Vorlage - VO/12/7781/61  

Sachverhalt:             

Aktualisierung der Verkehrsdaten und des Verkehrsmodells

Im Zusammenhang mit der Einführung einer Stadtbahn/Busbahn in Regensburg hat der Planungsausschuss in seiner Sitzung am 17.09.2008 die Verwaltung beauftragt, die Verkehrsdaten und das Verkehrsmodell zu aktualisieren.

Die erste Ausschreibung zur Aktualisierung von Verkehrsdaten und Verkehrsmodell brachte kein befriedigendes Ergebnis. Die vorgelegten Angebote waren nicht vergleichbar und qualitativ nicht einschätzbar. Über eine Ausschreibung wurde Prof. Friedrichs, Universität Stuttgart, mit der Erstellung eines qualifizierten Leistungsbildes beauftragt. Auf der Grundlage dieser Ausschreibung wurde dann im Dezember 2010 das Büro PTV, Karlsruhe, mit der Aktualisierung der Verkehrsdaten und des Verkehrsmodells beauftragt.

1. Haushaltsbefragung

Zur Aktualisierung der Datenbasis wurde 2011 eine Haushaltsbefragung durchgeführt.

Ziel war es, das Verkehrsverhalten der Einwohner repräsentativ auf Basis einer Stichprobe zu erheben. Die Anforderungen an die Befragung ergaben sich aus dem Datenbedarf des Verkehrsmodells und dem Wunsch, das Verkehrsverhalten im Kontext des Haushaltszusammenhangs darzustellen.

Das methodische Vorgehen und die Ergebnisse der Haushaltsbefragung sind ausführlich im Schlussbericht dargelegt und dokumentiert. Eine auf das Wesentliche beschränkte Kurzfassung liegt dem Bericht als Anlage bei. Die wichtigsten Ergebnisse der Haushaltsbefragung enthält die Zusammenfassung des Schlussberichtes – Kurzfassung (Seite 42/43).

Die in diesem Bericht dokumentierte Haushaltsbefragung zum Verkehrsverhalten wurde zwischen Anfang Mai und Ende Juli 2011 in der Stadt und im Landkreis Regensburg sowie in der Marktgemeinde Bad Abbach durchgeführt. Befragt wurden 5.735 Personen in 2.637 Privathaushalten. Das Verkehrsverhalten wurde mit Hilfe von Wegetagebüchern computergestützt-persönlich (Regensburg) bzw. -telefonisch (Landkreis) erhoben.

Ein Vergleich mit vorherigen Haushaltsbefragungen ist aufgrund unterschiedlicher methodischer Vorgehensweisen nur bedingt möglich. Bei der Verkehrsmittelwahl hat sich der mIV-Anteil (motorisierter Individualverkehr) auf 51 % stabilisiert und liegt damit leicht unter dem MiD 2008 (Mobilität in Deutschland – Durchschnittswerte für ähnlich strukturierte Städte). Beim Umweltverbund zeichnet sich eine deutliche Abnahme bei den Fußwegen ab. Dies hat zweierlei Gründe: Einerseits wird das Fahrrad vermehrt auch für kurze Wege aufgrund der Zeitersparnis genutzt, andererseits sind viele Ziele nicht mehr fußläufig erreichbar (z.B. größere Entfernungen zu Nahversorgern und sonstigen Lebensmittelgeschäften).

Der höhere ÖPNV-Anteil und der niedrigere Fahrrad-Anteil bei der Haushaltsbefragung 1999 sind auf die ungünstigen Witterungsverhältnisse am Erhebungstag zurückzuführen.

* MiD = Mobilität in Deutschland (bundesweite Erhebung zur Mobilität - Durchschnittswerte)

Im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes werden hierzu noch vertiefte Untersuchungen vorgenommen.

2. Verkehrsmodell

Die Stadt Regensburg verfügte über ein Verkehrsmodell, das vor ca. 15 Jahren im Zu­sammenhang mit der Erstellung dieses Verkehrsentwicklungsplanes - vornehmlich für Planungen im Bereich des mIV (motorisierter Individualverkehr) - erstellt wurde. Im Zusammenhang mit einer 2004/2005 durchgeführten regionalen Verkehrsuntersuchung (Verkehrsuntersuchung Großraum Regensburg) wurde das Verkehrsmodell in ein VISUM-fähiges Datenformat überführt. VISUM ist eine weltweit eingesetzte Verkehrsmodell-Software des Unternehmens PTV Karlsruhe.

In den zurückliegenden Jahren wurden in Regensburg die unterschiedlichsten Verkehrsprojekte von verschiedenen Ingenieurbüros mithilfe des Verkehrsmodells bearbeitet. Von den beauftragten Büros wurden dabei z. T. erhebliche Defizite festgestellt. Im Hinblick auf die anstehende Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes und die Bearbeitung zukünftiger Verkehrsprojekte (Busbahn / Stadtbahn) war eine Aktualisierung des Verkehrsmodells unumgänglich. Mit der Aktualisierung des Verkehrsmodells sollte eine aktuelle Verkehrsdatenbasis für anstehende Planungsaufgaben im heutigen und zukünftigen Verkehrsgeschehen der Stadt Regensburg unter Berücksichtigung aller Verkehrsarten geschaffen werden.

Durch die umfangreiche Haushaltserhebung mit über 2.600 befragten Haushalten, über 5.700 befragten Personen und ca. 18.000 erhobenen Wegen konnte eine Bestandsaufnahme des aktuellen Verkehrsverhaltens in der Stadt und im Landkreis Regensburg erstellt werden, die eine hervorragende empirische Grundlage für die Verkehrsmodellierung darstellt.

Mit dem erstellten multimodalen Modell hat die Stadt ein konsistentes und transparentes Planungsinstrument zur verkehrsträgerübergreifenden Wirkungsberechnung von Maßnahmen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur sowie von Änderungen bei den Strukturdaten. Somit bietet das Modell auch die ideale Grundlage für die Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans.

Das Modell bildet auf der einen Seite die komplexe Struktur von Stadt und Landkreis Regensburg sowie einem umliegenden Landkreisgürtel ab, auf der anderen Seite kann es dank der VISUM Software von den Modellanwendern relativ einfach mithilfe des Modellhandbuchs bedient werden. Ausreichende personelle Kapazitäten sowie entsprechende Qualifizierungen vorausgesetzt, wäre das Stadtplanungsamt zukünftig damit in die Lage versetzt, diverse Fragestellungen der Verkehrsmodellierung selbst bearbeiten zu können. Nur bei größeren Planungsaufgaben soll weiterhin externen Büros ein aktueller Modellstand zur Verfügung gestellt werden, aber auch die setzt voraus, dass eine kontinuierliche Fortschreibung der Verkehrs- und Strukturdaten durch das Stadtplanungsamt erfolgt.

3. Weiteres Vorgehen

Anfang des Jahres wurde die Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes (VEP) an das Ingenieurbüro Dr. Brenner, Aalen, vergeben. Der aktuell gültige Verkehrsentwicklungsplan Regensburg (VEP) wurde 1997 im Stadtrat beschlossen. Die Laufzeit eines VEP beträgt in der Regel 10 bis 15 Jahre. Der damalige Prognosehorizont wurde auf das Jahr 2010 festgelegt. Die Fortschreibung des VEP soll parallel zur Fortschreibung des FNP/LP 2025 erfolgen, damit verschiedene bauleitplanerische Szenarien auf ihre verkehrliche Wirksamkeit untersucht werden können.

Dem Gutachter steht nun ein komplett überarbeitetes Verkehrsmodell zur Verfügung. Das Verkehrsmodell dient als technisches Hilfsmittel für die Erstellung von Verkehrsnetzen, Szenarien und Prognosen. Die verkehrspolitischen Entscheidungen für die angestrebte gesamtstädtische Verkehrsentwicklung können so auf einer fundierten Grundlage getroffen werden.

Am Anfang der Fortschreibung des VEP stehen die Leitbildfindung/-diskussion und die Formulierung von Planungszielen. Das Leitbild und die Planungsziele werden – als Basis für die Fortschreibung - intern und extern zur Diskussion gestellt. Eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung ist Bestandteil des Prozesses.

Der Ausschuss beschließt:

Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.

Anlagen:

Anlage 1: Schlussbericht Haushaltsbefragung Regensburg 2011 (Kurzfassung)

Anlage 2: Schlussbericht Verkehrsmodellierung für die Stadt Regensburg