Vorlage - VO/10/5463/65  

 
 
Betreff: Maßnahmenbeschluss Klärwerk Regensburg
Erneuerung der BHKW ? Anlage
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Tiefbauamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Vorberatung
08.07.2010 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   
Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung
29.07.2010 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                            

 

 

Sachverhalt: 

 

1. Bestehende Situation und Veranlassung

Im Klärwerk Regensburg werden derzeit 3 Blockheizkraftwerke – Module (BHKW-Module) zur Erzeugung von Strom und Wärme aus Klärgas betrieben. Dabei kann durch den erzeugten Strom (ca. 7,2 MWh/a) bis zu 70 % des Eigenbedarfs gedeckt werden. Die anfallende Wärmeenergie wird ebenfalls überwiegend für die Erwärmung des Faulschlammes und für die Gebäudeheizung genutzt.

Die BHKW-Module wurden im Jahr 1993 erneuert und weisen derzeit (Stand Januar 2010) eine durchschnittliche Betriebsdauer von ca. 75.000 Betriebsstunden auf. Mit dem Erreichen von 80.000 Betriebsstunden wäre eine nochmalige Grund­überholung der Module erforder­lich. Aufgrund der damit anstehenden Kosten und der schwierigen Ersatzteilbeschaffung im Bereich der Steuer- und Regelungstechnik ist dies unwirtschaftlich und technisch nicht mehr sinnvoll. Die BHKW-Module müssen daher im Jahr 2012 erneuert werden.

Im Zuge der Vorentwurfsplanung wurden auch alternative Techniken für die Klärgasverstromung untersucht.  Bei den derzeit verfügbaren Techniken wie z. B. bei der Gasturbinen- und der Brennstoffzellentechnik kann ein wirtschaftlicher Einsatz nicht dargestellt werden. Die weiteren Planungen beschränken sich daher auf die Einsatzmöglichkeiten von gasmotorischen Anlagen.

Aufgrund der Innovationen im Bereich der Gasmotorentechnik konnte der elektrische Wirkungsgrad der BHKW - Module von ca. 33 % auf ca. 40% gesteigert werden. Dadurch kann der Anteil der Eigenstromerzeugung mit den neuen Modulen um diesen Betrag gesteigert werden bzw. der Strombezug verringert werden.

Nachdem es sich bei der Erneuerung der BHKW Anlagen um eine Integration in einen Anlagenbestand handelt, wurde großer Wert auf eine weitgehende Nutzung des Bestandes gelegt. Die seit der letzten Erneuerung der Anlage eingetretenen Entwicklungen im Bereich der Gasproduktion und Veränderungen des Anlagenbestandes wurden in der Planung für die Neukonzeption der BHKW-Anlage und der Anlagenperipherie berücksichtigt und wirtschaftlich bewertet.

In der vorliegenden Entwurfsplanung wurde geprüft, inwieweit sich Ausgangsparameter geändert haben, die einen wesentlichen Einfluss auf die Auslegung der vorgeschlagenen Maßnahmen haben.

Dabei wurde im Wesentlichen die Veränderungen folgender Ausgangsparameter überprüft.

- Energieerzeugung (Klärgasproduktion)

- Energieverbrauch (Strom, Wärme)

- Versorgungsrechtliche Rahmenbedingungen
- Vergütung über (Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz) KWK-Gesetz
- Geplante Änderungen des Formaldehydgrenzwertes

- Aktualisierung von Angebotsnachfragen für die BHKW-Anlage

 

Die gewählten Maßnahmen für die Erneuerung der BHKW-Anlage wurden detailliert planerisch umgesetzt und in den Entwurfsplänen dargestellt.

 

2. Umfang der Maßnahme

Unter Berücksichtigung der Auswertungen der Ausgangsparameter sind für die Erneuerung der BHKW – Anlage folgende wesentliche Anpassungen, Änderungen und neue Anlagenteile erforderlich.

 

-     BHKW – Module

In der Motorenhalle sind derzeit 3 BHKW Module mit einer Brennstoffleistung (Primärenergie des Klärgases) von je 1500 KW installiert. Da die vorhandene Anlagentechnik (Gasversorgung, Abgasanlage, elektrotechnische Anbindung an das Mittelspannungsnetz, Einbindung in das Wärmeversorgungsnetz)  weiterhin genutzt werden soll, ist es sinnvoll die Systematik mit 3 Modulen beizubehalten. Aufgrund der kontinuierlichen Zunahme der jährlichen Gasproduktion aus den Faulbehältern muss jedoch eine Anpassung der Leistungsfähigkeit erfolgen, um das erzeugte Methangas energetisch nutzen zu können.

Die neue Motorengeneration wird daher auf eine Brennstoffleistung von je ca. 1700 KW pro Motor ausgelegt.

 

-     Generatoren

Die mechanische Energie wird wie bisher mittels Generatoren (Mittelspannung mit 6,3 KV) in elektrische Energie umgewandelt und in das Mittelsspannungsnetz des Klärwerks eingespeist. Die Generatoren müssen an die höhere Leistung der Motore angepasst werden und leisten künftig ca. 700 KW (elektrische Leistung) gegenüber bisher ca. 488 KW.

 

 

 

-     Einbindung in das Stromnetz

Unter Beibehaltung der 3 Anlagen kann die vorhandene Technik im Bereich der Mittelspannungsanlage im Wesentlichen beibehalten werden. Die vorhandenen Schaltschränke für die Ansteuerung der einzelnen Module sowie ein Zentral-Steuerschrank müssen aufgrund der speziellen Steuerungs- und Überwachungstechnik  erneuert werden.

 

-     Anbindung an das Prozessleitsystem

Die BHKW – Anlage soll für eine zentrale Betriebsführung an das vorhandene Prozessleitsystem angeschlossen werden. Damit kann eine Überwachung und Bedienung der Anlage von der Zentralen Leitwarte aus erfolgen.

 

-     Einbindung in das Wärmenetz

Mit dem Betrieb der  BHKW Anlage kann der Wärmebedarf für das Klärwerk über das ganze Jahr hinweg gedeckt werden. Die Abwärme aus den Motoren wird wie bisher in das Gesamtsystem der Heizung eingespeist und für den Wärmebedarf der Gesamtanlage genutzt. Nachdem sich die Volumenströme das Abgases wesentlich erhöhen müssen auch die Abhitzekessel für den Wärmeübertrag vom Abgas in den Wärmekreislauf erneuert werden.

Um eine Begrenzung der Rücklauftemperatur auf ca. 70°C zu ermöglichen, muss die überschüssige Wärmeenergie in den Sommermonaten über einen Tischkühler in die Luft abgeführt werden. Ein entsprechend dimensioniertes Rückkühlwerk wird im Zuge der Anpassungen des Heizungssystems im Heizkreislauf nachgerüstet.

 

-     Schallschutz

Die Neuanlage soll in den vorhandenen Schallschutzkabinen installiert werden. Damit kann der sehr wirksame Schallschutz beibehalten werden. Weitere Maßnahmen sind in diesem Bereich nicht zu erwarten

 

-     Abgasanlage

Durch die Erneuerung der BHKW Module, die einen größeren Abgasvolumenstrom aufweisen, ist eine Anpassung der Abgasanlage mit Wärmetauschern und Schalldämpfern notwendig. Die vorhandene Kaminanlage in der Motorenhalle kann weiter verwendet werden.

 

-     Klärgasversorgung

Das erzeugte Klärgas wird derzeit aus dem Niederdrucksystem (Faulbehälter – Niederdruckgasspeicher bei ca. 28 mbar) entnommen und über Verdichteraggregate bis auf 9 bar komprimiert und in die Hochdruckgasspeicheranlage eingespeist. Für den Betrieb der BHKW-Anlage wird das Gas aus den Behältern entnommen, und der Motorenanlage mit einem Gasdruck von ca. 100 mbar zugeführt. Im Zuge der Entwurfsplanung wurde der energetische Aufwand untersucht und einer verfahrenstechnischen Alternative gegenübergestellt. Dabei konnte eine Methangasversorgung der BHKW-Anlage mit einem Druck von ca. 160 mbar über ein Verdichteraggregat, (Bypass zur Hochdruckspeicheranlage) als wirtschaftliche Variante aufgezeigt werden. Die Klärgasversorgung wird im Rahmen der Erneuerungsmaßnahme entsprechend umgebaut. Die vorhandene Gasversorgung der BHKW – Anlage aus den Hochdruckgasbehältern wird aus Gründen der Versorgungssicherheit beibehalten.

 

-     Raumlufttechnik

Die Versorgung der Motorenhalle erfolgt über Lüftungsgeräte, die im Keller die Außenluft ansaugen und in das Kellergeschoß leiten. Aus dem Kellergeschoß wird die Luft über die Ventilatoren in den Schallschutzkapseln angesaugt und anschließend die erwärmte Luft in die Halle abgegeben. In den Sommermonaten kann es dabei zu hohen Raumtemperaturen kommen, da die Wärme in der Halle nicht abgeführt werden kann.

Im Zuge der Erneuerungsmaßnahme wird die Ansaugung im Keller mit einem Kühlregister ausgestattet und die erwärmte Abluft aus der Schalldämmkapsel in einem Kanalsystem gesammelt und an der Nordseite ins Freie geführt. Durch diesen Umbau kann der Volumenstrom für die Lüftungsgeräte verringert und damit auch der Verbrauch an elektrischen Energie reduziert werden.

 

-     Ölversorgung

Bisher wird das benötigte Motorenöl in Fässern in der Halle gelagert und bei den Wartungsarbeiten an den Motoren manuell entnommen und das Altöl in einen Sammeltank geleitet. Die neuen BHKW-Module verfügen standardmäßig über eine automatische Niveaustandsüberwachung in der Ölwanne. Damit erfolgt eine automatische Nachfüllung im laufenden Betrieb. Für die Realisierung eines automatischen Betriebs werden im Keller der Motorenhalle ein Frischöl- und ein Altöltank mit je ca. 2500 l installiert.

 

3. Genehmigungsverfahren

Für die Erneuerung der BHKW Anlagen ist ein Genehmigungsverfahren nach Bundes- Immissionsschutz Gesetz (BImSchG) durchgeführt werden. Dabei werden die Auswirkungen hinsichtlich der Abgaswerte und der Lärmemissionen eingehend geprüft.

 

4. Zeitplan für die Realisierung der Maßnahme

 

1.  Entwurfsplanung bis Ende                                                             Oktober 2009

 

2. Maßnahmenbeschluss

    ( Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt –

      und Wohnungsfragen)                                                                          Juli 2010

 

3. Maßnahmenbeschluss ( Plenum )                                                         Juli 2010

 

4. Anlagengenehmigung bis Ende                                                                    2010

 

5. Ausführungsplanung                                                                              Juni 2011

 

6. Ausgabe der Leistungsverzeichnisse                                         Dezember 2011

 

7. Vergabe der Leistungen für den Anlagenbau                                        April 2012

 

8. Baubeginn Anlagenbau                                                                           Mai 2012

 

9. Fertigstellung                                                                               Dezember 2012

     

 

5. Kosten, Beteiligung der Anschlussgemeinden

 

Für die Erneuerung der BHKW - Anlage wurden in der Kostenberechnung Investitionskosten in Höhe von 2.100.000 € ausgewiesen.

 

Entsprechend den vertraglichen Regelungen der Zweckvereinbarungen werden die Anschlussgemeinden an den Investitionskosten entsprechend ihrer jeweiligen Abwasserkontingente beteiligt.

Die Investitionskosten werden demnach wie folgt aufgeteilt:

 

Anschlussgemeinden (31,25 %)      =         656.250 €

Stadt Regensburg      (68,75 %)       =     1.443.750 €

                                                             ____________

                                  Summe :                 2.100.000 €

    

                                                     

Haushaltsmittel

 

Die Mittel für die Erneuerung der BHKW - Anlage sind im IP 2009 bis 2013 auf der Haushaltsstelle 1. 7103.9637  wie folgt eingeplant:

 

Ausgaben bis einschl. 2009           75.000 €

für das Jahr 2010 in Höhe von      25.000 €

für das Jahr 2011 in Höhe von     100.000 €

für das Jahr 2012 in Höhe von  1.750.000 €

für das Jahr 2013 in Höhe von     150.000 €

 

Der Ausschuss beschließt:

 

Der Ausschuss empfiehlt / Der Stadtrat beschließt:

 

Die Erneuerung der BHKW – Anlage für das Klärwerk Regensburg ist Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel im Jahr 2012 durch zu führen.

 

Anlagen:

 

Anlagen: