaft untersucht werden. Die Aktivitäten der Technischen Universität München und der Stadt Regensburg konzentrieren sich hierbei einerseits auf eine objektive Erfassung des aktuellen Mobilitätsverhaltens mittels geeigneter mobiler Datenlogger (FTM) und soll anderseits durch subjektive Daten aus einer Fokusgruppenbefragung (LfE) über die Mobilitätsbedarfe der Bediensteten komplettiert werden. Das Vorgehen ist bereits mit dem Gesamtpersonalrat abgestimmt und eine entsprechende Dienstvereinbarung ist erstellt.

 

Die Erhebung und Auswertung dieser Daten unterstützt das Verständnis der aktuellen Situation in der Stadtverwaltung und hilft, die Aktivitäten im Rahmen des Mobilitätsmanagements zielgerichteter zu planen und Potenziale besser abschätzen zu können. Darauf aufbauend konkretisieren sich dann die tatsächlichen Zeitfenster, die ab 2021 einzuplanen sind, bzw. die Gesamtlaufzeit des Projektvorhabens. Im Rahmen der zweiten (geförderten) Phase erfolgt die eigentliche Umsetzung des Projektvorhabens.

 

Zusätzliche finanzielle Aufwendungen für die Stadt sind dadurch nicht verbunden, wobei das Abwicklungsprozedere im Detail noch zu klären ist.

 

 

Abbildung 3: Zeitplan und Meilensteine - Gesamtsicht

 


 

Der Ausschuss beschließt:

 

Das Vorhaben „Mobilitätsmanagement für die Stadtverwaltung Regensburg - MobiRe wird zur Kenntnis genommen.