Sachverhalt: Hintergrund Mit Beschluss des Ausschusses am 08.02.2007 (vgl. Anlage
Beschluss) zum Thema „Domplatz mit dessen Anschlussstraßen“ wurde
die Verwaltung beauftragt, das System der Altstadterschließung
weiterzuentwickeln. Insbesondere die Erreichbarkeit und die Begreifbarkeit
sollen dabei im Vordergrund stehen. Dabei stand die damalige Ausschussbehandlung
auch im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Alten Kornmarktes, für den - vor
Versetzen des Reiterstandbildes - zunächst städtebauliche Zielvorgaben
erarbeitet werden sollten. Nachdem zur Standortbestimmung des Denkmals aber aus
denkmalpflegerischer Sicht kein Spielraum bestand, wurden die Planungen zur
Umgestaltung des Alten Kornmarktes vorerst nicht fortgeführt. Unabhängig davon,
stand und steht die verkehrliche Situation auf diesem und dem Domplatz immer
wieder im Fokus der Diskussion. Grundsätzlich ist zur Frage der Verkehrsführung
in der Altstadt mit Beschluss zum Verkehrsentwicklungsplan im Jahre 1997
festgelegt, dass zur weiteren Attraktivitätssteigerung der Altstadt die
„Reduzierung des Kfz-Verkehrs auf der Achse Kepler-/Thundorferstraße“
befürwortet wird. Zwar sind Maßnahmen hierzu auch in der Kurzfassung des
Verkehrsentwicklungsplanes skizzenhaft dargestellt, die Umsetzung einer
Sperrung im Bereich des Fischmarktes führte aber nach breiter Diskussion um
verkehrspolitische Zielsetzungen für die Altstadt letztlich im Jahr 1996 wieder
zur Rücknahme der Verkehrsbeschränkungen durch die damalige Stadtratsmehrheit. Historische Altstadtstruktur und frühere Lösungsansätze Häufig ist in mittelalterlichen Stadtstrukturen - aufgrund
deren runder bzw. ovaler Stadtumgrenzung – die Anlage eines
„Erschließungsrings“ für beide Fahrtrichtungen naheliegend. Wegen
der spezifischen Lage Regensburgs an der Donau wären solche naheliegenden
Lösungen nur bei Realisierung mehrerer Brückenverbindungen umsetzbar gewesen.
Diese werden letztlich bis heute über den Flächennutzungsplan zwar noch
gesichert und als Optionen offengehalten, bei einer Realisierung lägen diese
Brücken für den motorisierten Individualverkehr aber für heutige Verhältnisse
deutlich zu nah an der Altstadt. Neben den finanziellen Aufwendungen wären solche
altstadtnahen Brückenprojekte für den Individualverkehr heute weder fachlich zu
vertreten noch durchsetzbar. Mit der Mitte der 90er-Jahre veranlassten Sperrung der
Donauparallele, als Antwort auf die Belastung der Altstadt durch Kfz-Verkehr,
wurde aber dann de facto ein Sackgassenpaar (je vom Westen bzw. Osten kommend
bis zum Fischmarkt) installiert, das nur unter Ausnutzung der im Vorgriff
geschaffenen Altstadt-Südumgehung funktionieren konnte und von den Kraftfahrern
gute Netzkenntnis abverlangte. Mit diesem – auch in den Darstellungen zum
Verkehrsentwicklungsplan – vorgeschlagenen System wäre letztlich der
Verkehr in beiden Fahrtrichtungen hufeisenförmig je im „Halbkreis“
um bzw. in die Altstadt geführt worden. Problematisch dabei sind Situationen,
in denen z.B. bei der Suche nach einem Hotel ein Wenden erforderlich wird. Neuere Ansätze Die o.g. Aspekte haben zu konzeptionellen Überlegungen mit
dem Ziel geführt, die Begreifbarkeit zu erhöhen und die Erreichbarkeit zu
sichern. Kern ist, einen gewissen Durchgangsverkehr auf der
„Donauparallele“ zu akzeptieren und eine innere
Altstadterschließung aufzubauen, in dem letztlich der Verkehr im
Uhrzeigersinn (stets als Rechtsabbieger an den Knotenpunkten) geführt wird. Auf
diese Führung wäre dann die Wegweisung (Hotellerie, neues Parkleitsystem etc.)
