Vorlage - VO/07/2745/85  

 
 
Betreff: Aktuelle wirtschaftliche Entwicklung Regensburgs
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Wirtschafts- und Finanzreferent Daminger
Federführend:Amt für Wirtschaftsförderung   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Wirtschaft und Fremdenverkehr
17.10.2007 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Fremdenverkehr zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag

                                                                                                             

 

 

Sachverhalt: 

 

Hohe Nachfrage nach Gewerbegrundstücken in 2007

 

 

Investitionsbereitschaft stark gestiegen

 

Im Jahr 2007 war eine deutliche Erhöhung der Nachfrage nach gewerblichen Objekten und Grundstücken zu spüren. Deshalb wird sich der vorliegende Bericht der Verwaltung schwer­punktmäßig mit dem Thema Gewerbeflächen auseinandersetzen.

 

Die starke Investitionsbereitschaft der Unternehmen hat bereits im Jahr 2006 begonnen und hält weiterhin an. Die Nachfrage konzentriert sich vor allem auf zu bebauende Gewerbegrundstücke und Produktions- und Lagerflächen. Die Größenordnungen reichen bei den Grundstücken von 1.000 bis 80.000 m² und bei den Produktions- und Lagerflächen von 150 bis 10.000 m². Der Fokus lag hierbei auf der Vermittlung von Bestandsobjekten, um die bestehenden Potentiale zu nutzen und die Neuversiegelung von Gewerbeflächen gering zu halten. Bewährt hat sich dabei die städtische Gewerbeimmobilienbörse, die als wichtiges Vermarktungstool Transparenz in Nachfrage und Angebot bei Bestandsobjekten bringt.

 

Die Ansiedlungsbetreuung war im Jahr 2007 die bestimmende Größe für die Tätigkeit im Amt für Wirtschaftsförderung. Es wurden bisher mit ca. 95 Firmen Gespräche über eine Ansiedlung, Umsiedlung oder Erweiterungswünsche geführt. Die Betreuungsintensität hat dabei eine sehr große Spannweite. Sie geht von der zügigen Standortinformation, die innerhalb von zwei Ar­beitstagen erfolgt, bis zur intensiven Betreuung vom formellen Grundstücksangebot, über den Grundstückskauf zum Bauantrag und Erstellen der Gebäude. Hier ist eine enge Abstimmung innerhalb der Verwaltung erforderlich. Von der ersten Anfrage bis zur Entscheidungsfindung und dem Kauf eines Gewerbegrundstückes benötigen die Firmen erfahrungsgemäß 8 bis 12 Monate, in Einzelfällen auch länger. Ist die Entscheidung dann im Vorstand oder der Geschäftsführung getroffen, muss das Vorhaben in kurzer Zeit verwirklicht werden.

 

Eine Auswertung der Daten zur Ansiedlungsbetreuung ergab, dass in 2007 (und teils auch schon davor) über die Verwaltung insgesamt ca. 400.000 m² Gewerbeflächen, 40.000 m² Produktions- und Lagerflächen und knapp 8.400 m² Büroflächen nachgefragt wurden. Die Ge­werbeflächennachfrage verteilt sich auf ca. 52.000 m² für die bisher lediglich Informationen an die Interessenten weitergereicht wurden, ohne in konkrete Verhandlungen einzutreten und auf weitere ca. 340.000 m² für die konkrete Angebote erstellt wurden. Vier Ansiedlungen konnten in diesem Jahr bisher erfolgreich abgeschlossen werden. Es handelt sich hierbei um kleine und mittelständische Betrieben. Die verkaufte Fläche beträgt 7.580 m². Ferner laufen derzeit einige Grundstücksverhandlungen mit einem größeren Flächenbedarf, die in Kürze zu einem Ab­schluss führen werden. Weitere 80.000 m² werden in den städtischen Gewerbegebieten als Ex­pansionsflächen für bestehende Betriebe in deren unmittelbaren Umfeld vorrätig gehalten.

 

Insgesamt kann man feststellen, dass der größte Teil der Nachfrage aus dem Potential der be­reits am Standort ansässigen Firmen kommt. Diese decken gut 80 Prozent der Nachfrage ab. Erfreulicherweise kommen aber auch von außen interessante Investitionsvorhaben nach Re­gensburg, sowohl aus dem industriellen Bereich, als auch aus dem Handwerk, dem Handel und der produktionsnahen Logistik. Die hohe Nachfrage nach Gewerbegrundstücken in 2007 wird aller Voraussicht nach erst in 2008 auch beim Verkauf stärker zu Buche schlagen.

