Vorlage - VO/09/4682/61  

 
 
Betreff: Weiterentwicklung des Verkehrssystems zur Altstadterschließung
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Stadtplanungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Vorberatung
29.09.2009 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen zurückgestellt   
28.10.2009 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                            

 

 

Sachverhalt: 

 

 

Hintergrund

 

Mit Beschluss des Ausschusses am 08.02.2007 (vgl. Anlage Beschluss) zum Thema „Domplatz mit dessen Anschlussstraßen“ wurde die Verwaltung beauftragt, das System der Altstadterschließung weiterzuentwickeln. Insbesondere die Erreichbarkeit und die Begreifbarkeit sollen dabei im Vordergrund stehen. Dabei stand die damalige Ausschussbehandlung auch im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Alten Kornmarktes, für den - vor Versetzen des Reiterstandbildes - zunächst städtebauliche Zielvorgaben erarbeitet werden sollten. Nachdem zur Standortbestimmung des Denkmals aber aus denkmalpflegerischer Sicht kein Spielraum bestand, wurden die Planungen zur Umgestaltung des Alten Kornmarktes vorerst nicht fortgeführt. Unabhängig davon, stand und steht die verkehrliche Situation auf diesem und dem Domplatz immer wieder im Fokus der Diskussion. Grundsätzlich ist zur Frage der Verkehrsführung in der Altstadt mit Beschluss zum Verkehrsentwicklungsplan im Jahre 1997 festgelegt, dass zur weiteren Attraktivitätssteigerung der Altstadt die „Reduzierung des Kfz-Verkehrs auf der Achse Kepler-/Thundorferstraße“ befürwortet wird. Zwar sind Maßnahmen hierzu auch in der Kurzfassung des Verkehrsentwicklungsplanes skizzenhaft dargestellt, die Umsetzung einer Sperrung im Bereich des Fischmarktes führte aber nach breiter Diskussion um verkehrspolitische Zielsetzungen für die Altstadt letztlich im Jahr 1996 wieder zur Rücknahme der Verkehrsbeschränkungen durch die damalige Stadtratsmehrheit.

 

 

Historische Altstadtstruktur und frühere Lösungsansätze

 

Häufig ist in mittelalterlichen Stadtstrukturen - aufgrund deren runder bzw. ovaler Stadtumgrenzung – die Anlage eines „Erschließungsrings“ für beide Fahrtrichtungen naheliegend. Wegen der spezifischen Lage Regensburgs an der Donau wären solche naheliegenden Lösungen nur bei Realisierung mehrerer Brückenverbindungen umsetzbar gewesen. Diese werden letztlich bis heute über den Flächennutzungsplan zwar noch gesichert und als Optionen offengehalten, bei einer Realisierung lägen diese Brücken für den motorisierten Individualverkehr aber für heutige Verhältnisse deutlich zu nah an der Altstadt. Neben den finanziellen Aufwendungen wären solche altstadtnahen Brückenprojekte für den Individualverkehr heute weder fachlich zu vertreten noch durchsetzbar.

 

Mit der Mitte der 90er-Jahre veranlassten Sperrung der Donauparallele, als Antwort auf die Belastung der Altstadt durch Kfz-Verkehr, wurde aber dann de facto ein Sackgassenpaar (je vom Westen bzw. Osten kommend bis zum Fischmarkt) installiert, das nur unter Ausnutzung der im Vorgriff geschaffenen Altstadt-Südumgehung funktionieren konnte und von den Kraftfahrern gute Netzkenntnis abverlangte. Mit diesem – auch in den Darstellungen zum Verkehrsentwicklungsplan – vorgeschlagenen System wäre letztlich der Verkehr in beiden Fahrtrichtungen hufeisenförmig je im „Halbkreis“ um bzw. in die Altstadt geführt worden. Problematisch dabei sind Situationen, in denen z.B. bei der Suche nach einem Hotel ein Wenden erforderlich wird.

