Vorlage - VO/09/4518/60  

 
 
Betreff: Runtingerhaus Keplerstraße 1, Regensburg
Schadstoffsanierung in den Büroräumen des nördlichen Gebäudeabschnittes
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Amtsleiter Hermann
Federführend:Amt für Hochbau und Gebäudeservice   
Beratungsfolge:
Bau- und Vergabeausschuss Entscheidung
14.07.2009 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Bau- und Vergabeausschusses zurückgezogen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                             

 

 

Sachverhalt: 

 

Ausgangssituation:

 

Das denkmalgeschützte Runtingerhaus, dessen östlicher Gebäudeteil mit einem ursprünglich dreigeschossigen, romanischen Wohnturm, bis in das frühe 13. Jh. zurückgeht, ist eines der ältesten Patrizierhäuser in Regensburg und damit ein bedeutendes Beispiel für ein Regensburger Handelshaus.

Das Anwesen ist benannt nach der reichen Kaufmannsfamilie Runtinger, die es 1367 erworben hatte und ausbauen ließ.

Bei zurückliegenden Sanierungsarbeiten in den 60er und 70er Jahren, wurden Lindan- und PCB- haltige Holzschutzmittel eingebracht, die durch Ausgasen die Raumluft belasten.

 

Seit 2004 werden in unregelmäßigen Abständen im nördlichen Gebäudeteil (ehemalige Büroräume des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege) Schadstoffuntersuchungen durchgeführt. Die vorliegenden Messergebnisse zeigen, dass annähernd die gesamte im Gebäude vorhandene, hölzerne Bausubstanz mit nach heutigem Kenntnisstand  gesundheitsgefährdenden Holzschutzmitteln, belastet ist. Bei den Schadstoffmessungen wurden die Holzschutzmittel PCP (Pentachlorphenol) in deutlichem Maße und Lindan (Gamma-Hexachlorcyclohexan) in geringer Höhe nachgewiesen. Dabei liegen die Raumluftmessungen im Bereich zwischen 0,1 und 1,0 µg/m³ Raumluft, dem sog. hygienisch unerwünschten Bereich.

Entsprechend der PCP-Richtlinie, die analog auch für Lindan Anwendung findet, müssen bei Werten zwischen dem sogenannten Vorsorgewert von 0,1 µg/m³ und dem Interventionswert von 1.0 µg/m³ Raumluft, mittelfristig Maßnahmen zur Schadstoffreduzierung  ergriffen werden.

Die Büroräume sind seit dem Auszug des BLfD 2006 leerstehend und können nach der Sanierung wieder einer städtischen Nutzung zugeführt werden. Es ist geplant die Räume der städtischen Denkmalpflege, die derzeit in der Dompost eingemietet ist, zuzuteilen.

Die von SK 6 aufgestellte Büroraumbelegung ist mit dem Amt für Archiv und Denkmalpflege abgestimmt.

Das damalige Hochbauamt wurde bereits mit dem Schreiben vom 03. Dezember  2004 mit der Vorbereitung der Schadstoffsanierung beauftragt.

 

Aufgrund des ungünstigen Steigungsverhältnisses bei der Natursteintreppe vom nördlichen  Durchgang im EG zu den Runtingersälen im 1.OG und den darüberliegenden, zu sanierenden Büroräumen im 2. u. 3. OG,  haben sich hier bereits mehrere Unfälle ereignet. Die Treppe wurde deshalb bereits 2006 gesperrt.

Der erste Flucht- und Rettungsweg für die Runtingersäle ist nach Absprache mit dem Vorbeugenden Brandschutz, derzeit als Übergangslösung, auch über das Haupttreppenhaus im südlichen Gebäudeteil (Archiv), möglich. Allerdings muss die Treppe, zur Herstellung der ursprünglichen Fluchtwegesituation (kürzere Fluchtwege), kurzfristig erneuert werden

 

 

Beschreibung der Maßnahme:

 

Von der Schadstoffsanierung betroffen sind die freigelassenen, ehemals angemieteten Büroräume des BLfD im 2. und 3. OG des nördlichen Gebäudeteils.

Die Natursteintreppe soll parallel zur Schadstoffsanierung erneuert werden.

Zunächst  wird gemeinsam mit dem Sachgebiet Arbeitssicherheit und einem Schadstoffgutachter ein denkmalgerechtes Sanierungskonzept erarbeitet.

Nicht historische Bauteile können ausgetauscht und fachgerecht entsorgt werden, während erhaltenswerte Originalsubstanz mit einer Schadstoffmaskierung bekleidet, bzw. mit einer speziellen Dampfsperre abgedichtet werden soll.

Die großzügigen Raumaufteilungen des nördlichen Gebäudeteils bleiben entsprechend einer Stellungnahme des BLfD erhalten, damit die mittelalterlichen Raumstrukturen eines der bedeutendsten Patrizierhäuser der Stadt weiterhin erlebbar sind. Dies bedeutet den Verzicht auf weitere bauliche Raumunterteilungen.