abzustimmen. Die entscheidende Teilunterbrechung erfolgt an der Engstelle
„Wurstkuchl“: An dieser touristisch und im Sinne der
Barrierefreiheit wichtigen Stelle ist vorgesehen, den allgemeinen Verkehr nur
noch in Richtung Osten passieren zu lassen. Die Fahrtrichtung West wird
beschränkt auf Linienbusverkehre. Für die Freigabe der Engstelle selbst ist
eine signalisierte „Schleuse“ angedacht, ähnlich einer
Baustellensituation, die über den Bereich zwischen Weiße-Hahnen-Gasse und
Brückstraße reicht. Im weiteren Verlauf der Donauparallele blieben jeweils die
entgegen gesetzten Fahrtrichtungen zugelassen („unechte
Einbahnstraße“). Damit ist ein umständliches Wenden i.d.R. entbehrlich,
der Verkehr kann nach Osten abfahren. Mit diesem System kann sich auch der
Kunden- und Lieferverkehr zur Altstadt arrangieren. Durch diese „gerichteten“
Verkehrsströme über Thundorfer- zur D.-Martin-Luther-Straße,
Ernst-Reuter-Platz, Altstadt-Südumgehung, Kumpfmühler-, Wittelsbacher-,
Jakobstraße, Weißgerbergraben und dann wieder zur Kepler-/Thundorfer Straße
wird auch der vom Domplatz abfließende Verkehr am Ende der Weißen-Hahnen-Gasse
nach Osten geleitet. Alle Einrichtungen und Geschäfte bleiben anfahrbar. Was die Situation im Bahnhofsvorfeld betrifft, gehen die
Überlegungen von Folgendem aus: Mit dem Bau der Friedenstraße existiert im Stadtgebiet eine
weitere leistungsfähige Alternative - auch zur Fahrt über die o.g.
Altstadt-Südumgehung. Die Altstadt-Südumgehung hat das große Manko, dass mit
ihr und der heute dort vorhandenen Verkehrsmenge keine unbeeinträchtigte
Wegeverbindung über die Maximilianstraße zwischen Bahnhof und Altstadt als
Baustein der Innenentwicklung von Regensburg ermöglicht werden kann. Im
Weiteren ist die Altstadt-Südumgehung insbesondere für ortsfremde
Verkehrsteilnehmer kaum als „Umgehung“ aufgrund der z.T. sehr unklaren
Führung wahrnehmbar. So kommt es z.B. auf dem Weg vom Westen zur östlichen
Altstadt zu dem Problem, dass Verkehrsteilnehmer Richtung
D.-Martin-Luther-Straße am Ernst-Reuter-Platz links abbiegen wollen, statt von
der Bahnhofstraße kommend unter der Galgenbergbrücke hindurch als
Rechtsabbieger die D.-Martin-Luther-Straße zu erreichen. Unter Einbeziehen der Friedenstraße – und Rücknahme
der Bedeutung der Altstadt-Südumgehung – lässt sich in einem weiteren
Schritt auch das Verkehrssystem im südlichen Altstadtbereich eindeutiger ordnen
und die Verkehrsführung verbessern. Beratungsstand Die Diskussionen über altstadtnahe RKK-Standorte, die Fragen
zur Verkehrsführung am Domplatz oder zur Verkehrsentlastung des Arnulfsplatzes,
haben im Planungs- und Baureferat die Überzeugung reifen lassen, dass ein
System wie oben beschrieben als Schritt in die richtige Richtung zu bewerten
ist, wenn sich der mit dem „Quasi-Einbahnsystem“ zwangsläufige
Zusatzverkehr an den Knoten abwickeln lässt. Auch die Planung für ein
altstadtnahes Kultur- und Kongresszentrum – einst am Donaumarkt und nun
aktuell am Ernst-Reuter-Platz – gaben bereits mehrfach Anlass, das
Altstadterschließungssystem weiter zu entwickeln und die Zielsetzung, den