 

 

Neuere Ansätze

 

Die o.g. Aspekte haben zu konzeptionellen Überlegungen mit dem Ziel geführt, die Begreifbarkeit zu erhöhen und die Erreichbarkeit zu sichern. Kern ist, einen gewissen Durchgangsverkehr auf der „Donauparallele“ zu akzeptieren und eine innere Altstadterschließung aufzubauen, in dem letztlich der Verkehr im Uhrzeigersinn (stets als Rechtsabbieger an den Knotenpunkten) geführt wird. Auf diese Führung wäre dann die Wegweisung (Hotellerie, neues Parkleitsystem etc.) abzustimmen. Die entscheidende Teilunterbrechung erfolgt an der Engstelle „Wurstkuchl“: An dieser touristisch und im Sinne der Barrierefreiheit wichtigen Stelle ist vorgesehen, den allgemeinen Verkehr nur noch in Richtung Osten passieren zu lassen. Die Fahrtrichtung West wird beschränkt auf Linienbusverkehre. Für die Freigabe der Engstelle selbst ist eine signalisierte „Schleuse“ angedacht, ähnlich einer Baustellensituation, die über den Bereich zwischen Weiße-Hahnen-Gasse und Brückstraße reicht. Im weiteren Verlauf der Donauparallele blieben jeweils die entgegen gesetzten Fahrtrichtungen zugelassen („unechte Einbahnstraße“). Damit ist ein umständliches Wenden i.d.R. entbehrlich, der Verkehr kann nach Osten abfahren. Mit diesem System kann sich auch der Kunden- und Lieferverkehr zur Altstadt arrangieren. Durch diese „gerichteten“ Verkehrsströme über Thundorfer- zur D.-Martin-Luther-Straße, Ernst-Reuter-Platz, Altstadt-Südumgehung, Kumpfmühler-, Wittelsbacher-, Jakobstraße, Weißgerbergraben und dann wieder zur Kepler-/Thundorfer Straße wird auch der vom Domplatz abfließende Verkehr am Ende der Weißen-Hahnen-Gasse nach Osten geleitet. Alle Einrichtungen und Geschäfte bleiben anfahrbar.

 

Was die Situation im Bahnhofsvorfeld betrifft, gehen die Überlegungen von Folgendem aus:

Mit dem Bau der Friedenstraße existiert im Stadtgebiet eine weitere leistungsfähige Alternative - auch zur Fahrt über die o.g. Altstadt-Südumgehung. Die Altstadt-Südumgehung hat das große Manko, dass mit ihr und der heute dort vorhandenen Verkehrsmenge keine unbeeinträchtigte Wegeverbindung über die Maximilianstraße zwischen Bahnhof und Altstadt als Baustein der Innenentwicklung von Regensburg ermöglicht werden kann. Im Weiteren ist die Altstadt-Südumgehung insbesondere für ortsfremde Verkehrsteilnehmer kaum als „Umgehung“ aufgrund der z.T. sehr unklaren Führung wahrnehmbar. So kommt es z.B. auf dem Weg vom Westen zur östlichen Altstadt zu dem Problem, dass Verkehrsteilnehmer Richtung D.-Martin-Luther-Straße am Ernst-Reuter-Platz links abbiegen wollen, statt von der Bahnhofstraße kommend unter der Galgenbergbrücke hindurch als Rechtsabbieger die D.-Martin-Luther-Straße zu erreichen.

 

Unter Einbeziehen der Friedenstraße – und Rücknahme der Bedeutung der Altstadt-Südumgehung – lässt sich in einem weiteren Schritt auch das Verkehrssystem im südlichen Altstadtbereich eindeutiger ordnen und die Verkehrsführung verbessern.

 

 

Beratungsstand

 

Die Diskussionen über altstadtnahe RKK-Standorte, die Fragen zur Verkehrsführung am Domplatz oder zur Verkehrsentlastung des Arnulfsplatzes, haben im Planungs- und Baureferat die Überzeugung reifen lassen, dass ein System wie oben beschrieben als Schritt in die richtige Richtung zu bewerten ist, wenn sich der mit dem „Quasi-Einbahnsystem“ zwangsläufige Zusatzverkehr an den Knoten abwickeln lässt. Auch die Planung für ein altstadtnahes Kultur- und Kongresszentrum – einst am Donaumarkt und nun aktuell am Ernst-Reuter-Platz – gaben bereits mehrfach Anlass, das Altstadterschließungssystem weiter zu entwickeln und die Zielsetzung, den motorisierten Individualverkehr auf den Verkehrsflächen, die an die unmittelbar historische Bausubstanz angrenzen, weiter zu reduzieren. Im Focus stand dabei stets, den hier ungewollten Durchgangsverkehr zu Gunsten des öffentlichen Personennahverkehr und einer höheren Aufenthaltsqualität  weiträumig anders zu führen.

Daher wird vorgeschlagen, dass sich die Verwaltung intensiv mit den noch offenen Fragen auseinandersetzt, und dann – ohne weitere aufwendige Verkehrsuntersuchungen – in eine Testphase einsteigt.

 

 

Weiteres Vorgehen und Umsetzungsaufwand

 

Grundsätzlich werden zwei Möglichkeiten zur Einführung der Änderungen am Verkehrssystem im Bereich der Altstadt gesehen:

So wäre die Umsetzung

 

·            probeweise innerhalb eines begrenzten Zeitraums (begleitet z.B. von

            Verkehrserhebungen bzw. Befragungen der Verkehrsteilnehmer)

·            oder als dauerhafter Beschluss

 

denkbar.

 

Aus Sicht der Verwaltung bietet sich gerade für die Altstadt eine Erprobungsphase an, bei der sich zunächst Erfahrungen sammeln lassen, ohne dass die Änderungen z.B. gegenüber Altstadtkaufleuten oder Verkehrsteilnehmern als „unumstößlich“ kommuniziert werden. Im Nachgang der Erprobungsphase steht ein Rückblick und die Entscheidung zum weiteren Vorgehen. Werden die Anpassungen auf den Bereich an der Wurstkuchl beschränkt, kann mit einfachen straßenverkehrsrechtlichen Anordnungen, und baulichen Einengungen der Flächen für den Fahrverkehr, z.B. durch sog. Leitschwellen sowie durch den Betrieb einer provisorischen Lichtsignalanlage kostengünstig die zu testende Verkehrssituation geschaffen und – im Falle einer notwendigen Rücknahme – ohne Aufwand die heutige Situation wieder hergestellt werden.

 

 

Der Ausschuss empfiehlt

 

Der Ausschuss beschließt:

 

 

·                     Der Bericht zur Weiterentwicklung des Verkehrssystems in der Altstadt wird zur Kenntnis genommen.

 

·                     Die Verwaltung wird ermächtigt, nach Klärung von Detailregelungen das neue Verkehrssystem mit dem Eingriff im Bereich der Wurstkuchl (Einbahnregelung für den motorisierten Individualverkehr in West-Ost-Richtung, alternierende Linienbusführung) probeweise für den Zeitraum von einem Jahr ab den Osterferien 2010 umzusetzen.

 

·                     Die Erprobungsphase ist durch Beobachtungen der Verkehrssituation sowie durch das Sammeln von Anregungen Betroffener zu begleiten. Nach der Erprobungsphase ist dem Stadtrat erneut zu berichten und die endgültige Entscheidung über die Verkehrsregelung herbeizuführen.

 

·                     Bereits in der Erprobungsphase sind provisorische Verbesserungen in der barrierefreien Führung von Fußgängern zwischen Brücktor und Weiße-Hahnen-Gasse sowie zwischen dem Marc-Aurel-Ufer und der Steinernen Brücke vorzunehmen.

 

·                     Über die Verbesserungen hinsichtlich der Fußgängerverkehrsführung im Bereich zwischen Hauptbahnhof und Maximilianstraße wird zu einem späteren Zeitpunkt – frühestens im Zusammenhang mit dem RKK oder nach Abschluss der o.g. Erprobungsphase - entschieden.

 

Anlagen:

 

Anlagen:

 

·           Beschluss des Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen               vom 08.02.2007

·           Konzeptskizze für ein neues Altstadt-Verkehrssystem

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 2007-02-08_Anlage-Beschluss (559 KB)    
Anlage 2 2 2009-09_Anlage-Verkehrskonzept_Altstadt (845 KB)