Sachverhalt: Interessierte junge Menschen in einem „Freiwilligen Jahr in
der Denkmalpflege“ (FJD) mit theoretischer und praktischer gemeinschaftlicher
Arbeit an die vielfältigen Aufgaben und Ziele des Denkmalschutzes
heranzuführen, so könnte man die Idee der Jugendbauhütten in aller Kürze
beschreiben. Diese Initiative hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ins Leben
gerufen. Mit der Idee der Jugendbauhütte knüpft sie an die Tradition
mittelalterlicher Bauhütten an, in deren sozialer Gemeinschaft Kunst und
Handwerk eine Einheit bildeten. Entwerfen und Ausführen gingen Hand in Hand.
Der Baumeister arbeitete zugleich als Architekt, Bildhauer und Bauhandwerker;
Kunst und Handwerk waren eng verknüpft. Darüber hinaus stellte die Bauhütte auch eine soziale
Gemeinschaft dar, in der auf genossenschaftliche Art und Weise Arbeit,
Lebensunterhalt und soziale Sicherheit auf Gegenseitigkeit gewährleistet
wurden. Die heutigen Jugendbauhütten möchten nicht diese historischen
Einrichtungen wieder beleben, wohl aber eines ihrer Merkmale aufgreifen, das
zeitlos gültig ist: die Bildungsfunktion. Sie gilt es in neuzeitlicher Form
umzusetzen. In einer nicht alltäglichen Arbeit sollen die jungen Menschen mit
dem wichtigen Thema Denkmalpflege vertraut gemacht werden, um ein
Verantwortungsbewusstsein für unser bauliches Erbe zu erlangen. Für viele Teilnehmer wird die Tätigkeit in den
Einsatzstellen der erste Kontakt mit anderen Menschen im Erwerbsleben und auch
zum beruflichen Alltag sein. Dies und die Arbeit in der Gemeinschaft fördern
maßgeblich die Persönlichkeitsbildung. Im Juni 2002 wurde das Gesetz zur Förderung des Freiwilligen
sozialen Jahres geändert, „kulturelle Einsatzstellen“ wurden darin ausdrücklich
aufgenommen. Darüber hinaus wird das FJD durch die Änderung des Zivildienstes
auch für den Zivildienst anerkannt. Danach können Wehrdienstverweigerer das FJD
als Ersatz für den Zivildienst absolvieren. Für eine Jugendbauhütte können sich junge Menschen im Alter
von 18 bis 26 Jahren bewerben, die sich für Denkmalkultur und Handwerk
interessieren. Besondere schulische Voraussetzungen werden nicht verlangt,
lediglich die Schulpflicht muss erfüllt sein. Entscheidend für die Auswahl sind
allein das Persönlichkeitsbild der Bewerber, das erkennbare Interesse an der
Denkmalpflege sowie der Wunsch, sich freiwillig ein ganzes Jahr lang für eine
solche Aufgabe zu verpflichten. Zwischen 20 und 25 Teilnehmer gibt es in jedem Jahr pro
Bauhütte. Betreut werden sie von einem so genannten Hüttenbaumeister. Die Freiwilligen erhalten Verpflegungs- und Taschengeld
sowie Zuschüsse zur Unterbringung, damit sie während dieser Zeit ihren
Lebensunterhalt bestreiten können. Die Unterbringung wird im Prinzip privat organisiert. In
besonders günstigen Fällen steht ein Haus zur Verfügung, das als gemeinsame
Wohnmöglichkeit dient. Die meiste Zeit verbringen die Teilnehmer/innen in den so genannten
Einsatzstellen, das sind gemeinwohlorientierte Einrichtungen wie
Denkmalbehörden, Museen oder Vereine aber auch kleine und mittlere Handwerks-
und Baubetriebe, Architektur- und Planungsbüros etc., die sich dazu bereit
erklärt haben, den Freiwilligen Einblick in ihre Arbeit zu geben und sie
praktische Erfahrungen sammeln zu lassen. Der Erfolg des Projektes liegt auch in dem Zusammenspiel von
praktischer und theoretischer Arbeit, durch den ein kontinuierlicher Prozess
der Wissensvermittlung und des Erfahrungsaustausches entsteht. In den sieben
über das Jahr verteilten Seminarwochen (insgesamt 35 Tage) werden den
Teilnehmern theoretische Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte sowie die
Geschichte und Aufgaben des Denkmalschutzes vermittelt. Aber auch Baustil- und
Materialkunde, rechtliche Grundlagen, die Vorstellung einschlägiger
Berufsbilder und natürlich – nicht zu vergessen – auch die Restaurierung finden
darin Platz. Das FJD ist international geöffnet. Insbesondere junge
Menschen aus den Ländern der EU sind herzlich willkommen. Dies trägt zur
internationalen Verständigung und zum interkulturellen Lernen bei. Seit Beginn
des Projektes kommen Teilnehmer aus Frankreich, Spanien und den Niederlanden,
Polen, Russland und Georgien. Das FJD ist arbeits- und ausbildungsplatzneutral. Es
entstehen keine negativen Auswirkungen insbesondere auf den Ausbildungsmarkt,
etwa in dem Sinne, dass durch das FJD vorhandene Ausbildungsplätze nicht
besetzt werden können oder nicht nachgefragt werden. Das FJD gibt Orientierung zur Berufsfindung und trägt zum
Erkennen des eigenen Entwicklungspotentials, des Leistungsvermögens und der
beruflichen Chancen entscheidend bei. Auch das Handwerk bestätigt den berufsbezogenen Charakter
des FJD. Der Deutsche Handwerkskammertag hat entschieden, dass das Freiwillige
Jahr in der Denkmalpflege auf die Ausbildung des jeweiligen Handwerks
(Lehrzeit) angerechnet werden kann, wenn die sonstigen Voraussetzungen,
insbesondere beim Ausbildungsbetrieb, gegeben sind. Die Frage wird in jedem
Einzelfall von der zuständigen Handwerkskammer entschieden. Die Idee zu den Jugendbauhütten hat die Deutsche Stiftung
Denkmalschutz entwickelt und für die Bewältigung der Aufgaben, wie Steuerung
und Koordinierung der beteiligten Partner, 1999 den Verein „Jugendbauhütten der
Deutschen Stiftung Denkmalschutz e.V.“ gegründet. Derartige Einrichtungen bestehen bislang in den
Welterbestätten Stralsund, Wismar und Quedlinburg, weitere werden in Romrod, Duisburg-Raesfeld,
Görlitz, Brandenburg/Berlin, Soest und Mühlhausen betrieben. Jährlich werden
hier zwischen 20 und 25 Teilnehmer von einem örtlichen Hüttenbaumeister betreut
und zudem fachlich mit Weiterbildungseinrichtungen des Handwerks
zusammengeführt. Dr. Norbert Heinen, Geschäftsführer der Jugendbauhütten bei
der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die gemäß ihrem Satzungsauftrag den
Gedanken des Denkmalschutzes und die Notwendigkeit der Pflege bedeutsamer
Kulturdenkmäler breiten Kreisen der Bevölkerung vermittelt, hat die von der
Stiftung geschaffene Einrichtung einer Jugendbauhütte in der Stadt Regensburg
angeregt. Gerade durch die Aufnahme in die Liste der Welterbestätten
wird für Regensburg großes Interesse an einer derartigen Institution
vorausgesetzt, die in Süddeutschland bisher noch nicht existiert. Auch die
Stadt Bad Windsheim ist derzeit bestrebt, dieses Programm der „Jugendbauhütte“
durchzuführen. Hier ergeben sich Überlegungen, eventuell in Kooperation mit der
Stadt Bad Windsheim eine derartige Einrichtung zu schaffen. Die jährlichen Kosten pro Bauhütte belaufen sich nach den
Erfahrungswerten der anderen Städte auf 300.000.- bis 350.000.- €. Dargestellt
am Budget der Jugendbauhütte Quedlinburg beinhalten die Gesamtkosten
Personalkosten u.a. für die pädagogische Leitung, Sachkosten und
Öffentlichkeitsarbeit, Teilnehmerkosten (Taschengeld, Zuschuss für Verpflegung
und Unterkunft für die Jugendlichen) sowie Seminarkosten. Die Finanzierung erfolgt durch Eigenleistungen der
Einsatzstellen, durch die Bundesagentur für Arbeit, durch Landesmittel sowie
durch Mittel des Europäischen Sozialfonds und durch Mittel des Europäischen
Freiwilligendienstes, durch das Bundesamt für Zivildienst, durch kommunale
Mittel und durch eine Spitzenfinanzierung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Wie bei anderen bestehenden Jugendbauhütten sollen auch in
Regensburg die Kosten überwiegend mit Hilfe Dritter finanziert werden. Die
städtische Beteiligung könnte durch die Übernahme, beispielsweise von
Sachposten (z.B. die Überlassung eines Raumes für den Hüttenbaumeister), die
Tragung von Personalkosten bzw. die Ausreichung von Finanzmitteln, erfolgen.
Eine genaue Angabe hierzu lässt sich jedoch erst nach der Abstimmung mit
möglichst vielen Unterstützern bzw. Beteiligten machen. Es sollen hierzu Gespräche
mit den Ministerien des Landes Bayern, dem Landrat, dem Bezirkstagspräsidenten,
den Geschäftsführern der IHK, HWK und der Kreishandwerkerschaft sowie diversen
Stiftungen geführt werden. Projektvertreter ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
Die Stadt Regensburg signalisiert mit ihrer Mitwirkungsbereitschaft die
Unterstützung des bedeutsamen Projektes. Die Verwaltung wird beauftragt, · der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
und dem zuständigen Landesministerium die Mitwirkungsbereitschaft der Stadt
Regensburg an dem Projekt „Jugendbauhütte“ zu signalisieren, · im Rahmen des Projekts
„Jugendbauhütte“ auf Landes- und Bezirksebene mit Behörden und Institutionen im
Hinblick auf eine mögliche Gesamtfinanzierung die Deutsche Stiftung bei ihren
Gesprächen zu unterstützen, · mit der Stadt Bad Windsheim Kooperationsmöglichkeiten
abzuklären, · dem Ausschuss zu gegebener Zeit über
das Ergebnis der Ermittlungen zu berichten. |
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