Vorlage - VO/11/6805/61  

 
 
Betreff: ExWoSt-Projekt Klimawandel; Teilprojekte A + B
Sachstand- und Zwischenbericht
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Stadtplanungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Entscheidung
26.07.2011 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag

                                                                                                            

 

 

Sachverhalt:             

 

ExWost-Forschungsprojekt „Kommunale Strategien zum Klimawandel“

 

 

1.              Bisherige Vorgänge

 

Im Oktober 2009 hatte sich die Stadt Regensburg um Teilnahme an dem Forschungsprojekt „Kommunale Strategien zum Klimawandel“ im Rahmen des experimentellen Wohnungs- und Städtebauprogramms des Bundesministeriums für Verkehr, Bauwesen und Städtebau (BMVBS) - im Folgenden kurz als „ExWoSt-Projekt Klimawandel“ bezeichnet - mit zwei Projektvorschlägen beworben. Ausschlaggebend für die Bewerbung waren drei parallele Projekte, mit denen die Verwaltung beauftragt ist: FNP/LP-Fortschreibung, Städtebauliches Rahmenkonzept Innenstadt (SRK) und Welterbe-Managementplan.

 

·           Ende 2009 erhielt Regensburg den Zuschlag und die Zusage auf Fördermittel in Höhe von ca. 78.000,-€ für beide Projektvorschläge aus der Bewerbung; Regensburg ist damit die einzige Teilnehmerkommune im Forschungsprogramm mit zwei Projekten!

·           Nach erfolgtem Zuschlag beauftragte der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen die Verwaltung mit der Durchführung. Innerhalb der Stadtverwaltung werden die Forschungsprojekte seit der Bewerbungsphase von einer referats- und ämterübergreifenden Projektgruppe – bestehend aus Mitarbeitern des Stadtplanungsamtes (Projektleitung), des Amtes für Stadtentwicklung und des Umwelt- und Rechtsamtes – bearbeitet. Auf diese Weise ist die Integration der Forschungsergebnisse in die laufenden o.a. Projekte gewährleistet: An allen drei Projekten wird kontinuierlich gearbeitet, Zwischenergebnisse werden jeweils im Planungsausschuss vorgestellt.

·           Im April 2010 fand die lokale Auftaktkonferenz für das Regensburger Projekt mit Vertretern der Bundes-Forschungsassistenz (BfoA) und des Bundesministeriums (BMVBS), sowie mit lokalen Forschungsassistenzen, Projektpartnern und städtischen Fachämtern statt.

Die Projektgruppe erstattet – zusammen mit den lokalen Forschungsassistenzen – die regelmäßigen Sachstands- und fachlichen Zwischenberichte an BfoA und BMVBS.

Außerdem fand am 18./19.05.2011 - auf Anregung der Bundesassistenz in Regensburg - die 2. Querschnittskonferenz für das Forschungsprojekt statt. Vertreter aus allen neun beteiligten Kommunen, sowie der BfoA und des BMVBS berichteten und diskutierten über die mittlerweile vorliegenden Zwischenergebnisse.

·           Für das Forschungsprojekt besteht auf der Internetseite der Stadt Regensburg eine Projekt-Homepage, auf der sich die interessierte Öffentlichkeit zu Zielen und Sachstand informieren kann. Die Homepage wird kontinuierlich aktualisiert und ergänzt; sie dient auch dem kontinuierlichen Dialog mit den Bürgern:

http://www.regensburg.de/leben/umwelt/klima/klimawandel-und-klimaanpassung/34648

 

2.              Aktueller Sachstand zum Teilprojekt A (FNP/LP + Umweltbericht)

 

Als lokale Forschungsassistenz ist die ARGE Prof. Jacoby-Beutler (München) für das Teilprojekt A Einführung von Klimaanpassungsstrategien im Rahmen der Flächennutzungsplan-Fortschreibung (im Folgenden kurz als Teilprojekt A „FNP“ bezeichnet) beauftragt worden. Die ARGE hat bisher folgende Module in den Grundzügen erarbeitet:

·           Leitlinien für eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in der Stadt Regensburg;

·           Verfahren und Methodik einer Umweltprüfung mit integrierter Klimafolgenabschätzung und Klimaanpassungsstrategie in der FN-Planung;

·           Konzeption für einen Leitfaden zur Integration der Klimafolgenabschätzung und Klimaanpassungsstrategie in die Umweltprüfung.

·           Außerdem arbeitet die ARGE derzeit gemeinsam mit Froelich&Sporbeck / Büro Bangert an der Konzeption für die Fortschreibung des Landschaftsplanes / Erstellung des Umweltberichtes, um die gewichtigen Aspekte von Klimawandel / Klimaanpassung im Umweltbericht integriert mit weiteren bauleitplanerischen Belangen behandeln zu können. Die Arbeit wird dadurch erleichtert, dass beide Fachplanergruppen in München tätig sind.

 

3.              Aktueller Sachstand zum Teilprojekt B (Altstadt)

 

Als lokale Forschungsassistenz ist die Fa. Valentum Consulting Group (Regensburg) für das Teilprojekt B „Prozessentwicklung Klimaanpassung Innenstadt im UNESCO-Welterbe (im Folgenden kurz als Teilprojekt B „Altstadt“ bezeichnet) beauftragt worden.

Projektleiter ist Dipl.-Geograph Joachim Scheid. Als zusätzliche Projektpartner sind die Firmen Agroluftbild Bauer (Obertraubling), IMM Infrarot-Messtechnik (Sünching) sowie der Deutsche Wetterdienst /DWD (München) beteiligt.

·           Während der sommerlichen Hitzeperiode im Juli 2010 sind diverse meteorologische Messungen sowie mehrere Thermoluftbild-Flüge durchgeführt worden. Ziel war insbesondere die Ermittlung und Darstellung des Temperaturverlaufs in der Altstadt im Morgen-Abend-Vergleich.

·           Ab dem 3.Quartal 2010 hat die Valentum Consulting Group mit ausgewählten Akteuren und Interessenvertretern in der Altstadt Fach-Interviews durchgeführt und anschließend zu Beginn des Jahres 2011 zwei moderierte themenbezogene Workshops veranstaltet.

·           Im Zwischenbericht zum Städtebaulichen Rahmenkonzept für die Innenstadt (SRK) vom 05.04.2011 ist die Einfügung der (Zwischen-) Ergebnisse des Forschungsprojektes in das SRK bestätigt worden; damit wird auch ein wesentliches Ziel des BMVBS erreicht: Die Umsetzung und Erprobung der Forschungsergebnisse in der kommunalen Praxis!

 

4.        Zwischenergebnisse zum Teilprojekt B (Altstadt)

 

Ein grundlegendes Ergebnis aus den von Valentum durchgeführten Interviews und Workshops war die Erkenntnis, dass in der Öffentlichkeit bisher kaum Kenntnisse über die detaillierten Aspekte des Klimawandels vorhanden sind.

Als Konsequenz daraus sollte die Stadt Regensburg in vielfältiger Weise bei den Bürgern das Bewusstsein über Folgen und Risiken des Klimawandels entwickeln und steigern.

 

Dieser Appell war auch in den zahlreichen, sehr unterschiedlichen Maßnahmevorschlägen der Workshop-Teilnehmer enthalten, die hier zusammengefasst werden:

 

Grün- und Freiflächen

Ein immer wiederkehrender Kristallisationspunkt in der Diskussion war die Frage, wie viel und wo die steinerne Altstadt (weitere) Grünstrukturen und Bäume vertragen könnte. Die Diskussion ging an manchen Stellen soweit, dass die Frage gestellt wurde, ob im Zuge des Klimawandels und seiner Folgen das strikte Leitbild der steinernen Altstadt nicht zumindest auf den Prüfstand gestellt werden müsste. Weitere Vorschläge waren:

·      Diverse Einzelvorschläge zur (Um-)Gestaltung des öffentlichen Raumes (Freiflächen, Wasser, Begrünung, Höfe, Verkehr);

·      gezielte Begrünungsaktionen für private Innenhöfe, zum Beispiel durch einen Wettbewerb „Unser Innenhof soll schöner werden“, oder die Schaffung von Anreizsystemen für die Begrünung und Entsiegelung von Innenhöfen;

·      Kartierung bestehender öffentlicher und privater Grün- und Freiflächen in der Altstadt mit anschließender Grünpotentialanalyse;

·      Beschattung / Begrünung von Freiflächen, Fassaden und Dächern;

·      Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum optimieren;

 

Wasser

Das Thema „Wasser“ wurde als geeignete „Grünergänzung“ in der historischen Altstadt intensiv diskutiert. Anregungen waren in diesem Zusammenhang unter anderem:

·           die Reaktivierung bestehender Brunnenanlagen zu prüfen,

·           zusätzliche (Trink-)Wassersysteme in der Altstadt zu installieren und

·           historische Bachläufe, zum Beispiel den unterirdischen Vitusbach in Teilen der Altstadt wieder sicht- und erlebbar zu machen.

