Vorlage - VO/08/3621/61  

 
 
Betreff: Stadtbahn
- Zwischenbericht -
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Stadtplanungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Entscheidung
17.09.2008 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                            

 

 

Sachverhalt: 

 

Thema: Weitergehende Untersuchungen zur Einführung einer Regio-Stadtbahn

- Zwischenbericht -

 

 

 

 

Sachstandsbericht

 

1.         Ausgangssituation

Die Verwaltung hat dem Planungsausschuss in seiner Sitzung am 21.11.2006 eine Konzeptstudie zur Einführung einer Regio-Stadtbahn (RSB) im Raum Regensburg vorgelegt. In der Konzeptstudie kommen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen die Einführung einer RSB auf der Grundlage eines RSB-Netzes nicht darstellbar ist. Der Schritt zu einem höherwertigeren System ist zu groß und der verkehrliche Nutzen steht in keinem Verhältnis zu den erforderlichen Investitionen.

 

Gleichzeitig wirft das Ergebnis aber Fragen auf:

  • Warum geht etwas in Regensburg nicht, was andernorts machbar ist?
  • Wo können Kosten eingespart werden?
  • Gibt es noch andere Finanzierungsmöglichkeiten?
  • Was gibt es an alternativen Systemen?
  • Welche Voraussetzungen müssen für einen Systemwechsel erfüllt werden?
  • Gestaltet sich der Wechsel bei zunächst einer Linie – z.B. Dienstleistungsachse – günstiger?
  • Kann mit städtebaulichen Mitteln der Wechsel ermöglicht werden?

 

Angesichts der offenen Fragen wurde die Verwaltung beauftragt zu untersuchen, unter welchen Voraussetzungen die Einführung einer RSB oder Stadtbahn/Straßenbahn in Regensburg doch möglich ist.

 

Unter Hinzuziehung von Experten und intensiven Internet-Recherchen wurde das Ergebnis der Konzeptstudie überprüft und in einem Städtevergleich mit insgesamt 23 Städten aus 5 europäischen Ländern die oben aufgeführten Fragen bearbeitet. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf Regensburg überprüft und bewertet.

 

 

2.                  Untersuchungsergebnisse

 

2.1       Überprüfung der Konzeptstudie Regio-Stadtbahn (RSB)

Die quantitative Konzeptstudie der Firma Intraplan wurde durch eine qualitative Expertise der Regio-Stadtbahn-Experten Rob von der Bijl und Axel Kühn ergänzt. Die Gutachter kommen in ihrer Expertise zu dem Ergebnis, dass eine RSB für den Raum Regensburg „weniger empfehlenswert“ ist. Insofern wird das Ergebnis der Konzeptstudie bestätigt.

 

Die Ursachen für diese geringe Eignung sind vielschichtig, sie werden insbesondere in der Struktur und Nutzung der auf Regensburg zulaufenden Eisenbahnstrecken gesehen, die keinen echten oder umfassenden Transfer von heutigen SPNV-Leistungen auf eine künftige RSB erlauben. Damit würde eine RSB ein Zusatzangebot darstellen, das betrieblich eingeschränkt und in Konkurrenz zu bestehenden Verkehrsleistungen steht.

Als weitere wesentliche Gründe werden in der Expertise angegeben:

  • Es fließen keine Regionalisierungsmittel zur Finanzierung der RSB
  • Regional- und Siedlungsstruktur nicht förderlich für eine RSB-Lösung
  • Potentielle Ziele in der Stadt nicht durch eine RSB-Trasse erschließbar
  • Abstand zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt rechtfertigt keine RSB

 

Eine Chance für die Realisierung einer RSB sehen die Gutachter noch in einem RSB-Korridoransatz, bei dem nur die Schwandorfer Strecke auf RSB-Betrieb umgestellt wird. Anders als im bisher verfolgten Konzept würde die Schwandorfer Strecke dabei aber nicht im Norden von Regensburg (Wutzlhofen) mit einer neu zuschaffenden Innenstadtstrecke verknüpft, sondern erst nach Durchfahren des Hauptbahnhofes. Vom Hauptbahnhof aus müsste dann in einem ersten Schritt eine Stichstrecke in die Stadt hinein gelegt werden.

