Vorlage - VO/08/3244/61  

 
 
Betreff: Wiederaufstellung des König Ludwig Denkmals am Domplatz
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Stadtplanungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Vorberatung
15.04.2008 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                            

 

 

Sachverhalt: 

 

I. Auftrag und Sachstand

 

Mit Beschluss des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen vom 06.11.2007 wurde die Verwaltung beauftragt zu prüfen, unter welchen Voraussetzungen das Reiterstandbild König Ludwig I. von Bayern wieder an den Domplatz zurückgeführt werden kann, diesbezüglich soll ein Gestaltungs- und ein Finanzierungskonzept vorgelegt werden.

 

Bereits im Jahr 1982 wurden die ersten Zielvorstellungen für die Nutzung und Gestaltung der Straßen und Plätze in der Altstadt über einen städtebaulichen Ideenwettbewerb entwickelt. Aufbauend auf diesen Gestaltungskriterien wird seit den 1980er Jahren ein Netz von neu gestalteten Stadträumen konsequent und abschnittsweise realisiert. In der Folge entstanden bis heute eine Vielzahl zusammenhängender, verkehrsberuhigt gestalteter Straßen- und Platzflächen mit hoher Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität. Hierbei nimmt Regensburg im Vergleich mit anderen deutschen Städten eine führende Position ein.

 

Um nun einerseits diesen bereits seit Jahren erfolgreich praktizierten Ansatz einer funktionalen und gestalterischen Aufwertung der öffentlichen Straßen und Plätze weiterzuführen und andererseits die Standortfrage des Reiterstandbilds im konkreten Fall zu klären, gilt es, adäquate städtebauliche, denkmalpflegerische und stadtgestalterische  Lösungen für den Domplatz zu entwickeln, damit das Reiterstandbild König Ludwig I. von Bayern als vorgezogene Maßnahme bereits im Mai 2010 an seinem neuen Platz stehen kann.

 

Zur Erarbeitung von qualifizierten Planungsvorschlägen wird aus Kosten- und Zeitgründen die Durchführung eines auf 6 bis 8 Arbeitsgemeinschaften beschränkten städtebaulichen Gutachterverfahrens vorgeschlagen. Aufgrund der komplexen Aufgabenstellung ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in Form von Arbeitsgemeinschaften aus Architekten / Stadtplanern und Landschaftsarchitekten zwingend erforderlich. Die Beteiligung weiterer Fachplaner (wie z.B. Verkehrsplaner, Lichtplaner, Künstler etc.) wird empfohlen.

Erwartet wird ein städtebauliches Planungskonzept für den Domplatz mit Lösungen für Nutzungsstruktur, Materialwahl der Beläge, verkehrlicher Erschließung unter Berücksichtigung der verkehrlichen Vorgaben, Grün- und Freiraumgestaltung sowie künstlerischen Aussagen.

 

Als künftige Weiterentwicklung für die Gestaltung von Straßen und Plätzen im zentralen Altstadtbereich ist beabsichtigt, die aus verkehrlicher und städtebaulicher Sicht erforderliche Neugestaltung des Domplatzes und der östlich anschließenden Platzbereiche wie Alter Kornmarkt und Schwanenplatz nach und nach im Anschluss an die Fertigstellung des Arnulfsplatzes (ab 2013) zu realisieren.

Die geplante Neugestaltung wird unter der Aufgabenstellung formuliert, künftig eine weitere Verkehrsberuhigung auf dem Domplatz vorzusehen. Da auch künftig Anlieferverkehr etc. möglich sein muss, könnte das Regensburger Modell der „Wohnverkehrsstraße“ als Grundlage für das städtebauliche Gutachten herangezogen werden.

 

 

II. Bestandsituation Domplatz

 

II.I Aktuelle und historische Bedeutung

 

Neben seinem historischen Wert inmitten des Welterbeareals kommt dem Domplatz insbesondere hinsichtlich der Erhaltung und Entwicklung der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionen in der Altstadt besondere Bedeutung zu.

Die Vielzahl an hochfrequentierten Gebäuden wie dem Dom St. Peter, dem Museum St. Ulrich oder der Dompost bildet heute wie in Zukunft zentrale Anlaufpunkte für Einheimische und Touristen.

 

„Als Domplatz wird der Raum vor der West- und der Südfassade des Doms St. Peter bezeichnet, der den Platz in seiner einzigartigen Monumentalität beherrscht. Die Ausdehnung des westlichen Bereichs hat sich seit dem Mittelalter nicht geändert, da sie von der mittelalterlichen Bausubstanz des Doms, der Kirche St. Johann sowie den Baukomplexen des Hotels Kaiserhof, des Hauses Heuport und der ehemaligen Dompropstei abgesteckt ist. Dieser Bereich ist auch Bestandteil der Verbindung Residenzstraße/Krauterermarkt.

