Sachverhalt: Zur Lage
des Einzelhandels in der Altstadt Starke
Nachfrage nach Einzelhandelsflächen in der Regensburger Altstadt Die Dynamik
bei Umzügen und Zuzügen von Einzelhandelsgeschäften ist ungebrochen. Die Zahl
leer stehender Geschäfte hat sich seit März dieses Jahres deutlich reduziert.
Parallel zu den Vermietungen hat sich die Verkaufsfläche (VKF) in der Altstadt
erhöht. Mehrere Gebäude mit möglicher Einzelhandelsnutzung befinden sich
momentan im Umbau bzw. werden saniert. In Nebenlagen und außerhalb der
Geschäftslagen werden einige Einheiten, in denen Einzelhandel theoretisch
möglich wäre, zukünftig von Dienstleistungsunternehmen genutzt. Die Nachfrage
nach Ladeneinheiten in 1a- und 1b-Lagen übersteigt deutlich das Angebot. Im Rahmen
der Einzelhandelskartierung in der Regensburger Altstadt wurden im Frühjahr
2007 rund 600 Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von etwa 77.000 Quadratmeter
erfasst. Insgesamt 48 leer stehende potentielle Ladeneinheiten mit einer
möglichen zusätzlichen Verkaufsfläche von 5.285 Quadratmeter wurden ermittelt.
Lediglich ein Leerstand befand sich in der 1a-Lage – jedoch 30 Leerstände
außerhalb der stärker frequentierten Geschäftslagen der zentralen Altstadt. Entwicklung
der Leerstände im Einzelhandel der Regensburger Altstadt Seit März
2007 wurde fast die Hälfte der ungenutzten Einheiten mit insgesamt rund 2.500
qm Verkaufsfläche vermietet. In ein Drittel dieser Fälle fand gleichzeitig eine
Nutzungsänderung statt. Einige ehemalige Ladenlokale wurden in Büros für
Grafiker, Architekten u.ä. umgewandelt, andere werden zukünftig als
Handwerksbetriebe (Friseur etc.) genutzt. Zusätzlich gab es einige Mieterwechsel
- ohne Leerstandszeiten. Größtes (Umbau-)Objekt war das ehemalige Rothdauscherhaus,
in dem das Textilgeschäft „Zara“ seit Mitte September, auf zwei Geschossen und
einer Fläche von 1.500 qm, seine Waren anbietet. Neuvermietungen
leer stehender Einzelhandelsgeschäfte in der inneren Altstadt seit März 2007 Positive
Entwicklungen im Geschäftsbesatz nahezu aller Geschäftslagen Ein Ziel
der Wirtschaftsförderung ist es, in der Innenstadt eine attraktive und vitale
Nutzungsvielfalt fortzuentwickeln. Hierbei stellt sich die Aufgabe, speziell
den Einzelhandel der Altstadt in seiner Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und
auszubauen. Dies gilt insbesondere in Bezug auf die überragende Beutung des
Einzelhandels für die Stadt als Oberzentrum der Region. Die gewachsenen
Einkaufsbereiche sollen idealer Weise mit eigenständigen Profilen besondere Attraktivität
entwickeln und damit zur unverwechselbaren Identität der Stadt beitragen. Es
gilt, den immer gleichen Warenangeboten der immer gleichen Anbieter in vielen
deutschen Innenstädten – und damit der Eintönigkeit – entgegenzuwirken. Neben
inhabergeführten, hochwertigen Fachgeschäften können innovative
Nachwuchsunternehmer/innen hierzu entscheidend beitragen. Dieser
Bericht nennt schlaglichtartig nur einige Betriebe, um die Vielfalt und Dynamik
zu demonstrieren. Es gibt noch zahlreiche weitere neue Geschäfte im Handels-
und Dienstleistungsbereich mit innovativen Konzepten, die in letzter Zeit –
vielfach mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung
- realisiert werden konnten. Zahlreiche
neue, individuelle Geschäftsideen mit hand- und kunsthandwerklichem Hintergrund
wurden in den letzen 12 Monaten in 1b- und 2a-Lagen realisiert. Neben dem
Engelladen „Alleluja“/ Brückstraße 4 , dem Geschäft „Schwesternliebe“ /
Kramgasse 1 , „Spielwaren Schlaumayer“/ Malergasse 7, „Domus Botanicus“/ Obere
Bachgasse 16, „Einseifer’“/ Tändlergasse 2, „Galerie Arte Nobilis“/ Obere
Bachgasse 15, „Cultheca“/ Krauterermarkt 2, haben sich in der Fröhlichen-Türken-Straße
5 im „Kaufhäuschen“ verschieden Boutiquen zusammengefunden, u.a.
bietet Herr Florian Eckert, der lange und intensiv nach einem geeigneten
Standort gesucht hat, Mode- und Wohnaccessoires aus Filz an. Die
Spielhalle in der Unteren Bachgasse 5 wurde Anfang 2007 geschlossen. Seit Umbau
im Innern und Neugestaltung der Eingangsituation wird die verfügbare Fläche von
rund 150 qm durch ein zweites Geschäft des örtlichen „Edel-Fastfood-Anbieters“
Lagom Lunch und die Firma „compustore“ erfolgreich betrieben. In der
Schwarze-Bären-Straße setzt nach aufwändigem Umbau und denkmalgerechter Sanierung
das familiengeführte Einrichtungshaus Paulin (Neu: 900 qm) seinen Betrieb fort.
Im ehemalige „Carlson-Haus“ in der Goliathstraße hat neben der Hotelnutzung
mit „la donna – scarpe“ eine hochwertige Einzelhandelsnutzung Einzug gehalten. Neben
diesen individuellen Konzepten erwarten die Kunden auch in der Altstadt die aus
der überregionalen Werbung bekannten Marken! Nach dem Umzug von Bonita in den
ehemaligen „Woolworth“ konnte für die Maximilianstraße 14 mit Cecil ein
namhafter Nachmieter gefunden werden, für den der Eigentümer die komplette
Hausfassade – passend zum Erscheinungsbild des neuen Mieters anpasste. Erfreulich
ist auch, dass für den hochwertigen DOB-Spezialisten Delmod in der
Residenzstraße ein guter Standort gefunden werden konnte und bereits im Februar
der Geschäftsbetrieb aufgenommen wurde. Im August hat das Lingeriefachgeschäft
„Hunkemöller“– als Nachfolger von „Butlers“ – in der Weißen-Lilien-Straße 7
sein neues Ladenlokal bezogen - womit der führende Dessous-Einzelhändler
Deutschlands auch in Regensburg präsent
ist. Die „Wolford Boutique“ eröffnete bereits Mitte des Jahres in der Roten-Hahnen-Gasse. Mit dem
„Brigitte von Boch“- Geschäft (Nachmieterin von „Biggi Best“) wird in der
Schwarzen-Bären-Straße ein Anbieter in Regensburg ansässig, der ansonsten nur
in größeren Großstädten – und dort nur in 1a-Lagen anzutreffen ist. Stärkere
Zusammenarbeit und gemeinsame Aktivitäten in Straßen und Quartieren Mit der
Gründung der beiden Interessengemeinschaften „Einkaufserlebnis Königsstraße“
und „Obermünsterviertel“ zeigen die dort ansässigen Händler und Dienstleister
die oftmals vermisste Eigeninitiative. Die kurzfristige Realisierung der
Weihnachtsbeleuchtung in der Königsstraße – gemeinsam finanziert durch
Eigentümer und Händler – ist besonders bemerkenswert und lässt auf weitere
Aktivitäten hoffen. Mit den Niveauangleichungen der Fußgängerzone im Kreuzungsbereich
Königsstr./Schäffnerstr. konnte die Stadtverwaltung einem lange geäußerten
Wunsch der Anlieger entsprechen. Ein Konzept zu weiteren Verbesserungen der
Aufenthaltsqualität ist in Arbeit. Nach einer
ersten Weihnachtsaktion hat die Interessengemeinschaft Obermünsterviertel mit
den „Gesundheitstagen“ im Juli das Profil des Quartiers geschärft und ein
deutliches „Wir-Gefühl“ aufgebaut – weitere Aktionen sind in Planung. Das
Urteil des Bundesverfassungsgerichts (Ende März 2006) zu privaten Wettbüros hatte
positive Auswirkungen besonders auf dieses Quartier. Die seitens der Stadt
umgehend erlassenen fünf „Verbotsverfügungen mit Sofortvollzug“ wurden umgesetzt. Die betreffenden Wettbüros
befanden sich allesamt in der Altstadt, drei davon im Obermünster-Viertel.
