Sachverhalt:
1. Einführung
Der fortschreitende Klimawandel, die Endlichkeit fossiler Energieträger und steigende Energiekosten erfordern in allen Lebensbereichen eine grundlegende Veränderung im Umgang mit Energie. Auch auf kommunaler Ebene sind neue Ansätze zum Vollzug der Energiewende notwendig. Am 22. Mai 2012 hat der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen deshalb die Erstellung eines Energienutzungsplans beschlossen und die Verwaltung beauftragt, ein Vergabeverfahren zur Auswahl eines geeigneten externen Bearbeiters vorzubereiten und durchzuführen. Mit Beschluss des Bau- und Vergabeausschusses vom 15. Januar 2013 wurde das Ingenieurbüro Team für Technik ausgewählt; der Auftrag für die Erstellung des Energienutzungsplanes wurde am 14. März 2013 – nach dem Erlass des Zuwendungsbescheides – erteilt. Der Freistaat Bayern fördert die Erstellung des Energienutzungsplanes bei Gesamtkosten (vsl. rd. 140.000 €) mit Zuschüssen aus dem Programm zur Förderung innovativer Energietechnologien und der Energieeffizienz i.H.v. vsl. 97.450 € (d.s. 70 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten).
2. Inhalte und Zielsetzungen von Energienutzungsplänen
Energienutzungspläne sind strategische Planungsinstrumente, die einen Überblick geben über die momentane sowie zukünftige Energiebedarfs- und Energieversorgungssituation in den jeweiligen Gemeinden. Vergleichbar dem Grundgedanken des Flächennutzungsplans in der räumlichen Planung zeigt der Energienutzungsplan ganzheitliche energetische Konzepte und Planungsziele auf.
Die Herausforderungen der Energiewende, an deren Bewältigung den Städten und Gemeinden eine tragende Rolle zugedacht ist, machen eine planvolle Herangehensweise notwendig. Nur wenn man weiß, wie Energiebedarf, Energieinfrastruktur und Energiepotenziale sowie mögliche Einsparungen räumlich verknüpft sind, können optimale Lösungen für die nachhaltige Energieversorgung einer Gemeinde gefunden werden. In Energienutzungsplänen geht es im Ergebnis darum, in den Bereichen
- Energieeinsparung (verbraucherseitig) - Steigerung der Energieeffizienz (versorgungsseitig) - Einsatz erneuerbarer Energien
gezielt Potenziale zu erkennen und Lösungen vorzuschlagen, wie diese Potenziale genutzt werden können.
3. Kommunales Energiemanagement
Selbstverständlich fanden auch bisher in Regensburg vielfältige Aktivitäten zu den Themenfeldern „Energie“ und „Klimaschutz“ statt. Aus städtischer Sicht sind dabei insbesondere die Aktivitäten des kommunalen Energiemanagements hervorzuheben. Seit vielen Jahren werden dabei in den kommunalen Liegenschaften konsequent viele große und kleinere Maßnahmen zur Energieeinsparung und Steigerung der Energieeffizienz durchgeführt. Als Beispiele aus neuerer Zeit seien an dieser Stelle genannt:
Bei der Erzeugung regenerativer Energie ragen die Wärme- und Kältegewinnung aus Kanalabwasser beim Haus der Musik und die Holzhackschnitzelheizung des Stadtgartenamtes heraus. Die Hackschnitzel stammen dabei überwiegend aus Eigenproduktion (Baumpflegearbeiten, Sturmereignisse etc.) und beheizen sämtliche Gebäudeteile des Gartenamtes. Darüber hinaus betreibt die Stadt Regensburg 11 Photovoltaik-Anlagen mit einer Jahresernte von ca. 180.000 kWh, drei thermische Solaranlagen zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung und sieben Blockheizkraftwerke.
Die genannten Beispiele stellen nur einen kleinen Ausschnitt der Arbeit des kommunalen Energiemanagements dar. Einen ausführlichen Überblick über abgeschlossene und geplante energetische Maßnahmen geben die Energieberichte des Amtes für Hochbau und Gebäudeservice. Beeindruckend sind abschließend aber folgende Zahlen:
Die gesamte Wärmeenergieeinsparung in den kommunalen Liegenschaften belief sich von 1994 bis 2013 auf insgesamt ca. 320.000 MWh, was eine CO2 – Einsparung von rund 72.000 Tonnen.
4. Ergebnisse des Energienutzungsplans
Der Energienutzungsplan Regensburg gliedert sich in folgende sechs Einzelberichte:
- Grundlagenermittlung - Ist-Zustand Verbrauch - Ist-Zustand Erzeugung - CO2 – Bilanz und Primärenergieverbrauch - Potenzialbetrachtung zur CO2 – Minderung - Konzeptentwicklung und Maßnahmenempfehlungen
Das Ingenieurbüro „Team für Technik“ wird den Energienutzungsplan in der Sitzung ausführlich präsentieren. Anschließend wird er auch auf den städtischen Internetseiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Kurzfassung des Energienutzungsplans liegt der Vorlage bei. Die Konzepte und Maßnahmenempfehlungen sind in der nachfolgenden Übersicht zusammengefasst.
Strategische, organisatorische und Bildungsmaßnahmen
1) Diese Aufgabe wird von der Verwaltung in der jüngeren Vergangenheit bereits wahrgenommen. Für die Bebauungspläne „Chamer Straße“, „Nibelungenkaserne“ und „Innerer Westen – Ladehofstraße“ wurden jeweils Konzepte für die spätere Wärmeversorgung erarbeitet.
2) Seit Oktober 2013 berät die Energieagentur Mieter sowie bau- und sanierungswillige Regensburgerinnen und Regensburger zu energetischen Fragestellungen. Die Maßnahme ist zunächst bis Ende 2014 begrenzt, soll aber darüber hinaus weitergeführt werden.
3) Eine ähnliche Zielrichtung verfolgen Aktivitäten wie die Exkursionsreihe „Energie vor Ort“ oder die Ausstellung „Energiewende“ im Bürger- und Verwaltungszentrum.
Regenerative Erzeugung von Strom und Wärme
Energieeffizienz und Energieeinsparung
Elektromobilität
Die Stadt Regensburg strebt an, die Konzept- und Maßnahmenvorschläge des Energienutzungsplans umzusetzen bzw. deren Umsetzung anzustoßen. Aus Kapazitätsgründen ist es jedoch nicht möglich, alles gleichzeitig zu erledigen. Vielmehr müssen Prioritäten gesetzt werden. Die Verwaltung sieht vor allem nachfolgend beschriebene Kernthemen, deren Bearbeitung für die Erfüllung der Ziele der Energiewende besonders lohnend erscheinen.
Leitbild Energie
Langfristig angelegte Prozesse wie die Umsetzung des Energienutzugsplans und die Bewältigung der sog. „Energiewende“ brauchen klare und verbindliche Zielsetzungen, auf die sich Bürger, Politik, Verwaltung und alle anderen beteiligten Akteure – quasi als gemeinsamen Nenner – einigen. Solche Zielsetzungen bewirken auf dem bevorstehenden langen Weg eine verlässliche Orientierung und tragen zur Identifikation und Akzeptanz der einzelnen Maßnahmen bei. Voraussetzung dazu ist ein breit angelegter Leitbildprozess, der möglichst alle Akteure einbezieht und das so erarbeitete Leitbild in Politik und Gesellschaft fest verankert. Beispiele anderer Städte wie Freiburg oder Graz zeigen außerdem, wie imagefördernd ein „green-city-Leitbild“ sein kann und welche Vorteile sich daraus vor dem Hintergrund möglicher EU-Fördermaßnahmen ergeben können.
Für die Gestaltung und Moderation eines Leitbildprozesses „Energie“ wäre die Energieagentur Regensburg die am besten geeignete Institution. Sie verfügt über das notwendige Fachwissen, ein ausgeprägtes Netzwerk und in der Person des Geschäftsführers über einen ausgebildeten Moderator und Kommunikator.
Ausbau der Energiepotenziale Biomasse und Aufbau einer Börse für regionale Biomasse-Brennstoffe
Der Ausbau der Nutzung von Biomasse als Energieträger im Stadtgebiet ist stark vom Zulieferpotenzial aus dem Umland abhängig. Kurze Wege von der Erzeugung bis zur Nutzung sind bei Biomasse essenziell, um eine nachhaltige Lösung darzustellen. Dabei soll das Ziel nicht eine Vollversorgung der Stadt mit Biomasse sein, sondern das vorhandene Biomassepotenzial aus der Region für einzelne geeignete Standorte in Regensburg zu nutzen. Hierbei sollte das Augenmerk sowohl auf dem Landkreis Regensburg als auch auf relativ nahen und waldreichen Gebieten liegen, wie zum Beispiel der Region um Kelheim oder dem südlichen Landkreis Schwandorf.
Eine regionale Bioenergiebörse kann dabei helfen, lokale Nachfrage und Angebot auf einfache Weise zu verknüpfen. Ein wichtiger Teil dieser Maßnahme ist die interkommunale Vernetzung zwischen der Stadt Regensburg und den umliegenden Gemeinden und waldreichen Regionen. Durch die regionale Nutzung der Biomasse für energetische Zwecke können kurze Lieferwege garantiert werden, was die energetische Bilanz der Bioenergienutzung optimiert. Ein möglicher Standort für eine zentrale Sammel- und Verteilungsstelle könnte das Gewerbegebiet Haslbach darstellen. Hier befindet sich bereits das "Holzcentrum Regensburg" mit großen Holzlagerbeständen. Durch die nahegelegene BAB 93 und die B16 ist eine gute Anbindung an die überörtliche Verkehrsinfrastruktur gegeben.
Energiebildungszentrum (EBZ)
Mit dem „Energie-Bildungs-Zentrum Regensburg“ soll ein zentrales Informations- und Bildungszentrum zum Thema Energiewende für alle Teile der Gesellschaft im Großraum Regensburg geschaffen werden. Ziele sind die Bereitstellung unabhängiger Information und die Förderung der Bewusstseinsbildung bezüglich der Energiewende. Als Standort wird das gemeinsame Gewerbegebiet an der Stadtgrenze zur Gemeinde Tegernheim vorgeschlagen. Dieser Standort signalisiert den interkommunalen kooperativen Ansatz des EBZ. Konzeptionelle Inhalte des EBZ können sein:
- Informations- und Beratungsbereich rund um Energie (Wärme, Strom und Mobilität) - Dauerausstellung mit technischen Lösungen und praxisnahen Anwendungen (z.B. Musteranlagen für energiesparende Gebäudelösungen, Energieeffizienzbeispiele sowie für die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien) - Veranstaltungsbereich (Info-Veranstaltungen, Besuche von Schulen und Kindergärten,…)
Nutzen des EBZ: - Nutzen für Besucher: Besucher erhalten neutrale Informationen zu verschiedenen Aspekten der Energiewende – darüber hinaus werden Möglichkeiten für einen persönlichen, nachhaltigen Umgang mit Energie vermittelt. - Nutzen für Stadt und Landkreis: Stadt und Landkreis bieten ihren Einwohnern und Einrichtungen eine unabhängige Unterstützung und Begleitung im Prozess der Energiewende an. Dies dient der Bewusstseinsbildung und fördert die Mobilisierung der Gesellschaft für einen aktiven Beitrag zu einem nachhaltigen Umgang mit Energie. - Nutzen für die Energieagentur Regensburg (EAR): Die EAR etabliert ein weiteres Standbein für eine langfristige Institutionalisierung in der Gesellschaft. - Nutzen für Wirtschaft und beteiligte Einrichtungen: Wirtschaft und beteiligte Einrichtungen erhalten eine Präsentationsmöglichkeit für Bürgerinnen und Bürger im Großraum Regensburg mit aktuellen Produkten, Dienstleistungen und Wissenswertem.
Forcierung der energetischen Sanierung in Bestandsquartieren
Das Team für Technik hat Prioritätsgebiete für Einsparmaßnahmen durch energetische Sanierung definiert, deren theoretisches Einsparpotenzial bei jeweils über 1,5 Gigawattstunden pro Jahr bei einer Sanierung auf "Effizienzhaus 55"-Niveau liegt (z.B. Königswiesen Nord, Altdorfer Straße, nördliche Isarstraße). Die Immobilieneigentümer in den jeweiligen Prioritätsgebieten sollen dazu motiviert werden, die Einsparpotenziale mit geeigneten Sanierungsmaßnahmen zu aktivieren.
Ausbau von Wärmenetzen
Wärmenetze bündeln den Wärmebedarf mehrerer Versorgungsobjekte und ermöglichen durch Skaleneffekte den Einsatz von Wärmeerzeugern, die für einzelne Objekte alleine aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht einsetzbar sind. Solche Wärmeerzeuger sind z.B. Holz-Heizkraftwerke, große Blockheizkraftwerke, geothermische Bohrungen, Kessel für feuchte Brennstoffe, Heizkraftwerke mit Dampfturbinen oder große Wärmepumpen. Allerdings erfordern Wärmenetze im Aufbau eine hohe Investition und verursachen im Betrieb Kosten für Pumpenstrom und Netzverluste. Deshalb ist, bezogen auf die Wärmenetzlänge, ein möglichst hoher Wärmebedarf erforderlich, um die spezifischen Kosten gering zu halten. Das Team für Technik hat Gebiete innerhalb der Stadt ermittelt, die den Schwellenwert für die notwendige Wärmebedarfsdichte jeweils überschreiten und deshalb konkret geprüft werden sollten (s. Karte im Anhang). Die Initiative hierzu muss zunächst von der Stadt Regensburg kommen, es braucht jedoch die Mitwirkung von Nutzern, die sich an derartige Netze anschließen und so für einen wirtschaftlichen Betrieb sorgen.
Erneuerbare Energieerzeugung
Ziel ist die konsequente Ausnutzung von Potenzialen zur erneuerbaren Energieerzeugung (s. Karte im Anhang) im Stadtgebiet in folgenden Bereichen:
Grundsätzlich geeignete Freiflächen für die Installation von Fotovoltaikanlagen befinden sich am Auffahrtsohr der BAB 3 in Burgweinting sowie entlang der Lärmschutzwände der BAB 3. An diesen Anlagenstandorten würde auf in das öffentliche Stromnetz eingespeisten Strom eine Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gewährt. Die Nutzung der Deponie Haslbach als Standort für eine Fotovoltaikanlage ist aus technischen Gründen erst in späteren Jahren möglich. Aufgrund der hohen Zahl an Gebäuden im Stadtgebiet weist der Energienutzungsplan ein großes Potenzial für Fotovoltaik (Stromerzeugung) und Solarthermie (Warmwasser und Heizungsunterstützung) aus. Sinkende Investitionskosten, steigende Stromkosten und die Aussicht auf die Weiterentwicklung leistungsfähiger Stromspeicher (u.a. in Form der Elektromobilität) könnten die Attraktivität von Fotovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch von Privathaushalten mittel- bis langfristig spürbar erhöhen. Ebenso kann der vermehrte Einsatz der Solarthermie mit dazu beitragen, die Abhängigkeit vom fossilen Energieträger „Erdgas“ zu verringern.
Die Nutzung von Abwasser aus städtischen Kanälen für die Wärme- und Kälteversorgung soll künftig für alle größeren Einzelbau-, Siedlungs- und Sanierungsmaßnahmen im Detail geprüft werden. Eine erste Machbarkeitsprüfung ist dabei von der Stadt Regensburg vorzunehmen. Im Energienutzungsplan wurden die dafür geeigneten Kanäle sowie die Siedlungsflächen, die sich aufgrund des Abstandes zu den Kanälen für eine derartige Versorgung eignen würden, ermittelt und kartografisch dargestellt (s. Karte im Anhang). Die technische Umsetzung ist dann von qualifizierten Ingenieurbüros zu leisten.
Die Potenziale für die Erzeugung von Strom aus Windkraft sind im Stadtgebiet erwartungsgemäß begrenzt. Je nach Festlegung des Abstands der Windkraftanlagen von bebauten Flächen gibt es an bis zu zwei weiteren Standorten im Stadtgebiet Potenzial. Im Nordwesten (Tremmelhauserhöhe) und im Südwesten (Bannwald im Staatsforst) von Regensburg könnten jeweils ca. zwei bis drei Anlagen mit einer Nabenhöhe von bis zu 140 m (je ca. 3 MW) installiert werden. Zudem ist ein sogenanntes „Repowering“ der bestehenden Anlage am Mühlberg möglich (Erhöhen der Leistung durch Ersetzen der Altanlage durch eine Anlage auf dem Stand der Technik). Das bestehende Potenzial im Stadtgebiet sollte detailliert untersucht werden, um je nach Entwicklung der genehmigungsrechtlichen Rahmenbedingungen (z.B. Abstandsregelung, Landschaftsbild) die bestehenden Handlungsoptionen abschätzen zu können.
Die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft beschränkt sich in Regensburg derzeit auf das Kraftwerk der Rhein-Main-Donau AG am Pfaffensteiner Wehr. Der Energienutzungsplan regt an, zu untersuchen, ob die Errichtung eines Schleusenkraftwerks in der Schleuse Regensburg technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll wäre. Schleusenkraftwerke nutzen das Befüllen und Entleeren der Schleuse zur Stromerzeugung durch spezielle Turbinen. Erster Ansprechpartner bei der Umsetzung eines derartigen Vorhabens ist das Wasser- und Schifffahrtsamt.
Das Biomassepotenzial innerhalb des Stadtgebiets ist recht begrenzt. Der Fokus sollte sich deshalb auf vorhandene Biomassepotenziale aus der Region richten.
„Lernende Energieeffizienz-Netzwerke“ (LEEN) und „Nutzung gewerblicher Abwärmepotenziale“
Bei den lernenden Energienetzwerken und der Nutzung gewerblicher Abwärmepotenziale geht es in erster Linie darum, Gewerbebetrieben eine Plattform für gemeinsame Aktivitäten zur Energieeinsparung und Effizienzsteigerung zu bieten. Die Energieagentur Regensburg, die bereits über ein dichtes Unternehmensnetzwerk verfügt, böte dafür eine geeignete Plattform.
Abwärme aus Industriebetrieben, die ansonsten ungenutzt in die Umgebung abgegeben würde, kann als Wärmequelle zur Heizung von umliegenden Gebäuden verwendet werden, wenn das Abwärmepotenzial zeitlich, räumlich, bezüglich der Leistung und des Temperaturniveaus zu dem Wärmebedarf möglicher Versorgungobjekte passt.
Ein etabliertes Beispiel für Energieeffizienznetzwerke sind die sogenannten "Lernenden Energieeffizienz-Netzwerke" (www.leen.de). Das LEEN-Managementsystem regelt den Aufbau und die dauerhafte Arbeit in den Effizienz- Netzwerken, zu welchen 10 bis 15 Unternehmen gehören. Mehrere Unternehmen arbeiten zusammen, mit dem Ziel, kosteneffektiv Energie zu sparen, indem sie voneinander lernen.
Weitere Themen, wie die verstärkte Berücksichtigung der Energieplanung in der Bauleitplanung, die Energieberatung Regensburger Haushalte, der Beitritt zum Konvent der Bürgermeister oder die Aktivitäten im Rahmen des E-Mobilitätsclusters, werden von der Stadt Regensburg bzw. ihren Partnern mit Nachdruck vorangetrieben. Hier kommt es darauf an weiter „am Ball“ zu bleiben und auch künftig in den Anstrengungen nicht nachzulassen.
5. Umsetzung
Der Wert des Energienutzungsplans entfaltet sich nur dann, wenn die darin enthaltenen Konzepte und Maßnahmenvorschläge umgesetzt werden. Dabei sind folgende drei Schritte zum Gelingen notwendig:
5.1 Aufbau einer effizienten Arbeitsorganisation
Es ist geplant, ein Lenkungs- und Beratungsgremium einzurichten, in dem wichtige Akteure der „Energiewende“ aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen vertreten sind. Dies sind beispielsweise die Rewag, die Ostbayerische Technische Hochschule, Vertreter der Stadtverwaltung, Mitglieder des Stadtrats, die Energieagentur Regensburg, Wirtschaftsvertreter und ggf. weitere Institutionen. Ziele dieses Gremiums sind:
Das Lenkungs- und Beratungsgremium sollte turnusgemäß zwei bis vier Mal jährlich zusammentreten, kann aber bei Bedarf auch öfter tagen. Die Geschäftsführung sollte in der Gründungsphase erst einmal bei der Stadtverwaltung liegen, könnte aber danach beispielsweise von der Energieagentur Regensburg übernommen werden. Der/die Vorsitzende wird durch das Gremium selbst bestimmt.
Es wird vorgeschlagen, die Maßnahmenvorschläge aus dem Energienutzungsplan in sieben Arbeitsgruppen abzuarbeiten:
Beim Thema Mobilität ist dabei eine enge Abstimmung mit den bereits laufenden vielfältigen Aktivitäten im Rahmen des E-Mobilitätsclusters zwingend.
Die genannten Arbeitsgruppen sollten von der Energieagentur Regensburg geleitet werden. Die Energieagentur qualifiziert sich für diese Aufgabe durch ihre hohe fachliche Kompetenz und wegen des breit gefächerten Mitgliedernetzwerks an Unternehmen, Institutionen und Persönlichkeiten, das in den vergangenen Jahren von der Agentur aufgebaut wurde. Viele Akteure, die bei der Umsetzung des Energienutzungsplans mitwirken müssen, sind bereits in der Energieagentur Regensburg organisiert.
Für diese Aufgabe müsste die Energieagentur mit angemessenen Mitteln über einen längeren Zeitraum ausgestattet werden. Die Verwaltung wird sich dazu mit der Energieagentur verständigen und dem Stadtrat einen Vorschlag unterbreiten. Ebenso sollte eine Abstimmung mit dem Landkreis erfolgen. Selbstverständlich wird sich die Verwaltung im Rahmen ihrer personellen Möglichkeiten ebenfalls in den Arbeitsgruppen engagieren.
5.2 Zielgruppenorientierung
Die Umsetzung der meisten Vorschläge, die im Energienutzungsplan formuliert sind, liegt außerhalb des Einflussbereichs der Stadt Regensburg. Umso wichtiger ist es, auf zentrale Akteure zuzugehen und sie zum Mitmachen zu motivieren. Dies sind beispielsweise Wohnungsunternehmen mit größeren sanierungsbedürftigen Wohnungsbeständen, Unternehmen mit hohen Abwärmepotenzialen oder Immobilieneigentümer, deren Liegenschaften durch neue Wärmenetze effizienter versorgt werden könnten.
5.3 Bürgerinformation und Energieberatung
Nicht nur einzelne wichtige Zielgruppen, sondern die Bürgerinnen und Bürger in ihrer Gesamtheit sind bei der Umsetzung der „Energiewende“ gefordert. Die Ergebnisse des Energienutzungsplans sollen daher den Regensburgerinnen und Regensburgern nicht nur auf den städtischen Internetseiten präsentiert werden, sondern auch in gesonderten Informationsveranstaltungen. Je nach Interesse sind eine oder auch mehrere Infoveranstaltungen geplant.
Bereits seit Herbst 2013 können sich Regensburger Bürgerinnen und Bürger bei der Energieagentur Regensburg kostenlos beraten lassen. Die Energieberatung ist zunächst bis 2014 beschränkt (vgl. Beschluss des Ausschusses für Stadtplanung, Verkehr-, Umwelt- und Wohnungsfragen vom 04.06.2013), soll aber über das Jahr 2014 hinaus weitergeführt werden. In den Jahren 2013/2014 sind für die Energieberatung insgesamt Mittel i. H. v. 50.000 € eingestellt. Zwischen September 2013 und Mai 2014 nahmen 40 Regensburger Haushalte das Angebot der kostenlosen Energieberatung wahr. Diese Zahl ist in Zukunft noch deutlich ausbaufähig. Mit einer Anzeigen- und Flyeraktion haben Energieagentur und Stadt vor kurzem versucht, die Beratungsleistung erneut ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen. Außerdem soll künftig bei verschiedenen Anlässen immer wieder auf das Beratungsangebot aufmerksam gemacht werden. Nur wenn es gelingt, das Beratungsangebot über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten und zu bewerben, wird sich die erhoffte Nachfrage einstellen.
Ein Vorschlag des Energienutzungsplans ist zudem die Veröffentlichung von „best practice“ - Beispielen für energetische Sanierungen und Neubau als Anregungen und Mutmacher für private Bauherren. Hier könnte später in dem ebenfalls geplanten „Energiebildungszentrum“ eine Dauerausstellung organisiert werden.
Bereits bestehende „Formate“ wie die vom Planungs- und Baureferat organisierten Energieexkursionen und – ausstellungen sollten fortgeführt bzw. weiterentwickelt werden. Ein entsprechend beworbener „Tag der Energie“ mit einem attraktiven stadtweiten Programm könnte beispielsweise eine noch breitere Öffentlichkeit für dieses Thema herstellen.
6. Fazit und Ausblick
Mit dem Energienutzungsplan bekommt die Stadt Regensburg ein Planungsinstrument, das auf einer sorgfältigen Analyse der aktuellen und künftig zu erwartenden Energieversorgungssituation basiert. Die konsequente Umsetzung des Plans würde Regensburg ein großes Stück voranbringen auf dem Weg zur viel zitierten „Energiewende“. Der Weg dorthin ist allerdings lang und in Teilen auch beschwerlich.
Die erfolgreiche Umsetzung des Energienutzungsplans hängt insbesondere von drei Faktoren ab:
Anlagen:
Karte - Regenerative Stromerzeugung Karte – Wärmebedarfsdichte Karte – Wärme- und Kältegewinnung aus Abwasser Energienutzungsplan Stadt Regensburg - Kurzfassung |
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