Vorlage - VO/14/09831/65  

 
 
Betreff: Instandsetzung der Steinernen Brücke; Sanierung der Sandsteinskulptur "Bruckmandl"
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Planungs- und Baureferentin Schimpfermann
Federführend:Tiefbauamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen Entscheidung
29.04.2014 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

Sachverhalt:             

 

 

Sachstand

 

Zwischen dem 25. und 27. Dezember 2012 wurde die Natursteinskulptur „Bruckmandl“ auf der Steinernen Brücke beschädigt. Der rechte Arm der Figur brach ab ob durch mutwillige Beschädigung oder durch fortschreitende Verwitterung konnte mit letzter Sicherheit nicht festgestellt werden. Während eine am 25. Dezember 2012 entstandene Fotographie das Bruckmandl noch unbescdigt zeigt, wurde am 27. Dezember 2012 das Fehlen des rechten Armes durch die Stadtführerin Hildegard Zweck entdeckt. Eine Suche nach dem abgebrochenen Arm im mittleren, stark verschlammten Flusslauf der Donau blieb im Januar 2013 erfolglos.

 

Das heute am höchsten Punkt der Steinernen Brücke aufgestellte Bruckmandl ist bereits die dritte Sandsteinfigur dieses Namens. Die ursprüngliche Skulptur wurde 1579 zerstört und gilt als verschollen. Von der zweiten Ausführung des Bruckmandls ist heute noch der Torso im Historischen Museum vorhanden. Die dritte Ausführung der Figur wurde im 19. Jahrhundert durch den Bildhauer Anton Blank geschaffen und im Jahr 1854 am heutigen Standort auf der Steinernen Brücke aufgestellt.

 

Bereits in den 90-er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Skulptur schon einmal beschädigt. Damals wurde der linke Arm abgebrochen, den jedoch wenig später der vormalige Leiter der Dombauhütte an Ort und Stelle wieder nachmodellierte.

 

Die neuerliche Beschädigung fällt zusammen mit den laufenden Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten der gesamten Steinernen Brücke, die bis zum Jahr 2017 in vier Bauabschnitten durchgeführt werden. Dabei befindet sich der Standort des Bruckmandls im Bereich des 4. Bauabschnittes, der in den Jahren 2016 und 2017 instandgesetzt werden soll. Eine Sanierung der Sandsteinskulptur war im Zuge des 4. Bauabschnittes vorgesehen.

 

 

Begutachtungen

 

Bereits im Januar 2013 wurde durch die Natursteinexpertin des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege, Frau Christiane Kern, eine erste Untersuchung des beschädigten Bruckmandls durchgeführt. Frau Kern kam zu dem Ergebnis, dass die Natursteinsubstanz der Skulptur insgesamt erhebliche Vorschädigungen aufweist. Nach ihrer Expertise ist die Natursteinsubstanz der rd. 160 Jahre alten Figur nicht nur an der Gesteinsoberfläche, sondern auch in der Tiefe deutlich beeinträchtigt. Die Bruchstellen des verlorenen Armes weisen mürbe Stellen, Abschieferungen und Risse auf. Frau Kern empfahl neben der Wiedererstellung und Anfügung des Armes die Sanierung der gesamten Skulptur durch eine Restaurierungsfachfirma. Vorab sollten jedoch eine umfassende Bestandsaufnahme und die Erstellung eines Restaurierungskonzeptes erfolgen.

 

Als Grundlage für ein Restaurierungskonzept wurden im April 2013 durch die Steinwerkstatt für Restaurierung und Denkmalpflege Regensburg eine Kartierung der Schäden des Bruckmandls und durch das Fachlabor für Konservierungsfragen in der Denkmalpflege München eine naturwissenschaftliche Untersuchung der Sandsteinfigur durchgeführt.

 

Die beiden Untersuchungen ergaben unter den Oberflächen der Skulptur hohe Gipskonzentrationen, die auf eine frühere Versiegelung der Oberflächen hindeuten. Bohrhärtemessungen lassen außerdem auf eine Entfestigung der Oberflächen bis in ca. 12 mm Tiefe schließen. Erst darunter liegen unverwitterte Tiefenbereiche des Sandsteines. Wasseraufnahmeprüfungen zeigen ebenfalls eine Gipsschicht unter den Oberflächen der Skulptur; dies bestätigen ebenfalls frühere Konservierungsmaßnahmen. Die Gipseinlagerungen unter den Oberflächen wirken als Sperrschicht bei Beregnung. Hierdurch treten im Übergangsbereich zwischen den befeuchteten Oberflächen und dem trockenen, innenliegenden Natursteinmaterial Scherspannungen auf, die die Oberflächenzone letztlich immer weiter entfestigen.

 

Auf Veranlassung des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD) wurde Mitte 2013 die Steinwerkstatt Regensburg mit der Erstellung eines Leistungsverzeichnissesr die Sanierung des Bruckmandls beauftragt. Zur Ergänzung des Armes wurde außerdem im Oktober 2013 Kontakt mit dem Staatlichen Bauamt Regensburg aufgenommen, das dann Anfang 2014 die Unterstützung der Dombauhütte bei der Wiedererstellung des verlorenen Armes zusagte.

 

Bei Wiederaufnahme der Arbeiten an der Steinernen Brücke ab März 2014 wurden die Begutachtungen des Bruckmandls mit der Überprüfung der Standsicherheit der Skulptur fortgesetzt. Für den derzeit in Planung befindlichen Rückbau der alten Brüstung und der Betonplatten am Rand muss u.a. überprüft werden, ob dadurch die Standsicherheit des Bruckmandls gefährdet wird. Wenn ja, müssen auch jetzt schon die Sicherungsmaßnahmen im Bauzustand geplant werden. Zur Überprüfung der Fundamentsituation des Bruckmandls wurde am 24. März 2014 eine Schürfe angelegt. Dabei zeigte sich, dass die Fundamentplatte in Einzelteile zerbrochen ist und keine solide Grundlage für den Basisblock der Skulptur mehr darstellt. Zusammen mit den bereits bekannten Rissen im überkragenden mittelalterlichen Konsolstein und mit der leichten Schrägstellung der Skulptur ergibt sich für den verantwortlichen Tragwerksplaner vom Büro für Baukonstruktionen, Herrn Dr. Egermann, dass die Standsicherheit der Skulptur, aber auch die Verkehrssicherheit auf ein nicht mehr verantwortbares Maß abgesunken ist. Darauf aufbauend empfiehlt das BLfD einen baldigen Abbau der Skulptur.

 

 

Weiteres Vorgehen, Sanierungskonzept

 

Die Stadt wird den Empfehlungen des BLfD folgen und ab Juni 2014 das Bruckmandl abbauen. Die bereits erarbeitete Ausschreibung der Sanierung muss um den Abbau und die Verbringung der Skulptur in eine entsprechende Werkstätte erweitert und auf eine Reparatur in der Werkstatt umgearbeitet werden.

 

Durch die beauftragte Firma und unter Beteiligung der Dombauhütte erfolgt anschließend die Sanierung der Sandsteinskulptur. Die Skulptur wird dann erst mit Fertigstellung des 4. Bauabschnittes der Instandsetzung der Steinernen Brücke im Jahr 2017 an Ort und Stelle verbracht und wiedererrichtet. Während der Arbeiten am 4. Bauabschnitt in den Jahren 2016 und 2017 war im ursprünglichen Instandsetzungskonzept ohnehin die Entfernung der Skulptur von der Steinernen vorgesehen. Hätte die Skulptur nach den Befunden aus dem Jahr 2013 dieses Jahr in situ repariert werden können, wäre die Skulptur in den Jahren 2016 und 2017 unter einer Einhausung verschwunden.

 

Das Sanierungskonzept sieht vor das Bruckmandl strukturell mit Kieselsäureestern im Vakuumtränkungsverfahren zu konservieren. Die Salz- und Sulfatbelastungen in der Sandsteinoberfläche werden über mit Ammoniumcarbonat angereicherte Kompressenbehandlungen der Werksteinoberflächen verringert. Risse und Lagerschäden werden konservativ mit mineralischen Füllmassen verfüllt und geschlossen. Gelockerte Steinteile werden kraftschlüssig verklebt und zusätzlich mit Mikronadeln gesichert. Altergänzungen werden, sofern keine Schäden erkennbar sind belassen. Geschädigte Altergänzungen und Fehlstellen werden im Zuge der Instandsetzung mit mineralischen Steinersatzstoffen ergänzt. Rau verwitterte Oberflächen werden geglättet und der Form folgend geschlossen.

Der fehlende Arm wird nach der Konservierung ersetzt.

 

 

 

Finanzierung der Sanierungsarbeiten

 

Die Sanierung des Bruckmandls sowie dessen Finanzierung erfolgt im Rahmen der Gesamtinstandsetzung der Steinernen Brücke. Zusätzlich erhält die Stadt einen Förderbetrag von dem Verein „Welterbe Kulturfonds Die Förderer e.V.“ speziell für die Ergänzung des verlorenen Armes durch die Dombauhütte Regensburg.

 


 

Vom Bericht der Verwaltung wird Kenntnis genommen.


Anlagen:

 

Querschnittsplan

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Abbau Bruckmandl (439 KB)