Lediglich im östlichen Bereich des Gebäudes, dessen Bestand im Sinne einer reinen Funktionalität der 70-er Jahre ausgeführt wurde, ist geplant, eine Büroraumwand zu versetzten und eine Trennwand für eine benötigte Registratur einzubauen.

Die 10 cm starken Betonplatten die in diesem Bereich als Estrich auf einer Ausgleichsschüttung auf der Holzbalkendecke aufliegen, müssen aus statischen Gründen einem leichteren Trockenestrich weichen, um die zu erwartenden Gesamtlast für die historische Holzbalkendecke in der Registratur nicht zu überschreiten.

Die bestehenden Fenster, die bei der Teilsanierung in den 70-ern eingebaut wurden, sind nur durch eine einfache Verriegelung zu schließen, dadurch kommt es zu erheblichen Zugerscheinungen in den Innenräumen. Die bestehenden Fenster sind zum Austausch entsprechend der EnEV (Energieeinsparverordnung) vorgesehen.

 

Die wegen Sicherheitsmängeln, zu erneuernde Natursteintreppe, soll an gleicher Stelle neu aufgebaut werden, soweit dies  die etwas größer benötigten Abmessungen der neuen Treppe zulassen.

Im Wesentlichen sind in Abstimmung mit der Denkmalpflege und nach Erstellung eines Sanierungskonzeptes folgende Arbeiten geplant:

 

Schadstoffsanierung:

 

Abbrechen der kontaminierten Bauteile/Entsorgung:

  • Erstellen des Entsorgungsnachweises
  • Aufstellen der baulichen Entsorgungseinrichtungen
  • Demontage sämtlicher belasteter Holzbauteile (Holzdielenböden incl. Unterkonstruktion mit krebserregender Mineralwolle, GK-Decken mit aufgesetzten Holzbalken, Treppeneinbauten mit Brüstungen, Holztüren, sonstiger Einbauten), die nicht von historischem Wert sind
  • Entsorgen der belasteten Bauteile
  • Reinigung mit Spezialstaubsaugern
  • Freimessungen nach der Schadstoffsanierung
  • Dokumentation der Schadstoffsanierung

 

Trockenbauarbeiten:

  • Trennwände im östlichen Bereich

 

Putzarbeiten:

  • Beiputzarbeiten zu Installationsarbeiten

 

Bodenbelagsarbeiten:

  • Einbauen der Fußbodenunterkonstruktion
  • Austauschen des belasteten Holzdielenbodens
  • Einbauen eines Linoleumbelages in den Büroräumen aus den 70-er Jahren

 

Tischlerarbeiten:

  • Erneuern der Fenster

 

Maler- und Lackierarbeiten:

  • Anstrich auf Wände und Decken
  • Schadstoffmaskierung auf belastete, historische Holzbauteile

 

Dachdeckerarbeiten:

  • Austausch von bestehenden Dachliegefenstern im östlichen Bereich

Elektroinstallationsarbeiten:

  • Anpassung der Elektroinstallation
  •  Erneuerung Beleuchtung
  • EDV –Verkabelung

 

Heizung, Sanitärinstallationsarbeiten:

  • Erneuerung von Heizkörpern
  • Erneuerung von Sanitärgegenständen

 

Erneuerung der Natursteintreppe:

 

Natursteinarbeiten:

  • Abbrechen der bestehenden Blockstufen aus Kalkstein
  • Erstellen den neuen Natursteinblockstufen

 

Baumeisterarbeiten:

  • Abbrechen der Treppenunterkonstruktion
  • Erstellen der neuen Stahlbetontreppenunterkonstruktion
  • Erstellen eines neuen Durchbruches für den geänderten Treppenantritt
  • Erstellen eines Deckendurchbruches für die neue Treppe

 

Verglasungsarbeiten:

  • Windfang als Ganzglasanlage bei der Durchfahrt im EG

 

Geplanter zeitlicher Ablauf und Finanzierung

 

Planung und Ausschreibung der Maßnahmen kann von Juli bis Mitte  Oktober  2009 erfolgen. Die Arbeiten zur Schadstoffsanierung bzw. Treppenerneuerung können im November 2009 beginnen und werden voraussichtlich Ende August 2010 fertig gestellt sein.

 

Für die Schadstoffsanierung wurden 318.000 Euro veranschlagt. Die erforderlichen Mittel sind im Investitionsprogramm 2008 bis 2012 unter der Haushaltsstelle 1.3112.9450 bereitgestellt.

Die Erneuerung der Natursteintreppe mit Gesamtkosten von 95.000 €, ist 2009 bei der Haushaltsstelle 1.3112.9451 veranschlagt

 

 

Anlagen: 4 Pläne

Der Bau- und Vergabeausschuss stimmt der Maßnahme zu

 

 

Die Sanierung der Büroräume im Runtingerhaus erfolgt nach Maßgabe der Berichtsvorlage.


 

Anlagen: