Vorlage - VO/12/7807/50  

 
 
Betreff: Anträge des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg e.V. und des DrugStop Drogenhilfe Regensburg e.V. auf Förderung von zwei Fachkraftstellen für Streetwork mit Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Bürgermeister Wolbergs
Federführend:Amt für Soziales   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Soziales und allgemeine Stiftungsangelegenheiten Entscheidung
11.07.2012 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und allgemeine Stiftungsangelegenheiten ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                            

 

 

Sachverhalt:             

 

Ein über einige Jahre andauerndes Engagement verschiedener Träger und Initiativen führte im Januar 2010 zur Etablierung des Projekts „Streetwork“ mit Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten in Regensburg. Träger des Projekts ist der Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V., die Kosten tragen der Bezirk Oberpfalz, die Stadt Regensburg, sowie der Caritasverband. Die Laufzeit des Projekts ist auf drei Jahre, bis zum 31.12.2012 begrenzt.

In der ursprünglichen Konzeption ging man von einer Zielgruppe von ca. 100 Personen aus, die sich im öffentlichen Raum aufhalten und die mehrfach belastet (suchtmittelabhängig, obdachlos) sind. Diese Menschen konnten mit den vorhandenen Hilfsangeboten nicht oder nicht effektiv erreicht werden. Für sie war ein sehr niederschwelliges Hilfsangebot nötig, um sie anzusprechen und für die Inanspruchnahme weiterer Unterstützung zu gewinnen.

 

Mit dem Projekt „Streetwork“ sollte die Notwendigkeit von niedrigschwelligen, zugehenden Angeboten für obdachlose und suchtkranke Menschen in Regensburg geprüft werden und ein Überblick über den Personenkreis verschafft werden, der durch das bestehende Hilfssystem kaum oder nicht erreicht wird.

Außerdem sollte der Streetworker dem hilfebedürftigen Personenkreis im öffentlichen Raum als Ansprechpartner zur Seite stehen und durch Vertrauensaufbau und konkrete Hilfen zur Lebensbewältigung und Verbesserung der individuellen Situation beitragen.

 

Aus den Erfahrungen der letzten zwei Jahre ergibt sich, dass es in Regensburg eine große Zahl von hilfebedürftigen Personen gibt und daher ein dringendes Bedürfnis an „Streetwork“ besteht. Derzeit werden 186 registrierte Klienten und eine kleine Zahl anonymer Klienten durch Streetwork betreut. 96% der betreuten Klienten sind suchtkrank, 94% sind drogenabhängig.

 

Der Streetworker hat durch seine Präsenz an den Szenetreffpunkten auf sich aufmerksam gemacht und erste Beziehungen hergestellt. Erste Kurzberatungen und Krisenintervention erfolgen am Treffpunkt. Für längere Gespräche lädt der Streetworker die Klienten zum Frühstückstreff ein. Dieser findet zweimal wöchentlich statt und wird sehr gut angenommen. Durchschnittlich 17 Personen besuchen den Frühstückstreff. Dadurch gelingt es, diese Klienten aus dem öffentlichen Raum weg zu bringen und einer Tagesstruktur zuzuführen.

Außerdem dienen diese Treffs dazu, weiter das Vertrauen der Klienten in den Streetworker aufzubauen, niedrigschwellige Beratung anzubieten und so zu einer Verbesserung der Lebenssituation beizutragen.

Wir verweisen auf die ausführliche Darstellung der vielschichtigen Arbeit von Streetwork im Jahresbericht 2010/2011.

Der Streetworker wird bei seiner Arbeit von „SOfA“ – StrassenOffensive für Außenstehende mit Unterstützung der Regensburger Sozialen Initiativen – unterstützt.

SOfA ist ein Helferkreis von Ehrenamtlichen, der mit dem Streetworker bei regelmäßigen Szenebeobachtungen, Hausbesuchen, bei den beiden wöchentlichen Frühstückstreffs und bei der Beziehungsanbahnung zusammen arbeitet.

SOfA übernahm auch für 5 betreuungsintensive (lange Gespräche, zeitintensive Begleitung zu Behörden) Klienten die Patenschaft.

 

Durch das niedrigschwellige Angebot von Streetwork konnten viele Erfolge für Menschen erzielt werden, die im bisherigen Hilfesystem keine passende Unterstützung fanden oder die auch nicht fähig waren, mit den Bedingungen des bisherigen Hilfesystems zurecht zu kommen (Angebote zu hochschwellig, da Terminbindung, Erwartungshaltung der Fach-kräfte).

 

Nach zwei Jahren Laufzeit von Streetwork kristallisiert sich immer mehr heraus, dass die erfolgreiche Vermittlung des von Streetwork betreuten Personenkreises in weiterführende Angebote mit nur einem Streetworker nicht möglich ist. Der Personenkreis bevorzugt ein sehr niedrigschwelliges, leicht erreichbares Angebot ohne Auflagen. Eine Dauerbetreuung aller Klienten durch eine Vollzeitstelle Streetwork ist nicht möglich.

 

Der Caritasverband Regensburg und der DrugStop Regensburg e.V. beantragen daher, die weitere Förderung der bereits bestehenden Vollzeitstelle Streetwork und die Förderung einer weiteren Vollzeitstelle Streetwork, deren Träger der DrugStop Drogenhilfe Regensburg ist.

Durch die Ausweitung des Projekts Streetwork um eine Vollzeitstelle soll eine kontinuierliche Präsenz von Streetwork in Regensburg sichergestellt werden.

Außerdem sollen die Tagesstrukturangebote Alternativen zum Szenetreff und damit häufig verbundenen Suchtmittelkonsum darstellen. Sie führen in Kombination mit fachlicher Begleitung (Drogenberatung), deren Ausweitung nach Auskunft der Träger beim Bezirk beantragt werden soll, zu Kontakten zwischen dem bestehenden Hilfesystem und den Betroffenen. Damit werden unterstützende und ausstiegsorientierte Hilfsangebote von den Betroffenen besser akzeptiert.

Krisensituationen bei Betroffenen sollen damit besser handhabbar und vor allem Drogentodesfälle vermieden werden.

Aktuell wird als Tagesstruktur von der Streetwork des Caritasverbandes zweimal wöchentlich und von DrugStop Akut einmal wöchentlich ein Frühstückstreff organisiert. Dieses Angebot soll ausgeweitet werden.

Ein weiteres, aufgrund der bisherigen Erfahrungen wesentliches Ziel der Ausweitung von Streetwork in Regensburg liegt in der Ermöglichung von fachlichem Austausch und gegenseitiger Unterstützung der mit Streetwork betrauten Mitarbeiter. Ihre Tätigkeit im Umgang mit teils intoxikierten Betroffenen, die sich oft in schwersten sozialen und persönlichen Krisen befinden, führt zu einer hohen persönlichen Belastung.

Die beiden Streetworker sollen eng zusammen arbeiten und sich bezüglich ihrer Angebote absprechen. Im Einzelnen sind davon folgende Bereiche betroffen:

- Urlaubs- und Krankheitsvertretung

- Präsenzzeiten an Brennpunkten

- Tagesstrukturangebote (Frühstück, Brunch….)

- Fachlicher Austausch bezüglich einzelner Klienten.

 

Auf die in der Anlage beigefügte Konzeption „Streetwork in Regensburg – Rahmenkonzept“ wird im Übrigen Bezug genommen.

 

Bei dem Streetwork-Projekt handelt es sich um ein ambulantes Angebot, das sowohl Zuständigkeiten des Bezirks Oberpfalz (Suchthilfe) als auch der Stadt Regensburg (Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten, §§ 67 ff SGB XII) betrifft. Der Caritasverband hat deshalb eine gemeinsame Finanzierung seiner Fachkraftstelle durch den Bezirk Oberpfalz und die Stadt Regensburg beantragt.

 

Der Personenkreis, der mit dem Streetwork-Projekt erreicht werden soll, weist – neben der Suchtproblematik - sehr häufig eine besondere Lebenslage und massive soziale/persönliche Schwierigkeiten auf. Da dieser Personenkreis vom bestehenden Hilfesystem nicht oder nur unzureichend erreicht wird, können über das Streetwork-Projekt verschiedene Hilfsangebote gemacht werden. Diese können z.B. die Verschlechterung der Lebenslagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen verhindern.

Die Lebenssituation der Zielgruppe ist insgesamt von geringer Integration und einem niedrigen Strukturiertheitsgrad geprägt. Deshalb ist ein sehr niederschwelliges Angebot nötig, um diesen Personenkreis anzusprechen und die Bereitschaft zu wecken, weitere Unterstützung in Anspruch zu nehmen und sich auf die vorhandenen Hilfsangebote einzulassen.

Zur Verwirklichung dieses Ansatzes wird eine enge Vernetzung des Streetworkers mit einer Vielzahl an Beratungs- und Hilfeeinrichtungen angestrebt, um, je nach Problemlage, eine passende Hilfeleistung zusammenzustellen.

 

Eine sachliche Zuständigkeit der Stadt Regensburg zur Förderung des Streetwork-Projekts ist daher nach den §§ 67 ff SGB XII gegeben.

Die Klienten, die Streetwork in Anspruch nehmen sind in der Regel nicht erwerbsunfähig im Sinn der gesetzlichen Rentenversicherung. Es handelt sich folglich um Leistungsberechtigte nach dem SGB II. Die psychosoziale Betreuung durch Streetwork ist daher von der Stadt als flankierende Leistung nach § 16 a SGB II zu gewähren.

Nach den Erkenntnissen, die der Caritasverband nach zwei Jahren Streetwork in Regensburg gewonnen hat, ist die Ausweitung des Streetwork-Projekts dringend erforderlich, damit die bisher geleistete Streetwork-Arbeit sinnvoll fortgeführt und durch dieses niedrigschwellige Angebot der schon erreichte Personenkreis an bestehende Hilfsangebote herangeführt werden kann.

Die Verwaltung schlägt daher vor, der Ausweitung des Streetwork-Projekt des Caritasverbandes, das von der Stadt Regensburg bereits seit dem Jahr 2010 gefördert wird, zuzustimmen.

Ab dem Jahr 2013 wird neben der bereits bestehenden Fachkraftstelle beim Caritasverband Regensburg eine zusätzliche Fachkraftstelle gefördert. Träger dieser zusätzlichen Stelle ist der DrugStop Dorgenhilfe Regensburg e.V. .

 

Die Stadt Regensburg fördert das Streetwork-Projekt ab dem Jahr 2013 wie folgt:

 

1. Fachkraftstelle beim Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V.

 

Der Planungs- und Koordinierungsausschuss für den Regierungsbezirk Oberpfalz war in seiner Sitzung am 19.04.2012 mit dem Vorhaben befasst und hat einen Bedarf für das Streetwork-Projekt festgestellt und sich für eine dauerhafte Schaffung ausgesprochen.

Der Sozialhilfeausschuss des Bezirks Oberpfalz hat in seiner Sitzung am 28.06.2012 über den Antrag des Caritasverbandes auf Weiterförderung der bestehenden Fachkraftstelle „Streetwork“ beraten. Das Ergebnis der Abstimmung war bei Fertigstellung dieser Beschluss- vorlage leider noch nicht bekannt.

Da der Bezirk aber grundsätzlich Bereitschaft zur Weiterförderung signalisiert hat, geht die Verwaltung davon aus, dass der Weiterförderung zugestimmt wurde.

Sollte das der Fall sein, gehen wir davon aus, dass dem Caritasverband –analog der Förderung in den Vorjahren- für das in Regensburg bestehende Streetwork-Projekt zur Finanzierung einer Fachkraftstelle (1,0 Dipl.-Sozialpädagoge/in) ein jährlicher Zuschuss in Höhe von 50% der nach den Förderrichtlinien für Psychosoziale Suchtberatungsstellen maßgebenden TVöD-Personalkostenpauschale für Dipl.-Sozialpädagogen/innen gewährt wird.

Nach Angaben des Caritasverbandes belaufen sich die Personalkosten der Fachkraftstelle auf ca. 52 000.--€ jährlich. Außerdem fallen Sachkosten in Höhe von ca. 12 000.--€ jährlich an. Die Eigenleistung des Trägers beläuft sich auf mindestens 10% der Gesamtkosten.

 

Die Verwaltung hält daher, bei einer Mitfinanzierung des Bezirks Oberpfalz in Höhe von ca. der Hälfte der Personalkosten, einen Zuschuss in Höhe von jährlich 26 000.--€ zur Finanzierung einer Fachkraftstelle (1,0 Dipl. Sozialpädagoge/in) und einen Zuschuss in Höhe von jährlich 3 000.--€ zu den Sachkosten für den Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V. für das in Regensburg bestehende Streetwork-Projekt für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten für sachgerecht.

Die Förderung erstreckt sich über einen Zeitraum von drei Jahren (für die Jahre 2013, 2014, 2015).

 

2. Fachkraftstelle beim DrugStop Drogenhilfe Regensburg e.V.

 

Aus den oben bereits ausführlich erläuterten Gründen hält die Verwaltung die Ausweitung des Projektes Streetwork um eine Fachkraftstelle ab dem Jahr 2013 für notwendig.

Träger dieser zusätzlichen Stelle ist der DrugStop Drogenhilfe Regensburg e.V. .

Da eine sachliche Zuständigkeit der Stadt Regensburg zur Förderung des Streetwork-Projekts nach den §§ 67 ff SGB XII gegeben ist, schlägt die Verwaltung vor, dem DrugStop Drogenhilfe Regensburg e.V. zur Finanzierung einer Fachkraftstelle (1,0 Dipl. Sozial-pädagoge/in) einen jährlichen Zuschuss analog der Förderung der Fachkraftstelle beim Caritasverband zu gewähren.

Die Stadt Regensburg bewilligt einen Zuschuss zu den Personalkosten in Höhe von jährlich 52 000.--€ und einen Zuschuss in Höhe von jährlich 6 000.--€ zu den Sachkosten. Die Eigenleistung des Trägers beläuft sich auf mindestens 10% der Gesamtkosten.

Die Förderung erstreckt sich über einen Zeitraum von drei Jahren (2013, 2014, 2015).

 

 

Bei den Anmeldungen der Pflichtleistungen für den Sozialhilfehaushalt 2013 wurden die notwendigen Haushaltsmittel bereits bei Position 0.4820.7841 berücksichtigt.

 

Die Verwaltung wird ermächtigt, mit dem Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V. und dem DrugStop Drogenhilfe Regensburg e.V. Kooperationsverträge abzuschließen, in denen die Fördermodalitäten im Einzelnen festgelegt werden.

Nach jedem Projektjahr ist ein Jahresbericht vorzulegen.

Die Sicherstellung der Gesamtfinanzierung obliegt den Maßnahmeträgern. Eventuell auftretende Finanzierunglücken sind durch die Erhöhung der Eigenleistung zu schließen.

 

Ein Projektbeirat soll auch weiterhin das Projekt fachlich begleiten. Dieser Projektbeirat soll sich aus den Initiatoren und den Kostenträgern des Projekts zusammensetzen.

 

 

 


 

 

Das Streetwork-Projekt des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg e.V., das von der Stadt Regensburg bereits seit dem Jahr 2010 gefördert wird, wird ausgeweitet. Ab dem Jahr 2013 wird neben der bereits bestehenden Fachkraftstelle beim Caritasverband Regensburg e.V. eine zusätzliche Fachkraftstelle gefördert. Träger dieser zusätzlichen Stelle ist der DrugStop Drogenhilfe Regensburg e.V.

Die Stadt Regensburg fördert das Streetwork-Projekt ab dem Jahr 2013 wie folgt:

 

1. Zur Finanzierung einer Fachkraftstelle (1,0 Dipl. Sozialpädagoge/in) wird dem Caritasverband für die Diözese Regensburg in den Jahren 2013, 2014 und 2015 ein Betrag in Höhe von jährlich 26 000.—Euro gewährt.

Die Sachkostenförderung beträgt im o.g. Zeitraum 3 000.--€ jährlich.

 

2. Zur Finanzierung einer weiteren Fachkraftstelle (1,0 Dipl. Sozialpädagoge/in) für das Projekt Streetwork wird dem DrugStop Drogenhilfe Regensburg e.V. in den Jahren 2013, 2014 und 2015 ein Zuschuss in Höhe von jährlich 52 000.--€ gewährt.

Der Sachkostenzuschuss beträgt im o.g. Zeitraum 6 000.--€ jährlich.

 

Die Sicherstellung der Gesamtfinanzierung obliegt den Maßnahmeträgern.

 

3. Die Verwaltung wird ermächtigt, mit dem Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V. und dem DrugStop Drogenhilfe Regensburg e.V. einen Kooperationsvertrag abzuschließen, in dem die Fördermodalitäten im Einzelnen festgelegt werden.

 


 

Anlagen:

 

- Rahmenkonzept Streetwork in Regensburg

- Projekt Caritas Streetwork: Jahresbericht 2010/2011

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Streetwork Jahresbericht 2011 2012-03-08 (185 KB)    
Anlage 2 2 Streetwork Regensburg Rahmenkonzept (32 KB)