Vorlage - VO/13/9471/54  

 
 
Betreff: Seniorenpolitisches Gesamtkonzept - Handlungsfeld "Teilhabe"
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Bürgermeister Wolbergs
Federführend:Senioren- und Stiftungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Soziales und allgemeine Stiftungsangelegenheiten Vorberatung
11.12.2013 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und allgemeine Stiftungsangelegenheiten ungeändert beschlossen   
Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung
12.12.2013 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

 

 

 

Sachverhalt:             

 

1. Vorbemerkung

 

Die vorliegende Erhebung zum Handlungsfeld „Gesellschaftliche Teilhabe“ wurde in Kooperation mit der Hochschule Regensburg und dem Senioren- und Stiftungsamt als weiteres Handlungsfeld des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes der Stadt Regensburg erarbeitet.

 

Die zentralen Handlungsfelder des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes sind:

 

1.              Steuerung, Kooperation, Koordination und Vernetzung

2.              integrierte Orts- und Entwicklungsplanung

3.              Leben und Wohnen im Alter / Wohnen zu Hause

4.              Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit

5.              Präventive Angebote

6.              Gesellschaftliche Teilhabe

7.              rgerschaftliches Engagement

8.              Unterstützung pflegender Angehöriger

9.              Angebote für besondere Zielgruppen

10.              Hospiz- und Palliativversorgung

11.              Pflegebedarfsplanung

 

Die Pflegebedarfsplanung zum Stichtag 31.12.2010 wurde bereits mit Beschluss vom 25.04.2012, das Handlungsfeld Leben und Wohnen im Alter/Wohnen zu Hause mit Beschluss vom 25.07.2013 vom Stadtrat einstimmig genehmigt.

Die vorliegende Studie umfasst eine Bestandsanalyse, die sich auf 156 durchgeführte Interviews stützt. Eine Vollerhebung wurde bei den Besuchsdiensten, Generationentreffpunkten, Nachbarschaftshilfen, Selbsthilfen, dem Seniorenbeirat und den Seniorentreffpunkten erreicht. Bei den Angeboten der Wohlfahrtsverbände und der Religionsgemeinschaften konnten die Daten auf Grund der Vielfältigkeit nicht umfassend erfasst werden.

 

Die Handlungsfelder „ Angebote für besondere Zielgruppen“ und „Hospiz- und Palliativversorgung“ sowie „Prävention“ werden aktuell in Kooperation mit der Hochschule Regensburg, das Handlungsfeld  „Steuerung, Kooperation, Koordination und Vernetzung“ mit der Hochschule München erstellt.

 

Das Handlungsfeld „Gesellschaftliche Teilhabe“ ist sehr umfassend und berührt auch die Handlungsfelder „rgerschaftliches Engagement“ und „Präventive Angebote“, sowie das Handlungsfeld „Angebote für besondere Zielgruppen“ und „integrierte Orts- und Entwicklungsplanung“. Das Handlungsfeld „Gesellschaftliche Teilhabe“ ist die Fortführung des Handlungsfeldes „Leben und Wohnen im Alter“. Als Leitgedanke wurde formuliert:  „Ältere Menschen sollen möglichst lange unabhängig, selbständig und selbstbestimmt in der eigenen Häuslichkeit in der ihnen vertrauten Umgebung leben“.

Um einer Isolation und Vereinsamung älterer Menschen, insbesondere wenn sie alleine leben und in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, entgegenzuwirken, sind Möglichkeiten der Teilhabe am sozialen und gesellschaftlichen Leben unabdingbar. Neben Orten der Kommunikation und Begegnung, die quartiersnah zur Verfügung stehen, sind eine gute Verkehrsinfrastruktur und ein gut ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr wichtig. Somit ist  Teilhabe und Teilnahme an Angeboten, die nicht quartiersnah vorgehalten werden können wie z.B. kulturelle Veranstaltungen wie Theater, Kino etc. möglich.

 

 

2. Gesetzliche Grundlage

 

Die rechtlichen Grundlagen, die den Handlungsrahmen der kommunalen Altenhilfe festlegen, sind in Art. 69 AGSG festgeschrieben. Demnach sollen im Rahmen eines integrativen, regionalen seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes Rahmenbedingungen für die notwendigen Versorgungsstrukturen sowie neue Wohn- und Pflegeformen für ältere und pflegebedürftige Menschen im ambulanten Bereich geschaffen werden. Dies entspricht dem Grundsatz ambulant vor stationär. Ebenso wird in § 71 SGB XII festgelegt, dass Altenhilfe dazu beitragen soll, Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern um damit alten Menschen die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu gewährleisten.

 

 

3. Ergebnis der qualitativen Studie zur gesellschaftlichen Teilhabe älterer Menschen in Regensburg

 

Die Ergebnisse der Erhebung werden stichpunktartig dargestellt:

 

1. Abgesehen von partiellen, sektoral wie regional vorhandenen Lücken in oder fehlender

Präsenz von sozialen Teilhabechancen, die sich an Menschen über 50 richten, besteht ein

insgesamt beeindruckend umfassendes und differenziertes Angebot, das von den meisten

Befragten auch so bewertet wird. Diejenigen älteren, alten und betagten Menschen,

die als Beteiligte in Form von Besuchern in einer Gruppe, einer Initiative, einem Verein,

bei einem Projekt dabei sind oder organisatorisch oder leitend Verantwortung übernommen

haben, erleben die Szene als lebendiger. Ihnen ist an der einen oder anderen Stelle der Zugang gelungen, deshalb fällt ihr Urteil sicher positiver aus. Sie haben deshalb zwar nicht notwendiger Weise einen Überblick über das bunte Gefüge, aber sie wissen, dass es vieles gibt, was mit etwas Einsatz und Informationsmaterial zu eruieren ist. Dem Eingebundensein der Zielgruppe ist als Minimalbedingung bereits damit gedient, wenn sie einer Gruppe angehören, von der regelmäßig eine Aktivität ausgeht. Die Gefahr, zu vereinsamen oder unterversorgt zu sein, sinkt dadurch.

 

2. Die von ReNeNa (Regensburg Nette Nachbarn) angestoßene Vernetzung von Organisationen und Trägern erweist sich als Schritt, der das Wissen der einzelnen Akteure voneinander und das Verweisen auf freiwillig organisierte, z.T. informelle Hilfen im Sinne einer echten Nachbarschaft und auf ehrenamtlich organisierte Hilfen, wie z.B. die Angebote

des Seniorenbüros sowie auf professionelle soziale Hilfen intensiviert. Die Kunst besteht

darin, ausgehend von einer Problemkonstellation (wie z.B. fehlende Mobilität alter Menschen) Netzwerkakteure zu motivieren, dass sie sich in einem bestimmten Gebiet auf Organisationsebene zusammenschließen. Dieses Netzwerk kann dann aktiviert werden,

wenn am Einzelfall bestimmte Hilfen (formell wie informell) abgerufen werden müssen.

Positiv fällt auf, dass sich die Stadtteilkümmerer untereinander gut austauschen und die

ihnen bekannten Dienste auch ins Spiel bringen sowie in den einzelnen Stadtteilen als

Ansprechpartner vor Ort sind, ein „Gesicht haben“. Zur Bevölkerung und zu manchen Organisationen ist deren Rolle und Aufgabenfeld noch nicht durchgedrungen. In vielen Fällen werden sie als freiwillig sozial Engagierte gesehen, die dort persönlich Hand anlegen,

wo gerade Hilfe gebraucht wird. Das machen die meisten ihrem Selbstverständnis entsprechend auch, um kleine Sorgen und Nöte unmittelbar zu beseitigen, jedoch sind sie

eben keine Haushalts- oder Einkaufshilfen. Ihre Rolle besteht darin, ein Hilfsarrangement

r Menschen zu organisieren und aufzubauen, um auch im hohen und betagten Alter

ein Leben zu Hause zu gewährleisten. Es ist zu überlegen, wie ihre Case Management

Funktion ausgebaut werden kann und wie dies mit dem freiwilligen Engagement vereinbar

ist. Würden sich alle informellen (auf Freiwilligentätigkeit beruhenden) und alle professionellen Organisationen eines Sozialraums zusammenschließen und die Funktion eines Case Managenden akzeptieren, so könnte die Tätigkeit des Stadtteilkümmerers

nachhaltiger werden, weil er z.B. nicht mehr einzelne Lücken schlit, sondern Hilfearrangements initiieren und auch begleitend überwachen und neujustieren könnte. Kooperationen mit den Wohlfahrtsverbänden und deren Diensten, wie z.B. bereits geschehen, weisen in diese Richtung.

