Vorlage - VO/12/7510/46  

 
 
Betreff: Erweiterung und Sanierung des Präsidialpalais am Bismarckplatz zum Haus der Musik/Kinder- und Jugendtheater - Maßnahmebeschluss
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:1.
2. Kulturreferent Unger
Federführend:Sing- und Musikschule der Stadt Regensburg   
Beratungsfolge:
Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung
20.03.2012 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                    Sachverhalt:             

 

I.  Ausgangssituation

 

Das Amt für Hochbau und Gebäudeservice wurde im April 2010 mit der Erstellung einer Konzeptstudie für die Nutzung des Präsidialpalais am Bismarckplatz für Zwecke der Sing- und Musikschule sowier ein Kinder- und Jugendtheater beauftragt. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass die historische Gebäudestruktur für das kleinteilige Raumprogramm der Musikschule gut geeignet ist. Die notwendigen großen Säle für das Kinder- und Jugendtheater und für den Cantemus-Chor können mit einem zweigeschossigen Erweiterungsbau durch Schließen der Baulücke an der Südseite des Gebäudes nachgewiesen werden.

 

Mit Beschluss vom 25.11.2010 stimmte der Stadtrat dem Nutzungskonzept für ein Haus der Musik im Präsidialpalais zu und beauftragte die Verwaltung die Verkaufsverhandlungen für den Erwerb der Immobilie einzuleiten.

 

Mit Planungsauftrag vom 20.06./19.08.11 wurde das Amt für Hochbau und Gebäudeservice beauftragt die Planung für das Haus der Musik und das Kinder- und Jugendtheater zu erstellen und die erforderlichen Genehmigungen einzuholen.

 

Die Entwurfsplanung für den Erweiterungsbau wurde dem Gestaltungsbeirat zur Stellungnahme und den Nachbarn zur Unterschrift vorgelegt. Nach Zustimmung wurde der Vorbescheid am 19.12.2011 erteilt. Der Bauantrag wurde noch im Dezember 2011 beim Bauordnungsamt eingereicht.

 

 

II.  Art und Umfang der Maßnahme

 

Mit der Umsetzung der vorliegenden Planung wird die historische Bausubstanz bewahrt und die späteren Einbauten des 19. und 20. Jhd. zurückgebaut. Das Palais wird damit wieder auf die ursprüngliche historische Raumkonzeption zurückgeführt.

 

Die Belange des Denkmalschutzes und die technischen Anforderungen der neuen Funktion wurden in enger Zusammenarbeit mit dem BLfD abgestimmt und werden in den weiteren Arbeitsprozessen fortlaufend einbezogen.

 

Mit dem Umbau und der Nutzung des Gebäudes als Haus der Musik wird das Palais am Bismarckplatz in seiner ursprünglichen Bedeutung für die Öffentlichkeit wieder erlebbar.

 

 

Raumprogramm

 

Das Haus der Musik wird über den Haupteingang - mit vorgelagertem Portikus - vom Bismarckplatz aus erschlossen. Im Erdgeschoss versorgt eine kleine Cafeteria die Besucher. Die Anlieferung der Cafeteria erfolgt von der Schottenstraße durch eine Passage. Die schweren und lauten Instrumente (Klavier und Schlagzeug) sowie eine Werkstatt sind im Erdgeschoss vorgesehen.

 

Im 1. Obergeschoss, in der Belle Etage mit historischem Parkett und Stuckdecken - dürfen aus Gründen der Denkmalpflege keine baulichen Eingriffe für Schalldämm-Maßnahmen durchgeführt werden. Deshalb wird hier im Nord-West-Trakt des Palais die Verwaltung einziehen. An der Ostseite des Gebäudes wird nach Rückbau der Zwischenwände im historischen Ballsaal ein Veranstaltungsraum für ca. 100 Personen entstehen. Im Foyer des Saales wird ein Teil der Musikaliensammlung des Historischen Museums präsentiert. An der Süd-Ostseite des Palais wird ein digitales Video- und Tonstudio mit Regieraum für

Aufzeichnungen installiert. Im 1. und 2. Obergeschoss des ehemaligen Wohnhauses aus dem 15. Jhdt. ist eine Musikbibliothek mit Lesesaal geplant.

 

Im 2. Obergeschoss des Palais entsteht nach Rückbau der später eingezogenen leichten Trennwände ein Orchester-Probesaal mit ca. 108 qm. Der Dachraum über dem Saal wird akustisch geöffnet und wirkt als großer Resonanzkörper.

 

Der große Probesaal für den Cantemus-Chor für ca. 150 Personen ist im Obergeschoss des Erweiterungsbaues geplant. Dieser größte Saal wird über ein neues Treppenhaus im Westflügel erschlossen. Ein Glassteg im 2. OG überspannt den kleinen Innenhof.

 

Das Kinder- und Jugendtheater im südlichen Erweiterungsbau erhält einen eigenen Zugang vom Beraiterweg aus. Über ein zwischengeschaltetes Foyer erreicht man den großen Spielsaal mit ca. 165 qm und einer lichten Höhe von ca. 5,50 m. Die Nebenräume des Theaters Requisite, Maske, Garderoben und Toiletten sind im Altbau geplant.

 

Die Technik für das Haus der Musik und Theater ist im Untergeschoss des Neubaus und im kleinen Keller des Palais vorgesehen. Eine zweite Lüftungszentrale ist im Westtrakt des Dachgeschosses untergebracht.

 

Das Gebäude wird über eine innenliegende Rampe vom Beraiterweg aus behindertengerecht erschlossen. Ein Aufzug im Osttrakt verbindet alle Geschosse.

 

 

Vorhandene Bausubstanz und denkmalpflegerischer Mehraufwand

 

Die bestehende Fußbodenkonstruktion im Erdgeschoss (Holzbalken im Kiesbett) ist stark durch Moderfäule geschädigt. Die aufgehenden Wände sind durch aufsteigende Feuchtigkeit im Sockelbereich durchfeuchtet und zeigen Ausblühungen und Putzabplatzungen. Die bestehende Bodenplatte in den Fluren ist ebenfalls durch Risse und Ausblühungen geschädigt.

 

In allen erdgeschossigen Räumen wird die bestehende Bodenkonstruktion durch eine Betonbodenplatte auf Glasschaumgranulat ersetzt. Der historische Ziegelboden darunter soll aus denkmalkonservatorischen Gründen erhalten bleiben. Die Mauersockel werden saniert und durch eine Sockelheizung vor aufsteigender Feuchtigkeit geschützt. Durch den Ausbau der feuchten Kiesschicht und den Einbau einer kapillarbrechenden Schicht kann der Feuchteeintrag in die Wände minimiert werden.

 

Bedingt durch die großen Spannweiten, die nutzungsbedingten höheren Flächenlasten und die Schallschutzmaßnahmen müssen die Holzbalkendecken zum überwiegenden Teil statisch ertüchtigt werden. Die Ertüchtigungen erfolgen je nach Statik durch seitliche Anlaschungen mit Stahlprofilen bzw. Holz.

 

Die bestehenden Fehlböden müssen dazu ausgebaut und anschließend wieder neu mit verbessertem Schallschutz aufgebaut werden.

 

Der Innenanstrich im gesamten Gebäude wurde im Zuge der letzten Renovierung mit Dispersionsfarbe ausgeführt; deswegen kann der historische Kalkputz nicht ausreichend CO2 aus der Luft aufnehmen. Das BLfD fordert deshalb die Abnahme der Dispersionsfarbe in allen Räumen mit historischem Befund (EG, 1. OG, 2. OG).

 

Die vorhandenen Installationen in den Wänden und Decken werden komplett demontiert. Die neue Elektro- und Heizungsinstallation wird, soweit alte Trassen nicht verwendet werden können, als Aufputzinstallation ausgeführt. Der historische Dachstuhl ist durch Moderfäule und Insektenbefall stark geschädigt (Mauerlatten, Sparrenköpfe, Aufschieblinge ebenso wie die Balkenköpfe der Holzbalkendecken).

Geschädigte Holzbauteile des Dachstuhls und der Balken werden denkmalgerecht ausgewechselt. Fehlende Aussteifungen müssen ergänzt und die Sparren mit konstruktiven Anlaschungen versehen werden.

 

Gebäudedaten:

 

Nutzfläche

 

Palais

2.420 m²

Anbau

591 m²

Bruttorauminhalt

 

Palais

13.325 m³

Anbau

3.479 m³

 

III. Zeitlicher Ablauf

 

r die weiteren Architektenleistungen ab Leistungsphase 5 (Ausführungsplanung) wurde, nach Durchführung eines europaweiten VOF-Verfahrens, das Architekturbüro Karl und Probst, München zugeschaltet.

 

Zur Freimachung des Baugrundstückes an der Südseite des Palais sollen noch vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten archäologische Grabungen durchgeführt werden. Nach der Sicherung des Baufeldes mit Bohrpfählen können die Archäologen Suchgrabungen bis zum Spätsommer 2012 durchführen. Die Maßnahme muss im Jahr 2014 abgeschlossen sein.

 

IV. Finanzielle Auswirkungen

 

Die Gesamtkosten der Baumaßnahme (ohne Ausstattung, Kunst am Bau und Möblierung) wurden gem. Kostenberechnung vom 01.03.2012 mit 13.830.000,00 € ermittelt.

 

Zusammenstellung der Kostengruppen nach DIN 276:

 

 

KG 100/200

Grundstück u. Erschließung

123.000,00 €

KG 300

Bauwerk

6.650.000,00 €

KG 400

Technische Anlage

4.847.000,00 €

KG 500

Außenanlagen

90.000,00 €

KG 600

Ausstattung und Kunst am Bau

570.000,00 €

KG 700

Nebenkosten

2.120.000,00 €

 

Gesamtkosten

14.400.000,00 €

 

 

Die Erhöhung gegenüber der Kostenschätzung des IP 2011 - 2014 ergibt einen Mehrbedarf von 4,03 Mio. auf Grund denkmalpflegerischer Anforderungen und auf Grund eines erweiterten Ausstattungsbedarfs für das Kinder- und Jugendtheater.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

Finanzierung

 

r die voraussichtlichen Gesamtkosten von rd. 14,4 Mio. € (13,83 Mio. € Bau- und Technikkosten plus 0,57 Mio. € Ausstattungskosten[1]) wird folgende Finanzierung angestrebt:

 

- Der Verkauf des Gebäudes Kreuzgasse, durch den Verkauf

  eingesparte Sanierungsmittel Kreuzgasse sowie Eigenmittel

  (Verkauf des Gebäudes in der Kreuzgasse ist erst ab 2015 möglich)

8.900.000,00 €

- Konjunkturförderprogramm der UNESCO Welterbestätten

1.000.000,00 €

- Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Bayer. Landesstiftung,

  Kulturfonds Bayern, Städtebauförderung, FAG, EFRE, Bezirk

  Oberpfalz, Deutsche Stiftung Denkmalschutz und weitere

  Stiftungen, sowie Spenden und Sponsoring

4.500.000,00 €

Gesamt

14.400.000,00 €

 

Der Finanzierungsplan kann derzeit nur vorläufig angegeben werden, da bisher nur für die UNESCO Welterbestättenförderung ein entsprechender Bewilligungsbescheid vorliegt.

 

Weitere Zuschussanträge konnten aufgrund fehlender Unterlagen bisher noch nicht gestellt werden. Dies wird in den nächsten Wochen erfolgen.

 

Im gültigen Investitionsprogramm 2011 - 2015 sind für das Haus der Musik im UA 3331 Baukosten in Höhe von insgesamt 9,1 Mio. € eingestellt, denen Zuschusseinnahmen in Höhe von 4,5 Mio. € gegenüberstehen.

 

Die zusätzlich noch erforderlichen Ausgabemittel in Höhe von 5,3 Mio. €, sowie die aufgrund der Mehrkosten zu erwartenden Mehreinnahmen in Höhe von geschätzt 0,5 Mio. €, werden im Zuge der Fortschreibung im Investitionsprogramm 2012 - 2016 berücksichtigt. Die verbleibende Deckungslücke in Höhe von 4,8 Mio. €nnte durch Entnahme aus der Allgemeinen Rücklage geschlossen werden.

 

rme aus Abwasser

 

Die Sanierung des Präsidialpalais mit Erweiterungsbau wird aus dem Konjunkturförder-programm der UNESCO Welterbestätten mit 1,0 Mio. € gefördert.

 

Aus dem gleichen Förderprogramm wurde r die Wärmegewinnung am Donaumarkt im Zuge des Neubaus des Museums der Bayerischen Geschichte ebenso eine Förderung i.H.v. 500.000,00 € zugesagt.

 

Grundvoraussetzung für die Förderung nach dem Konjunkturförderprogramm ist ein Projektabschluss noch im Jahre 2014.

 

Nachdem mit dem Baubeginn des Museums aber nicht vor 2015/2016 zu rechnen ist, würde aufgrund des verspäteten Fertigstellungstermins (nicht vor 2018) eine Förderung für diesen Standort entfallen. Die Verwaltung hat deshalb vorgeschlagen, eine kleinere Abwasserwärmeanlage am Haus der Musik zu planen. Mit diesem Vorschlag ist der Zuschussgeber einverstanden.

 

Die Verwaltung wurde mit Beschluss des Bau- und Vergabeausschusses vom 13.03.2012 beauftragt, den Einsatz der Technik „rme aus Abwasser“ am Standort Haus der Musik zu untersuchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


[1]               ro und Unterrichtsmöbel € 150.000,--

              Ausstattung Konzertsaal € 25.000,--

              Ausstattung Musikbibliothek € 125.000,--

              Ausstattung Wegweiser, Schaukästen, Informationstafeln: € 20.000,--

              Vitrinen Musikinstrumentenausstellung: € 30.000,--

              Grundausstattung Tonstudio € 120.000,--

              Kunst am Bau € 100.000,--


Der Stadtrat beschließt die Sanierungsmaßnahme mit Erweiterung des Präsidialpalais am Bismarckplatz zum Haus der Musik und Kinder- und Jugendtheater entsprechend der Berichtsvorlage.

 

 


 

Anlagen:

 

Entwurfspläne  25.01.2012 (Übersichtspläne o.M.)

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 UG (156 KB)    
Anlage 2 2 EG (312 KB)    
Anlage 3 3 OG 1 (265 KB)    
Anlage 4 4 OG 2 (321 KB)    
Anlage 5 5 DG (522 KB)