Allein die Schließung dieser Einrichtungen stärkt die Standorte und verbessert
die Vermietbarkeit benachbarter, leer stehender Ladenlokale. In einem der
ehemaligen Wettbüros in der Obermünsterstraße startet eine Existenzgründerin
mit trendiger Mode und entsprechenden Accessoires. In der
Wahlenstraße haben die Inhaber des neuen Mode-Geschäfts „Gades“ die Initiative
ergriffen und Geschäftsleute und Hauseigentümer für die Anschaffung einer
Weihnachtsbeleuchtung gewonnen. Aktuelle
Entwicklungen bei Einzelhandelsimmobilien in Deutschland und deren Bedeutung
für die Regensburger Altstadt Eckhard
Brockhoff, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen
Maklerunternehmens, stellt im Handelsimmobilien-Report vom 20.07.07 fest, dass
es in den deutschen Innenstädten insgesamt zu viele kleine Läden gibt. Als
Grund hierfür sieht er neben den räumlichen Gegebenheiten besonders den
Umstand, dass die Eigentümer für kleinere Ladenflächen höhere
Quadratmetermieten erhalten, wodurch sich in der Vergangenheit vielfach
entsprechende Monostrukturen herausgebildet haben. Der Markt nach diesen
Ladenformaten ist gesättigt. Im Rahmen des strukturellen Wandels im
Einzelhandel und seiner Sortimente werden zunehmend größere Ladenformate in
1a-Lagen gesucht, in denen neue Konzepte, erweiterte Sortimente und
attraktivere Warenpräsentationen realisiert werden können. Die Firma Lührmann
bestätigt diese Entwicklung und konstatiert als Hauptgrund für diesen Engpass:
„Aber Hauseigentümer wagen sich an die entsprechende Entwicklung ihrer
Ladenflächen mit Blick auf das Risiko oft nicht ran“. Umso
erfreulicher ist es, dass die Familie Insinger mit dem Rothdauscher-Haus diesen
Weg eingeschlagen hat und mit dem Filialisten Zara einen renommierten
Magnetbetrieb für die (Alt-) Stadt gewonnen hat. Auf rund 1.500 qm
Verkaufsflächen entwickelt Zara mit zielgruppengerechtem Profil seine hohe Anziehungskraft für gesamt Ostbayern. Gegenwärtig
zeichnet sich ein weiterer bundesweiter Trend ab, der nur auf den ersten Blick
der o.g. Feststellung von Herrn Brockhoff widerspricht. Es ist die neue
Entwicklung hin zu eigenen, spezialisierten Ein-Marken-Geschäften (so genannte
Monolabel-Stores) der großen Textil- und besonders der Schuhhersteller, bei
denen auch kleinere Ladenformate verstärkt nachgefragt werden. Trotz des
starken Wettbewerbs versuchen etliche Lifestyle- und Herstellermarken aus dem
In-und Ausland, expansionsfreudig eigene Vertriebswege aufzubauen. Gesucht sind
hochwertige Einzelhandelsflächen in 1a-Lagen. Im
Schuhhandel suchen kleinere und modische Anbieter Flächen um die 100 qm - der
Schwerpunkt der Nachfrage liegt aber hier im Bereich von 250 bis 500 qm; im
Textilbereich werden Flächen von 80 bis 120 qm bevorzugt bzw. von 300 bis 700
qm. Mit dieser Vertikalisierung im
Handel geht auch eine stärkere Konzentration einher, was für den klassischen
Facheinzelhandel den Zwang bedeutet, sich generell neu zu formieren. Diese
nachgefragten Flächen stehen momentan in der Regensburger Altstadt kaum zur
Verfügung und können im Welterbe-Ensemble - wenn überhaupt - nur unter
größeren Schwierigkeiten entwickelt
werden. Mit dem Beschluss zu den vorbereitenden Untersuchungen für ein Sanierungsgebiet
„Schäffnerquartier“ sind u.U. die Weichen gestellt für die Schaffung größerer
Ladeneinheiten, die so in der übrigen Altstadt nicht darstellbar wären. Mit
dem Basic Biosupermarkt (auf 900 qm) und der Markthalle (600 qm) im Erdgeschoss
des sanierten Parkhauses am Dachauplatz wurde bereits eine große Chance zur
Stärkung des Einzelhandelsstandorts Altstadt genutzt. Besonders der östliche
Bereich der inneren Altstadt wird eine deutliche Aufwertung und Belebung
erfahren, die auch in die nördliche Maximilianstraße ausstrahlen wird. Mittelfristig
wird die oben beschriebene Vertikalisierung
auch der Regensburger Altstadt zugute kommen - entsprechende Kontakte
sind geknüpft. Fazit
und Ausblick Der
Einzelhandel ist nach wie vor einer der entscheidenden Größen für die
Lebendigkeit der Innenstadt. Ein ausgewogener Branchen-Mix erhöht die
Attraktivität und stärkt den Standort in der Verbrauchergunst. Neben der
Nahversorgung der Altstadtbewohner ist das oberzentrale Sortiment zu sichern,
das erst durch seine Alleinstellungsmerkmale für die notwendige Kundenfrequenz
sorgt. Im Rahmen
des EU-Projekts Hist.Urban wird gegenwärtig ein Leitbild für den Einzelhandel
in der Altstadt entwickelt. Neben der unmittelbaren Beteiligung der Bürgerinnen
und Bürger werden in zwei Strategiekonferenzen ausgewählte Interessenvertreter
erörtern, wie die Einzelhandelslandschaft der Altstadt in Zukunft aussehen kann.
Hiermit wird auch eine wichtige Basis geschaffen für die anstehende Fortschreibung
des Einzelhandel-Rahmenkonzeptes und damit für die weitere Entwicklung des
Einzelhandels am gesamten Standort Regensburg. Der
Ausschuss nimmt vom Bericht Kenntnis. |
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