 

Gegenüber dem Netzansatz ergäben sich folgende Vorteile:

  • Transfer des heutigen SPNV auf die RSB möglich
  • Chance Regionalisierungsmittel einzusetzen
  • Strecke kann ohne Doppeltraktion (75m-Züge) bedient werden
  • Alle Umsteigebeziehungen am Hauptbahnhof bleiben ohne Fahrzeitverlängerung erhalten.

 

Sehr attraktiv erscheint bei dieser Lösung auch, dass damit eine stufenweise Realisierung innerstädtischer Infrastruktur möglich wird und spätere innerstädtische (Straßenbahn)-Erweiterungen (z.B. in Richtung Universität/Klinikum) hierauf ebenso aufsetzen könnten wie z.B. eine regionale Anbindung von Kelheim über die Strecke nach Ingolstadt! Letztere böte aber ebenfalls noch innerstädtischen Spielraum im Hinblick auf Gestaltung und Anbindung des zur Umnutzung anstehenden Areals an der Ladehofstraße.

 

Die Gutachter empfehlen den alternativen RSB-Projektansatz unter Einbeziehung aller Gesichtspunkte (z.B. Lage der Verknüpfung am Hbf, innerstädtischer Endpunkt erste Phase, Anbindung Ladehofstraße, Optimierung der Haltepunktszahl und –lagen auf der Schwandorfer Strecke, Verzahnung Siedlungsentwicklung und SPNV, Anbindung Kelheim) einer vertieften Prüfung zu unterziehen, ggf. auch mit Hilfe der Untersuchungsmethodik einer für Zuschussfragen relevanten Standardisierten Bewertung.

 

Sollte auch dieser veränderte Projektansatz nach den Kriterien der Standardisierten Bewertung kein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis ergeben (und eine diesbezügliche Voraussage ist hier nicht möglich!), müsste das Thema Regionalstadtbahn für Regensburg als Baustein der mittelfristigen ÖPNV-Planung gestrichen werden – die Konzentration wäre dann allein auf innerstädtische Verbesserungen in Ergänzung zum regionalen SPNV („Regensburger Stern“) zu legen.

 

 

2.2       Städtevergleich

Gründe für einen Systemwechsel oder Ausbau

Es gibt keine „eindeutige Formel“, mit Hilfe derer man berechnen könnte, ob eine Stadt wie Regensburg deutliche Vorteile in der künftigen ÖPNV-Erschließung durch eine Straßenbahn verzeichnen könnte. Es ist das günstige Zusammenspiel vieler Faktoren erforderlich, von denen die korridorbezogene und auf ein neues System übertragbare Nachfrage nur einer ist. Gleichzeitig muss das neue Verkehrsmittel auch deutliche Attraktivitätsvorteile bieten (Direktfahrten, Komfort, Schnelligkeit) und zusätzliche Nachfrage generieren können. Weiterhin muss sowohl die volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Sinnhaftigkeit gewährleistet sein.

 

Der Ausbau zu modernen Stadtbahnsystemen wird erheblich erleichtert, wenn bereits eine vorhandene Straßenbahninfrastruktur vorhanden ist. Dies ist bei vielen Städten in den neuen Bundesländern der Fall, die ihre Straßenbahn zu modernen Stadtbahnsystemen ausgebaut haben. Von Bedeutung ist im Hinblick auf die erforderlichen Fahrgastzuwächse auch die Qualität des ÖPNV-Systems. Hat das Bussystem – wie z.B. in Regensburg - bereits ein hohes Niveau erreicht, dann ist es sehr schwierig die erforderlichen Zuwächse durch einen Systemwechsel zu erreichen. Dies konnte z.B. in Gera durch die Kombination mit dem Großprojekt „Bundesgartenschau“ erreicht werden..

 

In einer aktuellen Studie der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) wird ein Kostenvergleich zwischen Straßenbahn und Busbahn (s. a. „Alternative Systeme“) vorgenommen. Die Studie unterstellt für den Systemkostenvergleich nahezu gleiche Systemkomponenten (Verkehrsangebot, Fahrgastbedienung, Haltestellen, Fahrweg, Betrieb, Fahrzeug) und kommt zu dem Ergebnis, dass die Busbahn unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten günstiger ist. Die Busbahn wird damit für Städte interessant, die auf dem Weg zu einem höherwertigeren System sind, für die die Hürde aber zur Straßenbahn noch zu hoch ist.

