Vorlage - VO/12/8112/85  

 
 
Betreff: Veranstaltungs- und Tagungszentrum im Alten Schlachthof
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:1. Oberbürgermeister Schaidinger
2. Wirtschafts-, Wissenschafts- und Finanzreferent Daminger
Federführend:Amt für Wirtschaftsförderung   
Beratungsfolge:
GS Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen, Kulturausschuss, Ausschuss für Wirtschaft und Beteiligungen Vorberatung
26.09.2012 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des GS Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen, des Kulturausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft und Beteiligungen ungeändert beschlossen   
Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung
26.09.2012 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

Sachverhalt:             

 

 

Ausgangslage

 

Deutschland ist Tagungs- und Kongressland Nummer eins in Europa und hinter den USA Nummer zwei weltweit. Die deutsche Veranstaltungsbranche hat das Jahr 2011 mit einem Rekordergebnis abgeschlossen: 2,72 Millionen Veranstaltungen fanden im letzten Jahr in Deutschland statt, die von insgesamt 338 Millionen Teilnehmern besucht wurden. Damit ist die Teilnehmerzahl gegenüber dem bereits sehr positiven Vorjahr erneut um 4,5 Prozent gewachsen. Dies zeigt das Potential für den Standort Regensburg. Ein Potential das Regensburg heute nicht annähernd ausschöpft.

 

Regensburg hat sich in den letzten Jahrzehnten von einem Verwaltungsstandort zu einem modernen Industrie-, Dienstleistungs- und Wissenschaftsstandort mit sehr guten Forschungs- und Entwicklungskapazitäten gewandelt. Dieser Wandel muss auch infrastrukturell begleitet werden. Ein moderner Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort braucht mehrere adäquate Veranstaltungs- und Tagungsmöglichkeiten für Unternehmen und Hochschulen. Wir können potentiellen Kunden derzeit von städtischer Seite historische Räumlichkeiten mit maximal 200 Plätzen anbieten. Daneben gibt es eine Reihe von Veranstaltungsräumen in privater Hand, die aber in der Regel heute notwendige Anforderungen an ein modernes Veranstaltungs- und Tagungszentrum nur teilweise erfüllen. Von Seiten der Hochschulen und der Wirtschaft werden Räumlichkeiten für fünfhundert bis tausend Personen nachgefragt.

 

 

Die Analyse

 

Von der RTG wurde eine Mitbewerber- und Marktanalyse erarbeitet. Es wurden sowohl die Regensburger Mitbewerber als auch die regionalen Mitbewerber untersucht. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt, dass das vorhandene Angebot an Räumlichkeiten in Regensburg bei weitem nicht die Nachfrage deckt. In Regensburg fehlt ein Veranstaltungs- und Tagungszentrum welches folgende Kriterien vereint:

 

·         Ambiente

·         gute Verkehrsanbindung

·         gute Anlieferungsmöglichkeiten

·         großer, möglichst flexibel teilbarer Raum für 750 Personen

·         bis zu zehn zusätzliche variabel gestaltbare Workshop-Räume

·         Nutzungsflexibilität

·         konsequent nachhaltig gebaut und betrieben (Stichwort: Green Meetings)

 

Die Analyse zeigt auch, dass ein Veranstaltungs- und Tagungszentrum keine Konkurrenz zu bereits vorhandenen Möglichkeiten in Regensburg ist, sondern sich im Gegenteil Synergieeffekte ergeben werden, die eine Aufwertung für den Standort Regensburg bedeuten. Das Veranstaltungs- und Tagungszentrum ist allein schon wegen der geplanten Größe auch kein Ersatz für das geplante RKK, sondern ein Komplementärangebot.

 

Die Marktanalyse anhand der Daten aus dem aktuellen Meeting- & Eventbarometer zeigt, dass ein Veranstaltungs- und Tagungszentrum in einer Größenklasse bis maximal 750 Personen im Bereich Meetings das höchste Potential bietet. Dabei bringt gerade im internationalen Vergleich eine konsequente Verfolgung von Nachhaltigkeitskriterien z.B. Bau nach DGNB-Kriterien, Angebot von Green Meetings einen Wettbewerbsvorteil, da das Thema in der Wirtschaft immer mehr Beachtung findet.

 

 

Industriedenkmal Schlachthof im Marina-Quartier

 

Nahe zur historischen Altstadt gelegen, gut erschlossen für Individualverkehr und ÖPNV, soll durch eine städtebaulich und architektonisch anspruchsvolle Neuordnung und Umnutzung des Entwicklungsbereiches Schlachthofareal „Marina Quartier“ ein attraktives Stadtviertel entstehen. Der ehemalige städtische Schlachthof spielt dabei als identitätsstiftendes Gebäude für das gesamte Areal eine zentrale Rolle. Ein „Veranstaltungs- und Tagungszentrum im Alten Schlachthof“re fußufig zur Innenstadt gelegen, Parkplätze wären ausreichend vorhanden, Anlieferungen problemlos möglich. Der Osten Regensburgs würde eine weitere Aufwertung erfahren. Daneben könnte das kulturelle Angebot für die Regensburger Bevölkerung mit einem Veranstaltungs- und Tagungszentrum r bis zu 750 Personen deutlich ausgeweitet werden.

 

Das Industriedenkmal „Alter Schlachthof“ im Marina Quartier ist nach den bisher getätigten Voruntersuchungen für ein Veranstaltungs- und Tagungszentrum sehr gut geeignet. Es ist eines der wenigen industriell geprägten Denkmäler in Regensburg. Die ehemalige Verkehrshalle mit der Zollingerdecke bietet nach einer Sanierung die Möglichkeiten einer einzigartigen und nachhaltigen Raumgestaltung. Die Nutzung eines weiteren historischen Gebäudes entspräche zudem dem MICE-Konzept (Meeting, Incentives, Congresses, Events) Regensburgs in Kooperation mit dem UNESCO-Welterbestatus.

 

 

Das Konzept

 

Angedacht ist ein Veranstaltungs- und Tagungszentrum im Alten Schlachthof für Tagungen und kulturelle Veranstaltungen in einer Größenordnung von bis zu 750 Plätzen in Reihenbestuhlung im größten Saal. Dazu sollen sechs bis acht begleitende Workshopräume plus Nebenräume, wie Cateringküche, Büros, Lager und Toiletten eingerichtet werden. Eine Ausstellungsfläche ergänzt das Angebot an künftige Nutzer.

 

Die Räumlichkeiten müssen möglichst flexibel nutzbar sein und über eine einfache, aber technisch moderne Ausstattung verfügen. Die Parkplatz- und Anlieferungssituation sollte praktikabel sein. Insgesamt ist ein barrierefreier Zugang zu gewährleisten.

 

Genutzt werden soll das Veranstaltungs- und Tagungszentrum schwerpunktmäßig (75 %) für Tagungen, Kongresse, Seminare und Workshops. Daneben können auch kleine Messen und Ausstellungen oder Privat- und Firmenveranstaltungen durchgeführt werden. Konzerte und Kulturveranstaltungen, Galaveranstaltungen und Bälle für Regensburger Bürgerinnen und Bürger und die Region runden die Nutzungsmöglichkeiten ab.

 

Die RTG würde als Betreiber des Zentrums grundsätzlich zur Verfügung stehen. Dies hätte Synergieeffekte hinsichtlich des bestehenden Saalmanagements. Die RTG würde vom Eigentümer die Räume voraussichtlich im Bürostandard anmieten und dann alle notwendigen Einbauten vornehmen.

 

 

Die Kosten

 

Ein kommunales Veranstaltungs- und Tagungszentrum kann nicht kostendeckend betrieben werden. Der Europäische Verband der Veranstaltungscentren e.V. (EVVC) betont, dass kein einziges kostendeckend arbeitendes Veranstaltungs- und Tagungszentrum in Deutschland bekannt ist. Aber über die sogenannte Umwegrentabilität kann sich das Zentrum bereits nach kurzer Zeit für die Stadt amortisieren. Die Kosten aus Sanierung und Betrieb sind in Zusammenhang mit den ortsansässigen Unternehmen und der Wissenschaft zu sehen, die ein solches Zentrum benötigen.

 

Verluste, die der RTG durch den Ausbau und Betrieb des Veranstaltungs- und Tagungszentrum entstehen, sollen von der Stadt, vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Gremien und der Verfügbarkeit der HH-Mittel, im Rahmen eines erweiterten Betrauungsaktes ausgeglichen werden.

 

 

Das weitere Vorgehen

 

Die Voruntersuchungen für das Projekt sind abgeschlossen. Die Kosten dafür hat der Eigentümer getragen. Diese Vorbetrachtungen haben eine grundsätzliche Machbarkeit und Genehmigungsfähigkeit des Veranstaltungs- und Tagungszentrum im Alten Schlachthof aufgezeigt.

 

Eine detaillierte Entscheidungsgrundlage hinsichtlich der Gesamtkosten des Projektes und der Funktionalität erfordert jetzt eine tiefere Planung. Die dafür anfallenden Kosten können nicht alleine vom Eigentümer getragen werden. Deshalb wird die RTG für pauschal netto € 90.000 den vom Eigentümer mit der Gesamtsanierung des Schlachthofes betrauten Architekten mit der Ausarbeitung der Detailstudie beauftragen.

 

Zugleich wird die Stadt zusammen mit dem Eigentümer planungsrechtliche und bauordnungsrechtliche Fragestellungen wie Lärmbelastung, zusätzlicher Verkehr und notwendige Parkierungsanlagen im Detail klären und vertragliche Vereinbarungen entwerfen.

 

Bis spätestens Jahresende 2012 soll eine abschließende Projektstudie vorliegen, auf deren Basis endgültig entschieden werden kann.

 


Der Ausschuss empfiehlt / Der Stadtrat beschließt:

 

Die Beauftragung einer vertieften Planung durch die RTG für ein „Veranstaltungs- und Tagungszentrum im Alten Schlachthof“ wird begrüßt und zur Kenntnis genommen.

 


 

Anlagen:

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage Schlachthof (112 KB)