 

Grundsätzlich können wir also eine sehr erfreuliche Dynamik in den einzelnen Gewerbegebieten feststellen.

 

Gewerbegebiet Haslbach startet durch

 

Das Gewerbegebiet Haslbach hat sich in den letzten Jahren überaus positiv entwickelt. Auf ei­ner Fläche von ca. 700.000 qm siedelten sich bis heute etwa 100 Firmen an. Die derzeitige Nachfrage nach Bestandsobjekten und Grundstücken im Gewerbegebiet ist sehr hoch. Ein gro­ßer Teil der Gesuche stammt von Unternehmen, die bereits am Standort Haslbach angesiedelt und mit dem derzeitigen Standort sehr zufrieden sind. Dieser positive Trend spiegelt sich auch in der Unternehmensumfrage 2007 wieder. Danach sind 71% der Unternehmer mit dem Standort sehr zufrieden, im Vergleich zu 2004, als dieser Anteil bei nur 42% lag. Aber auch für Neuan­siedlungen ist das Gewerbegebiet sehr attraktiv. Aktuell betreut die Verwaltung in Haslbach sie­ben Ansiedlungen. Die verfügbaren städtischen Gewerbeflächen sind derzeit alle reserviert, angeboten oder verkauft und somit nicht verfügbar. Ansiedlungswünsche im Regensburger Nor­den können zurzeit nicht bedient werden. Erste ansiedlungswillige Unternehmen, die nicht in anderen Gewerbegebieten investieren wollen, mussten bereits auf eine Warteliste gesetzt wer­den.

Von Seiten der Verwaltung wird versucht, Flächenpotentiale zu aktivieren, z.B. durch die Verle­gung von Straßen, die Verlagerung eines Biotops und den Rückkauf von ungenutzten Arealen. In den letzten Jahren haben wir uns intensiv um die Vermittlung von Altobjekten bemüht. Im Moment steht nur eine gebrauchte Immobilie zur Verfügung, womit die rege Nachfrage nicht befriedigt werden kann.

In Zukunft wird die Attraktivität des Gewerbegebiets Haslbach mit der Realisierung der Ostum­gehung nochmals zunehmen. Erweiterungsmöglichkeiten müssen deshalb verstärkt in den Fo­kus der Diskussion rücken. Auch eine interkommunale Kooperation muss an dieser Stelle ins Auge gefasst werden.

 

Gewerbegebiet Burgweinting-Süd bietet Entwicklungschancen für den Mittelstand

 

Städtebaulich und landschaftsplanerisch qualitätsvolle Ansiedlungsflächen stehen für klein- und mittelständische Unternehmen im Gewerbegebiet Burgweinting-Süd bereit. Das Gewerbegebiet hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Grund dafür ist die erhöhte Nachfrage nach kleine­ren Grundstücken ab einer Größe von 1000 m². In diesem Berichtsjahr konnten bereits drei An­siedlungen im Gewerbegebiet Burgweinting-Süd erfolgreich abgeschlossen werden. Dabei wurde insgesamt eine Fläche von 4.580 m² an kleine und mittelständische Firmen aus dem Be­reich Handwerk und Dienstleistung veräußert.

 

Gewerbegebiet Burgweinting-Ost muss erweitert werden

 

Derzeit führt die Verwaltung zahlreiche Verhandlungen mit Investoren, die einen Flächenbedarf von 20.000 m² bis 80.000 m² haben. Für diese meist industrielle Nutzungsart sind Flächen im Gewerbegebiet Burgweinting-Ost vorgesehen. Im Bereich des gültigen Bebauungsplans 220 sind alle derzeit baureifen Grundstücke im Angebot. Die Verwaltung arbeitet deshalb mit Nachdruck daran, das Gewerbe- und Industriegebiet Burgweinting-Ost durch den kommenden Bebauungsplan 252 zu erweitern. Dadurch schaffen wir bis Ende 2008 dringend benötigte Flächen für Gewerbe und Industrie. Wir führen bereits heute Ansiedlungsgespräche für einen Teil dieser neu entstehenden Gewerbeflächen, weil die mit Baurecht versehenen Flächen die bestehende Nachfrage nicht decken können.

 

Auch im Güterverkehrszentrum sind heute fast alle Grundstücke im Angebot. Ein Teil der vorhandenen Gewerbeflächen kann, trotz gültigem Bebauungsplan, wegen der Hochwasserproblematik am Aubach nur mit hohem Aufwand verfügbar gemacht werden. Eine Gesamtlösung rund um das Wassersystem Aubach ist deshalb für die Vermarktung dieser Gewerbegrundstücke von größter Dringlichkeit. Dies gilt in gleichem Maße für die Sonderflächen westlich der Sulzfeldstraße.

 

Am Ostbahnhof in unmittelbarer Nähe zu Siemens VDO entstehen mit dem Bebauungsplan 215 auf den Flächen der ehemaligen Kleingartenanlage ebenso neue Gewerbeareale, die ab dem Jahr 2009 zur Verfügung stehen.

 

 

Für die Zukunft vorsorgen

 

Die intensive Betreuung der Kunden ist ein wesentlicher Bestandteil im „Tagesgeschäft“ der Verwaltung, mit dem vorrangigen Ziel, Arbeitsplatzangebote am Standort zu halten und auszubauen. Der Betreuungsbedarf der Kunden hat sich jedoch in den letzten Jahren spürbar erhöht. Gründe dafür liegen vor allem in der verschärften Gesetzgebung bezüglich der Hochwasserproblematik, aber auch in hohen Anforderungen an den Lärmschutz oder den Schutz der Naturräume, selbst in den städtischen Gewerbegebieten. Dies verursacht einen hohen Abstimmungs- und Arbeitsaufwand aller beteiligten Ämter. Von Entbürokratisierung ist im Ansiedlungsgeschäft bis dato überhaupt nichts zu verspüren.

 

Für die Ansiedlung eines Unternehmens öffnet sich stets ein beschränktes Zeitfenster, innerhalb dessen das Geschäft zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden muss. Kann dem Investor in dieser Zeitspanne kein überzeugendes Angebot gemacht werden, wendet sich dieser anderen Standorten zu. Deshalb müssen auch künftig in Regensburg ausreichend Gewerbegrundstücke entwickelt und vorrätig gehalten werden. Diese Flächen müssen mit Baurecht ausgestattet sein und zu einem konkurrenzfähigen Preis angeboten werden. Neben den bereits aufgezeigten Erweiterungspotentialen muss die Stadt deshalb langfristige Entwicklungsperspektiven für ein gewerbliches Flächenangebot erarbeiten.

 

Die Verwaltung hat deshalb einen Gewerbeflächenentwicklungsplan in Auftrag gegeben. Ziel dieses Planes ist es, den künftigen Bedarf an Gewerbeflächen abzuschätzen und entsprechend geeignete Flächenareale zu identifizieren. Dazu wird eine Potentialanalyse durchgeführt und eine kürzlich erfolgte Befragung Regensburger Unternehmer ausgewertet. Hierbei wird ein Schwerpunkt gelegt auf

 

è     die Erweiterung bestehender Gewerbegebiete,

è     die interkommunale Kooperation,

è     die Reaktivierung von Brachflächen aus dem industriellen Bereich

è     und die Nachnutzung von Kasernenarealen.

 

 

Die Ergebnisse der Untersuchung werden als Handlungsanleitung für die Entwicklung künftiger Gewerbeflächen in einem Bericht zusammengefasst.

 

 

Ausblick

 

Regensburg ist im internationalen Standortwettbewerb hervorragend positioniert. Alle vorliegenden Untersuchungen und Rankings belegen eindringlich die Spitzenstellung unserer Stadt. Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen unterstreichen den Eindruck einer intensiven Investitionsbereitschaft bei den Regensburger Unternehmen. Im Hauptamtsbezirk Regensburg lag die Erwerbslosenquote im September 2007 bei guten 4,6 %.

 

Die hervorragende wirtschaftliche Situation in Regensburg darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir auch ökonomischen Risiken unterliegen. Kein Standort kann sich strukturellen Veränderungen in einer stark international ausgerichteten Wirtschaft entziehen. Deshalb muss sich unsere Wirtschaftspolitik auch in Zukunft stark an den Bedürfnissen der Unternehmen ausrichten.

 

Dazu gehören, neben der beschriebenen intensiven Betreuung von Unternehmen, verstärkte Bemühungen beim Aufbau und der Vermarktung innovativer Technologien (Clusterpolitik). Neben der Biotechnologie, der Informationstechnologie und der Sensorik, muss das Thema Energie in den Vordergrund rücken. Einen weiteren Schwerpunkt bilden unsere Bemühungen, den Raum zwischen den Metropolen München, Nürnberg, Prag und Wien mit dem Regiopolen Pilsen, Linz und Regensburg an der Spitze zu einer Europäischen Zukunftsregion zu entwickeln.

 

Der Ausschuss nimmt vom Bericht Kenntnis

 

Der Ausschuss nimmt vom Bericht Kenntnis.