 

3. Gesellschaftliche Teilhabe und Freiwilligenengagement muss für die Gruppe der über 50-

hrigen nach Altersgruppen differenziert gesehen werden. 50- bis 60-hrige stehen

heute in der Blüte des Erwerbslebens, sind aktiv, leistungsfähig und sehen sich selbst

keineswegs als alt. Sie und nicht-erwerbstätige Personen in diesem Alter stellen ein großes

Potenzial für freiwilliges Engagement dar, das noch nicht ausgeschöpft ist. Diese Generation

sowie diejenigen der bis 70-hrigen bevorzugen Engagementbereiche, bei denen

sie sich einbringen, etwas gestalten oder bewegen können. In vielen Fällen versorgen

sie auch alternde Eltern und Angehörige. Menschen über 75 und älter reduzieren ihr

Engagement bzw. werden sie aus gesundheitlichen Gründen dazu gezwungen. Sie profitieren

vom Ehrenamt der jüngeren Alten. Menschen, die bereits im mittleren Lebensalter

soziale Kontakte pflegten oder sich engagiert haben, setzen ihre vorhandenen sozialen

Beziehungen in der Nacherwerbsphase / mit Eintritt in den Altersrentenbezug fort. Menschen, die noch keine Mitgliedschaften gepflegt haben oder sich in geringerem Ausmaß

mit zivilgesellschaftlichen Akteuren befasst haben, finden über Vermittlungsstellen wie

die Freiwilligenagentur ausreichend Gelegenheiten.

 

4. Gerade für die Generation der über 80-hrigen sind regelmäßige Seniorengruppen

(Clubs, Kreise, Vereine), unabhängig davon unter welcher Trägerschaft sie stehen, enorm

wichtig. Das Zusammentreffen erfüllt eine strukturierende Funktion, stellt eine Gelegenheit

dar, nach außen zu gehen, mit anderen beisammen zu sein, sich auszutauschen, etwas

zu erfahren usw. Vielfach wurde darauf hingewiesen, dass nicht mehr die Aktivitäten

im Vordergrund stehen, sondern das soziale Geschehen, das Dazugehören. Insbesondere

bei Gruppierungen, die länger Bestand hatten, entwickelt sich daraus eine gewisse Fürsorge

r die Mitglieder, d.h. aus den sozialen Banden entstehen konkrete Unterstützungsleistungen die häufig selbst dann weiter existieren, wenn die Person in eine Einrichtung ziehen muss. Angesichts dieses zu beobachtenden Effekts ist es sehr wichtig, in

den Gemeinden dafür zu sorgen, dass Seniorengruppen am Leben erhalten werden:

glich ist dies, indem die Kreise altersgemischt gehalten werden oder indem sich die

Aktivitäten dem Alter der Teilnehmenden anpassen. Nicht altersadäquate Angebote

grenzen aus bzw. führen zur Abspaltung von Grüppchen, wie dies z.B. bei Sportgruppen

und Wandergruppen beschrieben wurde.

 

5. Klassische Seniorengruppen (Clubs, Kreis) nehmen an Attraktivität ab. Viele Seniorenclubs

berichten davon, dass sich mit einigen Ausnahmen im Bewegungsbereich bzw.

bei Ruheständlern - kaum jemand gewinnen lässt, der jünger als 70 ist. Gerade die „jungen

Alten“ pflegen andere Freizeitbeschäftigungen. Negativ wirkt sich ferner aus, wenn

es sich über einen langen Zeitraum hinweg um eine feste und recht altershomogene

Gruppe handelt, die miteinander altert, schrumpft und schließlich niemanden mehr findet,

der Leitung und Organisation übernimmt. Den veränderten Vorstellungen von Alt-

Werden entsprechend könnten vielmehr Gruppen initiiert werden, die ein Engagement,

eine Tätigkeit, ein gemeinsames Interesse, eine Freizeitbeschäftigung, ein Projekt in den

Mittelpunkt rücken (und weniger das Alter), welches intergenerationell motiviert sein

nnte. Der Begegnung und dem Austausch können dabei (wie z.B. bei den Wander- und

Bewegungsgruppen) genügend Raum gegeben werden. Daraus können sich kontinuierliche

Gruppen entwickeln (z.B. Theater, Kultur usw.). Altern und die damit verbundenen

Themen können als Querschnittsthema auch bei der Film- und Fotografiegruppe oder bei

den Sonntagsmalern angesprochen werden.

 

6. Die Interessensvertretung der älteren Generation im Seniorenbeirat kann in der Stadt

Regensburg auf eine lange Tradition zurückblicken. Die Geschäftsordnung legt die Zusammensetzung sowie die Rechte und Pflichten des Gremiums fest. Die Mitglieder haben

eine bemerkenswerte Fülle an Funktionen, Handlungsfeldern und öffentlichkeitswirksamen

Maßnahmen zugunsten der älteren und alten Mitbürger und Mitbürgerinnen vorzuweisen.

Im Großen und Ganzen wird die Implementierung des Gremiums als Chance

gesehen, den älteren und alten Menschen in Regensburg eine Stimme zu geben. Die

Wirkmächtigkeit dieses Gremiums wird gelegentlich in Zweifel gezogen. Ursächlich dafür

werden die fehlende Finanz- und Geschäftsausstattung, die Kommunikationsstrukturen,

die lediglich beratende Funktion sowie teilweise auch die Amtsausübung durch einzelne

Positionsinhaber gesehen.

 

7. Die Generation der jüngeren, meist gut gebildeten und gut situierten Alten ist bereit, sich

r ihre Interessenvertretung in die Pflicht nehmen zu lassen. Im Gegenzug verlangen sie

auch, dass sie nicht nur eine Platzhalterfunktion einnehmen oder instrumentalisiert werden,

sondern ihre Mitbestimmung auch institutionell verankert ist, ansonsten geben sie

frustriert ihre Bereitschaft auf. Die Kompetenzen dieser Repräsentanten sind so stark

ausgebaut, dass sie ein effektives und wirkungsvolles Handeln verlangen. Die strukturellen

Zusammenhänge und Entscheidungen noch transparenter zu machen, könnte der Akzeptanz dienlich sein.

 

8. Teilhabe ist eng mit Mobilität verbunden. Klassischerweise sind Orte des Treffens die

Gemeindesäle, Vereinsheime und Gaststätten. Fast alle Seniorenclubs und Angebote der

Seniorenbegegnung finden an Vor- oder Nachmittagen statt, so dass die Erreichbarkeit

mit öffentlichen Verkehrsmitteln weitgehend gewährleistet ist. Schwierigkeiten tauchen

auf, wenn ältere Menschen mobilitätseingeschränkt sind. In vielen Fällen ist ein ehrenamtlicher Abholdienst organisiert; dieser wird von den meisten jedoch als aufwändig bezeichnet. Aufsuchende Teilhabechancen werden über Besuchsdienste realisiert, wobei

sich diese hauptsächlich auf Krankenhaus- und Altenhilfeeinrichtungen fokussieren. Die

Öffnung von Alten- und Pflegeheimen für Vereine und Initiativen des Sozialraums nimmt

zu und wird von Befragten befürwortet. Inwieweit neben den Nachbarschafts- und Einkaufshilfen, zu Hause wohnende Menschen regelmäßig von Besuchsdiensten bedacht

werden (z.B. Zeitung vorlesen usw.), ist der Studie nicht genau zu entnehmen. Wohnungsbaugesellschaften, Investoren, Siedlergemeinschaften, Stiftungen könnten die Initiative ergreifen, um sich zu überlegen, wie alte Menschen noch mehr teilhaben können.

 

9. Soziale Teilhabe ist besonders hindernisreich für spezifische Zielgruppen wie z.B. dementiell erkrankte Menschen oder schwer pflegebedürftige Menschen bzw. Menschen mit mehreren Einschränkungen. Freiwillig Engagierte lassen sich für diese besonderen Zielgruppen weniger leicht finden. Sie gelten als die Benachteiligten unter den Benachteiligten. Zu den besonderen Zielgruppen gehören auch Menschen aus anderen sprachlichen, kulturellen oder religiösen Kontexten. Als alternde Menschen tauchen sie unter dem Aspekt dieser Studie kaum auf oder gehören so selbstverständlich dazu, dass sie keine Erwähnung finden.

 

10. Ohne Ehrenamt ist soziale Teilhabe der alten und betagten Menschen nicht umsetzbar.

Sich freiwillig zu engagieren, ist eine Perspektive mit dem Altern, beginnt am besten bereits

im frühen und mittleren Erwachsenenalter und erfährt eine Blüte im „jungen Alter“.

Intergenerationelle Solidarität nimmt bei den jungen Alten als Motiv für eine Freiwilligentätigkeit an Bedeutung zu. Ehrenamtliche tragen einen wesentlichen Beitrag dazu

bei, dass ein Wohnen in der vertrauten Umgebung oder in der Wohnung im Alter möglich ist und damit die Lebensqualität der alten Menschen steigt. Sie sind gerade in der

Versorgung von alten und betagten Menschen (egal ob als Besuchsdienst, Begleiter zum

Arzt, Nachbarschaftshilfe) ein unverzichtbares Bindeglied, damit die professionellen Hilfen

greifen und funktionieren können. Freiwillige wollen die Sicherheit, dass sie nicht als

Einsparpotenzial“ gesehen werden, sie wollen etwas gestalten können, ihre Arbeit (und

oft auch ihr materieller Einsatz) sollte geschätzt werden und sie sollten bei ihrer Tätigkeit

versichert sein. Viele Institutionen haben in der Zwischenzeit eine Anerkennungskultur

etabliert (regelmäßiger Austausch und Begleitung, Teilnahme an Informations- und Bildungsveranstaltungen u.a.m.). Von vielen Befragten wird ein steigender Bedarf an freiwillig Engagierten prognostiziert und manche erwähnen auch, dass sich nicht jeder ein

Ehrenamt ohne Aufwandsentschädigung leisten kann.

 

11. Freiwillig sozial engagierte Menschen ab 50 leisten häufig für ihre Generation, aber auch

r die Generation ihrer Eltern gerne und wichtige Dienste zur sozialen Teilhabe. Diejenigen,

die ihr soziales Engagement ernst nehmen, wollen auch entsprechende Rahmenbedingungen, wie z.B. dass sie nicht überfordert werden, dass sie begleitet werden, dass ihr Einsatz koordiniert ist und dass sie nachfragen können. Einrichtungen, die mit vielen

Freiwilligen zusammenarbeiten, haben darauf reagiert, einen Ansprechpartner zu benennen,

der genau diese Aufgaben übernimmt, um Enttäuschungen oder dem Abbruch von Tätigkeiten vorzubeugen und die wertvolle Ressourcen des Engagements der älteren

Menschen effektiv einzusetzen.

 

12. Seniorenclubs sind mit Ausnahme derer, die arbeitgeberbezogen sind - mehrheitlich

von Frauen dominiert. Dieses Resultat hat damit zu tun, dass freiwilliges soziales Engagement, das besonders in den Kirchengemeinden geleistet wird, mehrheitlich von Frauen geleistet wird. Männer sind stärker in den Gremien (Seniorenbeirat) und Vereinen aktiv. In Verbindung mit dem demografischen Wandel sind Überlegungen anzustellen, welche Formen gesellschaftlicher Teilhabe für Männer attraktiv sein können. Eine weitere Aufgabe ergibt sich daraus, dass Seniorenclubs stärker alleinstehende Alte (z.B. 80+, weiblich) adressieren und insbesondere Menschen erreichen, die über geringe finanzielle Mittel verfügen. Alte Menschen dieser Generation sind häufig sehr genügsam, haben keine

besonderen Ansprüche. Für sie ist das gesellige Beisammensein mit Gesprächsmöglichkeiten und einem vorbereiteten Programm ausreichend.

 

13. Auffallend ist, dass alle Befragten nur das Mehrgenerationenhaus als generationenübergreifend erwähnt haben. Viele andere Initiativen und Projekte, die es in der Stadt schon gab und gibt (z.B. generationenübergreifendes Theaterprojekt, Oma-Opa-Leihservice, Youngagement, Hausaufgabenhilfe usw.) sind nicht als „generationenübergreifend“ im Bewusstsein verankert. Zugleich wird von vielen eine zu starke altershomogene Zusammensetzung beklagt und eine generationenübergreifende Zusammensetzung als Ziel angestrebt. Weitere Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten sowie Ideen für generationengemischte und übergreifende Aktivitäten (wie z.B. Lesepatenservice) sind zu forcieren. Insbesondere im Bildungsbereich wird bereits realisiert, dass eine Zielgruppenabsonderung nicht durchwegs nötig ist, aber nicht ausgeschlossen wird, wenn sie den Teilnehmern dient (z.B. aufgrund von gemeinsamen Startbedingungen wie z.B. bei ITEinführungs- Veranstaltungen). Attraktiv für die Generationen 50+ können Begegnungsstätten sein, die genug Raum bieten, dass sich informelle kurz- und langfristige Gruppen bilden können, aus denen heraus in Abhängigkeit von den Teilnehmenden Neues entstehen kann (von der Bildung bis zur Freizeitgestaltung). Eine solche Begegnungsstätte muss im Sozialraum verankert sein und kann auch mit institutionalisierten Angeboten angereichert werden (z.B. kann dies auch ein Familienzentrum sein). Formalisierte Rahmenbedingungen und ein Programmgerüst nnten als Ausgangspunkt für selbstorganisierte weitere Angebote werden.

 

14. Soziale Teilhabe muss für alle Generationen 50+ und auch spezifische Zielgruppen möglich sein (z.B. für dementiell erkrankte, psychisch erkrankte, behinderte Menschen oder

Menschen mit niedrigem Einkommen). Kontakte mit Trägern, die mit den spezifischen

Zielgruppen professionell arbeiten, sind herzustellen und als Ankerpunkte für eine Kooperation zu nutzen.

 

15. Soziale Teilhabe und soziales Engagement gedeihen dort am stärksten, wo sie auf einen

Sozialraum bzw. ein Quartier und vertraute Verbindungen bezogen sind. Konkret zu sehen,

wem das eigene Engagement dient und wessen Lebensqualität es verbessert, ist einer

der wichtigsten Motivatoren und lässt im Sozialraum, aus dem Kreis eines Verbandes,

aus dem Umfeld einer Organisation am ehesten jemanden finden. Auch die Menschen,

deren soziale Teilhabe gefördert werden soll, bleiben gern im vertrauten Sozialraum,

in dem sie sich sicher fühlen. Insofern ist jede Initiative zu begrüßen, die bei der

Planung und Implementierung von Diensten für ältere, alte und hochbetagte Menschen

die Sorge und Mitverantwortung im kommunalen und gemeindlichen Raum fokussiert

(vgl. Deutsches Zentrum für Altersfragen, 2013).

 

16. Die Bedeutung von berufs-, branchen-, status- oder arbeitgeberbedingten Zusammenschlüssen nimmt, angesichts berufsbiografischer und struktureller Veränderungen, tendenziell ab. Der hohe Organisationsgrad, den traditionelle Gemeinschaften, Verbände oder Vereine aufgrund einer gemeinsamen Lebenssituation oder eines anderen Merkmals hatten, wird geringer. Damit schwinden auch die auf dieser Basis geleistete soziale Teilhabe und das wechselseitige Im-Auge-Behalten sowie die von diesen Organisationen ausgehenden sozialen Aktivitäten. Zu begrüßen ist jeder Impuls, der dazu dient, dass andere Interessen, Freizeitaktivitäten, gemeinsame Themen von Personen aufgegriffen werden, die sich regelmäßig zusammenfinden und daraus eine neue Form von Gemeinsamkeit und ein Eingebundensein entstehen lassen (z.B. das gemeinsame Interesse für Ernährung, einen gesunden Lebensstil, gemeinsame Vorlieben für Kunst, Kultur und

Technik u.a.m.). Aktivitäten, die vom Treffpunkt Seniorenbüro ausgehen, nehmen genau

diese Entwicklung auf, nutzen das Engagement der über 50jährigen, fördern soziale Beziehungen und bauen weitere Vernetzungen für das Altern der jungen Alten und die Unterstützung derjenigen, die davon profitieren, auf.

 

17. Die Buntheit der Organisationen und informellen Kreise, die mit unserem Wohlfahrtssystem, den Kirchen und religiösen Gemeinschaften, der Sport- und Kulturwelt, den sonstigen Trägern von öffentlichen Versorgungsdiensten verbunden ist, sowie die Vielzahl an sektoralen Einrichtungen führt dazu, dass nicht immer transparent wird, wer wofür zuständig ist, etwas anbietet oder sich engagieren wird. Deshalb kann es sein, dass es städtische Regionen gibt, die eine höhere Angebotsdichte haben und solche Gebiete, die weniger bedacht sind (z.B. gibt es Altenserviceeinrichtungen, die keinen eigenen Besuchsdienst haben, weil sie von den umliegenden Pfarreien ausreichend versorgt werden). Manchmal entsteht der Eindruck, dass die einzelnen Aktivitäten sich eher konkurrierend betrachten als kollaborierend zugunsten derer, um deren Teilhabe es geht. Angesichts dessen, dass nach wie vor genug Bedarf für freiwilliges Engagement von Menschen über 50 vorhanden ist, könnte die Komplementarität des Angebots stärker fokussiert werden. Dies kann aber nur stadtteil- bzw. quartiersbezogen organisiert werden.

 

 

4. Fazit

 

Im Sinne der gesellschaftlichen Teilhabe gibt es in Regensburg ein dichtes Geflecht von Angeboten, die eine gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen ermöglichen. Das Spektrum reicht von niedrigschwelligen Angeboten der Seniorenclubs, Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbänden und Vereinen, bis zu kulturellen Angeboten, den Bildungsangeboten und der politischen Teilhabe über den Seniorenbeirat. Die Angebote stehen sowohl quartiersnah als stadtübergreifend zur Verfügung. Sie sind bunt und breit gefächert. Damit ist eine Teilhabe älterer Menschen je nach Interessenslage grundsätzlich sichergestellt.

 

Die Organisation und Durchführung des Programmangebots wird größtenteils von ehrenamtlichen Kräften getragen. Eine Förderung des bürgerschaftlichen Engagements  ist also gleichzeitig eine Unterstützung für die Angebote zur gesellschaftlichen Teilhabe (Das Handlungsfeld „rgerschaftliches Engagement“ wird noch bearbeitet).

 

 

5. Leitgedanke - Handlungsleitende Ziele die sich aus der Studie für die Stadt Regensburg ergeben

 

Älteren Menschen ist die selbstbestimmte und solidarische Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

 

Handlungsleitende Ziele

 

              Das vorherrschende Altersbild der Gesellschaft, orientiert an den weitgehend verkannten Stärken und Potenzialen des Alters, wird durch die neuen, vielfältigen Bilder selbst- und mitverantwortlichen Lebens im Alter abgelöst.

              Eine generationengerechte räumliche Infrastruktur ermöglicht älteren Menschen die Nutzung des öffentlichen Raumes ohne fremde Hilfe und damit auch die Teilhabe am öffentlichen Leben.

              Orte der Begegnung und Teilhabe  sind quartiersnah zu initiieren.

              Die Kommune moderiert und fördert ein wertschätzendes, gesellschaftliches Umfeld und schafft die Voraussetzungen, dass Menschen in einem Stadtteil/Quartier füreinander und für ältere Verantwortung übernehmen und auch „Anderssein“ tolerieren. Dabei geht es auch darum, niemand auszugrenzen, sondern allen Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.

              Die breite Palette an Teilhabemöglichkeiten soll erhalten bleiben bzw. den Bedarfen und Bedürfnissen entsprechend angepasst und weiterentwickelt werden. Die Angebote sollen dabei verschiedene Zielgruppen ansprechen die jungen Alten, Hochbetagte, ältere Menschen mit Behinderung, Migranten.

              rgerschaftliches Engagement zur Entwicklung und Stärkung der sorgenden Gemeinschaft im Quartier wird nachhaltig gefördert und ebenso unterstützt wie die Entwicklung und Initiierung von bedarfsorientierten professionellen Angeboten.

              Die Ressourcen und die Lebenserfahrung hochbetagter Menschen werden für das Zusammenleben in der Stadtgesellschaft neu erschlossen. Das vielfältige bürgerschaftliche Engagement wird solidarisch und individuell um Handlungsfelder für die Hochbetagten weiterentwickelt.

              Angebote sollen sowohl intergenerativ als generationsübergreifend erfolgen.

              Die notwendigen Rahmenbedingungen für den Austausch von Nutzern, Anbietern und bürgerschaftlich Engagierten werden weiter entwickelt, Kooperationen der Akteure werden unterstützt, moderiert, weitere bedarfsgerechte Angebote vereinbart und umgesetzt.

              Ältere Menschen sollen vielfältige Möglichkeiten erhalten, sich in die eigenen Angelegenheiten einzumischen.

 

 

Maßnahmen, die sich daraus ergeben:

 

              Die Kommune, die Wohlfahrtsverbände und weitere Akteure der Altenhilfe tragen durch ihre Projekte, Informations-, Beratungs-, und Unterstützungsangebote, Fortbildungen, Tagungen und Veröffentlichungen wesentlich dazu bei, die vielfältigen Bilder des Alters zu verbessern.

?              Zusammenarbeit mit der örtlichen Presse um die Ressourcen älterer Menschen darzustellen

?              Gemeinsame generationenübergreifende Aktionen, um das Miteinander der Generationen zu fördern

?              Kampagnen zum Thema positive Altersbilder

 

 

              rderung von Quartierskonzepten

?              Barrierefreiheit des öffentlichen Raumes Verkehrsplanung

?              Aufbau von lebendigen Nachbarschaften, bzw. Weiterentwicklung von Angeboten wie „Regensburgs Nette Nachbarn“ zur Stärkung der sorgenden Gemeinschaft vor Ort

?              Aufbau von Kommunikationsorten im Quartier (Nachbarschaftscafé etc.) für alle Lebensalter übergreifend jedoch auch mit intergenerativen Angeboten

?              Netzwerkarbeit im Quartier

 

 

              Bedarfs- und bedürfnisgerechter Ausbau von notwendigen Angeboten der gesellschaftlichen Teilhabe

?              Die Angebote sind quartiersnah und gut erreichbar für die älteren Menschen.

?              Der Zugang ist möglichst niedrigschwellig für alle Personengruppen dazu zählt, dass die Veranstaltungsorte möglichst barrierearm gestaltet sind und die Veranstaltungszeiten entsprechend terminiert sind, z.B. Nachmittagsvorstellungen im Theater.

?              Die Angebote sind für ältere Menschen mit wenig finanziellen Mitteln bezahlbar.

 

 

              Kooperation und Vernetzung aller Akteure zum Thema „Gesellschaftliche Teilhabe“

?              Etablierung eines internen und externen Fachgremiums

?              Aufbau von quartiersbezogenen Netzwerken

 

 

              Der Seniorenbeirat als Sprachrohr der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger begleitet aktiv die Umsetzung des Handlungsfeldes „Gesellschaftliche Teilhabe“.


Der Ausschuss empfiehlt / Der Stadtrat beschließt:

 

1. Die Ergebnisse der qualitativen Studie „Gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen in Regensburg“ werden zur Kenntnis genommen.

 

2. Die Ergebnisse sind Grundlage des seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes (Art. 69 AGSG) der Stadt Regensburg für das Handlungsfeld „Gesellschaftliche Teilhabe“.

 

Der in der Anlage beigefügte Ergebnisbericht ist wesentlicher Bestandteil des Beschlusses.

 

3. Für die Umsetzung des Handlungsfeldes „Gesellschaftliche Teilhabe“ sind die handlungsleitenden Ziele und die sich daraus ergebenden Maßnahmen (Nummer 5)

maßgebend.

 

4. Die Umsetzungen der Maßnahmen stehen unter dem Vorbehalt, dass sie im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel finanzierbar sind.

Konkrete Haushaltsmittel sind derzeit nicht zu veranschlagen.


 

Anlagen:

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Abschlussbericht_Schechtl_SD__Version_4 (922 KB)