Vorlage - VO/13/8900/54  

 
 
Betreff: Seniorenpolitisches Konzept - Themenbereich "Wohnen"
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Bürgermeister Wolbergs
Federführend:Senioren- und Stiftungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Soziales und allgemeine Stiftungsangelegenheiten Vorberatung
04.07.2013 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und allgemeine Stiftungsangelegenheiten ungeändert beschlossen   
Verwaltungs- und Finanzausschuss Vorberatung
25.07.2013 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses ungeändert beschlossen   
Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung
25.07.2013 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

 

 

 

Sachverhalt:             

 

 

1. Vorbemerkung

 

Die vorliegende Erhebung zum Handlungsfeld „Wohnen im Alter / Wohnen zu Hause“ wurde in Kooperation mit der Hochschule Regensburg, dem Amt für Stadtentwicklung und dem Senioren- und Stiftungsamt als weiteres Handlungsfeld des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes der Stadt Regensburg erarbeitet.

 

Die zentralen Handlungsfelder des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes sind:

 

1.              Steuerung, Kooperation, Koordination und Vernetzung

2.              integrierte Orts- und Entwicklungsplanung

3.              Leben und Wohnen im Alter / Wohnen zu Hause

4.              Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit

5.              Präventive Angebote

6.              Gesellschaftliche Teilhabe

7.              rgerschaftliches Engagement

8.              Unterstützung pflegender Angehöriger

9.              Angebote für besondere Zielgruppen

10.              Hospiz- und Palliativversorgung

11.              Pflegebedarfsplanung

 

Die Pflegebedarfsplanung zum Stichtag 31.12.2010 wurde bereits mit Beschluss vom 25.04.2012 vom Stadtrat einstimmig genehmigt.

 

Die Handlungsfelder Gesellschaftliche Teilhabe, Angebote für besondere Zielgruppen und Hospiz- und Palliativversorgung sowie Prävention werden aktuell in Kooperation mit der Hochschule Regensburg erstellt.

 

 

 

2. Gesetzliche Grundlage

 

Die rechtlichen Grundlagen, die den Handlungsrahmen der kommunalen Altenhilfe festlegen, sind in Art. 69 AGSG festgeschrieben. Demnach sollen im Rahmen eines integrativen, regionalen seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes Rahmenbedingungen für die notwendigen Versorgungsstrukturen sowie neue Wohn- und Pflegeformen für ältere und pflegebedürftige Menschen im ambulanten Bereich geschaffen werden. Dies entspricht dem Grundsatz ambulant vor stationär. Ebenso wird in § 71 SGB XII festgelegt, dass Altenhilfe dazu beitragen soll, Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, zu vermeiden, zu überwinden oder zu mildern um damit alten Menschen die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu gewährleisten. Dazu zählen Maßnahmen, die zum Erhalt der Wohnsituation im Alter dienen.

 

 

 

3. Ergebnisse der Erhebung zum Handlungsfeld „Wohnen im Alter / Wohnen zu Hause“

 

r die Befragung wurden 2600 Regensburger Bürgerinnen und Bürger im Alter zwischen 60 und 79 Jahren per Zufallsverfahren ermittelt. Diese Personen erhielten einen Fragebogen zum Thema Wohnen im Alter zugesandt. Der Rücklauf von 44 % ermöglicht eine für die Stadt Regensburg repräsentative Auswertung.

 

Insgesamt wurden in die Auswertung 1074 zurückerhaltene Fragebögen einbezogen. Die soziodemografische Struktur der Stichprobe hinsichtlich des Alters, Geschlechts und Wohnortes entspricht ziemlich genau der Grundgesamtheit. Die Ergebnisse der Erhebung werden stichpunktartig dargestellt:

 

              Gut die Hälfte der Senioren wohnt bereits so, wie sie es sich für das Alter vorstellt. Jeder 4. Befragte wünscht sich für jedoch eine andere Wohnform für die Zukunft.

              Die durchschnittliche Wohndauer im Stadtviertel beträgt 32 Jahre. Für die Wohnung ergibt sich eine mittlere Wohndauer von 27 Jahren.

              72 % der Befragten leben mit dem (Ehe-)Partner zusammen. Weitere 26 % der Senioren wohnen alleine. Dies trifft vor allem auf Frauen im höheren Alter zu.

              Mehr als drei Viertel der Befragten leben in einem Ein- oder Zweipersonenhaushalt. Insgesamt ergibt sich eine durchschnittliche Haushaltsgröße von 1,85 Personen.

              Die Senioren weisen eine hohe Quote in Bezug auf Wohneigentum auf. 45 % der Befragten bewohnen eine Mietwohnung. Weite 31 % leben im eigenen Haus und 17 % der Angaben entfallen auf eine Eigentumswohnung.

              Knapp drei Viertel der Senioren verbringen täglich 20 oder mehr Stunden in der Wohnung. Mit zunehmendem Alter wird die Wohnung ein immer wichtigerer Aufenthaltsort. Insgesamt verbringen Frauen mehr Zeit zuhause als Männer.

              Lediglich 11 % der Befragten leben in einer barrierefreien Wohnung. Es sind vor allem Treppen und Schwellen sowie das Bad, welche die Benutzung einer Gehhilfe erschweren oder verhindern.

              Rund einem Fünftel der Senioren bereitet die aktuelle Wohnsituation Schwierigkeiten. Die verbleibenden 81 % der Befragten kommen in ihrer Wohnung oder ihrem Haus (noch) gut zurecht. Als Problembereiche stellen sich vor allem Treppen und Schwellen heraus.

              83 % der Regensburger sind sehr oder eher mit ihrer augenblicklichen Wohnsituation zufrieden. Die Zufriedenheit der Senioren hängt dabei von einer Vielzahl verschiedener Faktoren ab.

              Die befragte Zielgruppe nutzt (noch) kaum Unterstützungsangebote wie etwa den Hausnotruf oder den Mahlzeitendienst „Essen auf Rädern“. Lediglich 55 Personen bzw. 5% nehmen derzeit helfende Dienste in Anspruch. Es lässt sich jedoch eine große Bereitschaft seitens der Befragten erkennen, diese Angebote im Bedarfsfall zu nutzen.

              Ein Großteil der Senioren wird im Alltag durch Familienangehörige und andere Personen unterstützt. Vor allem körperlich anstrengende Tätigkeiten werden von Dritten erledigt. 

              8 % der Befragten sind auf Hilfe im Alltag angewiesen. Der Unterstützungsbedarf nimmt mit dem Alter kontinuierlich zu.

              Das Thema „Wohnen im Alter“ beschäftigt die ältere Generation. 65 % der Senioren haben bereits über ihre Wohnsituation im Alter nachgedacht. Weitere 12 % denken aktuell darüber nach.

              Die beliebteste Art zu Wohnen ist eindeutig das eigene Zuhause. Aber auch gemeinschaftliche Wohnformen sind durchaus gefragt, vor allem wenn es sich um Mehrgenerationenprojekte handelt. Das Altenheim und das Wohnen bei den eigenen Kindern wird hingegen weniger favorisiert. Insgesamt lässt sich eine Tendenz feststellen, dass jüngere Befragte andere Präferenzen als ältere aufweisen.

              36 % der Senioren verfügen über ausreichend finanzielle Mittel zur Erfüllung der eigenen Wohnwünsche für das Alter. Auf weitere 30 % der Befragten trifft dies nicht zu.

              Dem vertrauten Stadtviertel kommt große Bedeutung zu. Rund 80 % der Senioren ist es sehr oder eher wichtig, in diesem wohnen zu bleiben. Die Bedeutung des Quartiers variiert jedoch zwischen den einzelnen Stadtgebieten.

              Ein Großteil der Befragten (61 %) hat sich noch nicht zum Thema „Wohnen im Alter“ informiert. Ebenso weiß rund die Hälfte der Senioren nicht, wo Informationen zu dieser Thematik eingeholt werden können.

              Lediglich 9 % der Senioren kennen die Angebote des Seniorenamts zur Wohnberatung und zur Wohnungsanpassung genauer. 1 % der Befragten hat diese Angebote auch bereits genutzt.

              Die wichtigsten Ansprechpartner beim Beratungsbedarf zum Wohnen im Alter stellen r die Befragten die Familienangehörigen, die Freunde und das Seniorenamt dar.

              Die Mehrheit der Senioren (59 %) ist mit technischen Unterstützungsmöglichkeiten für das Wohnen im Alter (AAL-Technologien) nicht vertraut.

              Zu den Traumvorstellungen für das Wohnen im Alter zählen z. B. die Altersgerechtheit der Wohnung und des Wohnumfelds, Gesundheit, Eigenständigkeit, finanzielle Absicherung und das Wohnen im eigenen Zuhause.

 

 

 

4. Fazit

 

Die überwiegende Zahl der befragten älteren Menschen möchte möglichst lange selbständig und selbstbestimmt in der eigenen Wohnung im bisherigen Wohnumfeld leben. Bedenklich dabei ist, dass derzeit nur 11 % der Befragten in einer barrierefreien Wohnung leben. 81 % der Befragten bereitet die Wohnsituation bisher noch keine Schwierigkeiten.

Alternativ zur eigenen Wohnung werden alternative Wohnprojekte favorisiert.

 

 

 

5. Handlungsleitende Ziele die sich aus der Erhebung für die Stadt Regensburg ergeben

 

Ältere Menschen sollen möglichst lange unabhängig, selbständig und selbstbestimmt in der eigenen Häuslichkeit in der ihnen vertrauten Umgebung leben.

 

 

 

Handlungsleitende Ziele

 

              Ältere Menschen sollen die notwendige und erforderliche Information, Beratung und ggfs. Unterstützung erhalten, um ihre Wohnung entsprechend altersgerecht gestalten zu können. Präventive Angebote für das Wohnen für alle Lebensalter werden gefördert.

              Bei Neuplanungen von Wohnobjekten und Bestandssanierungen werden die Bedarfe und Bedürfnisse von älteren Menschen berücksichtigt.

              Unterstützende Wohnformen wie das Betreute Wohnen zu Hause (in der angestammten Häuslichkeit) sind als Angebot für ältere Menschen zu fördern, zu etablieren und zu begleiten.

              Alternative bedarfs- und bedürfnisgerechte individuelle Wohnformen im Alter bis hin zur ambulanten Wohngemeinschaft werden nachhaltig unterstützt und begleitet.

              rgerschaftliches Engagement zur Entwicklung und Stärkung der sorgenden Gemeinschaft im Quartier wird als notwendig erachtet und wird ebenso unterstützt wie die Entwicklung bedarfsorientierter professioneller Angebote.

              Die Entwicklung von soziokulturellen Quartierskonzepten, um ein Wohnen in der vertrauten Umgebung möglichst lange zu gewährleisten, hat oberste Priorität.

 

 

Daraus ergeben sich u.a. folgende Maßnahmen:

 

?         Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnens in der vertrauten Häuslichkeit

?      Weiterentwicklung bzw. Ausbau der Informations-, Beratungs- und Unterstützungs-Angebote zur Wohnungsanpassung, Wohnberatung

?      Aufbau neuer Angebote, wie z.B. Technik im Alter als Querschnittsthema

?      Initiierung von bedarfsgerechten niedrigschwelligen Dienstleistungen für das Wohnen zu Hause (z.B. haushaltsnahe Dienstleistungen)

?      Ausbau von Nachbarschaftshilfen im Quartier

?      rderung von Angeboten des betreuten Wohnens zu Hause

o        Fachliche, qualitätssichernde Unterstzung bei der Initiierung von Angeboten

o        Fachliche Begleitung, ggfs. Unterstützung der Vernetzung von professionellen Akteuren

 

 

?         Strukturelle Maßnahmen

?      Barrierefreiheit bzw. Barrierearmut als Maßstab bei der Planung von neuen Wohnobjekten

?      Altersgerechte Sanierung bzw. Modernisierung im Bestand

?      Im Bebauungsplan sind Flächen r bedarfsgerechte, differenzierte Wohnformen für das Alter zu ermöglichen

?      Berücksichtigung von bedarfsgerechten, differenzierten Wohnformen für das Alter bei deren Vergabe städtischer Grundstücke

?      Schaffung von attraktiven öffentlichen Räumen, die zum Verweilen und zur Begegnung einladen

 

 

?         rderung von neuen, alternativen Wohnformen im Alter

?      Sicherung der Angebotsqualität bzw. Stärkung der Mitwirkung und

Eigeninitiative beteiligter Akteure (Bauträger, Wohnungsbaugesellschaften interessierte Bürger) durch kommunale Begleitung, Förderung und Steuerung

?      Unterstützung des Ausbaus selbständiger und selbst organisierter Wohnformen, wie

ambulanter Wohngemeinschaften, intergenerativer Wohnformen, Wohngemeinschaften für ältere Menschen

?      Unterstützung alternativer neuer Wohnformen für Pflegebedürftige und Demenzkranke

 

 

?         rderung von Quartierskonzepten

?      Sicherung der Infrastruktur im Quartier, die eine Teilhabe an sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Angeboten ermöglicht

?      Gewährleistung einer guten Anbindung durch öffentlichen Nahverkehr

?      Barrierefreiheit bzw. Barrierearmut des öffentlichen Raumes

?      Aufbau von Nachbarschaftshilfen, bzw. Weiterentwicklung von Angeboten wie „Regensburgs Nette Nachbarn“

?      Aufbau von Kommunikationsorten im Quartier (Nachbarschaftscafé etc.) für alle Lebensalter übergreifend jedoch auch mit intergenerativen Angeboten

 

 

?         Kooperation und Vernetzung aller Akteure im Bereich Wohnen

?      Etablierung eines internen und externen Fachgremiums „Wohnen im Alter“

?      Aufbau von quartiersbezogenen Netzwerken

 

 

 


Der Ausschuss empfiehlt / Der Stadtrat beschließt:

 

1. Die Ergebnisse der Repräsentativbefragung der 60 bis 79 jährigen Regensburger Bevölkerung zum Thema „Wohnen im Alter“ – Wohn(t)räume in Regensburg, werden zur Kenntnis genommen.

 

2. Die Ergebnisse sind Grundlage des seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes (Art. 69 AGSG) der Stadt Regensburg für das Handlungsfeld Leben und Wohnen im Alter /Wohnen zu Hause.

 

3. Für die Umsetzung des Handlungsfeldes Leben und Wohnen im Alter /Wohnen zu Hause sind die handlungsleitenden Ziele und die sich daraus ergebenden Maßnahmen (Nummer 4) maßgebend.

 

4. Die Umsetzungen der Maßnahmen stehen unter dem Vorbehalt, dass sie im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel finanzierbar sind.


 

Anlagen:

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 senKonzept_Schroll-Decker (2357 KB)