Vorlage - VO/22/18796/41  

 
 
Betreff: Zuschüsse an den donumenta e. V. ab dem Haushaltsjahr 2023
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Kulturreferent Dersch
Federführend:Kulturamt   
Beratungsfolge:
Kulturausschuss Vorberatung
09.03.2022 
Öffentliche Sitzung des Kulturausschusses geändert beschlossen   
Ausschuss für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen Vorberatung
23.03.2022 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen geändert beschlossen   
Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung
24.03.2022 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg geändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

Sachverhalt: 

 

Der donumenta e. V. realisiert seit knapp 20 Jahren internationale Projekte der kulturellen, wissenschaftlichen und künstlerischen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ländern des Donauraums. 2002 wurde die Initiative unter der künstlerischen Leitung von Regina-Hellwig-Schmid als Verein in Regensburg gegründet. Für ihre kulturpolitische Arbeit wurde die Initiatorin von nationalen und internationalen Gremien vielfach ausgezeichnet; so sprach ihr die Europäische Bewegung Deutschland e. V. 2004 die Auszeichnung Frau Europas zu, 2016 erhielt sie das Bayerische Verdienstkreuz am Bande und 2020 wurde sie für ihr Engagement mit dem Kulturpreis Bayern gewürdigt.

 

Inspiriert von der Donau als einem dynamischen Strom, der Menschen und Ideen in Zeit und Raum verbindet und in Bewegung setzt, hat der donumenta e. V. jährlich Künstler*innen und Kurator*innen aus jeweils einem der Anrainerstaaten eingeladen. Dem Flusslauf von der Quelle folgend war zwischen 2003 und 2011 jedes Jahr ein anderes Donauland in Regensburg zu Gast. Diese interdisziplinären Festivals für Malerei, Fotografie, Grafik, Literatur, Film, Tanz, Theater, Musik, Multimedia, Performance und Installation reflektierten aktuelle Positionen im interkulturellen Diskurs über politische Grenzen hinweg. Mit dem Medium der Kunst ist es gelungen, einen kontinuierlichen und zukunftsorientierten Dialog über Identität und Gesellschaft in einem zusammenwachsenden Europa in Gang zu setzen. So wuchs Regensburg zu einer Drehscheibe des internationalen Kulturaustauschs entlang der Donau, der die Welterbe-Stadt als Zentrum zeitgenössischer Kunst auf der Landkarte verortete.

 

Die Jubiläumsausstellung zum 10. Geburtstag holte 2012 unter dem Motto „14 x 14“ Kulturschaffende aus allen 14 Ländern des europäischen Donauraums nach Regensburg und nahm die kollektive Identität dieser in sich diversen Makroregion in den Blick. Wissen und Kenntnis um das Andere, mitunter Fremde, Einzigartige oder auch Vertraute sind der zentrale Schlüssel zum gelebten Miteinander am längsten Fluss im geeinten Europa. Mit der Open Air Gallery „14 x 14 under construction“ verortete der donumenta e. V. 2017 die Kunst bewusst im gesellschaftlichen Alltag und kommentierte das funktionale Gefüge urbanen Lebens. Die großformatigen Grafiken und Fotografien trugen zeitgenössische Kunst in öffentliche Bereiche und machten diese für alle Passant*innen sichtbar, die in Regensburg unterwegs waren.

 

Im Rahmen des EU-Projekts „Kulturplattform Donauraum“ agierte der donumenta e. V. zwischen 2017 und 2019 als Kooperationspartner der Stadt Regensburg. Gemeinsam initiierten sie das Danube Art Lab, ein Artist-in-Residence-Programm für interdisziplinäre Kunst und Kultur im Donauraum. Die ortsbezogenen Arbeiten von Künstler*innen erforschten Geschichte und Gegenwart des bayerischen Donauraums, um eine zeitgemäße Vermittlung kollektiver Erinnerungsorte zu aktivieren. Mit den Mitteln der Kunst wurde verborgenes, vielfach vergessenes historisches Kulturerbe in Regensburg aufgespürt und durch Interventionen im Stadtraum zu interaktiven Orten transformiert. Daran anknüpfend entwickelte der donumenta e. V. seine Vorreiterrolle für Kunst im öffentlichen Raum konsequent weiter und führte das Danube Art Lab mit den neu formierten Netzwerken als Plattform für künstlerische Residenzen fort. Im Dialog mit der historisch gewachsenen Stadt erkunden die Kulturschaffenden mit ihren entstehenden Werken nunmehr den öffentlichen Raum sowie das Experimentierfeld ART LAB Gleis 1 am Regensburger Hauptbahnhof.

 

Der donumenta e. V. wirkt jedoch nicht nur als wesentlicher Impulsgeber und zentraler Akteur bei der Umsetzung praxisnaher Projekte, sondern diskutiert mit bayerischen Mandatsträger*innen und Institutionen sowie auf europäischer Ebene kulturpolitische Strategien für die Zukunft des Donauraums. So holte der Verein 2001 die erste internationale Donaukonferenz für Kunst und Kultur in die Stadt, die wegweisende Perspektiven zur Entwicklung transnationaler Netzwerke aufzeigte und die Position Regensburgs als europäische Donaustadt inmitten des Freistaats manifestierte.

 

Dieses erfolgreiche Engagement ist insbesondere aus kulturpolitscher Perspektive bedeutsam, um das Potential der Stadt Regensburg für Kunst im öffentlichen Raum wie auch im Bereich des internationalen Kulturdialogs auszuschöpfen, so wie es bereits 2015 im Kulturentwicklungsplan als Ziel formuliert wurde. Deshalb gilt es, bewährte Strukturen langfristig zu etablieren, die der Kunst im öffentlichen Raum eine erfahrbare Präsenz verschaffen und sie perspektivisch zu einem prägenden Moment der Regensburger Kulturlandschaft entwickeln. So partizipiert die Stadt am globalen Kulturaustausch und gewinnt zugleich an internationaler Ausstrahlung. Eine vergleichbare Umsetzung von städtischer Seite würde allein angesichts der dafür anfallenden Personalkosten deutlich erhöhte Budgetansätze mit sich bringen.

 

Finanzierung

 

Bislang wurden die vielfältigen Formate und Vorhaben des donumenta e. V. aus den kulturellen Verfügungsmitteln der Oberbürgermeisterin, den Fördermitteln des Kulturreferats und der Sparkasse unterstützt (siehe Tabelle anbei), die oftmals erst zu Beginn des bereits laufenden Jahres in Aussicht gestellt werden können. Diese nicht zuverlässig kalkulierbare Finanzierung bietet für die internationalen Projekte des Vereins, die lange im Vorfeld zu konzipieren und zu planen sind, keine belastbare Grundlage für ein langfristig ausgerichtetes strategisches Vorgehen. Jedoch wäre eine gesicherte finanzielle Basis die Voraussetzung, um weitere Zuschüsse einschlägiger Förderkulissen einzuwerben, die allesamt einen gewissen Prozentsatz an Eigenmitteln bei der Antragstellung erfordern.

 

Somit stellt die institutionelle rderung der Stadt Regensburg eine nachhaltige Investition in die gewachsenen Strukturen der lokalen Szene und des Kulturstandorts dar, ist sie doch die Bedingung dafür, weitere öffentliche Gelder für Regensburg zu akquirieren. Von Beginn an hat der Verein unter Beweis gestellt, dass er über die dafür erforderliche Expertise verfügt und ebenso engagiert wie erfolgreich Sponsoren wie auch Fördergeber auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene zu gewinnen vermag.

 

Der donumenta e. V. befindet sich in einer strukturellen Transformation an der Schwelle zur Institutionalisierung. Bislang wurde ein Großteil der anfallenden Arbeit ehrenamtlich, mitunter auch unentgeltlich geleistet, um die ambitionierten Projekte in ihrer Initialisierungsphase zu ermöglichen. Inzwischen haben sich die erfolgreich erprobten Konzepte, wie oben ausgeführt, etabliert, sodass es die Organisation in professionelle Strukturen zu überführen gilt. So kann der langfristige Fortbestand des Vereins für die nächste Generation gesichert und die Errungenschaften der Gründerin in die Zukunft getragen werden.

 

Dementsprechend hat der Kulturausschuss in seiner Sitzung am 19. Oktober 2021 die politische Zielvorstellung geäert, die bisherige Förderpraxis verschiedener städtischer Stellen ab 2023 in eine institutionelle Förderung zu überführen. Mit diesem Schritt schafft die Stadt die notwendigen Rahmenbedingungen für die stringente Weiterentwicklung des eigenen Profils im Bereich des internationalen Kulturaustauschs sowie der Kunst im öffentlichen Raum; andernfalls drohen die hier in Regensburg nachhaltig ausgebauten Netzwerke und angesiedelten Kompetenzen zu verschwinden.

 

Die Verwaltung trägt diesem Ansinnen mit der vorliegenden Beschlussvorlage Rechnung und schlägt eine Förderung des donumenta e. V. aus den freiwilligen Leistungen der Stadt Regensburg in Höhe von 65.000 € für das kommende Haushaltsjahr 2023 vor. Die Kalkulation des Zuschusses entspricht dem Niveau der städtischen Unterstützung der vorangegangenen Jahre in vergleichbarem Umfang, die bis dato von den Haushaltsstellen 0.3400.1751, 0.3400.7091 und 0.3400.70911 verausgabt wurde. Perspektivisch sind die Zuschüsse dauerhaft, zunächst für die kommenden fünf Jahre, unter Berücksichtigung einer inflationären Anpassung um 2% jährlich fortzuschreiben. Für diese Zeitspanne bis einschließlich 2027 wird die Verwaltung beauftragt, eine schriftliche Vereinbarung mit dem donumenta e. V. abzuschließen. Die erforderlichen Mittel i. H. v. 65.000 € sind ab dem Haushalt 2023 vollumfänglich auf der Haushaltsstelle 0.3400.70911 im Haushalt einzustellen.

 

 


Der Kulturausschuss und der Ausschuss für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen empfehlen, der Stadtrat beschließt, den donumenta e. V. in eine institutionelle Förderung auf zunächst fünf Jahre zu überführen und ab dem Haushaltsjahr 2023 Zuschüsse in Höhe von 65.000 € in den allgemeinen Haushaltsplan einzusetzen.

 

Die Aufnahme in den Haushaltsplan 2023 fortfolgende erfolgt im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten.


Anlage:

Übersicht Zuschüsse donumenta e.V.

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Zuschüsse_donumenta_Stadt_Sparkasse_Anlage_BV (178 KB)