Vorlage - VO/13/9031/55  

 
 
Betreff: Fortführung der Kompetenzagentur Regensburg
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Bürgermeister Weber
Federführend:Amt für kommunale Jugendarbeit   
Beratungsfolge:
Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung
25.07.2013 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

                                                                                                        

Sachverhalt:             

 

Die berufliche Eingliederung in den ersten Ausbildungs- und Arbeitsmarkt von besonders benachteiligten und beeinträchtigten erwerbsfähigen jungen Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Diese jungen Menschen brauchen individuelle Hilfen in Form von Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen, um sie nachhaltig in den Ausbildungsmarkt und Arbeitsmarkt zu integrieren. Aus diesem Grund führt die Stadt Regensburg seit 1978 federführend durch das Amt für kommunale Jugendarbeit Maßnahmen und Projekte nach § 13 SGB VIII durch.

 

Das Amt für kommunale Jugendarbeit führt seit dem 1. September 2003 die Kompetenzagentur Beratungsstelle zwischen Schule und Beruf durch. Diese Einrichtung wird derzeit aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds über das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen, und Jugend, sowie aus Eigenmitteln der Stadt Regensburg finanziert. Gefördert werden die jährlich anfallenden projektbezogenen förderfähigen Personal- und Sachkosten der Kompetenzagentur. Die Förderquote liegt bei 45 %.

Die Kompetenzagentur hat den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit in den Kooperationsschulen der

Mittelschulen St. Wolfgang, Pestalozzi und die Berufsschulen Regensburg. Die anderen Mittelschulen und Berufsfachschulen (Hauswirtschaft, Büro, Kinderpflege) vermitteln Schüler/innen entweder durch die Berufsberatung oder die Jugendsozialarbeit der Schulen an uns. Ebenfalls vermittelt das Jobcenter Regensburg Stadt Jugendliche an die Kompetenzagentur. Über die Jugendgerichtshilfe bekommen immer mehr Jugendliche die Auflage, eine feste Anzahl von Beratungsterminen bei der Kompetenzagentur wahrzunehmen. Des Weiteren vermittelt auch das Bezirksklinikum Regensburg, Fachbereich Forensik, zunehmend, vor allem männliche junge Erwachsene an die Kompetenzagentur. Die Kompetenzagentur ist in Regensburg inzwischen so bekannt, dass viele Jugendliche sich eigenständig an die Kompetenzagentur wenden oder Eltern einen Ersttermin für ihre Kinder vereinbaren. Viele Jugendliche kommen auch auf Empfehlung von anderen Beratungsstellen, Lehrern oder Freunden.

 

Was macht die Kompetenzagentur aus:

?         Ziel ist es in den Mittelschulen, in enger Zusammenarbeit mit der Berufsberatung, der Schule (Lehrer/innen, Klassenleitung) und der „Jugendsozialarbeit an Schulen“ die besonders benachteiligten Jugendlichen frühzeitig zu erfassen und geeignete Fördermaßnahmen anzubieten.

?         r die Zielgruppe der arbeitslosen, berufsschulpflichtigen Jugendlichen, die in den Berufsschulen besonders problematisch ist, wurde ein individuelles Beratungsangebot vor Ort in den Berufsschulen installiert.

?         Einen Grundzug der Arbeit stellt die aufsuchende Arbeit vor Ort in den Schulen und in den Jugendzentren dar. Durch niederschwellige Angebote vor Ort kann die Hemmschwelle in Zusammenarbeit mit der/m Arbeitsagentur/Jobcenter überwunden werden.

?         Jugendliche bekommen ohne lange Wartezeiten schnell und unbürokratisch einen Termin. Flexibilität bei zeitlichen und inhaltlichen Unterstützungsleistungen.

?         Verschiedene Methoden zur praktischen und theoretischen Kompetenzfeststellung (hamet (handwerklicher-motorischer Eignungstest), Onlinetestverfahren, Selbst- und Fremdeinschätzungsbögen, Einstellungstests usw.)

?         Erstellung von individuellen und qualifizierten Bewerbungsunterlagen (inkl. Foto etc.)

?         Begleitung über einen längeren Zeitraum am Übergang Schule-Beruf
Niedrigschwelliger Arbeitsansatz. Entscheidend für die Nachhaltigkeit von Maßnahmeerfolgen ist die Nachbetreuung, auch hier wird die Kompetenzagentur tätig.

?         Kompetenzagentur kennt die Förderlandschaft - Vernetzung mit Jobcenter und Arbeitsagentur sowie allen wichtigen Stellen, die für eine Integration notwendig sind

?         Kompetenzagentur hat gute Netzwerkkontakte zu verschiedenen Partnern, sie ist unabhängig und neutral zu anderen Trägern

?         Die Kompetenzagentur ist eine Einrichtung, die es schon seit 10 Jahren gibt und die langjährig Erfahrungen im Übergang Schule Beruf hat. Sie ist bundesweit vertreten und es gibt Qualitätsstandards.

?         Zur Kompetenzagentur können alle kommen, unabhängig vom Rechtskreis. Die Mitarbeiter sind Anwälte der Jugendlichen und suchen individuelle Lösungen und Hilfen. Durch den ganzheitlichen und systemischen Ansatz, werden auch häufig die Eltern in die Beratung miteinbezogen und mit Schulen, Arbeitgebern oder anderen Stellen kooperiert. Die soziale Integration ist die Grundlage für eine berufliche Integration, deshalb begleiten wir die Jugendlichen auch über einen längeren Zeitraum.

?         Die Kompetenzagentur bietet zusätzlich einen Kurs zum Nachholen des Hauptschul-abschlusses und/ oder Qualifizierenden Hauptschulabschlusses an. Dieser findet, zugeschnitten auf die Leistungsfähigkeit der Jugendlichen, mit einer geringeren Stundenzahl, jedoch aufgrund der kleinen Gruppe (5-6 Teilnehmer) mit einer größeren Intensität statt. Gerade benachteiligte Jugendliche können ihr Potential oft nicht abrufen und sind mit normaler Beschulung und den Anpassungsleistungen, die sie dort erbringen müssen, überfordert. Im Rahmen der Qualikurse bei der Kompetenzagentur konnten schon viele Jugendliche einen Schulabschluss erreichen und danach in Ausbildung integriert werden.

 

Zielgruppe der Kompetenzagentur sind besonders benachteiligte Jugendliche zwischen 15 und unter 25 Jahre. Außerdem Jugendliche ohne Berufsausbildung, die wegen besonderer persönlicher Merkmale vorhandene Angebote zur beruflichen Eingliederung nicht, noch nicht, oder nicht mehr in Anspruch nehmen. Die Kompetenzagentur hat bei den Kooperationspartnern, der Arbeitsagentur Regensburg, dem Jobcenter Stadt Regensburg, beim Jugendmigrationsdienst, den Beruflichen Schulen I, II und III, den Mittelschulen St. Wolfgang und Pestalozzi  für die Belange dieser Zielgruppe eine vernetzende Funktion und ist als neutrale Stelle absolut anerkannt.

 

Im Jahr 2012 wurden insgesamt 165 Jugendliche betreut:

davon 126 im Case Management und 39 als Beratungsfälle.

           74 männliche Jugendliche  /  91 weibliche Jugendliche

           115 Jugendliche mit Migrationshintergrund

 

Von den insgesamt 165 Teilnehmern wurden vermittelt:

?         51  in Ausbildung

?         8  in Arbeit

?         13  in Berufsfachschulen

?         19  in Berufsvorbereitende Maßnahmen (bfz, Straubinger Modell)

?         2  in EQJ

?         1 in HASA-Kurs Don Bosco

?         1 in FOS

?         1 in VHS (Nachholen Mittlere Reife)

 

=   Insgesamt 99 Teilnehmer, entspricht einer Vermittlungsquote von 60 %

 

?         2 Teilnehmerinnen wurden schwanger

?         44 Teilnehmer/innen aus 2012 waren zum 1.1.13 noch in aktueller Betreuung (davon sind bereits viele in Ausbildung für dieses Jahr vermittelt worden, jedoch noch nicht abgemeldet, da sie noch in der Nachbetreuung sind)

 

Die ESF-Förderung läuft zum 31.12.2013 aus. Eine Anschlussfinanzierung in bisheriger Form ist nicht möglich. Wahrscheinlich wird 2014 ein neues Förderprogramm aufgelegt, bei dem nur noch Träger der öffentlichen Jugendhilfe Antragsteller sein können. Falls die Förderrichtlinien es ermöglichen, wird das Amt für kommunale Jugendarbeit auch wieder einen Antrag stellen. Gleichzeitig wird versucht, über die Arbeitsagentur und das Jobcenter Regensburg Stadt Förderungen im Rahmen von SGB II und SGB III zu erhalten.

 

Grundsätzlich ist die Arbeit der Kompetenzagentur auch bei gutem Ausbildungsmarkt sinnvoll, da in der Kompetenzagentur eine Zielgruppe betreut wird, die selbstständig oft keine Ausbildungsstelle o.ä. finden würde oder sich erst gar nicht darum bemühen würde. Die meisten Jugendlichen, die in der Kompetenzagentur im Case-Management betreut werden, sind in ihrem System (Familie, psychische Erkrankungen, Delinquenz, Drogen, soziales Umfeld) so gefangen, dass erst einmal an eine berufliche Tätigkeit oder Maßnahme nicht zu denken ist. In Kooperation mit Ärzten, Therapeuten, Beratungsstellen, Eltern, Arbeitsvermittlern usw. arbeiten die Mitarbeiter der Kompetenzagentur daran, die Jugendlichen zu motivieren und durch Verhaltensänderungen und notwendige Entscheidungen überhaupt erst einmal Arbeits- bzw. Maßnahmenfähigkeit zu erlangen. 

 

Die Kompetenzagentur arbeitet hauptsächlich mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die aus verschiedensten Gründen durch das soziale Netz gefallen sind und von vielen Seiten bereits aufgegeben wurden. Aber in der heutigen Zeit dürfen gerade die nicht verloren gegeben werden, die durch Familie, Status oder Migrationshintergrund benachteiligt sind. Gemessen an den Gesamtkosten 2014 und den Vermittlungszahlen 2012 (165 betreute Jugendliche) kostet der Stadt Regensburg die Arbeit mit den Jugendlichen monatlich 78,74 Euro/pro Jugendlicher.

 

Die Arbeit der Kompetenzagentur kann deshalb in einem Satz beschrieben werden:

Niemand darf verloren gehen“.

 

 

Gesamtkosten

2014

Personalkosten, Sozialpädagogen

3 Fachkräfte mit insgesamt 78 Wochenstunden

117.600 €

Verwaltung, 4 Std.

4.600 €

Kostenaufwand für Qualifizierung der Jugendlichen

22.000 €

Betriebskostenaufwand

11.700 €

Kosten insgesamt

155.900 €

 

rderung

 

45 % ESF, bisher

70.155 €

Eigenanteil

85.745 €

 


Der Stadtrat beschließt:

 

 

1. Die Kompetenzagentur Regensburg des Amtes für kommunale Jugendarbeit wird

  unbefristet weitergeführt. In Abständen von zwei Jahren ist der Bedarf zu überprüfen.

 

2. Die Verwaltung wird beauftragt, weitere Förderungen zu beantragen.

 


 

Anlagen: