Vorlage - VO/15/11115/55  

 
 
Betreff: Einrichtung von Notinseln im Stadtgebiet Regensburg
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Oberbürgermeister Wolbergs
Federführend:Amt für kommunale Jugendarbeit   
Beratungsfolge:
Jugendhilfeausschuss Vorberatung
15.07.2015 
Öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses geändert beschlossen   
Ausschuss für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen Vorberatung
28.07.2015 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen geändert beschlossen   
Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung
30.07.2015 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg geändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n

 

 

 

Sachverhalt:             

 

Hintergrund

 

Im Jahr 2004 hat sich das Projekt „KIMM“ Kinder machen mobil entwickelt. In dieser Zeit wurde das Netzwerk Nord durch das Jugendzentrum Fantasy initiiert, das sich durch ein gemeinsames Vorgehen für mehr Toleranz, Demokratie und Gemeinwesen auszeichnet. Dies wurde durch regelmäßige Treffen, mit dem Ziel der Sensibilisierung der beteiligten Personen, Vereine, Verbände, Kirchen und Schulen erreicht.

Im Rahmen dieses Netzwerkes gab es verschiedene Gespräche mit u.a. dem Kindergarten St. Lukas, der über sein Pventionsprojekt „Raufen nach Regeln“ und „Kinder stark machen Schutz vor sexuellem Missbrauch“ berichtete und die Problematik des Schulweges ansprach.

 

Durch „KIMM“ wurden Anlaufstellen mit Beginn des Schuljahres 2004/2005 für Kinder geschaffen, bei denen sie in Notsituationen Hilfe erfahrennnen. Diese Anlaufstellen waren durch ein Maskottchen im Fenster oder an der Hauswand gekennzeichnet und jedes Schulkind erhielt zur Einschulung einen Schulwegplan, auf dem auch die Anlaufstellen eingezeichnet waren. Daran beteiligte Geschäfte, Einrichtungen und Privatpersonen erhielten ein Infoblatt mit möglichen Hilfeleistungen. Die Anlaufstellen bekamen auch eine kurze Unterweisung, wie sie sich bei Problemen verhalten müssen. Diese Aktion wurde von anderen Grundschulen übernommen, der GS Sallerner Berg, GS Konradschule, GS Hans-Hermann, GS Nikola-Reinhausen, GS Gerhardinger; GS Keilberg, GS Prüfening und GS Napoleonstein.

 

In der Zwischenzeit ist in einigen Stadtteilen das Projekt vollständig eingeschlafen oderuft nur rudimentär, weil die damals Verantwortlichen nicht mehr aktiv sind.

 

Gewalt und Übergriffe begegnen uns und unseren Kindern leider überall, in der Schule, auf dem Spielplatz oder auf dem Weg nach Hause. Gewalt oder Situationen, die Kindern Angst machen, gibt es tagtäglich. Bei Gewalt von großen an kleinen Kindern, bei ausländerfeindlich motivierter Gewalt gegen Kinder, bei der Diskriminierung von Schwächeren und körperlicher Gewalt sollen die Notinseln eine leicht erreichbare Anlaufstelle sein.

 

Alle Läden und Geschäfte, die das Notinsel-Zeichen an ihrer Tür anbringen, signalisieren Kindern: Wo wir sind, bist du sicher“.

Die Notinseln schaffen für Kinder, die sich bedroht fühlen und die Hilfe benötigen, einen Zufluchtsort, an dem ihnen geholfen wird. Auch die kleinen Wehwehchen werden bei den Notinsel-Partnern ernst genommen.

 

Das Projekt „Notinsel“ ist ein Projekt der Stiftung „nsel+Gretel“.

 

Die Stiftung Hänsel+Gretel:

Die Stiftung Hänsel+Gretel fördert Kinderbewusstsein in Deutschland. Erwachsene sollen dabei lernen kinderbewusster zu denken und zu handeln. Damit Kinder „nicht verloren gehen“, initiiert und fördert Hänsel+Gretel seit 1997 über 400 Projekte. Diese sollen die Lebenswelt von Kindern verbessern und Erwachsene dazu bringen, die Welt mit Kinderaugen zu sehen und danach zu handeln.

 

Das Projekt Notinsel:

Das Projekt Notinsel“ soll Kindern in Notsituationen Fluchtpunkte aufzeigen, in denen sie Hilfe bekommen. Notinseln können Einzelhandelsgeschäfte, Bäckereien, Metzger, Friseure, kleinere Supermärkte, Apotheken, Banken u.v.m. werden, sofern sie geeignet sind und sich dazu bereit erklären, Kindern zu helfen, wenn diese Hilfe benötigen.

 

Es ist konzeptionell ähnlich wie „KIMM“, wird aber in Kooperation mit der Stiftung Hänsel+ Gretel durchgeführt. Es gibt in ganz Deutschland schon 207 beteiligte Kommunen.

 

Wer mit dem Projekt „Notinsel“ der Stiftung Hänsel+Gretel kooperiert, muss sich durch eine Vereinbarung zur Kooperation verpflichten. Es wird einmalig eine Betreuungspauschale von ca. 750 €r die Nutzung des Notinsel-Zeichensllig, die Projektunterlagen und vor allem die Beratung und Betreuung durch die Stiftung Hänsel+Gretel beinhaltet. Die Anpassung der Layouts, die Unterstützung bei der Pressearbeit, die Einrichtung der eigenen Internetpräsenz sind weitere Leistungen, die mit dieser Pauschale abgegolten werden, solange das Projekt läuft.

 

Öffentlichkeitsarbeit und Werbung

Man kann bei den Notinseln alle nötigen Materialien bestellen. Das Layout ist bereits vorgegeben, kann aber r die Kommune im geringen Umfang angepasst werden. Es gibt z.B. Aufkleber für die Geschäfte, Flyer, Plakate, Werbebanner, Radiergummies etc. Diese Materialien müssen bezahlt werden. Der Vorteil ist, dass sie einen Wiedererkennungswert haben, da Kinder dadurch auch in anderen Kommunen Notinseln erkennen können. Außerdem können die Materialien ohne großen Aufwand jederzeit nachbestellt werden. Die Kosten dafür sind angemessen.

Es gibt bereits eine Internetseite für das Projekt Notinsel. Über die Stiftung Hänsel+Gretel kann sehr einfach eine Internetseite für die Stadt Regensburg angelegt werden, die von der Stadt mit Inhalten versehen werden kann.

 

Hausaufgabenheft

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, ein Hausaufgabenheft zu erstellen. Das Layout bekommt man von der Stiftung Hänsel+Gretel. Es werden die Notinseln in der Stadt vorgestellt und der sonstige Inhalt kann seitens der Stadt bestimmt werden. In der Regel wird das Heft von Sponsoren bezahlt. Das Heft wird an alle Grundschüler/innen verteilt und erfahrungsgemäß gerne von den Schüler/innen genutzt. Dies wäre auch eine gute Gelegenheit, Infos über Kinderrechte an die Kinder weiterzugeben.

 

r die Initiierung in der ganzen Stadt mit insgesamt 16 Grundschulen haben wir für zehn Monate eine Stelle im Umfang von 30 Wochenstunden mit einem voraussichtlichen Personalkostenaufwand von ca. 31.500 Euro errechnet.

Zu den Aufgaben gehören:

  • Information und Kooperation mit den Schulen, z.B. Einpflege in den Schulwegeplan
  • Kooperation mit der Jugendsozialarbeit an Schulen, den Stadtteilnetzwerken und der Polizei
  • Aufbau eines Netzes von Hilfsinseln, Schulung des dortigen Personals, Materialbeschaffung und Infos aufzuarbeiten
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • usw.

r die Weiterführung nach den zehn Monaten werden ebenfalls noch Stunden benötigt, aber in einem wesentlich geringeren Maß; derzeit gehen wir von acht Wochenstunden mit einem errechneten Personalkostenaufwand von ca. 9.500 Euro aus. In dieser Zeit müssen u.a. jährlich wiederholt die Erstklässler und der Elternbeirat informiert werden, die Hilfsinseln kontaktiert und Statistiken geführt werden über Vorkommnisse.

r die Beschaffung von Materialienllt jährlich ein Aufwand von 2.000 Euro an.

 

Es wird vorgeschlagen, die Verwaltung mit der Umsetzung des Projektes „Notinsel“ zu beauftragen und die hierzu unabweisbar notwendigen zusätzlichen Ressourcen im Stellen-  bzw. Haushaltsplan 2016 bereitzustellen.

 

Das Projekt „Notinsel“ ist ein weiterer Baustein, um flächendeckend die gesamte Stadt für Kinderschutz zu sensibilisieren und echte niederschwellige Anlaufstellen für Kinder in Notsituationen zu schaffen.

 

 


Der Ausschuss empfiehlt / Der Stadtrat beschließt:

 

  1. Der Bericht zum Projekt „Notinsel“ in Regensburg wird zur Kenntnis genommen.

 

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, das Projekt „Notinsel“ 2016 umzusetzen.

 

  1. Im Rahmen des Haushalts 2016 werden die für die Umsetzung des Projekts unabweisbaren stellenplanmäßigen Voraussetzungen geschaffen sowie die notwendigen Sachmittel bereitgestellt.

 


 

Anlagen: