Vorlage - VO/20/17357/31  

 
 
Betreff: Städtebaulicher Vertrag zur qualifizierten Beendigung des Kalkabbaus in Regensburg
hier: Bericht über den Vertragsvollzug
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Bürgermeister Artinger
Federführend:Umweltamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umweltfragen, Natur- und Klimaschutz Entscheidung
24.11.2020 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, Natur- und Klimaschutz ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag

Sachverhalt: 

 

Die Stadt Regensburg hat im Februar 1998 einen städtebaulichen Vertrag mit der damaligen Büechl Kalk- und Portlandzementwerk GmbH abgeschlossen, in dem ein Rahmenkonzept für den Kalkabbau am Keilberg festgelegt wurde. Ziel des Vertrages war im Wesentlichen eine qualifizierte Beendigung des Kalkabbaus gemäß eines Abbau- und Rekultivierungskonzeptes des Planungsbüros Zimmermann aus Regensburg.

Aus den Firmen Büechl Kalk- und Portlandzementwerk GmbH und Kalkwerk D. Funk GmbH & Co.KG entstand nach einem Eigentümerwechsel die Walhalla Kalk GmbH & Co.KG, die seitdem den gesamten Steinbruch betreibt. Zum 1.9.2015 übernahm das belgische Unternehmen Lhoist Anteile und integrierte Walhalla Kalk in den Geschäftsbereich Rheinkalk / Lhoist Western Europe.

 

Der städtebauliche Vertrag sieht folgende Phasen vor:

 

Phase 1 Umbruch“ (Abbau- und Rekultivierungszustand in 5 Jahren);

beide Kalkwerke bearbeiten und rekultivieren ihre Steinbrüche bereits entsprechend dem Gesamtrahmenkonzept „Kalkabbau am Keilberg“

 

Phase 2 Panorama“ (Abbau- und Rekultivierungszustand in 10 Jahren);

Rekultivierungen an den oberen Steinbruchwänden beider Kalkwerke sowie außerhalb der eigentlichen Werksgelände sind abgeschlossen, Grünthaler Straße und Vordere Keilbergstraße erhalten freie Sicht nach Süden

 

Phase 3 Funk-Stille“ (Abbau- und Rekultivierungszustand in ca. 30 Jahren);

die südlich benachbarte Fa. Funk hat den Kalkabbau und begleitende Renaturierungsmaßnahmen vollständig abgeschlossen, zuvor ist die Trennwand zur Fa. Büechl gefallen

 

Phase 4 Stadtboden“ (Abbau- und Rekultivierungszustand in ca. 50 Jahren);

auch die Firma Büechl hat die Abbausohle erreicht und somit den Kalkabbau und die Rekultivierung beendet

 

Im städtebaulichen Vertrag wurde u.a. vereinbart, dass regelmäßig alle fünf Jahre ein Bericht über die Einhaltung des vereinbarten Planungskonzeptes vorzulegen ist.

 


1. Bericht vom 05.02.2004

  im Ausschuss für Umweltfragen und Naturschutz

  • modifizierter Abbau und Fertigstellung der oberen Steinbruchwände an der nordöstlichen und östlichen Abbaugrenze auf Niveau des künftigen Stadtbodens und mit dem Ziel der frühzeitigen Renaturierung
  • Schaffung einer freien Sichtverbindung von der Grünthaler Straße aus nach Süden
  • Einbau eines Erschütterungsmessgerätes in ein Wohnhaus am westlichen Ortsrand von Keilberg

 

2. Bericht vom 26.05.2009

    im Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen

  • Sprengungen in Richtung Steinbruchzentrum
  • Verringerung der abzubauenden Wandhöhen
  • Einbau eines zweiten Erschütterungsmessgerätes in ein Wohnhaus am Brandlberg
  • Beschaffung von Arbeitsgeräten nach dem neuesten Stand der Technik
  • Stilllegung des Brechergebäudes mit Siebanlagen an der Grünthaler Straße
  • Vermessung der zu sprengenden Wände mit Lasertechnik auf die optimale Sprengladung hin

 

3. Bericht vom 27.01.2015

im Ausschuss für Umwelt, Klima und Naturschutz

  • Zwischenzeitliche Öffnung des Steinbruchs in weiten Teilen, so dass die sich entwickelnde Stadtbodenfläche schon gut erkennbar ist
  • die Hauptabbaurichtungen liegen in der Nord-Südachse, wobei die Sprengungen in den sich ergebenden West- und Ostwänden erfolgen
  • Studenten der Technischen Universität Dresden, Bereich Stadtplanung, erhielten über die Walhalla Kalk GmbH & Co.KG die Möglichkeit, in Projektarbeiten ein ca. 100 ha großes Gebiet städtebaulich zu entwickeln
  • durch den Abbruch von Altanlagenteilen auf dem Werksgelände der früheren Büechl GmbH öffnet sich der Raum auch in Richtung Westen
  • die kontinuierliche Neubeschaffung von Arbeitsmaschinen und -geräten stellt für die Walhalla Kalk GmbH & Co.KG eine bedeutende Herausforderung dar
  • der Steinbruch öffnet sich auch für die Öffentlichkeit, ob in regelmäßig stattfindenden Führungen über die VHS oder in einer einmalig veranstalteten Konzertgala mit Premiumfeuerwerk
  • großes Augenmerk richtet die Firma auch auf die Renaturierung der vorhandenen und sich neu entwickelnden Naturräume. So entstanden u.a. der geologische Lehrpfad von Regensburg nach Tegernheim oder ein Laichgebiet für Gelbbauchunken.
  • Im Regensburger Steinbruch sind auch Fledermaus, Uhu, Steinschmätzer, vom Aussterben bedrohte Tagfalter („Rote Liste - Arten“) sowie seltene Pflanzen heimisch. Es ist geplant, über die Weiterverbreitung von entsprechenden Futterpflanzen die Populationen der seltenen Tagfalter zu erhöhen.
  • In Kooperation mit Walhalla Kalk entstand über den Lehrstuhl für Renaturierungsökologie der TU München das Projekt „Entfaltung eines Steinbruches Wiederansiedelung seltener Tagfalter“. Für diese Arbeit erhielt die Projektantin den bundesweiten „Quarry Life Award“.

 

4. Aktueller Bericht

  • Die unterste Steinbruchsohle vergrößert sich besonders Richtung Norden und die Aufschüttung von Abraum wird sukzessive nachgezogen.
  • Der östliche Steinbruchblock wird an mehreren Arbeitsbereichen Richtung Nordosten entwickelt.
  • Der westliche Block wird langsam an mehreren Stellen bearbeitet.
  • Die Wurfrichtung der Sprengung ist prinzipiell zum Steinbruchzentrum.
  • Eine Wandteilung wird vorangetrieben, um die Wandhöhen zu verringern und dadurch die Erschütterungen und Steinfluggefahr zu verringern.
  • Über Jahrmillionen angesammelte, unverwertbare Ablagerungen werden abgetragen, um den Kalkstein darunter freizulegen.
  • Neue geeichte Erschütterungsmessgeräte wurden an den beiden Dauermessstationen installiert, um auch online auf die Messgeräte zugreifen zu können. Die Erschütterungsmessungen werden von einem externen Gutachter betreut und ausgewertet.
  • Ein optisches 3D-Gerät zur Sprengwandvermessung ersetzt das alte 2D-Gerät, um erhöhte Genauigkeit und automatisierte Sprengungsberechnungen zu ermöglichen.
  • In den Ausgleichsflächen wurden verschiedene Maßnahmen umgesetzt. Eine Streuobstwiese wurde gepflanzt und gepflegt, ein gepflanztes Eichenwäldchen wurde vom Wildwuchs befreit, die Weidefläche wurde ausgeweitet, Zäune und Buschwerk wurden entfernt, um die Durchgängigkeit der Landschaft wiederherzustellen. Zusätzlich zu den festgelegten Maßnahmen werden Bienenvölker auf den Ausgleichsflächen angesiedelt, die mit traditioneller Imkerei unbelasteten Honig produzieren sollen.

 

In der Sitzung wird der Bericht im Rahmen einer Power-Point-Präsentation dargestellt.

Die chste Berichtsvorlage ist 2025 vorgesehen.

 

Entwicklungen seit Abschluss des städtebaulichen Vertrags

Zum Zeitpunkt des Abschlusses des städtebaulichen Vertrags im Jahre 1998 haben sich die Rahmenbedingungen wesentlich geändert. Die zum damaligen Zeitpunkt tätigen Firmen Büchl Kalk- und Portlandzementwerk GmbH und Kalkwerk D. Funk GmbH & Co. KG sind am Standort nicht mehr aktiv. Am Standort sind nunmehr nicht mehr zwei getrennte Unternehmen mit jeweils eigenen Steinbrüchen tätig, sondern nur mehr ein Unternehmen mit einem Steinbruch. Für diesen bestehen allerdings für den Nord- und Südteil durch den städtebaulichen Vertrag trennende Auflagen.

Des Weiteren gibt es keine Zementherstellung am Standort mehr (ehem. Fa. Büchl). Dies hat deutliche Auswirkungen auf den Abbau. Konnten zur Zementherstellung schlechtere Kalksteinpartien mit Sand- und Lehmverunreinigungen verwendet werden, ist die Branntkalkherstellung nur mit sehr reinem Kalkstein möglich. Dies hat naturgemäß Einfluss auf die Abbauplanung.

Aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen, welche zum Zeitpunkt der vertraglichen Vereinbarung nicht absehbar waren, sind Teile des städtebaulichen Vertrags nicht mehr realistisch umsetzbar. Dies betrifft vor allem das zeitlich getrennte Auslaufen der ehemals zwei getrennten Steinbrüche.

Die ursprüngliche Zielsetzung der Schaffung eines Entwicklungs- und Folgenutzungskonzepts Stadtboden sowie Beibehaltung des Rekultivierungskonzeptes ist weiterhin Grundlage für die Umsetzung.

 

Resümee:

Bei der Umsetzung der Verpflichtungen aus dem städtebaulichen Vertrag arbeitet die Firma in enger Abstimmung mit der Verwaltung zusammen. Abweichungen in der Abbauentwicklung sind in den wesentlich geänderten Rahmenbedingungen seit Abschluss des städtebaulichen Vertrags begründet.

 

 

 

 

 


 

Der Ausschuss beschließt:

 

Vom Bericht der Verwaltung wird Kenntnis genommen.