Im Süden ragt der frühklassizistische Bau der ehem. Dompropstei (Domplatz 6) über gotischen Resten in den Platz hinein und prägt ihn durch seine reich gestaltete Fassade. Die nach Osten hin anschließenden ehem. Domherrenhöfe, ebenfalls mit älterer Substanz, bringen hier mit ihren neubarocken Fassaden die Architektursprache des 19. Jh. zum Tragen.

Der Platz südlich des Doms entstand durch den Abriss der Alten Post, des Dompfarrhofs (1892) und des Salzburger Hofs in den Jahren 1893 – 95. An Stelle dieser Gebäude, doch weiter weggerückt vom Dom, entstand 1895/96 das große Neurenaissancegebäude der Dompost, dessen Fassadengestaltung im Dritten Reich im historisierenden „Heimatschutzstil“ bereits wieder purifiziert worden ist. Urspr. bildete der Raum zwischen dem Dom und der südlich angrenzenden Bebauung also keinen Platz, sondern eine Straße – ganz in der Tradition der französischen Kathedralbaukunst. Der neuen Situation entsprechend wurde der früher als Domstraße bezeichnete Raum in Domplatz umbenannt. (...)“ (aus: Denkmäler in Bayern / Borgmeyer, Hubel, Tillmann, Wellnhofer / Hg. BLfD)

 

In Erinnerung an König Ludwig I. von Bayern errichtete die Stadt Regensburg im Jahr 1902 das Reiterstandbild am Domplatz. Alte Aufnahmen dokumentieren das Standbild, beidseitig gefasst von mächtigen Kandelabern inmitten regen Marktgeschehens (siehe Anlage 2). Das Denkmal wurde 1936 abgebaut und in die Bahnhofsanlagen versetzt.

 

 

II. Gestalterische und funktionale Mängel

 

Gegenwärtig zeigt der Domplatz  funktionale und gestalterische Mängel auf.

Der Charakter ist derzeit auf seine Funktion als Verkehrsfläche reduziert. Die Einheit des Platzraumes ist durch die Zergliederung der Bodenfläche mit Bordsteinkanten beeinträchtigt und erschwert die gewünschte Barrierefreiheit.

 

Die derzeitige uneingeschränkte Erschließungsfunktion für den Individualverkehr und der Kfz- Durchgangsverkehr stellen jedoch bislang hohe Hürden für funktionale und stadtgestalterische Verbesserungsmaßnahmen dar. Derzeit sind ca. 50 % der Platzfläche dem KFZ-Verkehr vorbehalten.

Im Bereich des Domplatzes sind rund 20 Stellplätze vor der Dompost und 5 Bewohnerstellplätze entlang der weiteren südlichen Platzrandbebauung, sowie drei Behindertenstellplätze ausgewiesen.

Die Verkehrsführung quert den Domplatz nahezu mittig. Für eine gefahrlose Fußgängerquerung ist lediglich im Bereich der Dompost ein Übergang durch einen Zebrastreifen abgesichert.

 

 

III. Städtebauliche, stadtgestalterische und verkehrliche Zielvorstellungen

 

III.I Städtebau und Stadtgestaltung

 

§         Erarbeitung eines durchgängigen Gestaltungskonzeptes für den gesamten Platzbereich unter großflächiger Wiederverwendung und Einbeziehung vorhandener Oberflächenbeläge;

§         Entwicklung eines signifikanten und eigenständigen Platzcharakters und Steigerung der Aufenthaltsqualität für Bewohner wie Altstadtbesucher;

§         Integrierung des Reiterstandbildes König Ludwig I. von Bayern und Standortvorschlag zum Papstdenkmal;

§         Informationsstele zu Sehenswürdigkeiten im nahen Umfeld und ggfls. Tastmodell für Blinde;

§         Situierung von Sitzgelegenheiten im Platzbereich und Beleuchtungskonzept für Platzbereich und prägende Fassaden;

§         Definition von Freisitzzonen entlang der südlichen Platzkante;

 

III.II Denkmalpflege

 

§         Optimierung der Einbindung der St. Ulrichs Kirche in das Geländeniveau;

§         Weitgehende Vermeidung von Eingriffen in den Boden zum Erhalt von archäologischen Denkmälern;

 

III.III Verkehr

 

§         Erhalt der Erschließungsfunktion bei gleichzeitiger Minimierung der Verkehrsbelastung für den Domplatz;

§         Der neue Denkmalstandort muss den Erhalt der verschiedenen künftigen Optionen für die KFZ-Erschließung berücksichtigen;

§         Verbesserung der Querungsmöglichkeiten für Fußgänger sowie Benutzer des ÖPNV im Bereich des Platzraumes;

§         Integration der Aufstellflächen für den Altstadtbus und der Wartebereiche;

