Vorlage - VO/22/19659/68  

 
 
Betreff: Stadtbahn - Planungsstand Abschnitt Isarstraße/Lechstraße
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Amt für Stadtbahnneubau - Regiebetrieb der Stadt Regensburg   
Beratungsfolge:
Ausschuss für den Neubau einer Stadtbahn Entscheidung
06.12.2022 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für den Neubau einer Stadtbahn ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

Sachverhalt: 

 

Die Planung der Stadtbahntrasse und der von der Trassenplanung berührten Verkehrsräume erfolgt in einzelnen Abschnitten. Nachfolgend wird der Planungsstand zum Trassenabschnitt „Isarstraße/Lechstraße“ zur Kenntnis gegeben. Der Planungsstand stellt einen Arbeitsstand dar, der im Ergebnis der bisher erfolgten fachplanerischen und verwaltungsinternen Abstimmungen erarbeitet wurde. Bis Abschluss des Masterplans erfolgen weitere Detailprüfungen und Überarbeitungen. Insbesondere sind im Weiteren durch die Beteiligung der Bürgerschaft ggf. aufgeworfene Fragen auch hier noch aufzunehmen und angepasste Lösungen zu entwickeln. Eine abschließende Variantenabwägung ist derzeit noch nicht erfolgt.

 

1. Planungsansatz

 

Bei der Isarstraße handelt es sich um eine zweistreifige örtliche Haupterschließungsstraße. Die Lechstraße hat ebenfalls die Funktion einer Haupterschließungsstraße, ist aber vierstreifig ausgebaut. Das Umfeld der Isarstraße/Lechstraße ist von verdichteter Wohnbebauung geprägt. Es befinden sich außerdem drei Schulen (Grundschule der Vielfalt und Toleranz, Willi-Ulfig-Mittelschule und Albert-Schweitzer-Realschule) sowie ein Kindergarten und eine KITA südlich der Isarstraße. Auf der Nordseite der Isarstraße befinden sich einige gewerbliche Nutzungen. Der öffentliche Verkehrsraum weist einen Bestand von ca. 200 Bäumen auf, die überwiegend auf dem Grünstreifen südlich der Fahrbahn stehen. Im ruhenden Verkehr weisen die beiden von der Trassierung der Stadtbahn betroffenen Abschnitte der Isarstraße und Lechstraße lediglich 14 Stellplätze auf.

 

Im Rahmen der Masterplanung wurden durch die Ingenieurgemeinschaft Schüßler Plan und Mailänder Consult verschiedene Varianten für die Trassierung erarbeitet. Grundsätzlich bildet das Umfeld der Isarstraße mit seiner hohen Wohndichte und den zentralen Nutzungen idealtypische Rahmenbedingungen für die Trassenführung der Stadtbahn. Die Breite des Verkehrsraumes von 34 bis knapp 39 Metern ermöglicht eine Trassierung auf eigenem Bahnkörper. Heute bestehende Haltestellenstandorte wurden wegen der Erschließungs- und Umsteigeerfordernisse beibehalten bzw. für den Stadtbahnbetrieb zu Grunde gelegt. Ein wesentlicher Fokus der Planung musste neben den Erschließungsanforderungen aber insbesondere auf den schonenden Umgang mit dem vorhandenen Grünbestand in der Isarstraße gelegt werden. 

 

2. Variantenuntersuchung

 

Im Zuge der Variantenerarbeitung wurde zunächst der besondere Bahnkörper in zentraler Mittellage in der Isarstraße mit beidseits angeordneten Fahrbahnen für den Kfz-Verkehr untersucht. Dieser hätte jedoch einen sehr hohen Eingriff in den Baumbestand, insbesondere auch zahlreicher Bäume, die nach Baumschutzverordnung geschützt sind, auf der Südseite zur Folge gehabt. Daraufhin wurde eine weitere Variante mit einer nach Norden abgerückten Trassenlage untersucht. Diese mindert teilweise zwar den Eingriff in den wertvollen Baumbestand, würde aber dazu führen, dass auf der nördlichen Fahrbahnseite der Eingriff entsprechend vergrößert wäre und dort kein qualifiziertes Straßenbegleitgrün mehr – etwa durch spätere Nachpflanzungen - ausgebildet werden könnte.

 

In der nun vorliegenden Variante wird die Stadtbahn in der Isarstraße unmittelbar angrenzend an den Grünbestand auf der Südseite auf besonderem Bahnkörper geführt (siehe Anlage 1). Bei Ausbildung des Bahnkörpers als Grüngleis besteht in Kombination mit dem benachbarten baumbestandenen Grünstreifen die Chance einer deutlichen städtebaulichen Aufwertung des Straßenraums. Die Eingriffe in den Baumbestand lassen sich hiermit nochmals gegenüber den o.g. Varianten deutlich reduzieren (siehe Anlage 2). Mit 81 Baumstandorten, davon 46 Bäume, die der Baumschutzverordnung unterliegen, sind Eingriffe jedoch auch bei dieser Variante nicht vermeidbar und müssen ausgeglichen werden.

Wesentliche Voraussetzung dieser Variante ist, dass in der Isarstraße im Abschnitt zwischen Sudentendeutscher Straße und Lechstraße der Kfz-Verkehr als Einbahnstraße in West-Ost-Richtung ausgebildet wird. Der Kfz-Verkehr in Richtung Westen würde in die Brandlberger Straße zwischen Sandgasse und Sudentendeutscher Straße verlagert, die hierzu ebenfalls nur mehr den Verkehr einer Richtung als Einbahnstraße aufnehmen müsste. In den Einbahnstraßenabschnitten wäre eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h vorzusehen. Veränderungen würden sich hierdurch für die Erreichbarkeit der anliegenden Grundstücke ergeben, bei der für jeweils eine An- oder Abfahrbeziehung eine Blockumfahrung erforderlich wird (bspw. verlängert sich die Anfahrt zu den Schulen aus Richtung Konradsiedlung hierdurch um ca. 230 m; die Abfahrbeziehung/Gegenrichtung bleibt wie heute bestehen). Für die Anfahrt der nahe des Knotens Lechstraße gelegenen Grundstücke in der Isarstraße kann weiterhin die direkte Zufahrt aus Richtung Osten beibehalten werden. Insgesamt kann die Erschließung anliegender Grundstücke in vertretbarer Form gewährleistet werden.

 

Bei der Entscheidung zugunsten einer Einbahnlösung ergeben sich auch für die Brandlberger Straße Gestaltungspotentiale durch eine Neuordnung des dortigen Verkehrsraums, die im Weiteren durch die Verwaltung zu erarbeiten und darzustellen sind.   

 

Die oben beschriebene Änderung der bestehenden Verkehrsführung hat zudem auch Auswirkung auf die Durchgangsverkehre in der Isarstraße und Brandlberger Straße. Ersten Analysen zu Folge ist eine Verlagerung dieser Verkehre in die südlich anschließenden Netzbereiche der Lechstraße/Donaustaufer Straße und Walhallaallee zu erwarten. Diese verkehrlichen Wirkungen und deren Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Knoten in diesem Netzbereich sind im Weiteren noch vertiefend zu untersuchen.

 

Durch alle o.g. Varianten wird die Zahl der bestehenden Stellplätze im öffentlichen Verkehrsraum um 10 Stellplätze reduziert. Es verbleiben Stellplätze auf der nördlichen Fahrbahnseite im Umfeld der gewerblichen Nutzungen.

 

Der Kfz-Verkehr wird auf einer 3,50 m breiten Fahrbahn geführt und erhält gesonderte Fahrstreifen für die Abbiegebeziehungen zu den Schulen. Die Anlagen für den Fußgängerverkehr befinden sich im Außenbereich des Querschnitts der Isarstraße mit einer Breite von ≥ 2,50 m. Die Führung des Radverkehrs erfolgt in beiden Fahrtrichtungen überwiegend auf baulich angelegten Radwegen mit einer Breite von 2,00 m. Die Regelbreiten nach den entsprechenden Normen werden eingehalten.

 

Haltestellen werden jeweils in Fahrtrichtung Ost und Fahrtrichtung West auf Höhe der Zufahrt zu den Schulen versetzt als Seitenbahnsteige angeordnet. Für den Busverkehr kann im Einbahnstraßenabschnitt die Haltestelle der Stadtbahn mit genutzt werden.

 

Im Abschnitt der Lechstraße kommt es durch die Trassierung der Stadtbahn zum Entfall von Fahrstreifen für den Kfz-Verkehr. Änderungen der Zufahrtssituation zu den anliegenden Grundstücken gibt es dabei nicht (bestehende Rechts-rein-/Rechts-raus-Regelungen bleiben unverändert). Im nördlichen Knotenarm der Lechstraße ist die Stadtbahnhaltestelle „Lechstraße“ verortet.

 

Der Einmündungsbereich der Isarstraße in die Nordgaustraße hängt in seiner konkreten Ausbildung von der Trassenlage der Stadtbahn innerhalb des Verkehrsraums der Nordgaustraße ab. Zu klären ist in diesem Zuge dann auch die Lage und Form des Endpunktes der Linie B. Der Abschnitt Nordgaustraße ist derzeit noch in Bearbeitung.

 

Der Arbeitsstand der Planung zur Isarstraße wird in der Sitzung durch das Ingenieurbüro vorgestellt.

 

Weiteres Vorgehen:

 

Neben den o.g. noch erforderlichen verkehrlichen Analysen ist der Eingriff in den Baumbestand weiter differenzierter zu prüfen. Hierbei soll insbesondere die Wertigkeit der betroffenen Bäume frühzeitig analysiert werden. Ebenso erfolgt für die naturschutz- und artenschutzrechtlichen Eingriffe eine grobe Ausgleichsbedarfsabschätzung. Der konkrete Untersuchungsumfang wird mit dem Umweltamt als untere Naturschutzbehörde über den Fachberater der Masterplaner abgestimmt. Zusätzlich wird versucht, durch weitere mögliche Optimierungsmaßnahmen der Verkehrsanlagenplanung die Eingriffe in den Baumbestand weiter zu mindern. In Bezug auf die verbleibenden Eingriffe in den Grünbestand werden zudem umweltfachliche Untersuchungen (spezielle artenschutzrechtliche Prüfung) erforderlich.

 

Parallel ist nochmals zu untersuchen, ob alternativ zur Führung der Stadtbahn in der Isarstraße grundsätzlich auch eine andere Linienführung der Stadtbahn z.B. über die Donaustaufer Straße und Lechstraße möglich und wirtschaftlich tragfähig sein könnte und so die Grüneingriffe in der Isarstraße vermieden werden könnten. Dabei ist eine solche Linienführung insbesondere in ihrer Verkehrswirksamkeit in Bezug auf die Fahrgastnachfrage vergleichend zu prüfen. Dieser Prüfschritt ist im Rahmen der Leistungen zur Fortschreibung der Nutzen-Kosten-Untersuchung vorgesehen.

 

Um am Ende eine Abwägung zur konkreten Linienführung und Trassierung treffen zu können, müssen alle erheblichen Belange sowie Vor- und Nachteile der Varianten mit Eingriffen in den Baumbestand als auch der möglichen Alternativrouten und deren Auswirkungen gegenübergestellt werden.

 

Zudem wird im Zuge der weiteren Planungen noch geprüft, wie Unterhaltsarbeiten (Straßenunterhalt, Baumpflege, Kanalreinigung, Grünpflege) bei der geplanten Einbahnregelung mit Verkehrsfluss und dem Betrieb der Stadtbahn in Einklang zu bringen sind.

 

Nachfestlegung der Verkehrsraumaufteilung ist zu prüfen, wie die bestehenden Sparten in die Planung integriert werden können.

 


Der Ausschuss beschließt:

Der Sachstandsbericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.

 

 


Anlagen:

 

1. Planentwurf Verkehrsanlagen Abschnitt Isarstraße/Lechstraße, Variante Einbahnstraße (Arbeitstand 10/2022)

2. Eingriffsbilanz untersuchte Varianten

3. Klimavorbehalt

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 1_Variante Einbahnstraßenlösung (3292 KB)    
Anlage 2 2 Anlage 2_Varianten Eingriff Baum u. Parkbilanz (952 KB)    
Anlage 3 3 Anlage 3_Klimavorbehalt Stufe 3 (187 KB)