 

Im Ausland und insbesondere in Frankreich ist ein Systemwechsel von Bus zur Schiene, bedingt durch die z. T. geringe Bedeutung des ÖPNV und den sehr hohen MIV-Anteilen, zwingend um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern. Mit den ÖPNV-Projekten werden vielfach umfangreiche städtebauliche Maßnahmen verbunden.

 

Modal Split / Verkehrsmittelwahl

Die Verkehrsmittelwahl – d.h. für welche Wege welches Verkehrsmittel verwendet wird – wurde in Regensburg letztmalig im Jahr 1999 anhand einer Haushaltsbefragung zum Stand der Untersuchung des Verkehrsentwicklungsplanes erhoben:

MIV = 51%, ÖPNV = 16%, Radfahrer = 13%, Fußgänger = 20%.

 

Beim Ergebnis ist zu berücksichtigen, dass am Stichtag der Erhebung die regnerische Witterung ggf. das Ergebnis zu Ungunsten des Radverkehrsanteils beeinflusst hat.

 

Regensburg ist mit ca. 16% städtischem ÖPNV-Anteil und etwa 140 Fahrten pro Jahr und Einwohner auch für deutsche Verhältnisse eine durchaus gute „Bus-Stadt“ – im internationalen Vergleich ohnehin! Dies heißt aber auch, dass weitere Steigerungen nur mit merkbaren Maßnahmen und einem ÖPNV-Qualitätssprung erreichbar sein werden. Innerhalb des klassischen Bus-Systems sind die Verbesserungspotentiale mengenmäßig begrenzt, da aufgrund der Linienüberlagerung auf vielen Innenstadtachsen Taktsteigerungen kaum noch möglich sind – hier bliebe dann nur die Vergrößerung des Transportgefäßes.

 

Grundsätzlich kann der MIV-Anteil durch Maßnahmen im ÖPNV, Rad- und Fußgängerverkehr reduziert werden. Innerhalb des Umweltverbundes konkurrieren aber ÖPNV und Radverkehr, wie Münster und Göttingen mit 35% bzw. 24% Rad-Anteil und nur einen ÖPNV-Anteil von 11% bzw. 12% zeigen. Dies bedeutet, dass Verbesserungen im Radverkehr auch zu einer geringeren ÖPNV-Nutzung führen können.

 

In Frankreich sind sehr hohe MIV-Anteile von regelmäßig 55% - 65% zu verzeichnen, bei gleichzeitig sehr geringen Radverkehrsanteilen, so dass ÖPNV-Anteile im Bereich 5% - 10% hier normal sind und alles über 10% in der Regel schon einen großen Erfolg bedeutet.

 

Etwas anders ist die Situation in den Niederlanden, wo der Radverkehr neben dem MIV die zweite große Konkurrenz darstellt – hier resultieren etwas niedrigere MIV-Anteile und Radverkehrsanteile von 30% - 40% in ebenfalls sehr geringen Modal-Split-Anteilen für den ÖPNV (um die 5%!). Das heißt auch, dass der Leidensdruck in deutschen Städten bezüglich der MIV-Belastung in vielen Fällen deutlich geringer ist als in französischen Städten – dies kann als Erklärung dienen, warum in Frankreich in fast jeder Stadt mittlerer Größe ÖPNV-Projekte mit unterschiedlicher Konzeption und Umfang betrieben werden und gleichzeitig in Deutschland viele Städte im Bestand verharren.

 

Städtebauliche Maßnahmen

Die Einführung von höherwertigen ÖPNV-Systemen wird insbesondere in Frankreich mit umfangreichen Stadtumbauten und Stadtreparaturen verbunden. Ziel ist es, die sehr hohen MIV-Anteile zu reduzieren und die extrem niedrigen ÖPNV-Anteile zu erhöhen. In vielen Fällen werden daher die Straßenquerschnitte zu Gunsten des ÖPNV umgebaut.

 

Wenn sich auch die Rahmenbedingungen in Regensburg anders darstellen, so kann die Einführung einer Straßenbahn auch in Regensburg als stadtentwicklungsplanerisches Instrument eingesetzt werden. In Regensburg stehen derzeit große Areale im Innenbereich zur Überplanung an, die bei entsprechender Nutzung die Voraussetzungen für die Einführung einer Straßenbahn verbessern können. Gleiches gilt auch für die Schaffung neuer SPNV-Haltepunkte.

 

Standortentscheidungen dürfen nicht unabhängig von der Frage der ÖPNV-Erschließung getroffen werden. Die falsche Platzierung eines verkehrsintensiven Vorhabens ist im Prinzip eine verlorene Chance für die „Vision“ Straßenbahn.

 

Dienstleistungsachse

Die im Stadtbahn-min-Konzept dargestellte erste Linie, die weitgehend identisch ist mit der Dienstleistungsachse, weist in verschiedenen Abschnitten Fahrgastzahlen auf, die ein höherwertigeres System rechtfertigen würden. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass die vermeintlich hohe Fahrgastzahl durch die Aufsummierung vieler Linien zu Stande kommt. Die Fahrgastzahlen der einzelnen Linien liegen weit unter den Schwellenwerten für eine Straßenbahn. Das hohe Fahrgastaufkommen kann nur theoretisch erzielt werden, wenn die entsprechenden städtischen Buslinien nur noch eine Zubringerfunktion übernehmen würden. Die zusätzlichen Umsteigevorgänge und die längere Fahrzeit würden aber nicht nur die Qualität des Busnetzes erheblich reduzieren, sondern sich auch negativ auf eine Standardisierte Bewertung auswirken.

 

Als ungünstig erweist sich auch, dass die von der Dienstleistungsachse angebundenen Wohngebiete nur geringe Dichten aufweisen. Insgesamt hat Regensburg in den Bereichen Siedlungsstruktur und Bevölkerungsdichte Defizite, da zum einen die historische Altstadt mit großer Dichte nur sehr eingeschränkt zentral mit dem ÖPNV erschließbar ist und außerdem Bevölkerungs- und Arbeitsplatzkonzentrationen deutlich verstreut angeordnet sind. Dies hat zur Folge, dass Linienbelastungen auf einer neuen, hochwertigen ÖPNV-Linie von 15.000 bis 20.000 Fahrgästen in Regensburg derzeit nur sehr schwer darstellbar sind.

 

Angesicht der geringen Dichten der von der Dienstleistungsachse angebundenen Wohngebiete und der zur Verfügung stehenden Entwicklungsflächen erscheint eine fundierte Überprüfung der Dienstleistungsachse als Einstieg unbedingt erforderlich. Ferner kann durch eine geschickte Wahl der ersten Trasse die Einbindung von Wohnkonzentrationen erreicht werden. Die derzeitige Datengrundlage erlaubt aber keine kleinräumliche Nachfrageabbildung, die hierfür notwendig ist.

 

Alternative Systeme

Als höherwertige Systeme im Stadtverkehr stehen heute ausgehend von einem klassischen Bus-System zur Verfügung:

 

  • der klassische Busverkehr (auch Stadtbus)
  • Busverkehre auf unabhängigen Fahrbahnen (Bus Rapid Transit = BRT)
  • XXL-Busse (Doppelgelenkbusse etc.)
  • spurgeführte Bus-Systeme („Gummireifen“-Straßenbahn)
  •  „echte“ Straßenbahnen
  • Stadtbahnen
  • U-Bahn/Metro (VAL , Peoplemover)

 

Im Ausland sind sogenannte „Intermediate Systems“, d.h. Systeme zwischen klassischem Bus und echter Straßenbahn weit verbreitet, haben aber in Deutschland bisher keine Anwendung gefunden. Busverkehre auf unabhängigen Fahrbahnen (BRT-Systeme) und Gummireifen-Straßenbahnen haben die weitgehend unabhängige Trassenführung mit echten Busfahrbahnen gemeinsam und in der Regel auch ein eigenes, neues Produktmarketing mit neuen, zum Teil straßenbahnähnlichen Fahrzeugen. Während bei den spurgeführten Systemen neue Fahrzeuge erforderlich sind, können in BRT-Systemen prinzipiell auch normale Standardbusse (oder Gelenkbusse) eingesetzt werden. Die Investitionskosten für die Gummireifen-Straßenbahn sind schon aufgrund der technischen Komponenten teurer und erreichen in Verbindung mit städtebaulichen Maßnahmen Straßenbahnniveau.