§         Minimierung der vom Kfz- Verkehr in Anspruch genommenen Platzflächen und Reduzierung des Geschwindigkeitsnivaus;

§         Der Radfahrverkehr ist im Miteinander mit den anderen Verkehrsteilnehmern abzuwickeln;

§         Für den Radverkehr sind an geeigneter Stelle im Domplatzbereich Abstellanlagen vorzusehen;

§         Haltemöglichkeiten zum Liefern und Laden für ansässige Geschäfte und Lokale;

§         Stellflächen für Behinderte sind einzuplanen;

§         Beibehaltung einer reduzierten Anzahl von Kurzzeitparkplätzen ggf. in Kombination mit eingeschränkten Halteverboten;

 

 

IV. Kosten und Finanzierung des Gutachterverfahrens

 

Die Kosten des beschränkt städtebaulichen Gutachterverfahrens (vsl. rd. 100.000 €) werden im Rahmen des Nachtragshaushalts bei HhSt. 1.6408.95010 bereitgestellt.

 

Die Mittel für die vorgezogene Neugestaltung des Domplatzes (u.a. Bodenbelagsanpassungen, ..) im Umfeld des König Ludwig Denkmals und für die eigentliche Wiederaufstellung (u.a. Abbau, Restaurierung, Wiederaufbau, Beleuchtung, ...) sind bisher im gültigen Investitionsprogramm 2007 bis 2011 nicht enthalten; diese werden jedoch im Rahmen der Fortschreibung des Investitionsprogramms 2008 bis 2012 für die Jahre 2009/2010 angemeldet.

 

Neben einer möglichen Finanzierung dieser Maßnahmen durch Zuschüsse des Denkmalschutzes (BLfD, Bezirk..) wurde durch den Welterbefonds-Verein ein erhebliches Sponsoring zur Rückführung des Denkmals öffentlich zugesichert und in einer Vereinbarung fixiert.

 

 

V. Zeitplanung und weiteres Vorgehen

 

§         Abstimmung und Konkretisierung der Ziele des Gutachterverfahrens mit den unmittelbar betroffenen Hauseigentümern und Anliegern;

§         Entwicklung von Alternativen zur Reduzierung des KFZ-Durchgangsverkehrs unter Beibehaltung der Altstadterschließungsfunktion;

§         Nach Auswahl der 6 bis 8 teilnehmenden Arbeitsgemeinschaften erfolgt die Bearbeitungszeit bis November / Dezember 2008;

§         Jurysitzung Februar 2009, danach Ergebnisbericht im Stadtrat, Information der Bürgerinnen und Bürger sowie Vergabe der Planungsleistungen bis April 2009;

§         Entscheidung über vorgezogene Umsetzung verkehrsreduzierender Maßnahmen

§         Ab Mai 2009 Beginn der archäologischen Grabungen am neuen Standort des Reiterstandbildes beschränkt auf  eine Fläche von ca. 100 qm;

§         Nach Abschluss und Dokumentation der Grabungen beginnen ab August 2009 die tiefbautechnischen Maßnahmen  mit den Fundamentierungs- und Bodenbelagsanpassungsarbeiten im Bereich des Reiterstandbildes;

§         Die zwischenzeitlichen Abbauarbeiten des König Ludwig Denkmals und die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten erfolgt federführend durch den Welterbe-Kulturfonds Regensburg e.V.;

§         Ab März 2010, nach der Wintersaison, werden die Tiefbauarbeiten für die Aufstellung des Denkmals abgeschlossen, damit im April 2010 das zwischenzeitlich renovierte Denkmal aufgestellt werden kann.

§         Abschluss der Umsetzung des König Ludwig Denkmals auf dem Domplatz mit der Einweihung und den Feierlichkeiten im Mai 2010.

§         Umgestaltung der übrigen Verkehrsflächen auf dem Domplatz in Abstimmung mit den Maßnahmen am Alten Kornmarkt nach Fertigstellung des Arnulfsplatzes in den Jahren 2013 ff.

 

 

Der Ausschuss beschließt:

 

Der Ausschuss beschließt:

 

Der Ausschuss nimmt den vorliegenden Zwischenbericht zur Kenntnis und beauftragt im Vorgriff auf die Wiederaufstellung des König Ludwig Reiterstandbildes am Domplatz, zur Neugestaltung von Teilbereichen des südlichen Domplatzes ein beschränktes städtebauliches Gutachterverfahren, durchzuführen. Die Zielvorgaben sind im Bericht der Verwaltung dargestellt.

 

 

 

Anlagen:

 

Anlagen:

 

Planungsumgriff für das städtebauliche Gutachten

Historisches Foto: südlicher Domplatz, Juli 1904

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 1 zum Beschluss am 15.04.08 (417 KB)    
Anlage 2 2 Anlage 2 zum Beschluss am 15.04.08 (888 KB)