Vorlage - VO/11/7123/61  

 
 
Betreff: Welterbe-Managementplan
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Planungs- und Baureferat   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Entscheidung
07.02.2012 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                            

 

 

Sachverhalt:             

 

1.   Anlass

 

Ein Managementplan für eine Welterbestätte ist ein Planungs- und Handlungskonzept zur Festlegung von Zielen und Maßnahmen, mit denen der Schutz, die Pflege, die Nutzung und Entwicklung von Welterbestätten verwirklicht werden sollen. Mit der zum 1. Februar 2005 in Kraft getretenen Fassung der „Richtlinien für die Durchführung des Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ ist er für eingetragene UNESCO Welterbestätten zwingend erforderlich.

 

Der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen, der Kulturausschuss und der Ausschuss für Wirtschaft und Fremdenverkehr des Regensburger Stadtrats haben in ihrer gemeinsamen Sitzung am 03.07.2007 die Fortschreibung des gemeinsam mit dem Regensburger Welterbeantrag eingereichten Welterbe-Managementplans beschlossen.

 

Am 26.05.2009 beauftragte der Planungssauschuss die Stadtverwaltung, den Managementplan als integriertes, handlungsorientiertes Konzept zu entwickeln. Der Erarbeitungsprozess sollte von einem externen Moderator begleitet werden. Die Stadtverwaltung informierte den Planungsausschuss am 27.07.2010 und am 28.10.2009 über den Sachstand der Fortschreibung.

 

2.   Leitidee des Welterbe-Managementplans

 

Die Stadt Regensburg begreift den Erhalt ihres einzigartigen kulturellen Erbes als vorrangige Aufgabe. Zugleich sieht sie dieses Erbe auch als außergewöhnliches Potential und Impulsgeber für wirtschaftliche, soziale sowie umwelt- und klimabezogene Aktivitäten. Unter dem Leitgedanken, die nachhaltige Entwicklung der Stadt im Gleichgewicht zwischen dem Erhalt des historischen Erbes und der wirtschaftlichen Stärke der historischen Stadt zu verfolgen, strebt Regensburg mit der Erarbeitung des Managementplans Folgendes an:

 

-       Erhalt und Inwertsetzung des baukulturellen Erbes

-       Erhalt der Multifunktionalität der Altstadt

-       Steigerung der Attraktivität für Bewohner und Besucher der Stadt

-       Ausgleich von Interessens- und Nutzungskonflikten

-       Nutzung des Welterbetitels als Strategie im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklung

 

Der Managementplan legt Prinzipien, Grundsätze und Strukturen im Umgang mit dem Kulturerbe sowie die Ziele und Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege, zur Nutzung und zur Entwicklung des UNESCO-Welterbes Altstadt Regensburg mit Stadtamhof fest.

 

3.   EU-Projekt HerO als Hintergrund

 

Im Zeitraum 2008 bis 2011 leitete die Stadt Regensburg das EU-Städtenetzwerk HerO, in dem insgesamt neun europäische Städte gemeinsam Strategien zur nachhaltigen Entwicklung historischer Stadtlandschaften erarbeiteten. Im Austausch wurden innovative und pragmatische Lösungen entwickelt, die zur Förderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen und auch die Erarbeitung des Regensburger Welterbe-Managementplans bereicherten.

 

Der Planungsausschuss nahm den Abschlussbericht über das HerO-Städtenetzwerks am 11.10.2011 zur Kenntnis.

 

4.   Erarbeitung des Managementplans

 

Eine eigens für den Managementplan ins Leben gerufene Arbeitsgruppe entwickelte mit Unterstützung eines externen Moderators wesentliche Teile des Managementplans. Eine zweite tragende Säule für die Erarbeitung war der Welterbe-Dialog im Februar 2010. Hier waren die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich einzubringen und Ideen und Vorschläge für den Managementplan zu entwickeln.

 

Arbeitsgruppe Managementplan

Die Arbeitsgruppe Managementplan ist mit Vertreterinnen und Vertretern öffentlicher und privater Institutionen besetzt. Vorwiegend handelte es sich dabei um Akteure, die sich seit langem für die Entwicklung und den Schutz der Altstadt Regensburg mit Stadtamhof engagieren. Um ein effektives Arbeiten der Arbeitsgruppe sicherzustellen und einen intensiven Austausch zu garantieren, wurde die Teilnehmerzahl neben der Welterbekoordination auf 17 Einrichtungen begrenzt. Später, im Anschluss an den Welterbe-Dialog im Februar 2010, wurde die Arbeitsgruppe Managementplan um zwei weitere, unabhängige Akteure aus den Reihen der Bevölkerung ergänzt, die die Belange der Bürgerinnen und Bürger vertreten. Die in der Arbeitsgruppe aktiven Einrichtungen sind:

 

-          Aktionsgemeinschaft Altstadt e.V.,

-          Amt für Archiv und Denkmalpflege,

-          Amt für Stadtentwicklung,

-          Amt für Wirtschaftsförderung,

-          Bauordnungsamt,

-          Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege,

-          Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie,

-          Hauptabteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,

-          IHK Regensburg,

-          Kulturamt,

-          Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern,

-          Regensburg Tourismus GmbH,

-          Regierung der Oberpfalz,

-          Stadtmarketing Regensburg,

-          Stadtplanungsamt,

-          Umwelt- und Rechtsamt,

-          Welterbe Kulturfonds Regensburg die Förderer e.V.,

-          Welterbekoordination sowie

-          eine Vertreterin und ein Vertreter aus der Bürgerschaft.

 

rgerbeteiligung durch den „Welterbe-Dialog“

Die Beteiligung der Regensburger Bevölkerung spielte bei der Ausarbeitung des Managementplans eine besondere Rolle. Beim Thema Welterbe hat das partnerschaftliche Engagement von Bürgerinnen und Bürgern eine hohe Bedeutung. Der Welterbegedanke kann nicht allein durch Verwaltungshandeln lebendig gehalten werden.

 

Anfang 2010 hatte die Stadt daher eingeladen, um beim Welterbe-Dialog über die Zukunft des Welterbes zu diskutieren. Im Vorfeld der Bürgerbeteiligung hatte die Welterbe-Koordination aktiv für den Welterbe-Dialog geworben und über 70 interessierte Regensburgerinnen und Regensburger folgten der Einladung. An zwei Tagen wurden Fragestellungen rund um das Welterbe thematisiert. In Kleingruppen, bestehend aus Bürgern und Interessensvertretern, brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigene Maßnahmenvorschläge für alle Handlungsfelder des Managementplans ein.

 

Diese Maßnahmenvorschläge aus der Bürgerschaft wurden durch die Stadtverwaltung auf Umsetzungsfähigkeit geprüft und mit der Stadtspitze abgestimmt. Der Grund für abgelehnte Maßnahmen wurde schriftlich im Protokoll des Welterbe-Dialogs festgehalten. Dieses Protokoll des Welterbe-Dialogs wurde an alle Teilnehmer verschickt und zusätzlich auf der Internetseite der Stadt Regensburg veröffentlicht.

 

Beim Welterbe-Dialog wurde zudem entschieden, eine Bürgervertreterin und einen Bürgervertreter in die Managementplan-Arbeitsgruppe aufzunehmen. Diese Aufgabe nehmen Frau Dr. Micus und Herr Dr. Morsbach wahr.

 

Ausgangsanalyse

Am Beginn der Bearbeitung des Managementplans stand eine umfangreiche Ausgangsanalyse. Für das Welterbe-Ensemble liegen bereits zahlreiche Konzepte, Planungen und Instrumente vor. Deren Analyse machte deutlich, welche Herausforderungen und Potenziale mit dem Regensburger Welterbe verbunden sind. Auf dieser Grundlage konnte die Arbeitsgruppe den Handlungs- und Koordinierungsbedarf für die nachhaltige Entwicklung und den Schutz des Welterbegebiets festlegen.

 

5.   Aufbau des Managementplans

 

Der Managementplan entwirft eine Perspektive für das Welterbe Regensburg für die kommenden zehn bis 15 Jahre. In ihm sind zunächst alle Schutzinstrumente für das Welterbe aufgeführt sowie sämtliche relevanten Akteure. Ein gemeinsam entwickeltes Leitbild steht vor einem Handlungsleitfaden, in dem die Ziele und Maßnahmen für den Schutz und die Entwicklung des Welterbes Regensburgs aufgeführt sind. Die Beschreibung des Managementsystems ergänzt den Plan.

 

Leitbild

Das Leitbild für das Regensburger Welterbe ist die gemeinsam erarbeitete Vision dessen, wie sich das Welterbe zukünftig entwickeln soll und welcher Zustand erhalten bleiben soll. Dieses Leitbild ist somit Orientierungsrahmen dafür, Ziele, Maßnahmen und Entscheidungen konsequent und zielführend abzuleiten. Es lautet:

 

Regensburg ist stolz auf sein Welterbe und sich seiner daraus resultierenden Verantwortung bewusst auch zukünftigen Generationen gegenüber. Denn das UNESCO-Welterbe Altstadt Regensburg mit Stadtamhof ist einer der bedeutendsten Standortfaktoren für die Stadt Regensburg und ihre Region. Es ist

 

-       Zeugnis der europäischen Geschichte,

-       attraktiver Wohn- und Lebensraum für über 15 000 Menschen,

-       kulturelles Zentrum,

-       nationaler und internationaler touristischer Magnet,

-       zentraler Wirtschaftsstandort,

-       faszinierender Freizeit- und Erlebnisraum für Einheimische und Gäste,

-       der Image- und Identitätsträger nach innen und außen.

 

Um diese Bedeutung und Funktion für die Stadt und ihre Region zu erhalten und weiter auszubauen, strebt das Leitbild für das UNESCO-Welterbe Altstadt Regensburg mit Stadtamhof unter Ausgleich der vielfältigen Nutzungsinteressen Folgendes an:

 

1.              Das einzigartige UNESCO-Welterbe Altstadt Regensburg mit Stadtamhof Zentrum europäischer Geschichte ist in seiner Substanz zu erhalten und allen Bürgerinnen und Bürgern und Gästen begreifbar und erlebbar zu machen.

 

UND

 

2.              Das einzigartige UNESCO-Welterbe Altstadt Regensburg mit Stadtamhof ist als multifunktionaler und lebendiger Ort für alle Bürgerinnen und Bürger, für Gewerbetreibende und für Gäste zu bewahren und weiterzuentwickeln.

 

Handlungsfelder

Im Rahmen der Ausgangsanalyse kristallisierten sich folgende acht zentrale Handlungsfelder für den Managementplan heraus:

 

-          Bauliches Erbe

-          Kultur und Tourismus

-          Wirtschaft

-          Wohnen

-          Verkehr

-          Stadtgestaltung

-          Umwelt und Erholung

-          Bewusstseinsbildung und Forschung

 

Grundsätze, Ziele und Maßnahmen

r jedes der acht Handlungsfelder wurden sogenannte Grundsätze formuliert. Sie spezifizieren das Leitbild und stellen eine Richtschnur dar, anhand derer abgewogen werden kann, ob ein neues Konzept, eine neue Planung oder ein Vorhaben im Welterbe dem Leitbild der Altstadt Regensburg mit Stadtamhof entsprechen.

 

Zur Umsetzung des Leitbildes und der Grundsätze wurden für jedes Handlungsfeld einzelne Ziele formuliert. Diese konkretisieren, was im Rahmen des Handlungsfeldes in der Zukunft erreicht werden soll. Die Ziele wiederum werden durch konkrete Maßnahmen unterstützt, die ebenfalls im Handlungsleitfaden aufgeführt sind. Diese Maßnahmen gilt es in den kommenden Jahren vorrangig zu bearbeiten und umzusetzen, wobei die Umsetzung, wie unter Ziff. 6 beschrieben, vielfältigen Rahmenbedingungen unterliegt. Nicht jede Maßnahme wird sich umsetzen lassen.

 

Alle Grundsätze, Ziele und Maßnahmen sind im Kapitel Handlungsleitfaden des Managementplans zusammengefasst.

 

Managementsystem

Das Managementsystem soll durch das frühzeitige Erkennen von Gefahren für das Welterbe und durch die Koordinierung der Schutz- und Entwicklungsbedürfnisse den Schutz des Welterbes sicherstellen. Zudem soll es die Umsetzung und Fortschreibung des Managementplans unterstützen.

 

Ein wesentlicher Bestandteil des Managementsystems ist daher das sogenannte Monitoring, mit dem ein objektiver Überblick zur Entwicklung des Welterbes erlangt werden kann. So kann ein systematisches Monitoring objektive Daten liefern, um die Umsetzung des Managementplans zu kontrollieren. Dies ist eine wichtige Basis für die Fortschreibung des Managementplans. Zugleich lässt sich mit Hilfe des Monitorings auch kontrollieren, ob der Erhalt des Welterbes sowie die Entwicklung des Welterbegebiets entsprechend der Vorgaben der UNESCO gewährleistet sind.

 

Die Ergebnisse des Monitorings sollen somit auch zur Erstellung der von der UNESCO geforderten regelmäßigen Berichte über das Welterbe Regensburg dienen.

 

6.   Umsetzung des Managementplans

 

Eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Managementplans spielen die im Handlungsleitfaden aufgeführten Maßnahmen. Diese sollen schrittweise, abhängig von finanziellen Ressourcen, ihrer Kongruenz und ihrer Durchführbarkeit realisiert werden. Der Beschluss des Managementplans als Handlungsrichtlinie ersetzt dabei nicht erforderliche Maßnahmenbeschlüsse für einzelne Vorhaben.

 

Der Welterbe-Dialog hat gezeigt, wie wichtig das Engagement der Bürger für das Welterbe ist. Zahlreiche der aufgeführten Maßnahmen können nicht alleine durch die Stadtverwaltung umgesetzt werden, sondern bedürfen zur Realisierung der Unterstützung der Stadtgesellschaft im Rahmen von bürgerschaftlichem Engagement. Es ist daher geplant, den Welterbe-Dialog zukünftig regelmäßig durchzuführen. Zum einen wird die Öffentlichkeit so über die Entwicklung und Umsetzung des Managementplans informiert, zum anderen wird sie gleichzeitig eingeladen, sich weiterhin aktiv für das Welterbe Regensburg zu engagieren.

 

Das Monitoring, das der Kontrolle der Umsetzung und der Entwicklung dient, wird zukünftig wie im Managementplan beschrieben regelmäßig durchgeführt. Die Arbeitsgruppe Managementplan soll dafür regelmäßig, voraussichtlich mindestens einmal jährlich, zusammenkommen.

 


Der Ausschuss beschließt:

 

1.      Der Welterbe-Managementplan wird als Handlungsrichtlinie für den Schutz und die Weiterentwicklung der UNESCO-Welterbestätte Altstadt Regensburg mit Stadtamhof beschlossen.
 

2.      Gegenstand des Beschlusses sind die in den einzelnen Handlungsfeldern bezeichneten Ziele und Maßnahmen. Die weiteren Maßnahmenvorschläge sind nachrichtlich aufgeführt.

 

 

3.      Die Stadtverwaltung wird beauftragt, die Öffentlichkeit regelmäßig über die Umsetzung des Welterbe-Managementplans zu informieren und sie bei der Fortschreibung des Plans wieder zu beteiligen.

 

4.      Dem Stadtrat ist über den weiteren Fortgang zu berichten.

 

5.      Die Stadtverwaltung wird beauftragt, im Rahmen der Umsetzung des Welterbe-Managementplans ein regelmäßiges Monitoring durchzuführen. Die Ergebnisse des Monitorings dienen auch als Grundlage für die erforderlichen Berichte an die UNESCO.

 


 

Anlagen:

 

Managementplan

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 stadt_rgbg_managementplan_welterbe_jan_2012_screen (23150 KB)