 

Die Hochleistungs-Endstufe eines BRT-Systems wird auch als „Busbahn“ bezeichnet. Die Busbahn kann als Vorstufe den Schritt zur Straßenbahn erleichtern. Während bei dem BRT-System grundsätzlich der Einsatz von allen Bustypen möglich ist, kommen bei der Busbahn nur vierachsige Großraumbusse mit bis zu 25 m Länge zum Einsatz (Doppelgelenkbusse). Eine Studie der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen belegt, dass aus betrieblicher Sicht eine Busbahn der Straßenbahn eindeutig überlegen ist. Die Investitionskosten liegen bei 60 % (ohne Betriebshof), die Vollkosten der ÖV-Betriebsführung bei 67 % der Aufwendungen, die bei einem Straßenbahnsystem zu berücksichtigen wären.

 

Finanzierung

In Deutschland werden Verkehrsprojekte nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) gefördert, wobei zwischen Länder- und Bundesprogramm unterschieden wird.

Das GVFG stellt auf der einen Seite eine „sichere“ Zuschussquelle für ÖPNV-Maßnahmen dar, reduziert aber mit der als Rahmenbedingung dahinterstehenden Standardisierten Bewertung auch die planerische Freiheit in Sachen Projektgestaltung in starkem Maße. In Deutschland wird streng gefordert, sich in Projekten auf die reinen ÖPNV-Tatbestände zu konzentrieren, was weitergehende stadt- und raumplanerische Ansätze erschwert (oder sie zumindest von der Mit-Finanzierung ausschließt).

 

Grundsätzlich erfüllt Regensburg als „anerkannter Verdichtungsraum“ auch die Anforderungen für eine Aufnahme in das Bundesprogramm. Zweites Kriterium wäre hier ein Projektvolumen größer 50 Mio. Euro - allerdings ist hier auch eine Nutzen-Kosten-Untersuchung („Standardisierte Bewertung“) zwingend vorgeschrieben, um die volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit eines solchen Projektes zu belegen, während kleinere Projekte im Landesprogramm diese nur auf Anforderung bedürfen.

 

In der Vergangenheit hat der Raum Regensburg GVFG-Mittel für den ÖPNV nur in sehr geringem Umfang genutzt und eigentlich gar nicht im Bereich der Infrastrukturförderung – im Gegensatz zu München, Nürnberg, Würzburg und jetzt auch Augsburg.

 

Die Finanzierung von Straßenbahn-Infrastruktur kann verbessert werden, wenn ergänzende Finanzierungstöpfe für Großprojekte zur Verfügung stehen, wie das Beispiel Gera zeigt.

 

PPP (Public Private Partnership) als Instrument zur Einbringung privaten Kapitals für Infrastrukturprojekte ist in den letzten Jahren schon fast ein Modewort geworden. Die Erfahrungen im Verkehrsbereich sind aber durchaus sehr gemischt und gerade für Maßnahmen im Bereich des kommunalen ÖPNV eher kritisch zu sehen - Erfahrungen liegen in diesem Sektor in Deutschland bisher nicht vor! Es lässt sich aber zunächst feststellen, dass an eine 100 % Privatfinanzierung in keinem Falle zu denken ist. In Kiel, das PPP derzeit im Zusammenhang mit ihrem Regionalstadtbahnprojekt diskutiert, wird angenommen, dass zunächst das GVFG-Bundesprogramm 75 % der Kosten deckt und sich die Privatwirtschaft sozusagen nur um den Rest zu kümmern hat.

 

 

3.         Zusammenfassung der Ergebnisse

Der RSB-Korridoransatz kann eine (letzte) Chance zur Realisierung einer RSB-Lösung für Regensburg sein. Der Ansatz sollte daher näher untersucht werden und eine Standardisierte Bewertung durchgeführt werden. Die RSB kann aber die wichtigeren innerstädtischen Verkehrsprobleme nicht lösen. Die RSB ist daher als Ergänzung eines Straßenbahn-/Stadtbahnsystems zu sehen, d.h. die RSB ist von Innen nach Außen zu entwicklen.

 

Regensburg ist heute eine sehr gute Busstadt, aber noch keine Straßenbahnstadt. Der Systemwechsel stellt kurzfristig eine sehr große Hürde dar und ist daher als langfristiges Ziel zu betrachten. Die starke Verteilung der innerstädtischen Aktivitätsknoten macht es auch schwierig, in Schritten ein neues, innerstädtisches Straßenbahnsystem anzugehen.

 

Auf den ÖPNV werden aber in absehbarer Zeit neue Herausforderungen zukommen. Allein die schädlichen Umweltauswirkungen des motorisierten Individualverkehrs erfordern ein flexibles, sich stetig verbesserndes ÖPNV-System. Eine CO2-Reduzierung kann nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Nachfrage im ÖPNV insbesondere durch Änderung des Modal Split weiterhin deutlich steigt und das ÖPNV-System selbst nachhaltig höchsten Umweltstandards genügt.

 

Der demographische Wandel wird zu veränderten Mobilitätsbedürfnissen führen. Besonders ältere Menschen, die nicht mehr selbst Auto fahren wollen, erwarten ganz andere Leistungsmerkmale und Ausprägungen der Dienstleistung „ÖPNV“. Nicht zuletzt machen die hohen Energiepreise das Autofahren immer teurer und für einen immer größeren Personenkreis nicht mehr finanzierbar.

 

Angesichts der ungewissen Entwicklung ist selbst bei derzeitiger Unrealisierbarkeit langfristig die Option zur Einführung einer Straßenbahn/Stadtbahn nicht aufzugeben und eine gezielte Trassensicherung vorzunehmen.

 

Die aktuellen Untersuchungen (Stadtbahn/Straßenbahn und Regionaler Nahverkehrsplan) kommen zu dem Ergebnis, dass kurz- bis mittelfristig eine Neukonzeption und Hierarchisierung des Busnetzes erforderlich ist sowie die Schaffung „echter“, eigener Bustrassen, um zum einen dem „Premium“-Produkt auch zu seinem Fortschrittsmerkmal zu verhelfen und zum anderen auch bereits Vorleistungen für eine langfristige Straßenbahnlösung zu schaffen. Haltestellengestaltung und –qualität müssen hier natürlich in einem Zuge angepasst werden; diese Planungen sind – soweit den engeren Altstadtbereich betreffend – in Abstimmung mit stadtgestalterischen Anforderungen vorzunehmen. Der Bus stellt hier zum Teil ein „Testfeld“ für eine spätere Straßenbahnführung dar. Der hier dargestellte Ansatz wird ergänzt durch die Maßnahmen des Regionalen Nahverkehrsplans. Hier haben die Gutachter u. a. eine Produktprofilierung im Bussystem und zur Steigerung der Leistungsfähigkeit die Verdichtung des Taktes und/oder den Einsatz größerer Fahrzeuge (XXL-Bus oder Doppelgelenkbus) zur weiteren Untersuchung vorgeschlagen.

 

Fahrzeugseitig sollten in einer ersten Phase keine Sonderlösungen angestrebt werden, die besondere Infrastrukturanforderungen wie z. B. Spurführung erfordert. Die Busse sollten auch im „Normal-Betrieb“ eingesetzt werden können, zunächst ist ggf. eine hervorgehobene „Gestaltung“ der Premiumbusse (andere Farbe/Lackierung) anzudenken.

 

Dem französischen Beispiel folgend sollte die ÖPNV-Planung konzeptuell stärker mit der Siedlungs- und Stadtentwicklung verzahnt werden. Höherwertiger ÖPNV braucht diese Unterstützung dringend! Durch eine optimale Ausrichtung der Entwicklungsflächen auf einen Systemwechsel können die Voraussetzungen verbessert werden. Ob dies ausreicht kann nur durch eine Modellberechnung festgestellt werden.

 

Aus Finanzierungssicht muss die Konzentration darauf liegen, ein auch nach geltenden GVFG-Regularien gangbares Projekt zu konzipieren und dieses mit allen zur Verfügung stehenden planerischen Begleitmaßnahmen und weitergehenden Rahmenprojekten weiter zu verbessern. PPP wird hier kein Allheilmittel sein können. Eine derartige Vorgehensweise erfordert in starkem Maße mittelfristiges Denken und auch die Möglichkeit eines stufenweisen Vorgehens. Die „Vision“ Straßenbahn darf und sollte dabei im Mittelpunkt stehen, um sie auch entsprechend vorzubereiten! Wichtig und hilfreich ist aber auch ein Einstiegsprojekt (oder –projekte), das beispielsweise aus einer konsequenten Verbesserung im Busverkehr („Premium“-Bus) bestehen kann.

 

Das Fehlen detaillierter Daten über ÖPNV-Potentiale macht die zielgerichtete und nachvollziehbare Beurteilung von Planungsvarianten zur Einführung eines neuen Systems schwierig. Zum Teil sind auch beim RVV/RVB entsprechende Informationen zum tatsächlichen bzw. potentiellen Fahrgastaufkommen nicht vorhanden. Zur Beurteilung von zukünftigen Quell-Ziel-Beziehungen innerhalb des Stadtgebietes liegt derzeit nur die Untersuchung zur „Veränderung des Verkehrsverhaltens –Vergleich 1991/92 – 1999/2000“ vor. Um Abschätzungen möglicher Fahrgastpotentiale unterschiedlicher Systemvarianten unter Berücksichtigung der Stadtentwicklung hinreichend genau treffen zu können, erscheint beim Thema „ÖV-Neukonzeption“ eine Aktualisierung der Daten und die Fortschreibung des seit 2005 unter Visum vorliegenden Verkehrsmodells Regensburg sinnvoll.

 

Ohne das Wissen, wer eigentlich heute wohin will und welche Verkehrsmittel dabei bevorzugt werden, ist eine seriöser Vergleich von Linienführungsvarianten und die Abschätzung möglicher Fahrgastzahlen für diese Varianten ebenso wenig möglich wie das Erkennen ÖPNV-freundlicher (oder MIV-unfreundlicher) Korridore.

 

 

4.                  Weiteres Vorgehen / die nächsten Schritte

Als vordringlich werden die Verbesserung der Datenlage im ÖPNV und die konzeptionelle Erweiterung sowie die Detaillierung des Verkehrsmodells angesehen. Die im Rahmen der Umsetzung des Regionalen Nahverkehrsplanes vorgesehene Durchführung einer umfassenden Fahrgasterhebung zu den Nachfrageverflechtungen sowie eine Haushaltsbefragung zur Mobilität können hierzu beitragen.

 

Für die im Stadtgebiet zur Umnutzung anstehenden Konversionsflächen sind Art und Maß der städtebaulichen Nutzung im Hinblick auf eine optimale verkehrliche Wirkung zu untersuchen. Auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse ist eine Liniennetzoptimierung für eine Busbahn/Straßenbahn vorzunehmen, insbesondere auch die Festlegung einer ersten Linie.

 

In einem weiteren Schritt ist die Einführung einer Busbahn als Zwischenstufe zur Straßenbahn näher zu untersuchen. Dabei sind sowohl die verkehrliche Wirkung als auch die Kosten darzustellen und ggf. eine standardisierte Bewertung durchzuführen.

 

Der Ausschuss beschließt:

 

Der Ausschuss beschließt:

 

Der Ausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

 

Die Verwaltung wird beauftragt:

  • die ÖPNV-Datengrundlage zu verbessern und das Verkehrsmodell fortzuschreiben

 

  • für den RSB-Korridoransatz eine Standardisierte Bewertung durchzuführen

 

  • einen potentiellen Stadtbahn-/Straßenbahn-Korridor zu ermitteln

 

  • die Realisierungschancen für eine Busbahn als Zwischenstufe für eine Stadtbahn/Straßenbahn zu untersuchen.

 


 

Anlagen: