Sachverhalt: I. Auftrag und Sachstand Mit Beschluss des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr,
Umwelt- und Wohnungsfragen vom 06.11.2007 wurde die Verwaltung beauftragt zu
prüfen, unter welchen Voraussetzungen das Reiterstandbild König Ludwig I. von
Bayern wieder an den Domplatz zurückgeführt werden kann, diesbezüglich soll ein
Gestaltungs- und ein Finanzierungskonzept vorgelegt werden. Bereits im Jahr 1982 wurden die ersten Zielvorstellungen für
die Nutzung und Gestaltung der Straßen und Plätze in der Altstadt über einen
städtebaulichen Ideenwettbewerb entwickelt. Aufbauend auf diesen
Gestaltungskriterien wird seit den 1980er Jahren ein Netz von neu gestalteten
Stadträumen konsequent und abschnittsweise realisiert. In der Folge entstanden
bis heute eine Vielzahl zusammenhängender, verkehrsberuhigt gestalteter
Straßen- und Platzflächen mit hoher Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität.
Hierbei nimmt Regensburg im Vergleich mit anderen deutschen Städten eine
führende Position ein. Um nun einerseits diesen bereits seit Jahren erfolgreich
praktizierten Ansatz einer funktionalen und gestalterischen Aufwertung der
öffentlichen Straßen und Plätze weiterzuführen und andererseits die
Standortfrage des Reiterstandbilds im konkreten Fall zu klären, gilt es,
adäquate städtebauliche, denkmalpflegerische und stadtgestalterische Lösungen für den Domplatz zu entwickeln,
damit das Reiterstandbild König Ludwig I. von Bayern als vorgezogene Maßnahme
bereits im Mai 2010 an seinem neuen Platz stehen kann. Zur Erarbeitung von qualifizierten Planungsvorschlägen wird
aus Kosten- und Zeitgründen die Durchführung eines auf 6 bis 8
Arbeitsgemeinschaften beschränkten städtebaulichen Gutachterverfahrens
vorgeschlagen. Aufgrund der komplexen Aufgabenstellung ist eine interdisziplinäre
Zusammenarbeit in Form von Arbeitsgemeinschaften aus Architekten / Stadtplanern
und Landschaftsarchitekten zwingend erforderlich. Die Beteiligung weiterer
Fachplaner (wie z.B. Verkehrsplaner, Lichtplaner, Künstler etc.) wird empfohlen. Erwartet wird ein städtebauliches Planungskonzept für den
Domplatz mit Lösungen für Nutzungsstruktur, Materialwahl der Beläge,
verkehrlicher Erschließung unter Berücksichtigung der verkehrlichen Vorgaben,
Grün- und Freiraumgestaltung sowie künstlerischen Aussagen. Als künftige Weiterentwicklung für die Gestaltung von
Straßen und Plätzen im zentralen Altstadtbereich ist beabsichtigt, die aus
verkehrlicher und städtebaulicher Sicht erforderliche Neugestaltung des
Domplatzes und der östlich anschließenden Platzbereiche wie Alter Kornmarkt und
Schwanenplatz nach und nach im Anschluss an die Fertigstellung des
Arnulfsplatzes (ab 2013) zu realisieren. Die geplante Neugestaltung wird unter der Aufgabenstellung
formuliert, künftig eine weitere Verkehrsberuhigung auf dem Domplatz
vorzusehen. Da auch künftig Anlieferverkehr etc. möglich sein muss, könnte das
Regensburger Modell der „Wohnverkehrsstraße“ als Grundlage für das
städtebauliche Gutachten herangezogen werden. II. Bestandsituation Domplatz II.I Aktuelle und historische Bedeutung Neben seinem historischen Wert inmitten des Welterbeareals
kommt dem Domplatz insbesondere hinsichtlich der Erhaltung und Entwicklung der
kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionen in der Altstadt besondere
Bedeutung zu. Die Vielzahl an hochfrequentierten Gebäuden wie dem Dom St.
Peter, dem Museum St. Ulrich oder der Dompost bildet heute wie in Zukunft
zentrale Anlaufpunkte für Einheimische und Touristen. „Als Domplatz wird der Raum vor der West- und der Südfassade
des Doms St. Peter bezeichnet, der den Platz in seiner einzigartigen
Monumentalität beherrscht. Die Ausdehnung des westlichen Bereichs hat sich seit
dem Mittelalter nicht geändert, da sie von der mittelalterlichen Bausubstanz
des Doms, der Kirche St. Johann sowie den Baukomplexen des Hotels Kaiserhof,
des Hauses Heuport und der ehemaligen Dompropstei abgesteckt ist. Dieser
Bereich ist auch Bestandteil der Verbindung Residenzstraße/Krauterermarkt. Im Süden ragt der frühklassizistische Bau der ehem.
Dompropstei (Domplatz 6) über gotischen Resten in den Platz hinein und prägt
ihn durch seine reich gestaltete Fassade. Die nach Osten hin anschließenden
ehem. Domherrenhöfe, ebenfalls mit älterer Substanz, bringen hier mit ihren
neubarocken Fassaden die Architektursprache des 19. Jh. zum Tragen. Der Platz südlich des Doms entstand durch den Abriss der
Alten Post, des Dompfarrhofs (1892) und des Salzburger Hofs in den Jahren 1893
– 95. An Stelle dieser Gebäude, doch weiter weggerückt vom Dom, entstand
1895/96 das große Neurenaissancegebäude der Dompost, dessen Fassadengestaltung
im Dritten Reich im historisierenden „Heimatschutzstil“ bereits wieder purifiziert
worden ist. Urspr. bildete der Raum zwischen dem Dom und der südlich
angrenzenden Bebauung also keinen Platz, sondern eine Straße – ganz in der
Tradition der französischen Kathedralbaukunst. Der neuen Situation entsprechend
wurde der früher als Domstraße bezeichnete Raum in Domplatz umbenannt. (...)“
(aus: Denkmäler in Bayern / Borgmeyer, Hubel, Tillmann, Wellnhofer / Hg. BLfD) In Erinnerung an König Ludwig I. von Bayern errichtete die
Stadt Regensburg im Jahr 1902 das Reiterstandbild am Domplatz. Alte Aufnahmen
dokumentieren das Standbild, beidseitig gefasst von mächtigen Kandelabern
inmitten regen Marktgeschehens (siehe Anlage 2). Das Denkmal wurde 1936 abgebaut
und in die Bahnhofsanlagen versetzt. II. Gestalterische und funktionale Mängel Gegenwärtig zeigt der Domplatz funktionale und gestalterische Mängel auf. Der Charakter ist derzeit auf seine Funktion als Verkehrsfläche
reduziert. Die Einheit des Platzraumes ist durch die Zergliederung der
Bodenfläche mit Bordsteinkanten beeinträchtigt und erschwert die gewünschte
Barrierefreiheit. Die derzeitige uneingeschränkte Erschließungsfunktion für
den Individualverkehr und der Kfz- Durchgangsverkehr stellen jedoch bislang
hohe Hürden für funktionale und stadtgestalterische Verbesserungsmaßnahmen dar.
Derzeit sind ca. 50 % der Platzfläche dem KFZ-Verkehr vorbehalten. Im Bereich des Domplatzes sind rund 20 Stellplätze vor der
Dompost und 5 Bewohnerstellplätze entlang der weiteren südlichen
Platzrandbebauung, sowie drei Behindertenstellplätze ausgewiesen. Die Verkehrsführung quert den Domplatz nahezu mittig. Für
eine gefahrlose Fußgängerquerung ist lediglich im Bereich der Dompost ein
Übergang durch einen Zebrastreifen abgesichert. III. Städtebauliche, stadtgestalterische und verkehrliche
Zielvorstellungen III.I Städtebau und Stadtgestaltung §
Erarbeitung
eines durchgängigen Gestaltungskonzeptes für den gesamten Platzbereich unter
großflächiger Wiederverwendung und Einbeziehung vorhandener Oberflächenbeläge; §
Entwicklung
eines signifikanten und eigenständigen Platzcharakters und Steigerung der
Aufenthaltsqualität für Bewohner wie Altstadtbesucher; §
Integrierung
des Reiterstandbildes König Ludwig I. von Bayern und Standortvorschlag zum
Papstdenkmal; §
Informationsstele
zu Sehenswürdigkeiten im nahen Umfeld und ggfls. Tastmodell für Blinde; §
Situierung
von Sitzgelegenheiten im Platzbereich und Beleuchtungskonzept für Platzbereich
und prägende Fassaden; §
Definition
von Freisitzzonen entlang der südlichen Platzkante; III.II Denkmalpflege §
Optimierung
der Einbindung der St. Ulrichs Kirche in das Geländeniveau; §
Weitgehende
Vermeidung von Eingriffen in den Boden zum Erhalt von archäologischen
Denkmälern; III.III Verkehr §
Erhalt
der Erschließungsfunktion bei gleichzeitiger Minimierung der Verkehrsbelastung
für den Domplatz; §
Der
neue Denkmalstandort muss den Erhalt der verschiedenen künftigen Optionen für
die KFZ-Erschließung berücksichtigen; §
Verbesserung
der Querungsmöglichkeiten für Fußgänger sowie Benutzer des ÖPNV im Bereich des
Platzraumes; §
Integration
der Aufstellflächen für den Altstadtbus und der Wartebereiche; §
Minimierung
der vom Kfz- Verkehr in Anspruch genommenen Platzflächen und Reduzierung des
Geschwindigkeitsnivaus; §
Der
Radfahrverkehr ist im Miteinander mit den anderen Verkehrsteilnehmern
abzuwickeln; §
Für
den Radverkehr sind an geeigneter Stelle im Domplatzbereich Abstellanlagen
vorzusehen; §
Haltemöglichkeiten
zum Liefern und Laden für ansässige Geschäfte und Lokale; §
Stellflächen
für Behinderte sind einzuplanen; §
Beibehaltung
einer reduzierten Anzahl von Kurzzeitparkplätzen ggf. in Kombination mit eingeschränkten
Halteverboten; IV. Kosten und Finanzierung des Gutachterverfahrens Die Kosten des beschränkt städtebaulichen
Gutachterverfahrens (vsl. rd. 100.000 €) werden im Rahmen des
Nachtragshaushalts bei HhSt. 1.6408.95010 bereitgestellt. Die Mittel für die vorgezogene Neugestaltung des Domplatzes
(u.a. Bodenbelagsanpassungen, ..) im Umfeld des König Ludwig Denkmals und für
die eigentliche Wiederaufstellung (u.a. Abbau, Restaurierung, Wiederaufbau,
Beleuchtung, ...) sind bisher im gültigen Investitionsprogramm 2007 bis 2011
nicht enthalten; diese werden jedoch im Rahmen der Fortschreibung des Investitionsprogramms
2008 bis 2012 für die Jahre 2009/2010 angemeldet. Neben einer möglichen Finanzierung dieser Maßnahmen durch
Zuschüsse des Denkmalschutzes (BLfD, Bezirk..) wurde durch den
Welterbefonds-Verein ein erhebliches Sponsoring zur Rückführung des Denkmals
öffentlich zugesichert und in einer Vereinbarung fixiert. V. Zeitplanung und weiteres Vorgehen §
Abstimmung
und Konkretisierung der Ziele des Gutachterverfahrens mit den unmittelbar betroffenen
Hauseigentümern und Anliegern; §
Entwicklung
von Alternativen zur Reduzierung des KFZ-Durchgangsverkehrs unter Beibehaltung
der Altstadterschließungsfunktion; §
Nach
Auswahl der 6 bis 8 teilnehmenden Arbeitsgemeinschaften erfolgt die
Bearbeitungszeit bis November / Dezember 2008; §
Jurysitzung
Februar 2009, danach Ergebnisbericht im Stadtrat, Information der Bürgerinnen
und Bürger sowie Vergabe der Planungsleistungen bis April 2009; §
Entscheidung
über vorgezogene Umsetzung verkehrsreduzierender Maßnahmen §
Ab
Mai 2009 Beginn der archäologischen Grabungen am neuen Standort des Reiterstandbildes
beschränkt auf eine Fläche von ca. 100
qm; §
Nach
Abschluss und Dokumentation der Grabungen beginnen ab August 2009 die tiefbautechnischen
Maßnahmen mit den Fundamentierungs- und
Bodenbelagsanpassungsarbeiten im Bereich des Reiterstandbildes; §
Die
zwischenzeitlichen Abbauarbeiten des König Ludwig Denkmals und die Sanierungs-
und Restaurierungsarbeiten erfolgt federführend durch den Welterbe-Kulturfonds
Regensburg e.V.; §
Ab
März 2010, nach der Wintersaison, werden die Tiefbauarbeiten für die
Aufstellung des Denkmals abgeschlossen, damit im April 2010 das
zwischenzeitlich renovierte Denkmal aufgestellt werden kann. §
Abschluss
der Umsetzung des König Ludwig Denkmals auf dem Domplatz mit der Einweihung und
den Feierlichkeiten im Mai 2010. §
Umgestaltung
der übrigen Verkehrsflächen auf dem Domplatz in Abstimmung mit den Maßnahmen am
Alten Kornmarkt nach Fertigstellung des Arnulfsplatzes in den Jahren 2013 ff. Der Ausschuss beschließt: Der Ausschuss nimmt den vorliegenden Zwischenbericht zur
Kenntnis und beauftragt im Vorgriff auf die Wiederaufstellung des König Ludwig
Reiterstandbildes am Domplatz, zur Neugestaltung von Teilbereichen des
südlichen Domplatzes ein beschränktes städtebauliches Gutachterverfahren,
durchzuführen. Die Zielvorgaben sind im Bericht der Verwaltung dargestellt.
Anlagen:
Planungsumgriff für das städtebauliche Gutachten Historisches Foto: südlicher Domplatz, Juli 1904
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