Administrative Maßnahmen / weitergehende Untersuchungen

·           Regulierungen hinsichtlich ihrer „Klimawandelverträglichkeit“ überprüfen/anpassen: Städtische Gestaltungs- und Nutzungs-Satzungen und -Vorschriften für die Altstadt;

·           Durchführung einer Workshop-Reihe mit Fachleuten, Bürgern, Interessenvertretern und Stadtverwaltung zum Themenkomplex Klimawandel/Klimaanpassung/regenerative Energien/klimawandelgerechte Sanierung vs. Denkmalschutz im Welterbe Regensburg: Diverse technische und klimatische Daten erheben / untersuchen;

·           Modellprojekt für Klima-Anpassung im baulichen Bestand initiieren: Einzelgebäude (vorgeschlagen wurde das Haus der Musik) und/oder Sanierungsquartier;

·           Bündelung der Zuständigkeiten und Kompetenzen zum Themenkomplex Klimawandel/-Klimaanpassung als Querschnittsaufgabe bei einem „Klimaanpassungsmanager“;

·           Gesamtstädtische hydrologische Untersuchung, um Erkenntnisse über geothermische Potentiale zum Beispiel für die Kühlung zu gewinnen, aber auch um die Kanalkapazitäten hinsichtlich möglicher Engpässe bei Starkregenereignissen zu analysieren;

·           Potentialanalyse für Beschattungs- und sonstige temperaturregulierende Elemente.

 

Die Verwaltung schlägt vor, die Vorschläge auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen und dem Planungsausschuss anschließend darüber zu berichten.

 

(Der ausführliche Zwischenbericht zu den Workshops ist auf der Projekt-Homepage einsehbar).

 

Darüber hinaus hat die verwaltungsinterne Projektgruppe inzwischen ein Anwendungsexperiment initiiert: Vor einem Teil der Hof-Fassade des Neuen Rathauses (ehem. Arbeitsamt) sind im Frühjahr 2011 probeweise vier senkrechte Stahlseile (1m Abstand) angebracht und mit Knöterich und Hopfen bepflanzt worden, um die beschattende und temperatursenkende Wirkung überprüfen und demonstrieren zu können:

In den jetzt noch nicht beschatteten Innenräumen wird die Temperatur gemessen und aufgezeichnet. Später sollen dann die Temperaturen in den durch die Begrünung beschatteten Innenräumen sowie in Innenräumen ohne begrünte Südfassade gemessen werden.

Je nach gemessenen Temperaturunterschieden und Erfahrungen mit dem Lichteinfall könnte in Zukunft die gesamte Südfassade begrünt werden.

 

 

5.              Zeitplan

 

Das Forschungsprojekt endet im 1.Quartal 2012 mit dem Abschlussbericht. Bis dahin sind noch folgende Meilensteine vorgesehen: 

·           Fachlicher Zwischenbericht an BFoA: Ende August 2011

·           Halbzeitkonferenz mit allen Teilnehmern: September 2011 in Essen

·           Teilprojekt B (Altstadt): Referenzmessungen DWD, Thermoluftbilder: 2./3. Quartal 2011

·           Teilprojekt B (Altstadt): Formulierung Leitfaden und Erprobung erster Maßnahmen: 2011/12

·           Teilprojekt A (FNP/LP; Umweltbericht): Fertigstellung von Leitlinienentwurf, Konzeption und Leitfaden zur Integration der Klimafolgenabschätzung in den Umweltbericht: 2011/12

 

6.              Information und Beteiligung der Öffentlichkeit

 

·           Die kontinuierliche Information für die Öffentlichkeit im Internet findet seit Ende 2009 durch die Projekt Homepage statt.

Darüber hinaus berichten Presse und Medien unregelmäßig über das Forschungspro

jekt.

 

·           Bei den moderierten Themen-Workshops im Januar / Februar 2011 haben sich Akteure und Interessenvertreter aus der Bürgerschaft engagiert an dem Teilprojekt Altstadt beteiligt. Alle Teilnehmer haben den ausführlichen Zwischenbericht der Valentum Consulting Group erhalten.

 

 

 

U:\_Gesamt\3_abteilungsübergreifende-Projekte\FNP.LP.2025\Projektbearbeitung; Allg. SV; Protokolle\Beschlüsse\PA 26.07.2011\ExWoSt.doc

 


Der Ausschuss beschließt:

 

 

1.              Der Sachstands- und Zwischenbericht wird zur Kenntnis genommen.

 

2.              Die Anregungen der Akteure des ExWoSt-Teilprojekts „Altstadt“ (Pkt. B.4) werden zur Kenntnis genommen. Die Verwaltung wird beauftragt, die Anregungen auf ihre Realisierbarkeit hin zu prüfen und dem Ausschuss zu gegebener Zeit darüber zu berichten.