Hitzemanagement als Teil der Klimaresilienzstrategie
Die Ergebnisse der Klimaanalyse aus dem Jahr 2014 haben die Hitzeproblematik in den stark bebauten Bereichen der Stadt bereits abgebildet. Auch die Regensburger Altstadt zählt aufgrund ihrer baulichen Konstitution zu den thermisch belastenden Bereichen. Es ist davon auszugehen, dass sich die Situation seither aufgrund der allgemein voranschreitenden Klimaerwärmung und insbesondere durch die Witterungsverhältnisse in den letzten Jahren weiter verschärft hat.
Die zunehmenden Hitzerisiken mit ihren teils gravierenden Folgen für Gesundheit, Infrastrukturen und das lokale Wirtschaftsleben veranlassen immer mehr Kommunen in Deutschland, Klimafolgenanpassungskonzepte zu erarbeiten und dabei insbesondere auch spezifische Maßnahmen zum Hitzeschutz zu entwickeln und umzusetzen. Betroffen von der Hitzeproblematik sind dabei vor allem die vulnerablen Gruppen und die von Ihnen genutzten Infrastrukturen. In Regensburg wurde dem Thema bereits ab dem Jahr 2009 im Rahmen eines ExWoSt-Projektes zur Klimaanpassung erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet, wobei der Fokus damals auf dem thermisch besonders belasteten Altstadtbereich lag. Die anschließende Erarbeitung der Klimaanalyse inklusive der Klimafunktionskarte im Jahr 2014 markierte einen weiteren wichtigen Baustein für die Klimafolgenanpassung in Regensburg.
Mit der Etablierung des Klimaresilienzmanagements im Direktorium 3 im Jahr 2018 wurden schließlich auch die personellen und organisatorischen Weichen für eine institutionelle Verankerung der Klimafolgenanpassung in der Regensburger Stadtverwaltung gestellt. Mit der Beschlussfassung zum „Klimaresilienzmanagement für Regensburg“ (VO/19/15604/D3) wurde die Umsetzung des Hitzemanagements eingeleitet. Der Bereich Hitze stellt dabei eine von drei wesentlichen Säulen der Klimaresilienzstrategie der Stadt Regensburg dar, welche sukzessive behandelt werden. So wurde im Jahr 2019 ein Prozess zum Starkregenmanagement durchgeführt. Im Anschluss daran hat sich die Stadtverwaltung mit dem Thema Regenwassermanagement auseinandergesetzt und im Jahr 2021 wurde der Beteiligungsprozess zum Hitzemanagement durchgeführt. Als nächste Aktivität wird die Säule „Durchlüftung“, durch die Erstellung einer Klimafunktionskarte, weiter vertieft werden.
Durchführung des Hitzemanagementprozesses
Im Frühjahr 2021 führte das Klimaresilienzmanagement (Direktorium 3) mit Unterstützung des Beratungsbüros EPC gGmbH aus Berlin einen partizipativen Hitzemanagementprozess durch. Ziel war es, zehn Schlüsselmaßnahmen für Regensburg zu entwickeln und diese auf Grundlage eines dann folgenden politischen Beschlusses in die Umsetzung zu führen. Vorrangiges Ziel des gesamten Prozesses war es, die Stadt Regensburg mit Hilfe geeigneter Maßnahmen in den Handlungsfeldern Planen & Bauen, Wirtschaft & Tourismus, Gesundheit & Soziales sowie Natur & Umwelt auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten und im Hinblick auf das Klimarisiko Hitze langfristig zukunftsfähig zu machen. Dieser umfassende Beteiligungsprozess wurde unter aktiver Mitwirkung von Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung sowie von Regensburger Vereinen, Verbänden und Initiativen durchgeführt. Um ein Stimmungsbild und inhaltliche Impulse aus der Bürgerschaft ableiten zu können, wurde begleitend zum Beteiligungsprozess eine Online-Umfrage durchgeführt.
Wesentliche Herausforderungen bei der Umsetzung des Prozesses bestanden insbesondere in der Vielschichtigkeit und Interdisziplinarität des Themas, in der hohen Anzahl der zu beteiligenden Akteurinnen und Akteure innerhalb und außerhalb der Verwaltung sowie in der Breite und Vielzahl potenziell umsetzbarer Maßnahmen. Aus diesem Grund wurde die Maßnahmenplanung mit einem strukturierten und breiten Beteiligungsansatz unterlegt. Als Ergebnis dieses Beteiligungsprozesses sollte neben der Bewusstseinsbildung in den beteiligten Akteursgruppen bis Ende 2021 als Ergebnis ein abgestimmter, praxis- und umsetzungsrelevanter Maßnahmenkatalog unter Herausarbeitung der Schlüsselmaßnahmen entstehen.
Der Prozessablauf gestaltete sich folgendermaßen:
Durchführung der Hitzeumfrage für Bürger*innen
Im Rahmen des Hitzemanagements wurde eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger mit dem thematischen Fokus auf die Aufenthalts- und Lebensqualität in Regensburg unter dem Aspekt des Klimawandels durchgeführt. Ziel der Umfrage war es, Betroffenheit, bereits vorhandene Lösungsstrategien und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger in unterschiedlichen thematischen Schwerpunktbereichen zu erfassen. Basierend auf dieser Umfrage fand die Entwicklung von Maßnahmenvorschlägen für die Stadt Regensburg statt.
Die Befragung wurde über einen Zeitraum von rund zwei Wochen (13.05.- 30.05.2021) durch die EPC gGmbH online gestellt und durch die Stadt Regensburg auf verschiedenen Plattformen (u.a. auf der Webseite der Stadt Regensburg) veröffentlicht und parallel über Social Media Posts sowie eine Pressemitteilung an die Bürgerinnen und Bürger kommuniziert. In diesem Zeitraum nahmen 1625 Personen an der Umfrage teil. Die Befragung wurde im Sinne eines Mixed-Method-Ansatzes mit quantitativen und qualitativen Elementen konzipiert. Durch die methodische Kombination ist es möglich, neben der deskriptiven statistischen Auswertung tiefergehende explorative Ergebnisse und Einblicke in die Lebensrealität der Regensburger Bürgerinnen und Bürger in Hinblick auf den Klimawandel und die dadurch beeinflusste Lebensrealität und -qualität der Regensburgerinnen und Regensburger zu erfassen.
Insgesamt enthielt die Befragung 20 Fragen, die teilweise auch untergeordnete Frage- und damit auch Antwortelemente enthielt. Folgende Inhalte wurden in der Befragung behandelt:
Ergebnisse der Bürger*innenumfrage waren beispielsweise Aussagen zur Wahrnehmung der thermischen Belastung, Wünsche zur Gestaltung von Altstadtplätzen und Grünflächen, Bedürfnisse zum thermischen Komfort am Arbeitsplatz und auch Verhaltensweisen der Bürger*innen bei Hitzebelastung. Beispielsweise werden laut Umfrage Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln und Autos vermieden und Einkäufe verschoben. Auch ist den meisten teilnehmenden Bürger*innen das Informationsangebot der Stadt Regensburg zu den Themen Hitze und Klimawandel nicht ausreichend bekannt.
Handlungsfelder und Entwicklung der Maßnahmen
Die Maßnahmenentwicklung im Rahmen des Hitzemanagementprozesses fußte in erster Linie auf einem umfassenden, mehrschrittigen Beteiligungsprozess. Als wesentliches Strukturierungsmerkmal wurden dabei durchgehend die Handlungsfelder „Wirtschaft & Tourismus“, „Planen & Bauen“, „Gesundheit & Soziales“ sowie „Natur & Umwelt“ zugrunde gelegt. Im Mittelpunkt des Beteiligungsprozesses standen insbesondere die themenrelevanten Fachakteurinnen und -akteure der Regensburger Stadtverwaltung. Darüber hinaus wurde die Stadtgesellschaft durch die Teilnahme von Vertreterinnen und Vertretern aus Vereinen, Verbänden und Initiativen repräsentiert. Die Bürgerschaft wiederum konnte durch eine umfassende und hervorragend angenommene Online-Befragung inhaltlich in den Prozess integriert werden. Dem Beteiligungsprozess gingen Recherchen im Hinblick auf bereits erprobte Maßnahmen aus Klimaanpassungskonzepten anderer Kommunen in Deutschland sowie aus den umfangreichen Praxiserfahrungen des beauftragten Büros EPC voraus. Parallel hierzu wurden ausgewählte Fachprojekte und -planungen aus den vergangenen Jahren auf ihre inhaltliche Relevanz für Klimaresilienz im Allgemeinen und für Hitzeschutz im Speziellen hin ausgewertet.
Im Verlauf des Beteiligungsprozesses wurden zehn für Regensburg besonders relevante Maßnahmen herausgearbeitet – die sogenannten Schlüsselmaßnahmen. Als Gesamtergebnis wurden den Maßnahmen unter anderem die folgenden, stark zusammengefassten Teilziele und Bedarfe zugrunde gelegt.
Umsetzung der Schlüsselmaßnahmen
Die aus dem Beteiligungsprozess hervorgegangenen Maßnahmen - insbesondere die zehn Schlüsselmaßnahmen - stellen wesentliche Bausteine dar, um die Stadt Regensburg im Bereich des Hitzemanagements in die Klimaresilienz zu führen. Hierzu ist es erforderlich, dass sich alle Akteurinnen und Akteure aus der Fachverwaltung ebenso wie aus der Politik und der gesamten Stadtgesellschaft klar zu den herausgearbeiteten Maßnahmen bekennen und die zur Umsetzung notwendigen Schritte unternehmen.
Nachfolgend wird der jetzige Umsetzungsstand der Maßnahmen dargestellt. Von den insgesamt zehn Schlüsselmaßnahmen befindet sich ein Großteil bereits in Vorbereitung oder in Umsetzung. Grund hierfür ist unter anderem, dass das Thema Klimaresilienz bereits jetzt schon eine Berücksichtigung in der täglichen Verwaltungsarbeit findet und das Klimaresilienzmanagement in einem stetigen Austausch mit den jeweiligen Fachstellen ist. So konnten bereits innerhalb des Prozesses weitere Aktivitäten und Möglichkeiten der Zusammenarbeit angestoßen werden.
Finanzielle und personelle Ressourcen und weitere Vorgehensweise
Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt durch die Fachstellen der Regensburger Stadtverwaltung, teilweise in Kooperation mit weiteren Akteur*innen. Der Großteil der Maßnahmen wird dabei vom Klimaresilienzmanagement koordiniert. Aufgrund der Vielzahl an zu bearbeitenden Aufgaben und Projekten des Klimaresilienzmanagements ist darauf hinzuweisen, dass diese Aufgaben daher nur sukzessive über die nächsten Jahre umgesetzt werden können. Die Klimafolgenanpassung ist in Zukunft eine wichtige strategische Aufgabe. Die zeitnahe Umsetzung wird immer von entsprechenden Personalressourcen bei der Stabsstelle Klimaschutz und Klimaresilienz und den entsprechenden Fachämtern abhängig sein.
Die meisten Maßnahmen können mit vorhandenen finanziellen Mitteln im Rahmen der vorliegenden Personalressourcen umgesetzt werden. Für einige der Maßnahmen, wie die Erarbeitung eines Hitzeaktionsplans (M5), die Umsetzung des Leitfadens zum Hitzeschutz (M7) sowie der Informations- und Beratungskampagne zur Begrünung (M9), werden zusätzliche finanzielle Mittel zur Vergabe externer Aufträge benötigt. Diese sollen mit diesem Beschluss zur Umsetzung der Maßnahmen bei der Haushalts- und Finanzplanung der nächsten Jahre im Rahmen des jeweils vorgegebenen Gesamtbudgets von den jeweiligen Ämtern berücksichtigt bzw. entsprechend eingeplant werden.
Um eine kontinuierliche und strukturierte Umsetzung der Maßnahmen zu gewährleisten, soll dazu alle zwei Jahre ein Monitoringbericht zum Thema Klimaanpassung angefertigt werden. Dazu wird im ersten Schritt vom Klimaresilienzmanagement in Zusammenarbeit mit den Fachämtern ein Konzept zum Monitoring entwickelt werden.
Der Ausschuss für Umweltfragen, Natur- und Klimaschutz beschließt:
2. Die in der Beschlussvorlage genannten Schlüsselmaßnahmen des Hitzemanagements werden zur Umsetzung gemäß Bericht der Verwaltung beschlossen.
Anlagen:
- Bericht zum Hitzemanagement - Klimavorbehalt
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