Vorlage - VO/14/9634/61  

 
 
Betreff: Technische und wirtschaftliche Machbarkeit einer ÖPNV-Brücke als ZOB Erweiterung der bestehenden Galgenbergbrücke
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Stadtplanungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Entscheidung
25.03.2014 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

 

 

 

Sachverhalt:             

 

 

Gliederung

 

1.              Anlass

2.              Verkehrliche Ziele

3.              Verkehrskonzept und Varianten

4.              Ergebnisse der Machbarkeitsstudie

5.              Ergebnisse der Nutzen- Kosten-Untersuchung

6.              Fazit / Zusammenfassung / Vorschlag der Verwaltung

7.              Weiteres Vorgehen und Zeitplan


Sachverhalt

 

1.              Anlass

Der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen hat in seiner Sitzung am 30.07.2013 die Durchführung eines Wettbewerbs „Öffentliche Räume zwischen Hauptbahnhof und Ernst-Reuter-Platz“ beschlossen. In dem Beschluss wurde die Verwaltung beauftragt, die Prüfung von zusätzlichen Infrastruktureinrichtungen, wie einer Bus-Brücke zum Galgenberg, durchzuhren. Mit dieser Vorlage werden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie und der Nutzen-Kosten-Untersuchung für diesen Planungsbaustein vorgelegt.

Mit dem anstehenden Wettbewerbsverfahren sollen verkehrliche, infrastrukturelle und städtebauliche Lösungen für den Bereich zwischen dem Regensburger Hauptbahnhof und dem Ernst-Reuter-Platz entwickelt werden. Wesentliche Aufgabe des Wettbewerbs ist die Neuorganisation des gesamten öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) an dem zentralen Verkehrsknoten Hauptbahnhof. Des Weiteren muss die Erschließung durch den motorisierten Individualverkehr (MIV) sichergestellt, sowie eine deutliche Verbesserung der Verkehrsführung für Fußnger und Radfahrer erreicht werden. In diesem Zusammenhang wurde bereits 2009 eine Studie durch das Büro R+T Topp, Huber-Erler, Hagedorn aus Darmstadt erstellt, die in erster Linie konzeptionelle Planungen für eine ausreichend dimensionierte Zentrale Omnibus Bahnhof (ZOB)-Anlage am östlichen Bahnhofsvorplatz erarbeitete und überdies notwendige Verkehrsraumanpassungen im Umfeld des geplanten RKK-Standortes skizzierte.

Im Zuge der Vorbereitung des Wettbewerbsverfahrens wurde diese Studie nochmals diskutiert. Dabei wurde festgestellt, dass grundsätzlich die verkehrliche Abwicklung von ÖPNV und MIV im Untersuchungsgebiet zwar nachgewiesen werden konnte, Entwicklungsspielräume gerade in Bezug auf einen wachsenden ÖPNV wären aber auf dieser Grundlage nicht vorhanden. Mit der umfassenden Planungsaufgabe sollte auch unabhängig von einem RKK die Chance genutzt werden, deutliche Verbesserungen und Zukunftsoptionen im ÖPNV zu erreichen.

Nach Auffassung der Verwaltung stellt die Kombination aus einer Haltestellenanlage am Bahnhofsvorplatz und einer Haltestellenanlage neben der bestehenden Galgenbergbrücke eine ernstzunehmende und weiterzuverfolgende Planungsvariante dar, deren Realisierung mit positivem Ergebnis geprüft wurde.

 

In der Wettbewerbsauslobung müssen die einzelnen Wettbewerbsaufgaben und bausteine klar definiert werden. Deshalb ist die Überprüfung der Option ÖPNV-Brücke Galgenberg auf technische wie wirtschaftliche Machbarkeit eine zwingende Voraussetzung, die vor der Wettbewerbsauslobung geklärt werden musste. Insbesondere für die Entwicklung des Verkehrskonzeptes stellt diese Option einen wichtigen Fixpunkt dar. Es gilt, eine Entscheidung zu treffen, ob eine solche Option als zwingende Wettbewerbsaufgabe in die Auslobung aufgenommen werden soll. Alternativ würde ein Verkehrskonzept einen ZOB ausschließlich im Bereich des Bahnhofsvorplatzes und angrenzenden Bereichen vorsehen müssen.

Eine ÖPNV-Brücke Galgenberg wird in dem Wettbewerbsverfahren dem Ideenteil zugeordnet, wodurch nach Abschluss des Wettbewerbs weitere Planungsschritte und ggf. ein eigenständiger Wettbewerb notwendig werden.

 

2.              Verkehrliche Ziele

Vorrangiges Ziel ist die Schaffung eines neuen ZOB, der den aktuellen und zukünftigen Ansprüchen von Funktionalität und betrieblichem Ablauf gerecht wird. Hierzu sind eine ausreichende Anzahl an Bussteigen und Busabstellplätzen sowie ausreichend dimensionierte Warteflächen für die Fahrgäste erforderlich. Die Haltestellen sind möglichst nah am Hauptbahnhof zu bündeln. Zur Senkung der Betriebskosten und zur Verkürzung der Fahrzeiten für die Fahrgäste sollten die Linienwege, soweit möglich, auf direktem Wege geführt werden (Vermeidung von Schleifen- und Stichfahrten).

Um den ÖPNV als konkurrenzfähige Alternative zum MIV weiter zu stärken, sollten auch die Zufahrtswege zum ZOB optimiert werden. Eigene Trassen und Bussonderfahrstreifen helfen, die Störanfälligkeit im Busverkehr zu minimieren. Nur dann, wenn die Busse pünktlich verkehren, können Anschlüsse gesichert werden. (Stichwort: Modal-Split-Verlagerung vom MIV)

Wichtig im Bahnhofsumfeld ist die angemessene Berücksichtigung der Fußnger und Radfahrer.

3.              Verkehrskonzept und Varianten

Das „Verkehrskonzept RKK am Standort Kepler-Areal“ (R+T, Darmstadt, 2009) hat die prinzipielle Machbarkeit eines ZOB bei Wegfall der Haltemöglichkeiten in der Albertstraße nachgewiesen. Notwendig sind hierbei auch Haltestellen im Bereich der Galgenbergbrücke, da die Kapazitäten an den Haltestellen am Bahnhofsvorplatz nicht ausreichen.

Haltestellen im Bereich der Galgenbergbrücke haben den Vorteil, dass die Schleifenfahrten der Buslinien in der Achse D.-Martin-Luther-Str. Galgenbergbrücke entfallen würden. Das betrifft insbesondere die zahlreichen Busse, die zwischen Altstadt und Campus bzw. Uniklinikum verkehren. Ein weiterer Vorteil dieser Entzerrung wäre, die Zahl der Haltepositionen in der Maximilianstraße zu minimieren, um hier eine angemessene Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Altstadt herzustellen.

Vor diesem Hintergrund wurden drei Varianten zur Positionierung von Haltestellen entlang der Galgenbergbrücke zwischen Albertstraße und Arcaden untersucht.heres dazu ist der Machbarkeitsstudie zu entnehmen (Anlage 1).

 

4.              Ergebnisse der Machbarkeitsstudie

Die durch das Büro Schneider + Partner Ingenieur-Consult GmbH (SRP, Kronach) durchgeführte Studie (siehe Anlage 1) kommt zu dem Ergebnis, dass grundsätzlich alle drei untersuchten Varianten technisch umsetzbar sind. Die meisten verkehrlichen Vorteile r den Umweltverbund erzeugt die Variante 3. Im Gegensatz zu den beiden anderen Varianten enthält diese Lösung noch Optionen, weitere Haltepositionen anzulegen, wodurch zukünftige Steigerungen im ÖPNV-Angebot möglich werden. Die Lage der Haltestellen erlaubt sowohl das schnelle und sichere Umsteigen auf der Brücke selbst (z. B. von der Linie 3 oder 18 aus dem Südosten auf die Linien Richtung Hochschulen oder nigswiesen), zwischen den Haltestellen der Brücke und den Haltestellen des ZOB-Bereichs am Bahnhofsvorplatz, als auch zwischen den Bussen und der Bahn über direkte Abgänge zu den Bahngleisen.

Aufgrund des höheren baulichen Aufwands weist die Variante 3 die höchsten Kosten auf. Um die Variante 3 realisieren zu können, müssen Flächen an der östlichen Stirnseite der Arcaden überplant werden. Erste Gespräche haben hierzu bereits stattgefunden. Ebenso wurden Gespräche mit den zuständigen Stellen bei der Deutschen Bahn AG geführt.

 

5.              Ergebnisse der Nutzen-Kosten-Untersuchung

Aufgrund der Empfehlung aus der Machbarkeitsstudie wurde die Variante 3 der Nutzen-Kosten-Untersuchung zugrunde gelegt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung (Kurzbericht siehe Anlage 2) zeigen, dass insbesondere der direkte Umstieg zwischen Bus und Bahn große positive Effekte generiert. Die Straffung der Linienwege wirkt sich positiv sowohl auf die Betriebskosten als auch auf die Fahrzeit durchreisender Busbenutzer (v.a. zwischen Stadtsüden und Altstadt) aus. Im Ergebnis zeigt sich, dass damit ein gesamtwirtschaftlicher Nutzen generiert werden kann, der die Kosten der Brücke deutlich übersteigt. Mit dem ermittelten Nutzen-Kosten-Indikator von 2,71 ist die Wirtschaftlichkeit für diese Brückenvariante eindeutig nachgewiesen worden. Damit liegt ein wichtiger Baustein im Hinblick auf eine mögliche Förderfähigkeit der Maßnahme vor. Eine Förderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz wird wohl nicht mehr erfolgen, weil das Gesetz 2019 ausläuft und derzeit bereits der noch verfügbare Mittelrahmen weitgehend ausgeschöpft ist. Es ist aber zu erwarten, dass es im Hinblick auf die Bedeutung des Stadtverkehrs eine Nachfolgeförderung geben wird.

 

6.              Fazit / Zusammenfassung / Vorschlag der Verwaltung

Eine ÖPNV-Brücke neben der Galgenbergbrücke im Sinne der Variante 3 ist technisch machbar und weist einen Nutzen-Kosten-Faktor auf, der deutlich über 1 liegt. Die Aufteilung des ZOB auf zwei Bereiche hat eine Vielzahl von verkehrlichen und städtebaulichen Vorteilen. Nachteilig sind die notwendigen Eingriffe in die Grünfläche östlich des Peterskirchleins.

Darüber hinaus ist es im Weiteren erforderlich, die Leistungsfähigkeit der angrenzenden Knotenpunkte, insbesondere D.-Martin-Luther-Straße/Albertstraße/Hemauerstraße sowie Friedenstraße/Furtmayrstraße/Galgenbergbrücke r alle Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten bzw. auf dasnftige gesamte Verkehrskonzept anzupassen.

Um die Nutzen-Kosten-Untersuchung nicht zu verfälschen, wurde die Machbarkeitsstudie auf Basis einer reinen Busnutzung der neuen Brücke durchgeführt. Die Abmessungen der Brücke erlauben aber auch eine Benutzung der Brücke z.B. mit schienengebundenen Fahrzeugen („Stadtbahn“). Inwiefern dies Auswirkungen auf die Tragfähigkeit der Brücke hätte, wäre im weiteren Verfahren zu prüfen.

Die Verwaltung empfiehlt unter Abwägung der Vor- und Nachteile sowie der Kosten, eine ZOB-Brücke gemäß der Variante 3 in die Wettbewerbsauslobung sowohl für die erste Phase des Verkehrskonzepts als auch in der zweiten Phase als Ideenteil aufzunehmen.

 

7.              Weiteres Vorgehen und Zeitplan

Nach der Beauftragung der externen Wettbewerbsbetreuung durch den Bau- und Vergabeausschuss am 11. März 2013 kann mit der Bearbeitung der Wettbewerbsauslobung begonnen werden. Alle relevanten Akteure, ob verwaltungsintern oder extern, wurden bereits im Vorfeld über Organisation und Inhalt des Wettbewerbsverfahrens informiert. Es ist beabsichtigt, in thematischen Arbeitsgruppen (Verkehr, Städtebau, Infrastruktur, Recht) sukzessiv die Wettbewerbsaufgaben zu definieren und in die Wettbewerbsauslobung zu überführen. Der Prozess soll durch einen externen Fachberater Verkehr begleitet werden, der zusätzliche Unterstützung für die Stadtverwaltung im Rahmen der verkehrlichen Gesamtaufgabe leisten wird.

Mit der Auslobung des Wettbewerbs ist zu Beginn des Jahres 2015 zu rechnen.

In einem parallelen Verfahren wird der Bebauungsplan Nr. 1 Veranstaltungszentrum Ernst-Reuter-Platz sowie die notwendige Änderung des Flächennutzungsplanes vorangetrieben. Hierüber wird dem Ausschuss gesondert berichtet.

 


Der Ausschuss beschließt:

 

  1. Der Ausschuss nimmt die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie und der Nutzen-Kosten-Untersuchung sowie den Bericht der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.

 

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, die Option einer ÖPNV-Brücke weiterzuverfolgen und bei Vorliegen einer entsprechenden Vor-Vereinbarung mit der DB AG in die Auslobung zum Wettbewerb „Öffentliche Räume zwischen Hauptbahnhof und Ernst-Reuter-Platz“ als Wettbewerbsaufgabe aufzunehmen.

 

  1. Eine endgültige Entscheidung über eine Projektrealisierung einer ÖPNV-Brücke erfolgt nach Vorliegen der Wettbewerbsergebnisse und ggf. weiterer notwendiger Planungen.

 


 

Anlagen:

 

Anlage 1: Machbarkeitsstudie Busbrücke am Hauptbahnhof, Schneider & Partner Ingenieur-Consult GmbH, Kronach, 2014

Anlage 2: Kurzbericht zur Kosten-Nutzen-Untersuchung, PTV Transport Consult GmbH, Karlsruhe, 2014

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 1_Erläuterung_Machbarkeitsstudie_2014_03_06-ergänzt (5168 KB)    
Anlage 2 2 Anlage 2_Kurzbericht NKU-Ergebnisse (PTV, 2014) (1070 KB)