Vorlage - VO/12/7760/61  

Sachverhalt:             

Anlass

Neubau des Museums der Bayerischen Geschichte sowie Neugestaltung des Donaumarktes

Mit Beschluss vom 11.10.2011 hat der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen die Verwaltung beauftragt, eine Ersatzlösung für den Wochenmarkt während der Bauzeit am Donaumarkt zu erarbeiten.

Am 20.03.2012 hat der Stadtrat der Stadt Regensburg entschieden, mit dem Freistaat Bayern einen Vertrag über die Errichtung eines Museums der Bayerischen Geschichte (MdBG) am Donaumarkt abzuschließen.

Der Donaumarkt wird für die Zeit der baulichen Umsetzung und der im Vorfeld notwendigen vorbereitenden Bautätigkeiten Baureifmachung (archäologischen Grabungen und Entmunitionierung) voraussichtlich im Zeitraum von Herbst 2012 bis 2018 nicht für den Wochenmarkt zur Verfügung stehen. Daher wird bereits im Herbst 2012 die Verlegung des Wochenmarktes notwendig und ein geeignetes Ausweichquartier erforderlich.

Bestandssituation

Der Regensburger Wochenmarkt hat einen eigenständigen Charakter: Er bedient Großkunden ebenso wie Kunden, die für ihren kurzfristigen Bedarf einkaufen. Die Kunden kommen sowohl aus dem städtischen Umfeld als auch aus dem Umland zu Fuß oder mit dem Rad aber auch mit dem PKW. Dieser besondere Charakter trägt im Wesentlichen dazu bei, dass der Markt derzeit hervorragend funktioniert und lebendig ist – auch ohne besonderes Ambiente und zum Teil unter ungünstigen Witterungsbedingungen (ungeschützte Lage am Fluss).

Standortauswahl

(Anlage 1: Standortuntersuchung)

Am 07.03.2012 wurde eine Informationsveranstaltung der Verwaltung für die Beschicker des Wochenmarktes am Donaumarkt zu möglichen Ausweich- oder Ersatzstandorten für den Wochenmarkt durchgeführt, bei der fast alle eingeladenen Marktbeschicker teilgenommen haben.

Als denkbare Ersatzstandorte wurden vorgestellt und erläutert:

1. Parkplatz im Bereich des ehemaligen Eisstadions in drei Varianten:

Der Platz ist für Kunden, die mit dem Auto kommen, grundsätzlich gut erreichbar. Bezüglich benutzbarer Kundenparkplätze ist jedoch zu erwarten, dass die bestehenden Parkplätze bereits regelmäßig ausgelastet sind und mögliche Kunden abwandern. Bei Aufgabe des Standortes Ernst-Reuter-Platz kommt dieser Bereich als künftiger Standort für das RKK in Frage. Somit müsste wiederum die Marktnutzung weichen.

2. Maximilianstraße

Hier wird bei einer Marktnutzung eine Beeinträchtigung der bestehenden Geschäftszugänge und Schaufenster gesehen.

3. Domplatz mit Altdorferplatz (alternativ mit Teilfläche Kornmarkt):

Aufgrund der zentralen Lage könnten neue Käuferschichten erschlossen werden.

Wegen der Ost-West-Lage des Domplatzes wird er allerdings als „zugig“ erachtet. Ebenso wird der Durchgangsverkehr als störend empfunden.

Beim Einkaufsverhalten ist zu erwarten, dass es Kunden gibt, die neben ihren Einkäufen in der Altstadt auch den Wochenmarkt besuchen („Koppelungeffekt“).

4. Alter Kornmarkt:

Der Standort bietet die Möglichkeit einer geschlossenen, windgeschützten Marktfläche. Parkmöglichkeiten bestehen im nahegelegenen Parkhaus Dachauplatz.

In der Diskussion sprach sich die Mehrheit der Marktbeschicker für einen Standort im Innenstadtbereich aus. Eine abschließende Abstimmung unter den Marktbeschickern, welcher Standort als Ersatzstandort bevorzugt wird, brachte folgendes Ergebnis:

§      Parkplatz im Bereich des ehemaligen Eisstadions:                3 Stimmen

§      Domplatz mit Altdorferplatz:                                                        11 Stimmen

§      Alter Kornmarkt:                                                                                    27 Stimmen

§      Keine Festlegung:                                                                                      2 Stimmen

Der Alte Kornmarkt bietet ein sehr gutes städtebauliches Ambiente, er ist zentral gelegen und für Fußgänger und Radfahrer gut erreichbar. Aus Sicht der Stadtentwicklung ist der Standort ein wichtiges Funktionselement und trägt zur Stärkung der Innenstadt bei.

Auch von Seiten der Altstadtkaufleute wird ein zentraler Standortvorschlag Domplatz oder Alter Kornmarkt ausdrücklich begrüßt, da ein Markt am Samstagvormittag insbesondere dazu beitragen würde, in den derzeit schwächeren Vormittagsstunden die Kundenfrequenz zu erhöhen. Der Wegfall von Kurzzeit-Parkplätzen wird demgegenüber als vertretbar erachtet.

Stadtgestaltung

Bestand

Der Alte Kornmarkt bietet mit der Vielzahl seiner platzbildenden, hochrangigen Einzelbaudenkmälern ein einzigartiges Raumgefüge mit einer signifikanten wie eigenständigen Kulisse für die historisch tradierte Marktnutzung.

Der Platz nimmt durch seine großzügige Begrünung eine Sonderstellung bei den sonst eher steinernen Platzstrukturen der Regensburger Altstadt ein. An der Nord-Ost Ecke des Platzes vor dem Eingangsturm des Instituts der Armen Schulschwestern befindet sich eine mächtige, raumprägende Platane, die als Naturdenkmal eingetragen ist. Der südseitige Platzabschluss parallel zur Alten Kapelle wird durch eine Reihe mit sieben Kastanien unterstützt. Darüber hinaus wird die Süd-West-Ecke des Platzes durch zwei weitere Bäume geschlossen.

Gestaltungskonzept für den Bereich Alter Kornmarkt

(Anlage 2: Gestaltungskonzept: Vorschlag für die Situierung der Marktstände)

Mit dem Votum der Marktbeschicker wurde der Alte Kornmarkt als Ausweichstandort für den Wochenmarkt detailliert untersucht und ein Gestaltungskonzept erarbeitet.

Kompaktes Marktbild:

Die 54 Marktbuden werden konzentriert im südlichen Bereich des Alten Kornmarktes situiert.

Die größeren Marktbuden stehen, gleich einer schützenden Wagenburg, an der Südseite der den Platz diagonal querenden Straßenfläche, schirmen mit ihrer Rückseite den fließenden Verkehr vom Marktgeschehen ab und bilden somit einen ruhigen Innenbereich. Die Marktfläche ist frei von störendem Durchgangsverkehr. Die Marktfläche wird im Westen von der Fassade des Herzogshofes und im Süden von der Baumreihe vor der Alten Kapelle begrenzt.

Der Standort bietet so die Möglichkeit einer sehr intimen, geschlossenen und geschützten Marktfläche.

Stellplätze:

Stellplätze für die Lieferfahrzeuge der Marktbeschicker können im nördlichen Platzbereich nachgewiesen werden (37 PKW-Stellplätze).

Öffentliche Stellplätze verbleiben am Domplatz; darüber hinaus können sie in direkter Nähe im Parkhaus Dachauplatz angeboten werden.

Notwendige Einzelmaßnahmen

(Anlage 3: erforderliche Maßnahmen)

Strom und Wasser:

Für die vorübergehende Nutzung als Wochenmarkt werden am neuen Standort Alter Kornmarkt Stromanschlüsse sowie eine Wasserzapfstelle erforderlich.

Toiletten:

Für den Wochenmarkt soll ein fest installierter WC-Container vorgesehen werden. Die Toiletten dienen ausschließlich den Marktbeschickern. Eine öffentliche WC-Anlage am Alten Kornmarkt wird für nicht notwendig erachtet, da in nur 200 m Entfernung Toiletten für die Öffentlichkeit (Dachauplatz, Neupfarrplatz) zur Verfügung stehen.

Der WC-Container soll im südlichen Anschluss an den bestehenden Dönerstand, im Abstand von etwa 9 m vor der Ostfassade des Herzogshofes, aufgestellt werden.

Des Weiteren müssen diverse Einbauten, wie Absperrpoller oder Abfalleimer abmontiert oder verlegt werden. Für die Wertstoffcontainer (Glas und Altkleider) wird ein Alternativstandort im Bereich der Pfluggasse vorgeschlagen.

Verkehr:

Für die Dauer der Marknutzung ergeben sich neben dem Wegfall der Parkplätze (im Bereich der Marktflächen) verkehrliche Einschränkungen.

Um den Verkehr im Bereich des Kornmarktes zu reduzieren, wird vorgeschlagen, den aus der Niedermünstergasse in den Alten Kornmarkt einfließenden Verkehr Richtung Domplatz zu leiten. Eine Ausfahrt vom Domplatz wird über die Straße Unter den Schwibbögen / Thundorferstraße sichergestellt. Die Zufahrt zum Domplatz und zur östlichen Altstadterschließung bleibt in vollem Umfang erhalten.

Rettungswege:

Rettungswege und notwendige Feuerwehrzufahrten wurden bei der Anordnung der Marktstände planerisch berücksichtigt.

Für die Markstände, die nahe an der Fassade des Herzogshofes stehen, ist eine Einschränkung im Hinblick auf deren Brandlast sicherzustellen.

Schutz der vorhandenen Bäume:

Für die Marktstände, die unter den Kronen der Bäume stehen, muss sichergestellt sein, dass die Stände nach dem vorhandenen Lichtraumprofil ohne Beschädigung der Äste aufgestellt werden können.

Bodeneingriffe

Die im Rahmen der durchzuführenden Maßnahmen notwendigen Bodeneingriffe (z.B. Leitungsgrabungen) werden hinsichtlich der Bodenarchäologie mit der Denkmalpflege abgestimmt.

Auf die Wurzelbereiche der Bäume ist entsprechend Rücksicht zu nehmen.

Kosten der Infrastrukturmaßnahmen

Um dort den Wochenmarkt durchführen zu können ist die hierfür notwendige Infrastruktur bereitzustellen. Für einen Teil der Beschicker des Wochenmarktes ist es notwendig, dass Elektroanschlussmöglichkeiten z.B. für ihre mit Kühlgeräten ausgestatteten Verkaufsanhänger oder für ihre verwendeten elektrischen Waagen verfügbar sind. Daneben benötigen einzelne Beschicker, die z.B. Schnittblumen anbieten, eine Wasserzapfstelle. Die Wasserzapfstelle müsste mit einem Druckknopf versehen sein. Weiterhin ist eine Toilettenbenutzungsmöglichkeit für die Marktbeschicker getrennt für Damen und Herren notwendig. Für die Infrastrukturmaßnahmen sind folgende Kosten zu erwarten.

Öffentliche Erschließung                                                                                                  20 500 €

Stromversorgung                                                                                                                26 000 €

Wasserzapfstelle                                                                                                                  9 500 €

WC-Container                                                                                                                              25 500 €

Sonstiges, Baunebenkosten                                                                                                    3 500 €

Gesamt                                                                                                                              85 000 €

Diese Kosten sind im Haushaltsplan 2012 derzeit nicht eingeplant. Die erforderlichen Haushaltsmittel sollen durch den Verwaltungs- und Finanzausschuss am 21.06.2012 außerplanmäßig bereitgestellt werden.

Zeitliche Vorgaben

Zur Errichtung des Museums der Bay. Geschichte auf dem Bereich des Donaumarktes hat die Baureifmachung der Flächen zu erfolgen. Dazu sind archäologische Sondagen, eine Baugrunduntersuchung sowie gegebenenfalls Entmunitionierung und Freimachung von Altlasten notwendig. Bereits ab September 2012 sollen im Rahmen der archäologischen Untersuchungen Sondagen in Form von zwei Nord-Süd-Schnitten durchgeführt werden, die erste Aufschlüsse über etwaige Funde und die Untergrundverhältnisse geben sollen. 2013 sollen dann die flächigen Rettungsgrabungen folgen. Aus diesem Grunde ist die Verlegung des Wochenmarktes von Donaumarkt an einen Ersatzstandort im September 2012 erforderlich.

Der Ausschuss beschließt:

Auf der Grundlage des dargestellten Gestaltungskonzeptes sind im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel die notwendigen Maßnahmen für die vorübergehende Verlegung des Wochenmarktes vom Donaumarkt auf den Alten Kornmarkt durchzuführen.

Anlagen:

Anlage 1:              Übersicht Standortuntersuchung

Anlage 2:              Gestaltungskonzept: Vorschlag für die Situierung der Marktstände

Anlage 3:              erforderliche Maßnahmen