Vorlage - VO/07/2524/61  

 
 
Betreff: Regionaler Nahverkehrsplan für den Nahverkehrsraum Regensburg - Leitbild für die Weiterentwicklung und Ausgestaltung des Öffentlichen Personennahverkehrs im Regionalen Nahverkehrsraum Regensburg

Anmerkung: Die Beratung zu diesem Tagesordnungspunkt erfolgt im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung mit dem Wirtschaftsausschuss des Landkreises Regensburg.

Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Stadtplanungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen
17.07.2007 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen geändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

 

 

 

Sachverhalt: 

 

Die Erstellung des regionalen Nahverkehrsplans erfolgt in Kooperation der zum regionalen Nahverkehrsraum Regensburg (Anlage 1) gehörenden Aufgabenträger Landkreis Schwandorf, Landkreis Cham, Landkreis Straubing-Bogen, Stadt Straubing, Landkreis Kelheim, Landkreis Neumarkt, Landkreis Regensburg und der Stadt Regensburg. Die Planerstellung wird begleitet durch eine gemeinsame Arbeitsgruppe, in der jeder Aufgabenträger sowie beratend die Geschäftsführung des Regensburger Verkehrsverbundes vertreten ist.

Nach erfolgter Vergabe der Planungsleistungen an das Planungsbüro PGN (Planungsgruppe Nord, Kassel) wurde im Herbst 2006 mit dem Aufstellungsverfahren begonnen. Seitdem wurden folgende Planungsschritte durchgeführt bzw. begonnen:

-           Ermittlung von Rahmenbedingungen und Zielvorgaben

-           Bestandsanalyse

-           Schwachstellenanalyse

-           voraussichtliche Entwicklungen (Prognose)

Im Zuge dieser Planungsschritte wurde außerdem ein größerer Kreis von Akteuren in unterschiedlicher Weise beteiligt bzw. um Informationen ersucht:

-           die mit ÖPNV-Themen in Verbindung stehenden Verwaltungsstellen der einzelnen Aufgabenträger (Beteiligung durch Planungsgespräche)

-           die kreisangehörigen Gemeinden der Landkreise (Beteiligung durch Befragung, z.T. zusätzlich durch Einbeziehung in Planungsgespräche, im Landkreis Regensburg Vorstellung auf der Bürgermeisterkonferenz am 28.03.2007),

-           die Bayerische Eisenbahngesellschaft BEG (Beteiligung durch Planungsgespräche)

-           alle Verkehrsunternehmen, die im regionalen Nahverkehrsraum Regensburg im Besitz einer Linienverkehrsgenehmigung nach § 42 Personenbeförderungsgesetz (PBefG) oder einer Genehmigung für Sonderformen des Linienverkehrs nach § 43 PBefG (z.B. Werksverkehre, freigestellte Schülerverkehre) sind (Beteiligung durch Befragung und Informations- und Planungsgespräche,

-           die in den einzelnen Aufgabenträgergebieten zuständigen Vertreter für die Interessen mobilitätseingeschränkter Personen/Behindertenbeiräte (durch Einholen von Anregungen/Stellungnahmen)

-           weitere Beteiligte, deren Belange den ÖPNV berühren bzw. durch die ÖPNV-Entwicklung im regionalen Nahverkehrsraum berührt werden, wie z.B. staatliche Straßenbaulastträger, Industrie- und Handelskammern, Tourismusvereinigungen, Universität Regensburg, Fachhochschule Regensburg, Verkehrsclub Deutschland (VCD), Pro Bahn e.V. (durch Einholen von Anregungen/Stellungnahmen).

Die Analyse der ÖPNV-Situation erbrachte für den Landkreis Regensburg und die angrenzenden Teilbereiche des regionalen Nahverkehrsraums folgende wesentlichen Erkenntnisse:

 

Stärken

Schwächen

  • Radiale Netzstruktur mit Ausrichtung auf Oberzentrum Regensburg
  • Vertaktung der Linien auf den Hauptachsen
  • Weitgehend flächendeckende Ausstattung der Haltepunkte im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) mit Park&Ride- und Bike&Ride-Anlagen
  • Gute Erschließungswirkung im regionalen Nahverkehrsraum
  • Zentrale Siedlungsbereiche sowie dichter besiedelte Gebiete überwiegend erschlossen
  • Angebot in der Schwachverkehrszeit auf den Hauptachsen
  • bis auf wenige Ausnahmen gute Anbindung der größeren Orte (>2.000 Einwohner) im Landkreis Regensburg an das Oberzentrum Regensburg
  • Reisezeit zum Oberzentrum Regensburg aus allen Orten des Landkreises Regensburg unter 60 Minuten
  • Erreichbarkeit des Oberzentrums Regensburg aus allen Bereichen des Landkreises Regensburg überwiegend ohne Umstieg, in Ausnahmen mit einem Umsteigevorgang
  • Wichtige Ziele in Regensburg (Uni, Klinikum, DEZ) direkt oder mit Umstieg am Hbf/ Albertstraße erreichbar
  • Verknüpfungspunkt Obertraubling ermöglicht Querverbindungen nach Neutraubling aus dem südlichen Landkreis Regensburg
  • Nachtangebot von Samstag auf Sonntag auf wichtigen Relationen vorhanden
  • Gemeinsamer Tarif und Marketing im RVV
  • Grundlegende Fahrgastinformationen (Fahrplan, Tarif) vorhanden

 

  • z.T. fehlende Querbeziehungen und Verknüpfungen, u. a. zu Haltepunkten des Schienenverkehrs (z.B. Eggmühl, Sünching)
  • Unattraktive Umsteigesituation am Hbf Regensburg für den Regionalbusverkehr
  • Erschließungsdefizite für Bereiche mit deutlich mehr als 200 Einwohnern in Pentling - OT Matting und Wenzenbach – OT Probstberg
  • teilweise fehlende Rückfahrtmöglichkeiten am Vormittag zu Orten mit mehr als 1.000 Einwohnern
  • keine vertaktete Verbindung zwischen Bf. Eggmühl und Schierling
  • Defizite im Fahrtenangebot bei der Anbindung von Neutraubling aus dem zugehörigen Einzugsbereich
  • Haltestellensituation im Regionalverkehr z.T. verbesserungsbedürftig
  • Ausstattung des Verknüpfungspunktes Obertraubling Abzw. Neutraubling nicht attraktiv
  • Image des Regionalverkehrs und Qualität der Fahrzeugausstattung auf verschiedenen Linien
  • Fehlende Informationen zu Linienweg und Haltestellen im Fahrzeug im Regionalverkehr
  • Dynamische und bereichsbezogene Fahrgastinformationen fehlen im Regionalverkehr
  • Anschlusssicherungs- und Busbeschleunigungsmaßnahmen im Regionalverkehr nicht vorhanden

 

 

Für die Stadt Regensburg erbrachte die Analyse der ÖPNV-Situation folgende wesentlichen Erkenntnisse:

 

Stärken

Schwächen

  • ca. 95% der Einwohner leben im Einzugsbereich einer Haltestelle
  • Netzstruktur mit klarer radialer Ausrichtung auf die Innenstadt
  • kleinteilige Netzstruktur mit wenigen Lücken in den Stadtteilen
  • geringes Umsteigeerfordernis durch Vorhandensein von Durchmesserlinien
  • weitere Umsteigepunkte mit gesicherten Anschlüssen an Haltestellen in peripherer Lage außerhalb der Innenstadt (z.B. Isarstraße/ Nordgaustraße, Universität Mensa)
  • nahezu flächenhafte Erschließung der Wohngebiete; lediglich kleinere Siedlungsbereiche mit Erschließungslücken
  • Innenstadt ist aus allen Stadtbezirken direkt/ ohne Umsteigen erreichbar
  • direkte Anbindung Universität, erreichbar aus allen Stadtbezirken mit max. einem Umstieg
  • direkte Anbindung Klinikum, erreichbar aus allen Stadtbezirken mit max. einem Umstieg
  • insgesamt hohe Systemwirksamkeit des ÖPNV in Bezug auf Stadtgröße
  • weitgehend gutes Bedienungsangebot in den meisten Stadtbezirken
  • weitgehend einheitliche Taktstruktur (10´-/20´-Takt Mo.-Fr., 20´/30´Takt Samstag)
  • moderne Busflotte (60% der RVB-Fahrzeuge sind jünger als 5 Jahre)
  • annähernd alle Busse der RVB sind Niederflurbusse
  • fast 50% aller Haltestellen im Stadtgebiet sind mit Wartehallen ausgestattet
  • dynamische Fahrgastinformation (DFI) an den wichtigen Haltestellen vorhanden
  • Hauptbahnhof und ZOB Albertstraße mit Videoüberwachung
  • schematische Liniennetzpläne an den Haltestellen

 

  • gravierend problematische Gesamtsituation an der maßgeblichen Verknüpfungshaltestelle Hauptbahnhof/Albert-straße
  • Endschlaufen mit betrieblichen Endhaltestellen z.T. mit langen Standzeiten, insbesondere Linie 1 (Aufenthalt für Fahrgäste)
  • Altstadtbus: Erreichbarkeitsnachteile der zentralen Altstadt (Neupfarrplatz/ östl. Gesandtenstraße) durch Schlaufenführung und Einrichtungsverkehr
  • Gewerbegebiet am Ostbahnhof im Vergleich zu anderen Gewerbegebieten im ÖPNV nur eingeschränkt erreichbar
  • Erschließungsdefizit im Bereich südlicher Campus
  • keine direkte Anbindung des Fachmarktzentrum Bajuwarenstraße (fehlende Zwischenhaltestelle)
  • Erschließungslücken in einzelnen Stadtbezirken (z.B. Kasernenviertel, Großprüfening, Westenviertel, Galgenberg)
  • Gewerbepark Regensburg ohne innere Erschließung (jedoch sehr Pkw-orientiert)
  • Erreichbarkeitsnachteile südwestliche Innenstadt (von den meisten Linien nicht umsteigefrei erreichbar)
  • unzureichende Direktverbindung Burgweinting - Innenstadt
  • z.T. variierende Taktfamilie an unterschiedlichen Verkehrstagen, aus Fahrgastsicht nicht optimal (Mo-Fr 10´/20´-Takt bzw. 30´-Takt; Sa/So tlw. 15´/20´-Takt bzw. 20´/30´-Takt)
  • sehr weitläufige Haltestellensituation im Bereich der zentralen Umsteigestation Hauptbahnhof/Albertstraße (Verteilung der Richtungshaltestellen an jeder Zufahrt)
  • eingeschränkte Leistungsfähigkeit des Verknüpfungspunktes Albertstraße (betrieblicher Ablauf, Platzmangel)
  • unübersichtliche Haltestellensituation im Bereich Hans-Hayder-Straße/Isar-straße/Nordgaustraße (Linien halten richtungsbezogen an einer der Haltestellen) sowie im Bereich Arnulfplatz (optische Trennung der Haltepositionen)
  • Haltestellen im Stadtgebiet größtenteils nicht barrierefrei
  • dynamische Fahrgastinformation (DFI) an einigen wichtigen Haltestellen nicht vorhanden (z.B. Regensburg Hauptbahnhof/Haltebereich der Regionalbuslinien, Universität)

 

 

Das Aufstellungsverfahren hat inzwischen einen Stand erreicht, der es erlaubt, das anzustrebende ÖPNV-Angebot für den regionalen Nahverkehrsraum in allgemeiner Form zu definieren. Hierfür wurde das „Leitbild für die Weiterentwicklung und Ausgestaltung des ÖPNV im regionalen Nahverkehrsraum“ erarbeitet und in der projektbegleitenden Arbeitsgruppe abgestimmt (Anlage 2). Das Leitbild

-           fasst die wesentlichen Zielsetzungen der Aufgabenträger zusammen (Kap. 1)

-           beschreibt im Rahmen von Grundsätzen das planerische Herangehen bei der Umsetzung der Aufgabenträgerziele (Kap. 2) und

-           beschreibt die davon abgeleiteten Anforderungen an das künftige ÖPNV-Angebot mittels eines umfassenden Systems von Qualitätsstandards (Kap. 3).

Die im Leitbild getroffenen Aussagen betrachten den regionalen Nahverkehrsraum als Ganzes ohne tiefergehende räumliche Differenzierung oder Konkretisierung. Eine Differenzierung gibt es lediglich zwischen dem ÖPNV der Region (Regionalverkehr) und dem ÖPNV der Stadt Regensburg (Stadtverkehr). Mit dieser ganzheitlichen Betrachtung soll sichergestellt werden, dass bei den künftigen Planungsschritten im regionalen Nahverkehrsraum ein ÖPNV „aus einem Guss“ im Auge behalten wird.

 

Die Leitbildaussagen dienen als Maßstab für die anstehenden Planungsschritte (Definition Maßnahmenpaket, Analyse Maßnahmenwirkungen, Maßnahmenbewertung), bei der das vorhandene ÖPNV-Angebot ganz konkret überprüft und bewertet wird und bei gegebener Nichterfüllung der Leitbildziele entsprechende Maßnahmen zu deren Erreichung vorgeschlagen werden. Die Maßnahmenvorschläge sind dabei intensiv mit den betroffenen Verkehrsunternehmen oder anderen betroffenen Beteiligten abzustimmen. Im Ergebnis dieser Planungsschritte kann es schließlich dazu kommen, dass in begründeten Fällen (z.B. Wirtschaftlichkeit einer Linie, raumstrukturelle Besonderheiten eines Bedienungsgebiets) von den im Leitbild genannten Anforderungen an das ÖPNV-Angebot abgewichen werden muss.

 

Ziel ist es, das Leitbild als verbindlichen Bestandteil des endgültigen regionalen Nahverkehrsplans zu verabschieden. Zunächst liegt es den weiteren Konkretisierungsschritten zugrunde.

 

 

 

Der Ausschuss beschließt:

 

Der Ausschuss beschließt:

 

Das Leitbild für die Weiterentwicklung und Ausgestaltung des ÖPNV im regionalen Nahverkehrsraum Regensburg wird zur Kenntnis genommen.

Die Verwaltung wird beauftragt, die weiteren Schritte des Aufstellungsverfahrens gemeinsam mit den anderen beteiligten Aufgabenträgern unter Zugrundelegung der Leitbildinhalte durchzuführen.

 

Anlagen:

 

Anlagen:

 

Anlage 1:  Regionaler Nahverkehrsraum Regensburg, Abgrenzung 2005

Anlage 2:  Leitbild für die Weiterentwicklung und Ausgestaltung des ÖPNV im regionalen

                        Nahverkehrsraum, Stand 19.06.2007

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 1_Regionaler Nahverkehrsraum 2005 (1113 KB)    
Anlage 2 2 Anlage 3_Leitbild (1196 KB)    
Anlage 3 3 Anlage 3a_Karte A zum Leitbild (2070 KB)    
Anlage 4 4 Anlage 3b_Karte B zum Leitbild (1863 KB)