motorisierten Individualverkehr auf den Verkehrsflächen, die an die unmittelbar
historische Bausubstanz angrenzen, weiter zu reduzieren. Im Focus stand dabei
stets, den hier ungewollten Durchgangsverkehr zu Gunsten des öffentlichen Personennahverkehr
und einer höheren Aufenthaltsqualität
weiträumig anders zu führen. Daher wird vorgeschlagen, dass sich die Verwaltung intensiv
mit den noch offenen Fragen auseinandersetzt, und dann – ohne weitere
aufwendige Verkehrsuntersuchungen – in eine Testphase einsteigt. Weiteres Vorgehen und Umsetzungsaufwand Grundsätzlich werden zwei Möglichkeiten zur Einführung der
Änderungen am Verkehrssystem im Bereich der Altstadt gesehen: So wäre die Umsetzung ·
probeweise
innerhalb eines begrenzten Zeitraums (begleitet z.B. von Verkehrserhebungen
bzw. Befragungen der Verkehrsteilnehmer) ·
oder
als dauerhafter Beschluss denkbar. Aus Sicht der Verwaltung bietet sich gerade für die Altstadt
eine Erprobungsphase an, bei der sich zunächst Erfahrungen sammeln lassen, ohne
dass die Änderungen z.B. gegenüber Altstadtkaufleuten oder Verkehrsteilnehmern
als „unumstößlich“ kommuniziert werden. Im Nachgang der
Erprobungsphase steht ein Rückblick und die Entscheidung zum weiteren Vorgehen.
Werden die Anpassungen auf den Bereich an der Wurstkuchl beschränkt, kann mit
einfachen straßenverkehrsrechtlichen Anordnungen, und baulichen Einengungen der
Flächen für den Fahrverkehr, z.B. durch sog. Leitschwellen sowie durch den
Betrieb einer provisorischen Lichtsignalanlage kostengünstig die zu testende
Verkehrssituation geschaffen und – im Falle einer notwendigen Rücknahme
– ohne Aufwand die heutige Situation wieder hergestellt werden. Der
Ausschuss beschließt: ·
Der Bericht zur Weiterentwicklung des Verkehrssystems in der
Altstadt wird zur Kenntnis genommen. ·
Die Verwaltung wird ermächtigt, nach Klärung von Detailregelungen
das neue Verkehrssystem mit dem Eingriff im Bereich der Wurstkuchl
(Einbahnregelung für den motorisierten Individualverkehr in West-Ost-Richtung,
alternierende Linienbusführung) probeweise für den Zeitraum von einem Jahr ab den
Osterferien 2010 umzusetzen. ·
Die Erprobungsphase ist durch Beobachtungen der Verkehrssituation
sowie durch das Sammeln von Anregungen Betroffener zu begleiten. Nach der
Erprobungsphase ist dem Stadtrat erneut zu berichten und die endgültige
Entscheidung über die Verkehrsregelung herbeizuführen. ·
Bereits in der Erprobungsphase sind provisorische Verbesserungen
in der barrierefreien Führung von Fußgängern zwischen Brücktor und
Weiße-Hahnen-Gasse sowie zwischen dem Marc-Aurel-Ufer und der Steinernen Brücke
vorzunehmen. ·
Über die Verbesserungen hinsichtlich der Fußgängerverkehrsführung
im Bereich zwischen Hauptbahnhof und Maximilianstraße wird zu einem späteren
Zeitpunkt – frühestens im Zusammenhang mit dem RKK oder nach Abschluss
der o.g. Erprobungsphase - entschieden.
Anlagen:
· Beschluss des Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen vom 08.02.2007 · Konzeptskizze für ein neues Altstadt-Verkehrssystem
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